Schlagwort: Tiere

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    Der Kinderfilm mit sächsischer Bildungsempfehlung entstand im Rahmen der Einweihung der Stele auf dem 13. Meridian in Chemnitz/Kleinolbersdorf, hochangebundene Persönlichkeiten vom Chemnitzer Vermessungsamt, Dr. Reinhart Erfurth, Ehrenpräsident der Ingenieurkammer Sachsens u.v.a. gaben der Festivität an der Stele den feierlichen Rahmen in diesem Sommer.

    Der Kinderfilm entstand in Zusammenarbeit mit TV 90, der Grundschule Kleinolbersdorf und dem Gymnasium Einsiedel, die Schulen stellten die Hauptdarsteller des Kinderfilmes.

    Die Idee, Texte und Drehbuch stammen aus meiner Feder.

    Hier der Link zum Film „Auf den Spuren des Mercator“: https://youtu.be/XR3HFfqXhUg

    Der Sprecher der Verse ist Martin Baden, Schauspieler und Sohn von Olaf Baden, dem berühmten TV Sprecher.

    Der Film wurde insgesamt über hundertmal verkauft, zur Premiere kamen über 1000 Besucher.

     

    Hier die Versfolge

    Auf den Spuren des Mercator

    Voller Eis
    Und starrer Kälte

    Starten wir
    Und landen da.

    Erst des Südpols weißes Felde
    Ganz zum Schluss
    Dem Nordpol nah

    Pinguin
    Schwarz weiße Fracke

    Flüchten plump
    Vorm Leopard

    Doch der König
    der Antarktis

    Ist der Wal
    So schnell und stark.

    Weiter geht’s
    Auf unsrer Reise

    In die heiße
    rote Glut

    Starker Löwe
    Bunte Felsen

    Vögel
    Schützen ihre Brut

    Eine Stadt
    Die Schönste Größte

    Salz
    in ihrem Namen trägt.

    Burg
    Ergänzt den Städtenamen

    Türme
    Dieses Stadtbild prägt

    Und Palermo
    Dieser Wilde

    Freie Ort
    Und Lebensraum

    Künstler
    Menschen
    Kinder
    Alte
    Leben hier den Lebenstraum

    Seht da steht er
    Hoch und eckig

    Sachsens größter Berg im Land
    Fichtelberg
    So sagt´s der Name

    Fichteln wachsen
    Steil galant.

    Ruhig stoisch
    Überlegen

    Schaut er in das
    Tal hinab

    Seine Läufer
    Berges Hänge

    Führen uns
    Nach Chemnitz ab.

    Siehe da
    Hier steht die Stele

    Schösserholz
    Das ist ihr Hort

    Speck der Gürtel
    Manche Seele

    Findet Ruhe
    Hier im Ort.

    Weiter geht es
    Unsre Reise

    Potsdam
    Heißt das nächste Ziel.

    Feinste Bauten
    Schmuck und selten

    Glitzern hell
    Erstrahlen wie.

    Dann erreichen
    Uns die Düfte

    Meer und Brisen
    Frisch und frei

    Fischwelt bunt
    Der Sandstrand super

    Dieser Ort
    Nennt sich Stralsund

    Und des Wassers
    Zur Genüge

    Reisen wir
    der 13 nach.

    Malmö ist
    die nächste Riege

    Eine Stadt
    Mit Lärm und Krach.

    Also weiter
    Auf Luchs Pfoten

    Still und heimlich
    Immer dar

    Erreichen wir
    Der Welten Stille

    Inseln
    der Lofoten gar.

    Und von da aus
    Nach Spitzbergen

    Finden wir
    Des Nordens Licht.

    Eisbärn, Robben, Orcas-Schwertwal
    Dies Getier im Licht gebricht.

    Nordpol
    Heißt’s
    Des Reisens Ende

    Schwimmend
    Auf dem Erdenball

    Wieder Kälte
    Uns empfängt es

    Weiß und Still
    Das Weltenall

    Doch was soll sie
    Diese Letzte

    Karte golden
    Liegt sie hier

    Adlers Schwingen
    Starke Kehle

    Nun wir folgen
    Dieser Spur

    Siehe da
    Hier steht die Stele

    Ganz genau
    13 vor Ort

    Adlers Schwingen
    Seine Reise

    Start ist hier
    Sein Haus
    Sein Hort

    Adlers Leben
    Dieser Name

    Leben Lieben
    Weltentour

    Ja so heißt er
    Unser Adler

    Stark und ewig

     

     

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    Auf einem Hof bei Lindlar lebte eine Gruppe Gänse. Die Tochter des Bauers war ein Fan von Verdi-Opern. Vor allem die Musik der Oper Aida ließ sie oft bei offenem Fenster mit voller Lautstärke ertönen, so dass der Bauer, wenn er in der Nähe des Wohnhauses zu tun hatte, manchmal schimpfend rief: „Mach die Musik leiser. Das kann man ja nicht aushalten.“

    Den Gänsen blieb die Musik nicht verborgen. Die meisten konnten nur wenig damit anfangen. Nur die Gans Anne war von der Musik beeindruckt, so dass sie Opernsängerin zu werden wollte. Die anderen Gänse hielten sie für verrückt, da sie wie alle Gänse nur ein „täää-tä-tä-tää“-Gekreische herausbrachte. Anne fragte ihre Mutter, ob sie das Singen erlernen könne. Diese antwortete: „Man kann alles lernen, wenn man es nur will.“

    Da beschloss Anne, dass sie Gesangsunterricht nehmen wollte. Die Schwäne am Teich kannte sie gut. Sie ging zu Ihnen und fragte, ob sie ihr das Singen beibringen könnten.

    Der alte Schwan schnatterte: „Wenn du mir vom Hof Brot bringst, dann lehre ich dich singen.“

    Anne trottete zum Hof und stahl den Pferden etwas altes Brot, das der Bauer diesen hingelegt hatte.

    Als sie damit zum alten Schwan kam, verschlang dieser es gierig, richtete seinen langen Hals auf und sagte: „Jetzt beginnen wir mit der ersten Stunde. Die nächsten Unterrichtsstunden musst du wieder mit Brot bezahlen.“ Er begann zu schnattern, stieß zwischendurch grelle Schreie aus und schnatterte dann: „Mach das nach!“

    Anne blickte ihn verwundert an und krähte: „Das war doch kein Gesang. Schnattern und Schreien brauche ich nicht zu lernen. Das kann ich schon, seit ich aus dem Ei schlüpfte.“

    Beleidigt quäckte der Schwan: „Wenn dir das nicht passt, dann geh doch zur Amsel!“

    Sie sprang ins Wasser und begann zu gründeln. Anne war enttäuscht. Hatte sie doch den Schwan mit Brot bezahlt. Auch wusste sie nicht, wie sie mit der Amsel Kontakt bekommen könnte, die meist auf einem Baum saß. Einige Wochen vergingen, in denen sie hin und her überlegte, wie und mit wem sie einen Gesangsunterricht organisieren könnte. Da ergab es sich, dass eine Amsel nach einem kräftigen Sommerregenschauer auf der Wiese um den Gänseteich nach Regenwürmern suchte.

    „Amsel, kannst du mir das Singen beibringen“, schnarrte Anne.

    Die Amsel antwortete: „Sing mir etwas vor. Dann kann ich dir sagen, ob es mit dem Gesangsunterricht klappen kann.“

    Anne begann zu schnattern und gellend „täää-tä-tä-tää“ zu kreischen. Die Amsel blickte sie mit schräg gelegtem Kopf  an und piepste: „Du hast keine Singstimme. Es wird nicht möglich sein.“

    Als Anne sie enttäuscht ansah, ergänzte die Amsel: „Man muss von Geburt an die Fähigkeit haben zu singen. Sieh dort die Bisamratte!“ Sie zeigte mit dem Schnabel in Richtung einer Bisamratte, die in der Wiese Gras aß. „Sie kann von Geburt an nicht fliegen.“ Das überzeugte Anne.

    Copyright Dr. Walter-Uwe Weitbrecht

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    Der Graureiher Elias stand am Ufer des Baches und begrüßte Hubert, den Storch, der aus seinem Winterurlaub in Ägypten zurückgekehrt war. Elias war die letzten Winter in Mecklenburg geblieben, da es nicht mehr so kalt war, so dass Bäche und Seen nicht mehr zugefroren waren.

    „Bist du in diesem Winter in Marokko gewesen, Hubert?“

    „Ich war nicht in Marokko“, klapperte Hubert und durchforschte das Ufer nach Fröschen.

    „Warum?“ Elias versuchte einen Fisch zu schnappen, der zwischen den Halmen des Uferschilfes entkam.

    „Die letzten Male kamen einige meiner Verwandten als IS zurück“, gurgelte Hubert und blickte dabei mit himmelwärts gerecktem Schnabel nach den Wolken. „IS?“ Elias legte den Kopf schräg und blickte Hubert fragend an. Dieser wendete seinen Schnabel wieder bodenwärts und antwortete: „Irre Störche! Es gibt in Marokko einige Frösche, die mit ihrem Schleim ein Gift absondern, das Störche verrückt macht. Sie beginnen wie Amseln zu singen und interessieren sich nicht mehr für Frösche. Manchmal werden sie aggressiv und zerstören die Nester anderer Störche.“

    „Merkwürdig! Das kann man doch nicht dulden.“

    „Die anderen wehren sich angemessen.“

    „Ich habe gesehen, dass einer deiner Nachbarn ein kleines schwarzes Mützchen trägt und seine Frau ein Kopftuch. Was hat das zu bedeuten?“

    Elias schnappte blitzschnell ins Bachwasser, wendete den Schnabel nach oben und verschluckte einen kleinen Fisch. Hubert versuchte durch hin und her schwingen des Schnabels am Rand des Baches den Schlick und das Wasser aufzuwühlen, um Frösche aufzuscheuchen, bevor er antwortete: „Das sind Bekannte aus Ägypten, die sich entschlossen haben, mit uns nach Deutschland zu kommen, da sie dort mit den politischen Verhältnissen nicht mehr zurecht kommen.“

    „Ich mag Fremde nicht. Das sind alles Banditen“, schnatterte Elias, „ich würde sie vertreiben.“

    „Abu und seine Frau sind politisch Verfolgte und nette Leute,“ antwortete Hubert, „in Ägypten herrscht ein Storchengeneral, der alle anderen Störche unterdrückt. Da sie sich dagegen aufgelehnt hatten, waren sie in Gefahr, von der Storchenpolizei umgebracht zu werden. Deshalb haben wir ihnen geraten, mit uns nach Deutschland zu fliegen, wo wir alle in Freiheit leben können.“

    Elias rollte die vor Schreck über diese Geschichte die Augen und trat von einem Bein auf das andere: „Das habe ich noch nie gehört, dass es unter und Vögeln Unterdrücker gibt. Dass man sich mal um das Futter streitet, ist normal. Aber sonst lassen wir uns doch gegenseitig in Ruhe. Ist es unter diesen Bedingungen denn nicht gefährlich, nach Ägypten zu reisen?“

    Hubert wiegte den Kopf und antwortete: „Bis jetzt haben sie Besucher in Ruhe gelassen. Aber man kann nicht wissen, ob das so bleibt. Im nächsten Winter fliege ich nach Südafrika.“

     

    Copyright Dr. Walter-Uwe Weitbrecht

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    Eine schwarz-weiße Katze Paula lebte in einer Villa am Königsforst. Meist lag sie auf einer Heizung, schnurrte vor sich hin und genoss die Wärme. Sie bewunderte die apart gekleidete Hausherrin, die sie immer mit Seidenhandschuhen streichelte. Sie empfand dies als besonderen Genuss, auch wenn es manchmal funkte. Sie beschloss, ebenso vornehm zu werden. Sie trabte zum Maulbeerbaum und sprach mit den Seidenraupen: „Könnt ihr mir ein zartes, fast durchsichtiges Seidenkleid und Seidenhandschuhe für die Vorderpfoten spinnen?“

    Die emsigen Seidenraupe unterbrachen ihre Arbeit und piepsten: „Wenn du uns vor den Vögeln bewahrst, die immer wieder einige von uns fressen, dann erfüllen wir deinen Wunsch.“

    So bewachte die Katze den Maulbeerbaum und fauchte die Vögel an, so dass sich diese sich nicht mehr in die Nähe des Baumes trauten. Innerhalb von nur zwei Tagen spannen die Seidenraupen ein der Katze passendes Cocktailkleid und so feste Handschuhe, dass die Krallen nicht durchkamen. So hatte die Katze seidenweiche Pfoten. Die Handschuhe reichten wie bei einer Braut weit über das Gelenk hinaus. Die Katze betrachtete sich im Spiegel und dachte: Jetzt benötige ich nur noch ein paar hübsche Schuhe und ein feines Hütchen.

    Die Katze borgte sich aus der Haushaltskasse ihrer Herrin einige Münzen und stolzierte in den Puppenladen. Für kleines Geld bekam sie ein Paar weiße Schuhe und ein Hütchen mit einem bunten Kunstblumenkranz. Etwas unsicher stakste sie mit ihrem Seidenkleid und den neuen Schuhen aus dem Laden. Durch das Schwanken verschob sich das Hütchen über die Augen, so dass sie den Kopf nach hinten beugen musste, um etwas zu sehen. Da hörte sie das hässliche Lachen des Schäferhundes des Nachbarn, der sie schon mehrfach mit Gebell auf den Baum gejagt hatte.

    „Karneval ist doch erst in fünf Monaten“, gluckste er und begann zu grölen: „supergeile Zick….“

    Paula hielt den Hut mit einer Pfote fest und beschleunigte ihren Schritt, um schnell nach Hause zu kommen. Der Hund hüpfte hinter ihr her, sang weiter Karnevalslieder und schüttelte sich immer wieder vor Lachen. Paula war froh, als die Haustür hinter ihr zuschlug. Als die Hausherrin Paula sah, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Wer hat dich denn so zugerichtet?“

    Als Paula sie mit großen Augen ansah, begann sie zu lachen und kam erst zur Ruhe, als ihr die Luft weg blieb. Sie wischte sich die Lachtränen aus den Augen und fragte: „Wie willst du in diesem Aufzug die Mäuse fangen, die sich wieder auf dem Dachboden eingenistet haben?“

    Stolz wie Paula war, stieg sie mit Hut, Kleid, Handschuhen und Stiefelchen auf den Dachboden und versuchte, die Mäuse zu jagen. Als dies misslang, da sie sie ohne Krallen die Mäuse nicht halten konnte, legte sie die Kleidung ab.

    Ein wenig traurig sprang sie später auf die Heizung, legte den Kopf auf die Pfoten, schnurrte und genoss die Wärme. Sie tröstete sich, es sei besser nützlich als vornehm zu sein.

    Copyright Dr. Walter-Uwe Weitbrecht

     

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    Mottenmutter Luise saß mit ihrem Mann Walter in einem alten Kleiderschrank zwischen den Wollpullovern und beobachtet ihre zarten, gelblichen Raupenkinder, die sich durch die Maschen fraßen.

    „Schafwolle schmeckt ihnen“, knispelte sie, „sie schauen richtig glücklich aus.“

    „Wo sind denn die Großen?“, brummte Walter und machte es sich an der Knopfleiste bequem.

    „Du weißt doch, sie umsurren jetzt die Straßenleuchten und die Zimmerlampen und holen sich angesengte Flügel. In unserem Alter macht das Tanzen am Licht keinen Spaß mehr. Da sitzt man lieber warm im Schrank.“

    „Zu unseren besten Zeiten haben wir alle Kameraden angetwittert und gemeinsam das Flutlicht im Stade de France zugebrummt, so dass die Menschen nicht mehr Fußball spielen konnten. Das war toll!“ Walter schlug aufgeregt mit den Flügel.

    „Mach nicht so viel Wind, du bläst die Kleinen aus den Maschen.“

    Mit einem Brausen erweiterte sich der Spalt der Schranktür, und sieben junge Motten landeten mit Stimmengewirr auf den Wollpullovern.

    „Warum sitzt ihr hier im Schrank herum, wo man gerade jetzt so wunderbar um Lampen tanzen kann?“, piepste Daniel.

    „Unsere Zeit der großen Aktionen ist vorbei“, brummte Walter, „uns tun die Wärme des Schranks, die Dunkelheit und die Ruhe gut.“

    „Ich weiß, die Verdunklung der Flutscheinwerfer im Stade de France war eure Heldentat. Wir haben größeres vor. Wir wollen die Sonne verdunkeln.“

    „Das Tageslicht wird euch so blenden, dass ihr den Weg nicht finden und leichte Beute für Vögel sein werdet“, mahnte Luise ängstlich.

    Die sieben jungen Motten lachten hell: „Wir haben alle angetwittert. Es werden Tausende kommen und den Himmel verdunkeln.“ Sie rauschten hinaus ins Freie, um ihre Kameraden zu treffen.

    Neugierig setzte sich Luise ans Fenster, um das Treiben der Jungmotten zu beobachten. Eine riesige dunkle Wolke von Motten verdunkelte den Himmel. Schwalben und Amseln schnappten sich einige der Nachzügler. Die Wolke entfernte sich und wurde kleiner und kleiner. Die Sonne brannte wieder unvermindert vom strahlend blauen Himmel. Dann regnete es plötzlich ausgetrocknete, tote Motten. Luise krabbelte wieder in den Pullover im Schrank.

    „Und?“, fragte Walter.

    „Selbst für so viele junge Motten war das Projekt zu groß. Sie haben sich übernommen.“

    „Schade um die enthusiastischen Kinder. Nun sind sie weg, aber die nächsten sind schon in Arbeit“, knurrte Walter, rekelte sich und blickte nach den hungrigen Raupen in den Maschen.

     

    Copyright Dr. Walter-Uwe Weitbrecht

  • Das rote Kaninchen

    Bauer Stertzenbach hatte Rüben geerntet und, da er keinen Lagerplatz in der Scheune hatte, als Rübenmiete am Rande des Ackers aufgestapelt und mit einer dicken Folie bedeckt, um die Rüben vor dem Regen zu schützen. Er hatte zwei Äcker bearbeitet mit verschiedenen Rübensorten, die einen kleiner, die anderen größer.

    Das Kaninchen Paul hatte das beobachtet und rannte ganz aufgeregt zu seinem Bruder Tim.

    „Es gibt Rüben“, hechelte er, „so viele Rüben, dass man Speck für den ganzen Winter aufbauen könnte. Lass uns Rüben um die Wette essen.“

    Tim schaute ihn verwundert an: „Was für Rüben? Möhren? Und was heißt um die Wette essen?“

    „Nein, nein! Keine Möhren, große Zuckerrüben und etwas kleinere dunkle Rüben. Wettessen heißt, dass der gewonnen hat, der die meisten Rüben geschafft hat.“

    „Egal welche?“

    „Ja.“

    Sie hoppelten durch die Furchen zu der Rübenmiete und als sie sie rochen, lief ihnen das Wasser zwischen den Zähnen aus dem Maul. Tim untersuchte die Rübenmieten und entschied sich für die kleinen dunklen Rüben. „Ich bin kleiner und nehme daher diese hier“, piepste er.

    Paul, der Zuckerrüben sowieso lieber mochte, war einverstanden. So begannen sie, ihre Nagezähne in die Rüben zu schlagen und um die Wette zu essen. Tim hatte schon die dritte der muffig schmeckenden dunklen Rüben gegessen, als Paul keuchte: „Ich kann nicht mehr“, obwohl er noch nicht einmal eine ganze große Zuckerrübe geschafft hatte.

    „Dann habe ich gewonnen!“, jubelte Tim und war froh, dass er nicht mehr weiter essen musste.

    „Du schaust blutig aus!“, rief Paul, weil Tims Nase ganz von rotem Saft bedeckt war. Tim leckte mit der Zunge über die Nase, da war alles weg.

    Am nächsten Tag, war Tim an allen hellen Stellen seines Fells knallrot. „Du hast rote Rüben gegessen“, lachte die Mutter.

    Jetzt war Paul eifersüchtig, weil Tim so etwas Besonderes an sich hatte. Tim aber zuckte mit dem Fell, weil es juckte.

    Paul rief: „Lass uns nochmal Rüben essen, und dieses Mal nehme ich die roten.“

    Tim hatte nichts dagegen, denn die dunklen Rüben hatten ihm nicht geschmeckt, und so toll fand er die zwickende Rotfärbung nicht.

    Als sie an den Rübenmieten ankamen stand dort der Bauer, fluchte und schlug nach ihnen mit der Peitsche. Sie sprangen in die Ackerfurchen und rannten Hacken schlagend um ihr Leben, da der Hund hinter ihnen her war. Sie hörten schon sein Hecheln direkt hinter sich, als sie den Bau erreichten und im letzten Moment unter der Erde verschwanden.

    Copyright Dr. Walter-Uwe Weitbrecht)

  • Zu seinem Esel sprach der Bauer:
    „Ich sag dir offen, wie es ist,
    du bist nicht wert, mein alter Grauer,
    das Heu, das du tagtäglich frisst!“

    Der Esel hörte es mit Schrecken,
    er dachte an so manches Jahr,
    als er mit korngefüllten Säcken
    auf seinem Weg zur Mühle war.

    Das ist der Lohn für Müh und Plage,
    wie einen Hund jagt man mich fort.
    Nun muss ich auf die alten Tage
    noch suchen einen andern Ort!

    Doch hilft kein Jammern und kein Grämen,
    das bringt mich nur um den Verstand:
    Ich mach mich auf und geh nach Bremen,
    verding mich dort als Musikant.

    Warum, so wird sich mancher fragen,
    warum musst es denn Bremen sein?
    Ich weiß es nicht, ich kann nur sagen,
    dem Esel fiel nichts Bessres ein.

    Und die Idee, auf die er baute,
    die klang für  Menschenohren schlimm:
    Er wollte schlagen dort die Laute,
    so steht es bei den Brüdern Grimm.

    Ein alter Jagdhund lag am Wege,
    den ebenfalls sein Herr verstieß,
    weil er zu müde und zu träge
    das edle Wild entkommen ließ.

    „Kopf hoch!“  So sprach der Esel weise,
    als er den Hund in Tränen fand:
    „Komm doch mit mir auf eine Reise,
    ich werd  in Bremen Musikant.“

    Sie sahn an einem schatt‘gen Platze
    zwei Tiere noch, man glaubt es kaum,
    die arme ausgesetzte Katze
    und dann den Hahn auf seinem Baum.

    „Kommt mit und jammert hier nicht länger!“,
    schlug ihnen gleich der Esel vor,
    wir brauchen in der Band zwei Sänger;
    Sopran fehlt noch und auch Tenor.“

    Die Sonne war schon längst im Sinken,
    die Pfoten, Hufe müd und matt,
    und immer noch war da kein Blinken
    von Lichtern einer großen Stadt.

    Ein Jogger kam, der ganz ermattet
    sich setzte auf den nächsten Stein,
    der Esel fragte: „Ihr gestattet,
    könnt dies der Weg nach Bremen sein?“

    Der Jogger wischte mit dem Tuche
    Sich ab das feuchte Angesicht:
    „Nach Bremen seid ihr auf der Suche,
    das schafft ihr heute Abend nicht.

    Ein Tierheim gibt es hier am Orte
    für arme Streuner, so wie ihr,
    klopft dort mal höflich an die Pforte
    und fragt nach einem Nachtquartier!“

    Sie fanden schon das Tor verschlossen,
    jedoch der Pförtner war noch wach.
    „Geht weiter!“, sagte er verdrossen“,
    wir sind schon voll bis unters Dach!“

    Im Wald an einem trocknen Platze,
    da legten sich ins weiche Gras
    der Hund und auch die müde Katze,
    dieweil der Hahn im Baume saß.

    „Ich bleibe wach und werd dich rufen“,
    schrie er dem Esel zu, der bald
    lostrabte und auf müden Hufen
    durchforstete den finstern Wald.

    Er hatte fernes Licht gesehen,
    vielleicht war‘s auch ein Feuerschein,
    es konnten Menschen, Zwerge, Feen
    und schlimmstenfalls auch Räuber sein.

    Der Hahn da oben im Geäste
    Jetzt mit dem Esel leise sprach:
    „Ein Häuschen ist’s, es ist das Beste,
    ich flieg dorthin und sehe nach.“

    Es ist bekannt seit alten Zeiten:
    ein Hahn verbringt die Nacht im Stall,
    doch hier, das lässt sich nicht bestreiten,
    lag vor ein echter Sonderfall.

    Wer glaubt, er habe da gefunden
    nur eine wilde Räuberschar,
    dem sagen wir es unumwunden:
    Was dort bei Grimm steht, ist nicht wahr.

    Er sah nur ärmliche Gestalten
    bei einem kargen Abendbrot
    des Tages erste Mahlzeit halten.
    Das glich zu sehr der eignen Not.

    Der Esel wartete mit Bangen
    Auf seines Boten Wiederkehr.
    War er von Räubern abgefangen
    Und vorbereitet zum Verzehr?

    Dann rüttelte ein Sturm die Gipfel,
    ein Ast verfehlte ihn nur knapp,
    und durch der Bäume hohe Wipfel
    flog jetzt der Hahn zu ihm herab.

    „Ich dachte schon, dass man dich köpfte“,
    erleichtert sah der Esel aus,
    der Hahn sprach, als er Atem schöpfte:
    „Das ist fürwahr kein Räuberhaus!“

    „Ich denk, wir sollten höflich bitten
    um einen Platz am warmen Herd,
    und sind wir dort nicht wohlgelitten,
    so ist es den Versuch doch wert.“

    „Nur Mut!“, so sprach der Esel weise
    und musterte die künft’ge Band
    „ich glaub in unserm Künstlerkreise,
    da gibt es bald ein Happy- End.“

    Auf leisen Pfoten, Tatzen, Krallen
    so pirschten sie ans Haus sich ran,
    sie hörten Lärm und Lachen schallen,
    man stimmte grad ein Trinklied an.

    Es war, als ob der Hahn sich scheute,
    den andern offen zu gestehn:
    „Das sind sie nicht, die armen Leute,
    die ich durch’s Fenster hab gesehn.“

    „Wir müssen trotzdem danach schauen“,
    so sprach der Esel mit Bedacht,
    „wir werden eine Leiter bauen,
    ich zeige euch, wie es gemacht.“

    Er musst die müden Glieder bücken,
    denn schließlich war er Untermann,
    dann sprangen schnell ihm auf den Rücken
    der Hund, die Katze und der Hahn.

    Und so zu viert am dunklen Fenster,
    da boten sie ein schaurig Bild,
    ein Räuber schrie: „Dort sind Gespenster!“
    Die Haare sträubten sich ihm wild.

    Ein andrer rief: „Tod und Verderben!
    Wir müssen fort, so schnell es geht!“
    Da ging das Fensterglas in Scherben,
    eh nur der Hahn einmal gekräht.

    Getrieben von Gewissenslasten
    flohn jetzt die Räuber in den Wald;
    es war ein Rennen, Laufen, Hasten
    nach einem sichern Aufenthalt.

    Dass dann die Räuber wiederkehrten,
    dazu noch in derselben Nacht,
    das haben sich die sehr gelehrten
    Gebrüder Grimm nur ausgedacht.

    Doch andre Leute kamen wieder,
    die jüngst der Hahn durchs Fenster sah.
    Sie stiegen vom Geäst hernieder
    von einem Baume, der ganz nah.

    Die Tiere und die fremden Gäste,
    die ausgestanden manche Qual,
    verspeisten hungrig nun die Reste,
    die übrig war‘n vom Räubermahl.

    Dann rückten näher sie zusammen,
    das Feuer ward neu angefacht
    und sahen heiter in die Flammen,
    vergessen war der Schreck der Nacht.

    Mit ernster Miene sprach der Esel:
    „Welch guter Platz für Mensch und Tier!
    Was solln uns Hameln, Bremen, Wesel?
    Ich schlage vor, wir bleiben hier.“

    Doch hier ließ sich der Hund vernehmen:
    „Im Ganzen stimm‘ ich überein,
    doch vorher geh ich noch nach Bremen
    und heb am Denkmal dort ein Bein.“

     

    Copyright Dr. Lieselotte Riedel

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Beitrag zur Lesung „Geheimnisse“ beim BDSÄ-Kongress Mai 2016

     

    Als ich mich umwandte
    und zurückblickte zu dem Hund
    zu dem Straßenhund
    – ein hübsches Tier
    wie ein Wächter vor dem Geschäft
    er hatte so lieb
    meine Hand geleckt
    ganz kurz
    als ich ihn vorsichtig streichelte
    die Leckerbissen
    die ich ihm gab und
    die er nahm
    fraß er aber erst
    als ich gegangen war
    deshalb drehte ich mich
    noch einmal um
    und blickte zu ihm –

    da sah ich
    auch er blickte zu mir
    immer wieder
    trafen sich unsere Blicke
    bis ich in die andere Straße
    einbog

    Der Blick
    begleitet mich nun …
    er war nicht klagend
    nicht bettelnd
    er war …
    wie der Blick meines Hundes
    voll Gewissheit
    dass die Trennung nur
    vorübergehend ist

    Der Blick …
    könnte ich den Blick meines
    Engels sehen

    Er würde ihm gleichen

    Copyright Dr. Helga Thomas

  • Simon-Patience-Bild

    Am Ende dieser Geschichte steht die Übersetzung von Dietrich Weller

    PATIENCE                                         

    Many, many years ago, an old wise man was asked if patience gives one power. His answer was a tale about patience.

    “Once upon a time by the banks of a small tributary of the Yellow river 河蒙西) a well known Sage was fishing. As in every refined tale it is the case, that a Sage is able to communicate with animals .Nearby the fisherman rested a large turtle. The turtle asked the fisherman again and again, the explanation of the patterns of its shell……..Your home – a shell – is your protection against all injuries. It has a pattern on it that describes your virtues. Your greatest virtue is the virtue of patience. This shell is a symbol of patience.

    Humans protect themselves with clothes against the cold. If one puts on more clothes as the cold increases, then the cold will not be able to harm us. However, clothes do not protect us against wrongs, insults, or anger. In these instances when one encounters great wrongs, one should learn to be more patient .One puts on an imaginary shell thereby the insults will be unable to irritate our minds. By being patient a turtle, for example, overcomes storms. By being patient, man can master stormy times and adversities.

    Clearly, patience is power.

    Being patient is the ability to calmly see the accomplishment of one’s goals, not hastily or impertinently. Being patient doesn’t mean sitting around waiting for things to happen.     Instead, it means to work hard as long as necessary without giving up until one attains ones goals. It is to be remembered that if one persist in one’s personal objectives, while enduring the necessary wait, one shall finally succeed. Silkworms make silk cocoons after getting their fill of mulberry leaves. Man, on the other hand, use the silk to weave gowns. In time and with patience the mulberry leaf eventually becomes a silk gown.

    With patience, one learns to enjoy the process and the journey, rather than just keeping ones sights on the end result. By practicing fishing I grow to be patient“, concluded the Sage.

     

    Author’s note                                                                                                                                         

    Patience is an English word meaning “the quality of being patient in suffering,“ originating from Latin „patientia“ (bearing hardship; endurance). The word “patience” has a double meaning as in suffering and  endurance. It can apply to both patients and doctors alike.
    A patient-patient bears hardship – with fortitude and calm and without complaint.

    A patient- physician practices – with patience, steady perseverance and even-tempered care.

    A patient-physician has a virtue to listen to his   patients and the willingness to suppress restlessness or annoyance when confronted with delays in protracted treatments.

    Dr. med. André Simon   © Copyright   

     

    Geduld

    Von André Simon, übersetzt von Dietrich Weller

    Vor vielen, vielen Jahren wurde ein weiser Mann gefragt, ob Geduld Kraft spende. Seine Antwort bestand in einer Fabel über Geduld.

    „Es war einmal am Ufer eines Nebenflusses des Gelben Flusses ein sehr bekannter Weiser beim Angeln. Wie in jeder veredelten Fabel kann ein Weiser mit den Tieren sprechen. Neben dem Fischer ruhte sich eine Schildkröte aus. Die Schildkröte fragte den Fischer immer und immer wieder nach den Erklärungen für die Muster ihres Hauses.

    Dein Haus – eine Muschel – ist dein Schutz gegen alle Verletzungen. Es trägt ein Muster, das deine Tugenden beschreibt. Deine größte Tugend ist Geduld. Dieses Haus ist ein Symbol für Geduld.

    Menschen schützen sich mit Kleidern gegen die Kälte. Wenn man bei zunehmender Kälte mehr Kleider anzieht, kann uns die Kälte nichts anhaben. Gegen Verfehlungen, Beleidigungen und Wut schützen sie uns jedoch nicht. In diesen Fällen, wenn man große Verfehlungen erlebt, sollte man lernen geduldiger zu sein. Man zieht eine scheinbare Hülle an, wobei die Beleidigungen unseren Geist nicht mehr stören können. Durch Geduld übersteht eine Schildkröte Stürme. Durch Geduldigsein kann der Mensch stürmische Zeiten und Widrigkeiten meistern.

    Ganz klar: Geduld bedeutet Kraft.

    Geduldigsein ist die Fähigkeit, die Vollendung der eigenen Ziele zu beobachten, nicht hastig oder hartnäckig. Geduldigsein bedeutet nicht herumzusitzen und darauf zu warten, dass irgendwelche Dinge geschehen. Stattdessen bedeutet es, hart so lange zu arbeiten wie nötig, ohne aufzugeben, bis man seine Ziele erreicht hat.

    Man muss sich klarmachen, dass man letztlich siegen wird, wenn man auf seine persönlichen Zielvorgaben besteht, während man die notwendige Wartezeit aushält. Seidenwürmer produzieren Seidenkokons, nachdem sie sich an Maulbeerblättern sattgegessen haben. Der Mensch andererseits nutzt die Seide, um Kleider zu weben. Mit der Zeit und mit Geduld wird das Maulbeerblatt schließlich zu einem Seidenkleid.

    Mit Geduld lernt man den Vorgang und die Reise zu genießen statt die Blicke nur auf das Endresultat zu richten. Indem ich angle, wachse ich in die Geduld hinein!`“, schloss der Weise.

    Bemerkung des Autors

    Patience ist ein englisches Wort, das die Eigenschaft bezeichnet, geduldig im Leiden zu sein. Das stammt aus dem Lateinischen patientia: Ertragen von Not, Ausdauer. Es kann sich sowohl auf Patienten als auch auf Ärzte beziehen.

    Ein geduldiger Patient erträgt Not – mit Stärke, Tapferkeit und Ruhe und ohne Klagen.

    Ein geduldiger Arzt praktiziert mit Geduld, gleichmäßigem Beharrungsvermögen und ausgeglichener Stimmung.

    Ein geduldiger Arzt hat die Tugend, seinem Patient zuzuhören und den Willen, Unruhe oder Verärgerung zu unterdrücken, wenn er mit Verzögerungen bei langwierigen Behandlungen konfrontiert wird.

    Bemerkung des Übersetzers

    Das lateinische Wort patientia ist abgeleitet vom Verb pati. Das bedeutet zulassen, dulden und erdulden, leiden und erleiden.  Hier ist bereits die Doppelbedeutung enthalten, die aus dem (primären) passiven Leid die (sekundäre) aktive Eigenschaft des Verhaltens im Leid, nämlich das Erdulden, die Geduld, entwickelt. –

    Das Verb pati ist transitiv/passiv, es gibt im Latein keine aktive Form des Leidens. Das zeigt, dass Leid als etwas Auferlegtes ertragen werden muss. Das verwandte Verb patere (mit langem e gesprochen) bedeutet offenstehen, offen sein, zulassen, offenbar sein. Daraus leitet sich der südländische Patio (= der offene Innenhof) ab.

    Passus sum bedeutet wörtlich übersetzt: „Ich werde geleidet = mir wird Leid auferlegt“.

    Diesen passiven Begriff kennen wir im Deutschen nicht, wir übersetzen ihn in das aktive „ich leide“.

    Aus dem Wortstamm pati/passus hat sich auch der Begriff Passiv entwickelt: „es passiert mit mir“, dem das Aktive „ich mache etwas“ gegenübersteht.

    Copyright Dr. Dietrich Weller

     

  • Diese Texte trug Eberhard Grundmann beim BDSÄ-Kongress 2015 in Bremen vor in der Lesung über Bremer Stadtmusikanten“ (Moderation Helga Thomas)

    Tagfreier Tag

    Herr Wennemann klappt den Kalender auf
    und sieht, dass in des ganzen Jahres Lauf
    sich ein Gedenktag an den andern drängt,
    auf manche Tage eine Vielzahl zwängt.
    Just siebenhundertfünfundvierzig Tage
    fand Wennemann, und das sind schliesslich sage
    und schreibe reichlich zwei pro Tag im Schnitt.
    Zählt man jedoch nur die globalen mit,
    so findet man zweihundertfünfzehn Treffer –
    für eine Jahressuppe reichlich Pfeffer.
    Es finden sich dabei ein Tag des Lachens
    sowie ein Tag des Musik-selber-Machens,
    ein Tag des Kusses und ein Tag der Huren
    wie gleichfalls der Versöhnung mit den Buren,
    die Deutschen retten einmal die Kastanien,
    am zweiten Mai denkt an Madrid ganz Spanien,
    die Toiletten ehrt man im November,
    die Anti-Korruption dann im Dezember,
    dann wieder widmet man sich dem Tourismus
    beziehungsweise schließlich dem Autismus.
    Gesundheit allgemein sowie der Zähne
    entdeckt man alsbald neben Handhygiene,
    am siebten März Gesundernährung steht,
    am sechsten Mai dagegen Anti-Diät.
    Psoriasis und Leber, Niere, Herzen,
    sowie auch Rheuma, Lepra, Krebs, Kopfschmerzen
    erhalten einen eignen Tag als Bonus,
    desgleichen Brailleschrift und Hypertonus.
    Knapp fünfzig aller Denktermine hangen
    allein an medizinischen Belangen.
    Doch dann fand Wennemann noch unbenutzte
    zweiundsechzig Tage, und er stutzte.
    Er rief den Aberach, das Glück zu teilen.
    Sie proklamierten ohne zu verweilen
    den Tagefreien Welttag und fixierten
    als Jahresdatum Monat März, den vierten.
    (26.02.2013)

    Schweinerei

    Verwunderlich, verwunderlich,
    wie Menschen oft beschimpfen sich
    mit den Namen ihrer besten und nützlichsten
    Freunde aus dem Tierreich:
    Schwein, Hund, Esel, Ochs.
    Weit schlüssiger würde es sein,
    beschimpfte ein Schwein ein anderes Schwein –
    ein ganz besonders bösartiges Schwein:
    Du Mensch!
    Doch davon kenn ich keinen Bericht,
    denn solche bösen Schweine gibt’s nicht.
    (02.11.2014)

    Bremer Stadtmusikanten

    Die Stadtmusikanten von Bremen,
    getrieben von argen Problemen,
    sie fassten den Plan und sie gingen
    gen Bremen, um dorten zu singen.
    Doch schon auf dem Wege nach Stunden
    war ihre Misere verschwunden,
    auch ohne die Stadt zu erreichen.
    Was lehrt uns nun das und dergleichen?
    Erlangen wir oft auch im Leben
    nicht das, was wir eifrig erstreben
    und lässt sich nicht alles erklimmen,
    so gilt doch: die Richtung muss stimmen!