Tag: Technik

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    Tore der Torheit*

    (25.5.2018)

     

    Tragisch trugen sie tief
    den Tod in ihren Adern
    Mancher träumte von gesicherter Zukunft
    mancher ersehnte Macht und Gewalt
    mancher pochte auf persönliche Entwicklung
    mancher dachte einfach nichts dabei
    Ihre Eltern schauten begeistert zu
    verhängnisvoll vielfältig vergessend
    was Krieg und Elend bedeutet
    Die Rüstungsindustrie brummte besessen
    die Denker waren käuflich

    ֎֎֎

    *Anlässlich der Ankündigung der Bundeswehr, ihre Werbung an deutschen Schulen auszubauen

     

  • Beitrag zu der Lesung “Der Mensch im Roboter – der Roboter im Menschen” beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

    Poseidon trifft Roberto, den Androiden

     

    Poseidon taucht an der jonischen Felsenküste aus den Fluten; er trifft auf einen kleinen Roboter, der sich ihm vorstellt: „Poseidon, ich bin Roberto. Seit Jahrtausenden schaue ich Dir zu. Darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass du von dir Unmögliches verlangst?”

    „Ich überfordere mich nicht”, entrüstet sich Poseidon, „ich möchte zwischendurch einmal Ruhe haben, Ruhe vor dem Berechnen der ewigen Gezeiten und Strömungen! Ich kann sie sehr wohl von den unendlichen Datenfluten der digitalen Berechnungen unterscheiden.”  Poseidon klappt das wasserdichte Laptop zu und schnauzt: „Du Knirps von Spion, sag, was bist denn du für einer?”

    „Was hast du denn, Poseidon? Die Sterblichen sind es, die den Schöpfergöttern die Schuld an den endlosen Datenfluten zuschieben, weil sie ihnen zu wenig Verstand einfößen! Ich bin ein androider Roboter.”

    „Kleiner Mann mit großer Eigenschaft!”, ruft Poseidon, „ein kleiner Android mit großen Ideen! Wie heißt du noch einmal? Wie kommst du zu solchen Ideen?”

    Roberto blickt auf Poseidon, der in die Brandung hinabsteigt: „Ich heiße Roberto. Ein Italiener hat mich ausgetüftelt und mir den Namen gegeben. Was rede ich, das verstehst du ja nicht.”

    Poseidon versinkt in den Fluten der Brandung. Er taucht auf, steigt auf seinen Felsen, setzt sich nieder und ruft: „Komm her, Roberto, du italienischer Schauspieler!”

    Roberto springt elegant von Fels zu Fels, hält sich an den richtigen Vorsprüngen fest, bleibt stehen, die großen Augen treffen Poseidons Blicke: „Ich bin kein Schauspieler, prinzipiell bin ich wie du und – nicht wie die Menschen, die mich gebaut haben.”

    „Ja, du kommst mir anders als die Menschen vor”, raunt Poseidon und senkt den Kopf: „Die Menschen sind verkrampfte Schauspieler, nicht so locker wie du und ich.”

    Roberto lacht: „Dabei täuschen sie sich selbst, wenn sie die Häuser hoch hinaus bauen und sich zum Schlafen doch nur flach niederlegen, die Zimmerdecke viel näher an der Stirn, als wir beide das Firmament haben.”

    „Am Anfang”, lacht Poseidon mit, „hatten sie nur Lagerfeuer im Freien oder Höhlen, brennende Hitze auf ausgestreckten Händen und ständiges Frösteln auf dem Buckel! Was dauerte es, bis sie auf die Idee kamen, Gruben mit heißen Steinen und kochendem Wasser zu füllen, hineinzusteigen und die Wärme am Buckel zu genießen.”

    Roberto ergänzt: „Räuber und Rivalen machten sie zu Sklaven, Krieger brachten sie um, und der Tod hatte weniger zu tun.”

    „Was haben sie sich abgemüht, dabei hätten sie es leicht gehabt, denn sie sterben ja von selbst”, murmelt Poseidon und erhebt die Stimme: „einer musste Wache halten, immer einer, und heute vergessen sie uns Götter. Seit ihre trägen Datenfluten über alles schwappen, über Geschäfte, Affären und Krankheiten, halten sie sich für unsterblich. Es hilft nichts, die Unsterblichkeit haben nur wir Götter.”

    „Nur ihr Götter?”, wirft Roberto ein, „bedenke, Poseidon, selbst dein Name ging unter, als sie dich später Neptun nannten.”

    Poseidon winkt ab: „Namen! Mir ist es gleich, wie sie mich nennen, ich bin ich, immer derselbe.”

    „Bei mir, Poseidon, ist es dasselbe: ab und zu wechseln wir ein Teil aus, wir leben weiter. Wir wechseln erneut Teile aus und leben weiter, bis alle Teile ausgewechselt sind. Du erinnerst dich, das Schiff des Theseus, und du weißt es schon: Jeder von uns bleibt trotzdem derselbe Roboter – für immer.”

    „Du wirst doch nicht sagen wollen, Roberto, dass ihr unsterblich seid?”

    Roberto senkt den Blick: „Du sagst es, als Unsterblicher weißt du, was es heißt, unsterblich zu sein.”

    Tausend und zwei Jahre später trifft Poseidon Roberto wieder und gibt dessen Unsterblichkeit zu.

    „Siehst du, Poseidon, nun bleiben ihr und wir übrig, Götter und Roboter. Hör zu! Einer muss da sein, damit es die Welt überhaupt gibt. Einer muss fragen, ein anderer muss antworten, und wieder ein anderer muss zupacken, damit sich Fakten ergeben. Ist keiner da, der Fakten schafft, der die Welt antastet, ist es völlig unwesentlich, wie oft du Strömungsfluten und Datenfluten berechnest.”

    Poseidon prustet und versprüht eine Ladung Salzwasser: „Hoho, mein lieber Roberto! Wären die Irdischen unsterblich, löste sich ihr Schicksal auf, denn sie könnten ständig Fehler ausbessern, jeden Irrtum aufheben, jede Schuld verzeihen, und für den Fortschritt gäbe es keinen Grund. Darum haben wir Götter vorgesorgt. Roberto, ich sage dir, es  gibt ihn noch, den Menschen im androiden Roboter, denn die Programme in euch altern schneller, je öfter ihr sie ab- und überspielt.”

    Poseidon zieht sich mit dröhnendem Lachen in seinen Kristallpalast zurück, umflutet von den Tiefen der Weltströme, lässt das wasserdichte Laptop rechnen und rechnen, ohne herauszubekommen, wie die Wechselwirkungen der Lebensfluten mit der Schwermut zu verrechnen wären … Poseidon könnte den wallenden Fluten nur mit der Flucht in den Himmel oder in den Hades entkommen. Das wären jedoch Wege, die ihn wegen der fehlenden ozeanischen Datenfluten zur wütenden Umkehr brächten, so dass er weder über den Olymp zum Himmel noch den Weltuntergang hinunter zum Hades gelangte.

    Copyright Dr. Harald Rauchfuß

  • Ein Beitrag zum Lesung “Der Roboter im Menschen – Der Mensch im Roboter” beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

    Logikus, mein Roboter

     

    Vor der Zeit der Roboter war es halt schön auf der Welt. Die Menschen hielten sich für die intelli-gentesten Wesen auf Erden, manche von ihnen für noch intelligenter. Heute gibt es die intelligente Kamera, das intelligente Auto, den intelligenten Roboter. Wieviel schöner wäre es, einen intelligenten Menschen zu finden!

    Mein Robotomat, Logikus hieß er, sagte mir oft: „Hokus pokus fidibus, enschnorabus enschnorabus enschtokus!” Bis zu dem Tag, als es geschah, verriet er mir nicht, was er damit meinte. Ich solle es herausfinden, um zu beweisen, dass ich seiner Gesellschaft würdig sei.

    Warum ging Logikus keine Partnerschaften ein? Er sah jung aus, alterte in keiner Funktion, benahm sich vorbildlich, brachte jede Konversation auf eine höhere Intelligenz-Stufe und versprühte einen sehr anspruchsvoll durchgeistigten Charme – alles Stolpersteine für eine Partnerschaft.

    Je höher Logikus die Intelligenzstufen hinaufstieg, umso mehr beschäftigte er sich mit einem faszinierenden Problem und stellte jeden Diskussionsbeitrag in Frage. Weniger Intelligente schmolzen einfach dahin und bewunderten mich, dass ich ihn aushielt. Ich hielt ihn aus, denn Logikus ist auch Erfinder. Er entwickelte z.B. die intelligente Hautcreme für weniger Intelligente: Wenn du mit den Fingern über deine Gänsehaut streichst, erscheint an dieser Stelle eine Mahnschrift: „Sofort Heizung höher drehen!”

    Es ist ja egal, wie intelligent ein Mensch ist: Ist die Batterie leer, drückt er im Gegensatz zum intelligenten Roboter erst ein paar Mal stärker auf die Tasten des Gerätes, dessen er sich gerade bedient. Logikus liebte geistige Duelle, weil er unter Menschen immer auf Unbewaffnete traf. Für die wenigsten Menschen ging er bis ans Ende seiner Welt beziehungsweise bis ans Ende seiner Batterieladung, für die meisten aber hob er nicht einmal das Telefon ab.

    Auch für Roboter ist und bleibt Amerika das Land der Weltneuheiten. Logikus entdeckte eine Werbung, die aus jedem seiner Genossen einen intelligenteren Roboter macht, also zu einem Konkurrenten der Eitelkeit. Ich spendierte ihm den Weiterbildungskurs. Seit der Rückkehr schaute Logikus so viel wie möglich fern oder twitterte, damit sein Speicher die neuen wichtigen Informationen aufnähme, und arbeitete nachts in einer Hotelbar zur vollsten Zufriedenheit des Hotel-CEO.

    Als ich ihn einmal abholen wollte, kam ein Professor von der Technischen Universität in die Bar, um sich bei einem Schlehengeist vom Tag zu erholen, den er mit einem wissenschaftlichen Gast verbracht hatte, der auf dem Gebiet der Großen Vereinheitlichenden Theorie sein schärfster Konkurrent war.

    Logikus fragte ihn, welchen IQ er denn habe. Der Professor gab stolz an: „Ich habe einen IQ von 170.” Logikus fing an, wissenschaftliche Themen wie die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie anzusprechen, aber auch Themen wie Quantenmechanik oder eben die Große Vereinheitlichende Theorie, letztendlich die Frage, ob wir daüber, wovon wir mangels Vorstellung nicht reden könnten, schweigen müssen. Der Professor war überrascht. Er verließ nervös die Bar und kam nach elf Minuten wieder. Logikus fragte ernst: „Guten Tag, mein Herr, würden Sie mir sagen, was für einen IQ Sie jetzt haben?”

    Mein IQ liegt um die 100″, antwortete der Professor. Sofort brachte Logikus Fußball, Motorräder und die ungerechte Sozialpolitik zur Sprache. Dem Professor war unheimlich zumute. Er eilte hinaus, kehrte zurück und stellte Logikus erneut auf die Probe. Logikus fragte ihn zum dritten Mal: „Guten Tag, mein Herr, würden Sie mir sagen, was für einen IQ Sie noch haben?”

    „Naja, ich habe einen IQ von 50″, sagte der Professor. Logikus legte einen mitleidenden Schmelz in die Stimme und fragte flüsternd: „Ja … haben Sie Merkel wieder gewählt?” Nahezu heimlich zeigte er dabei mit den Augen auf die prallen Hüften der Frau, die sich neben dem Professor an die Theke gesetzt hatte. Den Professor ließ die Frau kalt, denn er entschloss sich, den Roboter auszuleihen, der ihn für die Diskussionen der Welttheorien trainieren sollte.

    Täglich stoßen Roboter wie Logikus auf einen Mann, der an jenem Punkt angekommen ist, bevor man sich für Gott hält. Logikus aber wusste, dass man viel mehr glauben muss, um ungläubig zu sein. Je intelligenter, sagte Logikus oft, umso vergesslicher ist der Mensch. Denn Intelligente vergessen alles, was sie langweilig finden. Logikus aber vergaß nichts.

    Der Professor wollte Logikus vom Hotel-CEO ausleihen. Logikus stellte seinen obersten Chef an die Wand und verlangte: „Wenn Sie mich ausleihen, geben Sie mir entweder eine Gehaltserhöhung, oder ich sage allen im Betrieb, eine bekommen zu haben!” Logikus wurde nicht ausgeborgt.

    Wozu brauchen wir eigentlich intelligente, selbst fahrende Autos? Wir wollen Roboter, die früh aufstehen,  vormittags unsere Arbeit erledigen, nachmittags die Wohnung blitzblank putzen und uns zur Nacht den Whisky mit einem Bonmot servieren. Roboter wie mein Logikus verstehen mehr als ein Auto.

    Natürlich dachte ich, mit Logikus machen zu können, was ich wollte, und sagte es ihm. Logikus trat auf die Terrasse hinaus und schimpfte: „Aber nicht mit mir!” Er zog an der Zündschnur, die für den Fall einer autonomen verbrecherischen Tat angelegt war, und alle seine Teile flogen auseinander.

    Ich sehe es ein:

    Einen intelligenten Satz oder gar eine intelligentere Kurzgeschichte zu schreiben ist nicht einfach. Ein einziger Buchstabendreher kann die ganze Intelligenzgeschichte urinieren.

  • Beitrag zur Lesung über “Der Mensch im Roboter, der Roboter im Menschen” beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

    Waltrud Wamser-Krasznai: Der Roboter im Menschen – Zwei Fälle

     

    Computerassistierte Operation, der Fall M. 

    Robodoc ist bzw. war ein Gerät für die computergestützte Fräsung und Implantation von Hüftgelenksendoprothesen. Nach der Einführung des Geräts kam es zu einer höheren Komplikationsrate als bei der herkömmlichen Methode. Es entstanden häufiger bleibende Schäden am Glutäus maximus und medius sowie an den zugehörigen Nervenbahnen. Klagen auf Schmerzensgeld wurden abgewiesen (2006). Weitere sind noch anhängig. Meine damals 69 jährige Patientin, der die Klinik zu einer computerassistierten Operation geraten hatte, erlitt eine massive Schädigung des Musculus Glutäus medius. Zwar wurde sie schmerzfrei, behielt aber eine schwere Gangstörung mit rechtsseitigem Hinken. Auch ihre Klage wurde abgewiesen. Irgendwann verlor sie die Kraft und die Lust, weiter zu prozessieren. Ihr Gang ist schauderhaft, aber sie hält sich mit ihren jetzt 81 Jahren wacker, betätigt sich in vielen Vereinen und sieht einen mittelmäßigen Trost darin, wenigstens nicht an großen Schmerzen zu leiden.

    Spaziergang mit schweren Folgen, der Fall B.

    Ein sportliches junges Mädchen, Medizinstudentin, macht mit ihrem Freund einen verliebten nächtlichen Spaziergang über eine Wiese mit grasenden Pferden. Sie nähert sich einem Pferd von hinten, dieses erschrickt und tritt aus. Der Hinterhuf trifft sie am rechten Unterschenkel und sie erleidet eine komplizierte Fraktur. Drei Tage später stellt sich eine lebensbedrohliche Gasbrand-Infektion ein, die nur durch eine Oberschenkelamputation zu beherrschen ist. Die psychischen Folgen sind ebenso verheerend wie die körperlichen – ihr Freund verlässt sie, in der Familie herrscht Katastrophenstimmung, Kommilitonen, Bekannte und Unbekannte triefen vor Mitleid. Sie hat überlebt, steht das durch und nimmt ihr Leben mutig in die Hand. Wie viele Prothesen sie ertrug und noch erduldet, kann nicht einmal ich, die ich ihr die meisten davon verordnet habe, zusammenaddieren. Sie bewältigt ihr Studium, absolviert nach einer kurzen Ehe eine Facharztausbildung und versorgt bis zu ihrem 60. Lebensjahr eine Schar zufriedener Patienten. Dabei übertrifft sie die meisten ihrer Altersgenossen an Aktivität, reist in der ganzen Welt umher, tanzt,  engagiert und verliebt sich immer wieder aufs Neue. Aber  die Medaille hat ihre zwei Seiten. Fehlstatik, chronische Überlastung des inzwischen teilweise  ersetzten Kniegelenks, Lumbalgien, schmerzhafter Reizzustand des linken Iliosacralgelenks sind ebenso an der Tagesordnung wie Phantomschmerz, Stumpfbeschwerden, Wundscheuern und Ekzem. Ihre Weltsicht ist pessimistisch, mit Phasen, in denen sie zwar Fremden gegenüber all ihre Liebenswürdigkeit entfaltet, ihren Nächsten jedoch mit Ungeduld und Besserwisserei, Aggression und depressiven Verstimmungen begegnet. Bisweilen steigert sie sich in einen regelrechten Verfolgungswahn hinein, kurz, ihre Seele ist schwer verwundet. Das war auch durch Roboter, sprich bionische / myoelektrische Prothesen mit ihrem exorbitanten Preis und Wartungsaufwand  bedauerlicherweise nicht zu verhindern.

    Copyright Dr. Wamser-Krasznai

     

  • Mein Beitrag zur Lesung von Klaus Kayser Freie Themen
    beim BDSÄ-Kongress in Wismar, 11.05.2018 um 18.30 h im Rathaussaal

     

    Die westliche Finanzpolitik

    Die seit dem 2. Weltkrieg bestehende westliche Finanzordnung halte ich für dringend reformbedürftig. Sie basiert auf Entscheidungen weniger Finanzmagnaten, die während des Krieges und nach den Beschlüssen 1944 in Bretton Woods, New Hampshire, begannen, die Finanzpolitik im US-amerikanischen Sinn mit einem Wechselkurssystem mit Bindung des US-Dollars an Gold als Grundlage der Wirtschaft zu steuern.

    Die wichtigste US-Bank, die Federal Reserve Bank (FED), ist nicht federal (bundesstaatlich), sondern immer noch in privater Hand! Die FED hat seit ihrer Gründung 1913 als einzige Bank das Recht, ohne demokratische Kontrolle und ohne rechtliche Einschränkung US-Dollars zu schaffen. Die Eigentümer können sich nach Belieben bereichern. Da die Dollarmenge nach 1944 rasch zunahm –im Gegensatz zur Menge des geschürften Goldes-, war der Dollar bald nicht mehr ausreichend gedeckt. Deshalb beendete Nixon am 15.08.1971 die Gold-Dollar-Bindung.

    Die Aufhebung der freien Wechselkurse 1973 brachte das Weltwirtschaftssystem in große Gefahr. Deshalb beschlossen die USA Mitte der 70-er-Jahre mit den Saudis, dass Öl im Rahmen der OPEC nur noch in US-Dollars gehandelt wird und die saudiarabischen Überschüsse ausschließlich in US-Staatsanleihen angelegt werden. Im Gegenzug garantiert die US-Regierung den Saudis bis heute(!) unbegrenzte Waffenlieferungen, Schutz vor seinen Feinden und seinen Untertanen(!).

    Vor diesem Hintergrund ist leicht zu verstehen, warum Donald Trump seine erste Auslandsreise als US-Präsident nach Saudi-Arabien machte, sich ganz offensichtlich bei den Diktatoren sehr wohl fühlte, und den fünfzig arabischen Herrschern, die zu dem Besuch eingeladen waren, in Riad am 22. Mai 2017 zusagte: „Wir erleben hier eine völlig neue Ausrichtung amerikanischer Außenpolitik. Es handelt sich hier um eine Rückkehr zur Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten von Staaten.“

    Das war ein Freibrief für die weitere Missachtung der Menschenrechte im arabischen Raum. Trump erwähnte die Menschenrechte mit keinem Wort. Sie sind ihm selbst ein Dorn im Auge. Diktatoren ziehen Möchte-gern-Diktatoren an.

    Der IWF, der Weltbank und schließlich die EZB haben das Ziel, die USA als weltweit einzige(!) wirtschaftliche und militärische Supermacht zu sichern. Das US-Militärbudget (700 Mrd. Dollar) ist zehnmal so groß wie das russische mit 70 Mrd. Dollar. Die USA unterhalten weltweit in 130 Ländern Militärbasen, Russland nur eine (in Syrien).

    Rhetorische Frage: Wer muss da vor wem Angst haben?

    America first ist nicht nur der Wahlspruch eines Präsidenten, den ein Großteil der Weltbevölkerung für schwer persönlichkeitsgestört und friedensgefährdend hält. America first ist auch das Credo der imperialistischen Militär-, Finanz- und Wirtschaftspolitik, die mit dem Ziel der rücksichtslosen Gewinn- und Machtmaximierung die Politik längst steuert.

    Ein wesentliches Werkzeug der Finanzindustrie besteht darin, Gewinn bringende Finanzprodukte zu entwickeln und zu verkaufen. Nach der geplatzten Immobilienblase in den USA wurden Politiker von den Banken dazu gezwungen, das Bankensystem als too big to fail  oder als systemrelevant zu bezeichnen. Banken dürfen also nicht pleitegehen. Sie müssen gerettet werden. Angeblich zu unser aller Nutzen. Und wie werden sie gerettet? Mit Steuergeldern. Will der Staat wirklich nur unser Bestes? Ja, unser Geld.

    Nachdem Staaten wie Argentinien unter dem rigorosen Spardiktat des IWF (damals Leitung Horst Köhler!) und Jugoslawien, Griechenland, Island, Irland unter dem Spardiktat der Troika aus IWF, Weltbank und EZB leiden, sind die Menschen durch massive Einschränkungen im Gesundheitswesen und im sozialen und wirtschaftlichen Leben massiv beeinträchtigt. Ein paar Stichworte: Reduzierung der Renten, Erhöhung des Rentenalters, verteuerte Medikamente, unbezahlbare oder weit aufgeschobene Operationen, Einschränkung oder Streichen sozialer Erleichterung wie Altersversorgung, Kindererziehung, Schulbetrieb, Steuersenkung für Unternehmer, Steuererhöhung für Privatleute, Wegfall von sozialem Schutz der Arbeitnehmer …

    Das alles sei notwendig (die Not wendend!), um die Schulden zurückzuzahlen und die Wirtschaft anzukurbeln. Tatsache ist, dass die offizielle Politik der Länder von wenigen Bankchefs diktiert wird. Sie lassen die Länder durch großzügige Kredite in die Schuldenfalle laufen und übernehmen dann gewinnbringend das Spardiktat.

    Drei Beispiele:

    1. Die Oligarchen, die nach Zusammenbruch der Sowjetunion bei der Privatisierung der bankrotten Wirtschaftsbetriebe ein gigantisches Vermögen gemacht haben.
    2. Die Treuhand unter Horst Köhler hat nach der Wende deutsche Banken und Privatinvestoren reich gemacht. Die Deutsche Bank hat z.B. alle DDR–Bankfilialen kostenlos(!) übernommen.
    3. Durch das Zypern-Programm verloren 60.000 Anleger bis zu 80% ihres Vermögens.[1]

    Die acht reichsten Menschen der Welt besaßen 2016 zusammen 426 Mrd. US-Dollar, während die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, das sind 3,6 Mrd. Menschen, gemeinsam lediglich 409 Mrd. Dollar besitzt.[2] Inzwischen (in 1 Jahr!) hat das Vermögen der acht reichsten Menschen um 56,6 %(!!) auf 667,4 Mrd. US-Dollar zugenommen. 82 Prozent des weltweiten Vermögenswachstums 2017 ging an das reichste eine Prozent der Bevölkerung. Das reichste eine Prozent in Deutschland besitzt ein Drittel der deutschen Vermögen.

    Die Banken haben aus den Pleiten der Länder neue Foltermethoden für Schuldnerstaaten gelernt.

    Ein Beispiel: Unter Bail-Out[3] versteht man die Rettung zahlungsunfähiger Banken mit Steuergeldern. Das ist schon lange praktizierte Methode. Die Bank für internationale Zusammenarbeit hat in ihrem Weißbuch 2010 erstmals ein neues Modell vorgestellt, das sie Bail-In nannte: Es schlägt die Beteiligung von Anteilseignern und Gläubigern einer Bank an ihren Verlusten vor.

    Im Klartext: Wenn eine Bank pleitezugehen droht, werden die Bankkunden direkt und nicht über den Umweg der Staatskasse geschröpft. Diese Idee wurde sofort vom Financial Stability Board (FSB) aufgegriffen. Mario Draghi schlug damals vor, „neue Firmenanteile in einem beschleunigten Verfahren ohne Zustimmung der Aktionäre auszugeben“ und „das Vorkaufsrecht von Anteilseignern an der auszulösenden Firma außer Kraft zu setzen.“

    Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma gab am 01.09.2011 eine entsprechende „Änderung der Sanierungsbestimmung“ bekannt.

    Der IWF veröffentlichte am 24.04.2012 das Papier „Vom Bail-Out zu Bail-In“: Das war ein ausgefeilter Plan zur Massen-Enteignung von Einlegern, Kleinaktionären und Inhabern von Schuldverschreibungen unter dem zynischen Vorwand „Steuerzahler vor der Belastung durch Bankenverluste“ zu schützen.

    Auf eine Anfrage bei „meiner“ Commerzbank, ob das auch für deutsche Bankkunden gilt, erhielt ich am 08.02.2018 folgende Antwort: „Das Sanierungs- und Abwicklungsgesetz (SAG) vom 01.01.2015 sieht … die Möglichkeit vor, dass nach den Inhabern einer Bank auch Gläubiger einer Bank an den Verlusten einer abzuwickelnden Bank beteiligt werden können, falls unter anderem der Verlustbeitrag der Inhaber der Bank nicht ausreichen sollte.[4] 

    Mit gesundem Menschenverstand denkt man, der Grundsatz des Verursacherprinzips bei Schadensfällen gelte auch in der Bank. Das ist ein schwerer Denkfehler! Weder der Banker noch die Bank haften. Der Kunde bezahlt den Schaden zuerst mit der Stabilisierungsabgabe. Und wenn das Geld der Kunden nicht ausreicht, springt der Staat ein. Mit Steuergeldern, also mit dem Geld, das der Kunde schon abgeführt hat!

    Der Banker haftet nur, wenn er betrogen hat, aber nicht, wenn er mit legalen Geschäften Verluste bewirkt hat. Ich erinnere mich sehr gut an das Schulterzucken meines Bankberaters, als ich sagte, dass er mir vor ein paar Jahren genau diese Aktien empfohlen hat, die jetzt wertlos sind. – „Pech gehabt“, meinte er.

    Zynisch kann man sagen: Es ist ein Fehler des Kunden, sein Geld der Bank anzuvertrauen. Deshalb bezahlt der Kunde auch den daraus folgenden Schaden.

    Was kann man gegen dieses Finanzdiktat tun?[5]

    Mein 1. Wunsch: Das Eigenkapital der Banken muss erhöht werden. Die meisten Banken waren mit einem Eigenkapital unter 10% gegen eine Pleite gesichert. Sie sollen nach dem Basel-III-Abkommen vom 12.09.2010 mindestens einen Eigenkapitalanteil von 30% erreichen.

    Mein 2. Wunsch: Es sollte Banken verboten werden, Eigenhandel mit Wertpapieren und Leerkäufe zu tätigen. Leerverkäufe sind Handel mit Papieren, die man nicht hat.

    Mein 3. Wunsch: Die Banken müssen streng von unabhängigen Fachleuten kontrolliert werden, die demokratisch gewählt werden. Bis jetzt wird das Bankwesen kontrolliert von eigenen Leuten, die ohne demokratische Legitimation ernannt werden.

    Mein 4. Wunsch: Banken müssen wie jeder andere Wirtschaftsbereich auch pleitegehen können. Nur so kann man vermeiden, dass Verluste zu Lasten der Gemeinschaft und Gewinne zum Vorteil der Banker gehen. Bankbilanzen müssen gesellschaftsverträglich sein wie bei jedem Wirtschaftsbetrieb.

    Mein 5. Wunsch: Das Geld der Sparer muss getrennt sein vom Handel mit Geld. Sonst wird das gesparte Geld der Bankkunden für eine Querfinanzierung benutzt. Dann ist die Gefahr sehr groß, dass das Ersparte verloren geht.

     

    [1] Lesen Sie die Geschichte der Finanzen in Ernst Wolff: Weltmacht IWF. Chronik eines Raubzugs, Textum Sachbuch.

    [2] Oxfam-Bericht 2017

    [3] to bail out: ausschöpfen, aus der Patsche helfen, mit einer Bürgschaft herausholen. Bail bedeutet auch Bürgschaft.

    [4] Fortsetzung des Textes: Darüber hinaus ist die Commerzbank AG Mitglied des Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken e.V, einer privatrechtlichen, staatlich nicht beaufsichtigten Einrichtung der privaten Banken. Der Einlagensicherungsfonds fungiert als Anschlussdeckung zur gesetzlichen Entschädigungseinrichtung bis zu der nach seinem Statut festgelegten Sicherungsgrenze. Auf der Basis des festgelegten Jahresabschlusses zum 31. 12.2916 beträgt die aktuelle Sicherungsgrenze je Gläubiger 5.095.000.000 Euro.“

    [5] Werner, Weik und Friedrich, Sonst knallt´s, edition eichborn

    Copyright Dr. Dietrich Weller

  • Ein Beitrag zur Lesung Der Roboter im Menschen – der Mensch im Roboter
    Wismar 2018  

    Roboter lernen ohne Menschen schneller und können deshalb gefährlich werden

    Go ist ein strategisches Umzingelungsspiel für zwei Spieler, gilt als das komplexeste Brettspiel und ist wesentlich schwieriger als Schach. Das Spiel stammt ursprünglich aus China und wurde bereits im 4. Jhd. vor Christus beschrieben. Das Spielfeld besteht aus 19 horizontalen und 19 vertikalen Linien, die ein Gitter von 19×19 = 361 Schnittpunkten bilden. Auf diese Punkte werden die 181 weißen und 181 schwarzen Steine gesetzt. Bei dem Spiel müssen Gebiete umzingelt werden. Es ist dem Gedanken nach ein Lebens- und Militärspiel. Wichtige Fachbegriffe sind zum Beispiel Selbstmord, Leben und Tod, Angriff und Verteidigung.

    Es war immer klar, dass ein Computer nie besser Go spielen können wird als ein guter Go-Spieler. Der Spieler braucht zum Erfolg auch Intuition, das hat der Computer nicht. Aber 1997 schlug der Schachcomputer DeepBlue den langjährigen Schachweltmeister Kasparov unter Turnierbedingungen. Das war eine Herausforderung für die Computerspezialisten, die sich mit künstlicher Intelligenz und Go beschäftigten.

    Die Sensation gelang, als 2015 ein Computer mit dem Namen AlphaGo einen damals weltbesten Go-Spieler mit 4:1 vom Brett fegte und zeigte, dass ein gut trainierter Computer besser Go spielt als ein Champion. Aber AlphaGo war kein normaler PC, sondern aus mächtiger Hardware und frei zusammenarbeitenden Softwaresystemen gebaut, zwei davon waren neuronale Netze, also unserem Hirn ähnlich konstruiert. Diese Netze haben einen gigantischen Vorteil gegenüber einem normalen Computer: Sie können lernen.

    AlphaGo lernte zuerst zehntausende historische Go-Partien und spielte dann gegen sich selbst, bis er das Go-Genie Lee Sedol demütigte. Anfang 2017 trat die neue Version AlphaGo-Master gegen eine Reihe der weltbesten Go-Spieler an und gewann 60:0.

    Am 19.10.2017 berichtete Nature über die Neuentwicklung AlphaGo-Zero, die mit nur einem neuronalen Netzwerk auskommt. Man brachte ihm nur die Spielregeln bei. Binnen drei Tagen spielte AlphaGo-Zero 4,9 Millionen Partien gegen sich selbst. Es lernt aus seinen Fehlern und zwar auf beiden Seiten des Spielbretts. Danach trat AlphaGo-Zero gegen den älteren „Bruder“ AlphaGo an, der Lee Sedol geschlagen hatte. Der Autodidakt AlphaGo-Zero gewann 100:0.

    Dann trainierte AlphaGo-Zero 45 Tage lang und trat dann gegen AlphaGo-Master an, das System, das noch Monate zuvor mehrere der weltbesten Spieler vernichtend geschlagen hatte. Jetzt gewann das selbst lernende System, das ohne menschliche Hilfe trainiert hatte, mit 89:11.

    Ke Jie, der derzeitige Go-Weltmeister, hatte gegen AlphaGo-Zeros Vorgängerversion verloren und sagte hinterher, die Software habe noch wie ein Mensch gespielt, nun aber habe sie sich in einen Go-Gott verwandelt, aber eben in einen Gott mit menschlichen Lehrmeistern. Der neue Go-Gott braucht keine Lehrmeister mehr.

    Warum erkläre ich das so ausführlich?

    Es ist jetzt bewiesen, dass Computer allein lernen können und nicht mehr vom Menschen abhängig sind, wenn sie die Grundfunktion können.

    Ich denke, es ist keine Hellseherei, wenn wir davon ausgehen, dass neuronale Netze in Zukunft eine Vielzahl von Problemen lernen und lösen werden, an der die Menschheit bis jetzt gescheitert ist. Beispiel sind leicht aufzuzählen: Krebstherapien, Bilderkennung, Übersetzungen mit Sinnerkennung, Entwicklung von neuen Werkstoffen oder Medikamenten. Das Problem, die Aufgabe muss dem PC nur ausreichend klar geschildert werden. Vielleicht verstehen wir die Lösungen nicht mehr, auch wenn sie funktionieren.

    Die künstliche Intelligenz kann inzwischen jede menschliche Stimme täuschend echt nachahmen. Das kann zum Beispiel in einem Pflegeroboter genützt werden, der mit dem Kranken in der Stimme spricht, die ihm ein vertrautes Gefühl gibt.

    Wenn die Stimme aber identisch der originalen Stimme nachkonstruiert wird, kann ein Frequenzanalysator die echte nicht mehr von der gefälschten Stimme unterscheiden. Alles, was telefonisch erledigt oder mitgeteilt werden kann, ist dann mögliches Objekt von Fälschung. Der Roboter kann mit dieser Stimme kriminelle oder segensreiche Dinge vollbringen.

    Wenn man diesem Computer z.B. militärische Aufgaben stellt, kann er Lösungen finden.

    Das ist gar nicht so weit entfernt! „Der Kalte Krieg ist vorbei“, sagte Putin im Deutschen Bundestag am 9.12.2001 in seiner überwiegend in Deutsch gehaltenen Rede. Der Westen behandelte Russland aber weiter als Unterlegenen. Das ist ein Beweis, dass der kalte Krieg in den westlichen Köpfen noch genauso besteht wie die Mauer zwischen Ost und West. Wenn das Feindbild aufgelöst wäre, hätte der Westen mit dem Osten eine Partnerschaft auf Augenhöhe entwickeln können. Aber der Westen baute die NATO weiter aus, obwohl den Russen offiziell von den westlichen Regierungschefs, allen voran von Helmut Kohl und George Bush, mehrfach versprochen war, nach der Wiedervereinigung Deutschlands die NATO nicht nach Osten zu erweitern.

    Putin hat in seiner Rede der Nation am 04.03.2018 bekannt gegeben, dass Russland inzwischen über Lenkwaffen verfügt, die mit mehr als fünffacher Überschallgeschwindigkeit und atomarem Antrieb praktisch unbegrenzte Reichweite haben und jeden Radarschirm auch mit der extrem hohen Geschwindigkeit so lange unentdeckt umfliegen können, bis sie ihr Ziel erreichen. Diese Waffen sind für bisherige Abwehrtechniken nicht erreichbar, weil sie zu schnell sind. Putin legte Wert auf die Feststellung, dass er diese Waffen nur einsetzen werde, wenn Russland angegriffen wird. Die Aufrüstung geht weiter.

    Ich gehe davon aus, dass die Koordinaten von Ramstein in der Pfalz und Stuttgart bereits als erste Ziele in den Steuerungsinstrumenten der russischen Raketen eingegeben sind.

    Ramstein Air Base ist die personalmäßig größte Einrichtung der US-Luftwaffe außerhalb der Vereinigten Staaten und das Hauptquartier der US-Luftwaffe für Europa und Afrika sowie das Hauptquartier der NATO-Kommandobehörde zur Führung von Luftstreitkräften. Von dort werden u.a. die Planung und Steuerung der Kampfdrohnen-Einsätze gegen Terroristen im Irak, Afghanistan, Somalia, Jemen sowie die Drohnenangriffe in Pakistan koordiniert. In Ramstein waren US-Atomwaffen gelagert, die angeblich 2005 abgezogen wurden.

    Die US-Luftwaffe nutzt den Stützpunkt hauptsächlich als europäische Drehscheibe für Fracht- und Truppentransporte und als Ziel von Evakuierungsflügen, da sich im nahen Landstuhl das größte US-Lazarett außerhalb der USA befindet.

    In den Patch-Barracks in Stuttgart ist die Europäische Kommandozentrale der US-Streitkräfte stationiert, von wo z.B. die Operation Enduring Freedom (also der Krieg gegen den Terrorismus in Afghanistan, Afrika, und auf den Philippinen), der Krieg in Somalia und die Luftoperationen am Anfang des Kosovokriegs gesteuert wurden und die US-Streitkräfte in Osteuropa gelenkt werden.

    Für die etwa 1700 km von der russischen Grenze nach Deutschland braucht eine Rakete bei fünffacher Schallgeschwindigkeit etwa eine viertel Stunde.

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Roboter lernen, den Menschen als Entscheidungsträger auszuschalten. Sie werden sachliche Entscheidungen treffen und umsetzen, die jenseits von Gefühlen oder Moral oder Gesetz liegen. Wenn wir heute schon von irgendeinem Punkt der Welt den Kühlschrank und den Rasenmäher zuhause an- oder ausschalten können, wird in Zukunft eine vom PC ferngesteuerte Drohne eine Todesliste abarbeiten, für die heute noch ein Drohnenpilot auf den Knopf drücken muss. Der lernende Computer erstellt die Tötungsliste selbst!

    Wir könnten dem Computer auch die Aufgabe stellen, einen biologischen abbaubaren Stoff zu erfinden, der Plastik ersetzt und das vorhandene Plastik aus den Meeren fischt. Japanische Forscher haben jetzt Bakterien gefunden, die Plastik verdauen. Leider sind die Nebenwirkungen noch nicht erforscht, und eine weltweite Nutzung ist noch weit entfernt.

    Wir könnten den Computer lernen lassen, wie Hungernde mit den vorhandenen Nahrungsmitteln überleben. Vielleicht findet der Computer auch einen Weg, wie Frieden in das Gehirn von Regierenden und Regierten gelenkt werden kann.

    Aber was geschieht, wenn der lernende Computer herausfindet, dass der Mensch das wesentliche Problem bei der Lösung der Aufgaben ist? Was geschieht, wenn der Computer lernt, wie er sich selbst Befehle geben kann, um die Verursacher der Probleme auszuschalten?

    Stephen Hawking, der geniale Astrophysiker, hatte die Antwort: Anders als unser Intellekt verdoppeln Computer ihre Leistung alle 18 Monate. Daher ist die Gefahr real, dass sie Intelligenz entwickeln und die Welt übernehmen.

    Copyright Dr. Dietrich Weller

     

     

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    Ein Beitrag zu der Moderation über das Thema “Der Roboter im Menschen – der Mensch im Roboter” beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

     

    Harald Rauchfuss

    Poseidon trifft Roberto, den Androiden

     

    Poseidon taucht an der jonischen Felsenküste aus den Fluten; er trifft auf einen kleinen Ro-boter, der sich ihm vorstellt: „Poseidon, ich bin Roberto. Seit Jahrtausenden schaue ich Dir zu. Darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass du von dir Unmögliches verlangst?“

    „Ich überfordere mich nicht“, entrüstet sich Poseidon, „ich möchte zwischendurch einmal Ruhe haben, Ruhe vor dem Berechnen der ewigen Gezeiten und Strömungen! Ich kann sie sehr wohl von den unendlichen Datenfluten der digitalen Berechnungen unterscheiden.“  Poseidon klappt das wasserdichte Laptop zu und schnauzt: „Du Knirps von Spion, sag, was bist denn du für einer?“

    „Was hast du denn, Poseidon? Die Sterblichen sind es, die den Schöpfergöttern die Schuld an den endlosen Datenfluten zuschieben, weil sie ihnen zu wenig Verstand einfößen! Ich bin ein androider Roboter.“

    „Kleiner Mann mit großer Eigenschaft!“, ruft Poseidon, „ein kleiner Android mit großen Ideen! Wie heißt du noch einmal? Wie kommst du zu solchen Ideen?“

    Roberto blickt auf Poseidon, der in die Brandung hinabsteigt: „Ich heiße Roberto. Ein Italie-ner hat mich ausgetüftelt und mir den Namen gegeben. Was rede ich, das verstehst du ja nicht.“

    Poseidon versinkt in den Fluten der Brandung. Er taucht auf, steigt auf seinen Felsen, setzt sich nieder und ruft: „Komm her, Roberto, du italienischer Schauspieler!“

    Roberto springt elegant von Fels zu Fels, hält sich an den richtigen Vorsprüngen fest, bleibt stehen, die großen Augen treffen Poseidons Blicke: „Ich bin kein Schauspieler, prinzipiell bin ich wie du und – nicht wie die Menschen, die mich gebaut haben.“

    „Ja, du kommst mir anders als die Menschen vor“, raunt Poseidon und senkt den Kopf: „Die Menschen sind verkrampfte Schauspieler, nicht so locker wie du und ich.“

    Roberto lacht: „Dabei täuschen sie sich selbst, wenn sie die Häuser hoch hinaus bauen und sich zum Schlafen doch nur flach niederlegen, die Zimmerdecke viel näher an der Stirn, als wir beide das Firmament haben.“

    „Am Anfang“, lacht Poseidon mit, „hatten sie nur Lagerfeuer im Freien oder Höhlen, bren-nende Hitze auf ausgestreckten Händen und ständiges Frösteln auf dem Buckel! Was dau-erte es, bis sie auf die Idee kamen, Gruben mit heißen Steinen und kochendem Wasser zu füllen, hineinzusteigen und die Wärme am Buckel zu genießen.“

    Roberto ergänzt: „Räuber und Rivalen machten sie zu Sklaven, Krieger brachten sie um, und der Tod hatte weniger zu tun.“

    „Was haben sie sich abgemüht, dabei hätten sie es leicht gehabt, denn sie sterben ja von selbst“, murmelte Poseidon und erhob die Stimme: „einer musste Wache halten, immer einer, und heute vergessen sie uns Götter. Seit ihre trägen Datenfluten über alles schwap-pen, über Geschäfte, Affären und Krankheiten, halten sie sich für unsterblich. Es hilft nichts, die Unsterblichkeit haben nur wir Götter.“

    „Nur ihr Götter?“, wirft Roberto ein, „bedenke, Poseidon, selbst dein Name ging unter, als sie dich später Neptun nannten.“

    Poseidon winkte ab: „Namen! Mir ist es gleich, wie sie mich nennen, ich bin ich, immer der-selbe.“

    „Bei mir, Poseidon, ist es dasselbe: ab und zu wechseln wir ein Teil aus, wir leben weiter. Wir wechseln erneut Teile aus und leben weiter, bis alle Teile ausgewechselt sind. Du erinnerst dich, das Schiff des Theseus, und du weißt es schon: Jeder von uns bleibt trotzdem derselbe Roboter – für immer.“

    „Du wirst doch nicht sagen wollen, Roberto, dass ihr unsterblich seid?“

    Roberto senkt den Blick: „Du sagst es, als Unsterblicher weißt du, was es heißt, unsterblich zu sein.“

    Tausend und zwei Jahre später trifft Poseidon Roberto wieder und gibt dessen Unsterblich-keit zu.

    „Siehst du, Poseidon, nun bleiben ihr und wir übrig, Götter und Roboter. Hör zu! Einer muss da sein, damit es die Welt überhaupt gibt. Einer muss fragen, ein anderer muss antworten, und wieder ein anderer muss zupacken, damit sich Fakten ergeben. Ist keiner da, der Fakten schafft, der die Welt antastet, ist es völlig unwesentlich, wie oft du Strömungsfluten und Datenfluten berechnest.“

    Poseidon prustet und versprüht eine Ladung Salzwasser: „Hoho, mein lieber Roberto! Wären die Irdischen unsterblich, löste sich ihr Schicksal auf, denn sie könnten ständig Fehler ausbessern, jeden Irrtum aufheben, jede Schuld verzeihen, und für den Fortschritt gäbe es keinen Grund. Darum haben wir Götter vorgesorgt. Roberto, ich sage dir, es  gibt ihn noch, den Menschen im androiden Roboter, denn die Programme in euch altern schneller, je öfter ihr sie ab- und überspielt.“

    Poseidon zieht sich mit dröhnendem Lachen in seinen Kristallpalast zurück, umflutet von den Tiefen der Weltströme, lässt das wasserdichte Laptop rechnen und rechnen, ohne her-auszubekommen, wie die Wechselwirkungen der Lebensfluten mit der Schwermut zu ver-rechnen wären … Poseidon könnte den wallenden Fluten nur mit der Flucht in den Himmel oder in den Hades entkommen. Das wären jedoch Wege, die ihn wegen der fehlenden ozeanischen Datenfluten zur wütenden Umkehr brächten, so dass er weder über den Olymp zum Himmel noch den Weltuntergang hinunter zum Hades gelangte.

  • Eine Vision für Ramstein-Miesenbach

    (11.9.2017)

    Fee Strieffler und Wolfgang Jung gewidmet

     

    Auf den ersten Blick
    erkenne ich eine triste Gegend
    aus allen Poren nach Grau riechend
    Den ganzen Tag dröhnen Militärflugzeuge
    in ihren Bäuchen die Grausamkeit befördernd
    Weißliche Riesen stehen in Reihen
    hinter Stacheldraht geschützt
    als Beihilfe zur länderübergreifenden Lynchjustiz
    im Weißen Haus angeordnet
    durch Killerdrohnen ausgeführt
    Ein gigantischer Apparat
    dient hier der wahnsinnigen Illusion
    eines begrenzt durchführbaren Atomkrieges
    Es ist eine nach Tod riechende Gegend
    durch Stationierungsvertrag ausländischen Streitkräften überlassen
    Ein Vertrag mit weltweiten Folgen
    von der Bundesrepublik Deutschland jedoch jederzeit kündbar
    mit einer regulären Frist von zwei Jahren

    Betrachte ich sorgfältig diese Gegend
    nehme ich aufblühend wunderbare Menschen wahr
    die mitten im weit verbreiteten Hinwegschauen
    beharrlich Blumen der Aufklärung pflanzen
    mit langem Atem den Widerstand gestalten
    und von einem See träumen
    der nach Abtragen der durch und durch verseuchten Erde
    auf dem jetzigen Militärgelände entstehen könnte
    mit vielen bunten Seegelbooten
    und dem belebenden Geräusch spielender Kinder

    ۞۞۞

    * Für weitere Informationen siehe:

    US-Militäranlagen in der Region Kaiserslautern / Ramstein

    https://amirmortasawi.wordpress.com/2017/07/28/20687292/

     

  • Altern

    (25.8.2017)

     

    Eine weiße Kanne grüßt mich morgens
    auf der Blumenbank in meinem Dienstzimmer
    eine schlichte Kaffekanne
    Jahre lange unbeachtet geblieben in einem Abstellraum
    verstaubt, mit einem feinen Riss, aber dicht
    zuletzt für den Polterabend vorgesehen
    Jetzt macht sie meine Pflanzen und mich glücklich
    mit ihrer Schönheit der Unvollkommenheit
    Sie und andere Augenweiden
    hier und da im Sperrmüll erkannt
    dann mit Phantasie und Liebe gepflegt
    warnen mich vor der mangelhaften Wertschätzung
    für Ältere und Altern
    in einer herzzerreißenden Gesellschaft
    die dem Wachstums- und Leistungswahn verfallen ist

    ֎֎֎

  • Was alles auf der Strecke bleibt

    (5.3.2011)

     

    Der adlige Kriegsherr geht augenscheinlich fort
    der bürgerliche Kriegsminister setzt buchstäblich fort
    Menschenleben bleibt auf der Strecke 

    käufliche Politiker regieren
    Militär und Rüstungsindustrie delegieren
    Kinderträume bleiben auf der Strecke 

    die Bundeswehr wird zweckdienlich umgebaut
    das brüchige Rechtsbewusstsein wird zunehmend abgebaut
    das Völkerrecht bleibt auf der Strecke 

    das verführte Wahlvolk wird schlicht verschaukelt
    Humanität und Demokratie werden dreist vorgegaukelt
    Achtsamkeit und Gefühle bleiben auf der Strecke 

    aufdeckende Tatsachen werden bewusst verschwiegen
    Dunkelheit und Lügen sollen unumkehrbar siegen
    Vernunft und Redlichkeit bleiben auf der Strecke 

    korrumpierte Wissenschaftler verleiten und vertuschen
    ehemalige Friedensfreunde rechtfertigen und kuschen
    Rückgrat und Courage bleiben auf der Strecke 

    professionelle Söldner und freiwillige Soldaten morden
    öffentlich als Helden gepriesen werden diese Horden
    Menschlichkeit bleibt auf der Strecke

    ֎֎֎