Kategorie: Prosa

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    Wie ein leiser Schleier lag die Abenddämmerung über dem Land ….
    Schon früh dunkelt es jetzt ein , denn es war die längste Nacht im Jahr
    Der Weg nach Hause war noch weit- viel weiter in der Dunkelheit als am Tag!
    Die Schatten der beginnenden Nacht greifen nach dem einsamen Wanderer
    Und die Kälte war ohne Licht noch viel kälter ….
    noch über diesen Hügel und über den nächsten Hang ….
    noch durch den dunkelsten Pfad im Wald
    Dann-dann-ist der Wanderer daheim:
    Daheim in der Wärme, daheim im Licht!
    Es wird Freunde geben, die mit dem Heimkehrer feiern ….
    Und die Vorfreude treibt seine Schritte an.
    Doch dann merkte er, dass die Hügelkette unendlich fern wurde
    Und sein Blick umsonst nach dem Lichtschein des Hauses sucht ….
    Und je mehr er suchte , desto mehr blinken plötzlich viele Lichter auf ….
    überall ….und nur ganz kurz!
    Der Wanderer war sehr irritiert, er konnte sich nicht mehr orientieren
    Und die Nacht legte sich schwer über das Land.
    Und dann hörte er Geräusche aus allen Richtungen
     wie ein geheimnisvolles Flüstern … auf das er hören musste!
    Er wurde nun sehr müde und setzte sich unter eine hohe Tanne.
    Es war ihm auf einmal so wohl …
    So wohl gelehnt an den Stamm des mächtigen Baumes unter seinen hängenden Zweigen ,
    ie schwer waren vom Tragen des Schnees
    So wohl mit den blinkenden Strahlen aus Eiskristallen
    So wohl mit den Melodien aus unbekannten Klängen, die sich die Tiere singen
    Er saß
             In der Kälte            –  die warm wurde
             In der Dunkelheit  – die voller Licht war
             In der Stille           – ohne Einsamkeit     :
    Die Spitze der Tanne wurde nun von einem starken Stern erhellt
    Und jetzt wusste der Wanderer
    Das ist die heilige Nacht
    Wesen der Welt und Wesen des Himmels
    Wer sie spürt, der ist angekommen

    Harriet Keller-Wossidlo für die Weihnachtsfeier Klinik Barmelweid 2003

  •             On Saturday, July the 4th 2009, by the celebration of the American Independence Day, the friend of mine from London, invited me to participate.  There, as a special guest, was Dr. William Davey (born 1942), a former Physician to The Queen.

             I have seen the invitation as an opportunity to present my stories to Dr. Davey with eventuality, he could write the preface of my future book. So, I invited him and the friend of mine for a lunch on Sunday the 5th. After the lunch, as he read some stories, he was delighted. When I announced to him, that my book should have a quotation of George Orwell, he wasn’t keen to make his comments. My hopes vanished.

    In the sixties of the last century, I have studied in London, so I asked him how is the ambiance in 2009.   Dr. Davey responded that, there are no traditionally English citizens to be seen in London, but mere immigrants and newcomers of Islamic religion. His comment was futuristic because from the Year 2016 was elected the London’s first Muslim mayor, Pakistani Sadiq Khan, re-elected in 2021. Because of these circumstances, Dr. Davey owned an appartement as a second residence at French Riviera.

    After the lunch by coffee time, I have asked Dr. Davey to explain, on behalf of being the physician of the Queen for fifteen years, if the title of MD had been sufficient to ensure this function. Dr. Davey denied. The Queen is the Supreme Governor of the Church of England, and is preferable that, her personal physician should have studied theology. Anyway, Dr. Davey has studied at the Trinity college in Cambridge, and has a Ph.D. in the theology. However, he explained that to cure the Queen, there is to be also a doctor specialized in homeopathy.

    Dr. Davey was first approached by a friend in 1978 who in turn was a close friend of the then current Physician to The Queen. The current physician to the Queen would be retiring, and that there was need of a replacement a doctor who specializes in homeopathy.

    At that time, he explained to me, he did not even know what homeopathy was. So, he was suggested to train in homeopathy and with the possibility of making himself available. He began a course at the Royal London Homeopathic Hospital (RLHH) in 1978. The Government recognized the Faculty of Homeopathy and he began a course to qualify as a Member of Faculty of Homeopathy MFHOM.  Dr. Davey narrated that, he already worked in orthodox research during previous years, and was startled to discover how totally unscientific the world of homeopathy was. There existed no working hypothesis for its modus operandi. The Hahnemannian postulate of serial dilutions and increasing effectiveness caused him intellectual indigestion, and was against fundamental laws of Physics. Further, Dr. Davey discovered that there was no uniformity in the manufacture of the potencies. There was no standard preparation, which became one of the main thrusts of his effort to bring homeopathy into the 20th century.

    In November 1985 he was involved with the Prince of Wales initiatives in the “Colloquia on Complementary Medicine” at the Royal Society of Medicine.

    After that, – Dr. Davey was appointed Physician to the Queen in 1986, which post he held until 2001, when he was forced to take early retirement on health grounds.

    Epilogue:
    After the meeting with Dr. Davey the email correspondence with him has shown that, he is very occupied and has no time to recension and to preface of the book.

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Eine interessante Begegnung

    Am Samstag, dem 4. Juli 2009, lud mich ein Freund aus London ein, an der Feier des Amerikanischen Unabhängigkeitstages teilzunehmen. Dort war ein als besonderer Gast Dr. William Davey (geb.-1942) eingeladen, ein früherer Arzt der Königin.

    Ich habe die Einladung als Gelegenheit gesehen, Dr. Davey meine Geschichten zu zeigen mit der Möglichkeit, dass er das Vorwort für mein zukünftiges Buch schreibt. Deshalb lud ich ihn und meinen Freund zum Mittagessen am Sonntag, den 5. Juli ein. Als er nach dem Essen einige Geschichten las, freute er sich. Als ich ihm erklärte, dass mein Buch ein Zitat von George Orwell enthalten soll, war es ihm unwichtig, das zu kommentierten. Meine Hoffnungen schwanden.

    In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte ich in London studiert, also fragte ich ihn, wie die Stimmung 2009 sei. Dr. Davey antwortete, man sehe keine traditionellen englischen Bürger in London, sondern nur Einwanderer und Neulinge mit islamischer Religion. Seine Bemerkung war vorausschauend, denn ab dem Jahr 2016 wurde der erste moslemische Bürgermeister Londons gewählt, der Pakistaner Sadique Khan, der 2021 erneut gewählt wurde. Wegen dieser Umstände besaß Dr. Davey ein Appartement als zweiten Wohnsitz an der Französischen Riviera.

    Nach dem Mittagessen fragte ich Dr. Davey, weil er 15 Jahre lange der Arzt der Königin gewesen war, ob der Titel MD (Medical Doctor) für seine Funktion ausreichend gewesen sei. Dr. Davey verneinte. Die Königin ist das Oberhaupt der Kirche von England, und vorzugsweise sollte ihr persönlicher Arzt Theologie studiert haben. Jedenfalls hatte Dr. Davey am Trinity College in Cambridge studiert und trug den Titel Ph.D. in Theologie. Er erklärte jedoch, dass man, um die Königin heilen zu können, auch ein in Homöopathie spezialisierter Arzt sein müsse.

    Dr. Davey wurde zuerst 1978 von einem Freund angesprochen, der wiederum ein enger Freund des damaligen Arztes der Königin war. Der gegenwärtige Arzt der Königin wollte in Ruhestand gehen, und es war notwendig, ihn zu ersetzen durch einen  Arzt, der auf Homöopathie spezialisiert war.

    Zu dieser Zeit, erklärte er mir, wusste er nicht einmal, was Homöopathie war. Also schlug er vor, sich in Homöopathie zu üben mit der Möglichkeit, für das Amt zur Verfügung zu stehen. Er begann 1978 einen Kurs am Königlichen Homöopathischen Krankhaus London. Die Regierung anerkannte die Homöopathische Fakultät, und er begann einen Kurs, um sich als Mitglied der Homöopathischen Fakultät zu qualifizieren. Dr. Davey erzählte, dass er in den vorhergehenden Jahren schon in der schulmedizinischen Forschung gearbeitet hatte und war verblüfft zu entdecken, wie unwissenschaftlich die Welt der Homöopathie war. Es gab keine Arbeitshypothesen für ihre Vorgehensweisen. Die Forderung Hahnemanns bezüglich der Reihenverdünnungen und der steigenden Wirksamkeit konnte er schlecht intellektuell verdauen. Sie verstieß gegen grundsätzliche Gesetze der Physik. Außerdem entdeckte Dr. Davey, dass es keine Einheitlichkeit bei der Herstellung der Potenzen gab. Es gab keine Standardherstellung, was zu einer der hauptsächlichen Schubkräfte seiner Anstrengungen führte, die Homöopathie in das 20. Jahrhundert zu führen.

    Im November 1985 wurde er in die Initiativen des Prince of Wales einbezogen, in der Königlichen medizinischen Gesellschaft „Kolloquien über Komplementärmedizin“ abzuhalten. Danach wurde Dr.- Davey 1986 zum Arzt der Königin ernannt. Diesen Posten bekleidete er bis 2001, als er aus gesundheitlichen Gründen gezwungen war, frühzeitig in Ruhestand zu gehen.

    Nachwort:
    Nach dem Treffen mit Dr. Davey zeigte die E-Mail-Korrespondenz, dass er sehr beschäftigt war und keine Zeit hatte, einen Rezension oder ein Vorwort zu dem Buch zu schreiben.

  •  Allegedly wrote Erich Maria Remarque: „Doctors are like night keepers of great hotels. They stay under the eaves during the nights, and their lives slowly pass, pass and goes away. “

    However, during the life’s journey as a physician, we encounter some interesting persons.

    By working as a supplant in the general practice of Dr. Conti Rossini in Brissago nearby Locarno in the summer 1976, I got a call to visit the patient in his house.

    In the short distance of the practice in the neighboring village, was a simply build house circumvallated with a greenery.

    There were two aged persons.

    The door was opened by the man, who presented himself “Goldmann” (in the fact   Professor Hans Goldmann (1895–1987), and I should visit his wife. My first impression was, that I find myself in the house of very humble and kind persons.

    They lived in Bern, and this house was a summer house, where they retired.

    The rooms were full with books from bottom to the ceiling. The furniture was simple without any luxury.

    The lady, his wife Erna, was not seriously ill, and everything finished well.  In this time there were no internet and no Wikipedia. So, to analyze my short encounter, I needed to wait thirty years to read in Wikipedia,

    Second Wikipedia, Professor Goldmann was clinic director of ophthalmology in Bern for more than thirty years (1935-1968) and an inventor of the important ophthalmological tools like – slit lamp, colorimeter perimeter, tonometer, indirect goniolens, and dark adaptometer: later all those ophthalmic instruments are called after him.

    Today’s ophthalmology is without Professor Goldmann’ inventions not imaginable.  

    By my ophthalmology exam at Bern University, the examiner was Professor Fankhauser (Goldmann’ assistant)

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Eine bemerkenswerte Begegnung

    Angeblich hat Erich Maria Remarque geschrieben: Ärzte sind wie Nachtwächter von großen Hotels. Sie bleiben nachts unter dem Dachvorsprung, und ihre Leben laufen langsam vorbei, rinnen davon.

    Während der Lebensreise eines Arztes begegnen wir jedoch einigen interessanten Personen.

    Während der Arbeit als Vertreter in der Allgemeinarztpraxis von Dr. Conti Rossini in Brissago bei Locarno im Sommer 1976 bekam ich einen Anruf von einem Patienten, der mich um einen Hausbesuch bat.

    Ganz in der Nähe der Praxis im benachbarten Dorf stand ein einfach gebautes und von einem begrünten Wall umgebenes Haus. Dort lebten zwei betagte Personen.

    Die Tür wurde von einem Mann geöffnet, der sich als „Goldmann “ vorstellte (tatsächlich war es Professor Hans Goldmann -1895-1987), und ich sollte seine Frau besuchen. ein erster Eindruck war, dass ich mich im Haus von sehr demütigen und freundlichen Personen befand.

    Sie lebten in Bern, und dieses Haus war ein Sommerhaus, in das sie sich zurückzogen. Die Zimmer waren voll mit Büchern vom Boden bis zur Decke. Die Möbel waren einfach und ohne Luxus.

    Die Dame, seine Frau Erna, war nicht ernsthaft krank, und alles endete gut.

    Zu dieser Zeit gab es noch kein Internet und kein Wikipedia. Deshalb musste ich dreißig Jahre warten, um meine kurze Begegnung bei Wikipedia aufzuklären.

    Nach Wikipedia war Professor Goldmann der Direktor der Augenklinik in Bern über mehr als dreißig Jahre (1935-1968) und Erfinder der wichtigen augenärztlichen Instrumente wie der Spaltlampe, des Farbperimeters, des Tonometers, der indirekten Winkellinse und des Dunkeladaptometers. Später wurden alle diese Augeninstrumente nach ihm benannt.

    Die heutige Augenheilkunde ist ohne Professor Goldmanns Erfindungen nicht vorstellbar.

    In meinem Augenheilkunde-Staatsexamen an der Universität Bern war mein Prüfer Herr Professor Fankhauser, Goldmanns Assistent.

    Bemerkungen des Übersetzers:

    Die Spaltlampe ermöglicht eine mikroskopische Untersuchung des Augapfels. Sie wurde erstmals von Gullstrand 1910 eingeführt und von Goldmann und anderen zur industriellen Produktion weiterentwickelt. (Wikipedia)

    Das Farbperimeter ermöglicht die Bestimmung des Gesichtsfeldes für Farbsehen.

    Das Tonometer misst den Augeninnendruck.

    Die indirekte Winkellinse ermöglicht die Vermessung von Winkeln z. B. in der vorderen Augenkammer.

    Das Dunkeladaptometer misst die Anpassung des Auges an verschiedene Lichtverhältnisse.

    Hier ist ein Link zu einem sehr informativen und bebilderten Vortrag von Herrn Dr. Eisner, eines Oberarztes von Prof. Goldmann, der seine Erlebnisse mit Herrn Prof. Goldmann schildert.

    http://eisner-georg.ch/Medizinisch/Goldmann/EisnerVortrag.pdf

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    In begin of January 1984, I opened my general practice in the city of Zürich. The practice was situated close to the Zurich’ expositions halls (Züspa-Hallen)

    In the same year I visited an exposition for the medical products, and on one exposition -booth I met Dr. Franklin Bircher (1896-1988).

    Dr Franklin Bircher told me that, after he finished a study of medicine in Zürich, as a young doctor he spent one year in Vienna in 1922 and attended the lectures by Guido Holzknecht, pioneer of radiology a friend of Konrad Röntgen, and Sigmund Freud. Later he worked together with Paul Niehaus on life cell therapy.

    His father Dr. Maximilian Bircher (1867-1939) studied medicine in Zürich and Berlin. As a young doctor, made the most significant discovery in 1898, explaining the healing properties of raw food and its different effects on cooked food. No vitamins were known in this time. In any case, the raw diet could cure diseases caused by deficiency of vitamin B and vitamin C. The raw-diet-mixture composed by him he named Müesli. He gave the name Müesli which is an independent diminutive of Swiss- German idiom of Mues. which means a meal of cooked fruit or potatoes. In contrast to the, English porridge the oatmeal is not cooked, but simply soaked. His two-year-old healthy son Franklin became the guinea pig for the muesli.

    Dr. Franklin Bircher told me that, thanks to the muesli and eating non processed food he stayed healthy his whole life.

    His father saw that, the raw edible plants received the highest quality nutritional energy and their effectiveness had not yet been reduced by cooking, storing, fermenting, etc. In his book” Ist Gesundheit fotografierbar? « that I received was a short dedication “Zu Jungen Kollegen Dr. André Simon von Dr. med. Franklin Bircher gewidmet”.

    For my well-being I eat Bircher- Muesli every day.

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Eine prägende Begegnung

    Anfang Januar 1984 habe ich in Zürich meine Allgemeinmedizinpraxis eröffnet. Die Praxis lag in der Nähe der Ausstellungshallen (Züspa-Hallen). Im selben Jahr besuchte ich eine Ausstellung für Medizinprodukte, und an einem Ausstellungsstand lernte ich Dr. Franklin Bircher (1896-1988) kennen.

    Er erzählte mir, dass er nach dem Ende des Medizinstudiums in Zürich 1922 als junger Arzt mehr als ein Jahr in Wien verbracht und Vorlesungen von Guido Holzknecht besucht hatte, einem Pionier der Radiologie und Freund von Konrad Röntgen und Siegmund Freud. Später arbeitete er mit Paul Niehaus über Lebendzell-Therapie zusammen.

    Sein Vater, Dr. Maximilian Bircher (1867-1939), studierte Medizin in Zürich und Berlin. Als junger Arzt machte er 1898 eine sehr prägende Entdeckung, indem er die heilenden Wirkungen von Rohkost und die verschiedenen Effekte von gekochter Nahrung erklärte. Zu dieser Zeit kannte man noch keine Vitamine. Jedenfalls konnte Rohkost Krankheiten heilen, die durch Mangel von Vitamin B und Vitamin C verursacht waren. Der von ihm zusammengestellten Mischung gab er den Namen Müesli. Das ist eine unabhängige Verkleinerungsform der schweizerisch-deutschen Bezeichnung Mus (deutsch) oder Mües (schweizerisch), die eine Speise aus gekochtem Obst oder gekochten Kartoffeln bedeutet

    Im Gegensatz dazu ist das englische Porridge nicht gekocht, sondern nur vollgesaugt mit Flüssigkeit.

    Maximilians zweijähriger gesunder Sohn Franklin wurde das Versuchskaninchen für das Müsli.

    Dr. Franklin Bircher erzählte mir, dass er dank des Müslis und des Verzehrs von nicht verarbeiteter Nahrung sein ganzes Leben lang gesund geblieben sei.

    Sein Vater erkannte, dass die rohen essbaren Pflanzen die höchste Qualität der Ernährungsenergie enthielten und ihre Wirksamkeit noch nicht vermindert wurden durch Kochen, Lagerung und Behandlung mit Fermenten etc..

    In seinem Buch „Ist Gesundheit fotografierbar?“, dass ich geschenkt bekam, steht eine kurze Widmung „Dem jungen Kollegen Dr. André Simon von Dr. med. Franklin Bircher gewidmet“.

    Für mein Wohlbefinden esse ich Bircher-Müsli jeden Tag.

  •     Böotien und seine Bewohner im Nord-Westen von Attika galten als provinziell, rückständig und bar jeden schöpferischen Impulses[1]. Man sagte ihnen mangelnde Weltoffenheit nach und ließ dabei ganz außer Acht, dass die ersten Kolonisten in West-Griechenland, die Kyme/Cumae in Kampanien, Naxos und Zankle/Messina auf Sizilien gründeten, aus Böotien und von Euböa kamen. Vor allem jedoch ist Böotien die Heimat so bedeutender Schriftsteller- und Dichter-Persönlichkeiten wie Hesiod (vermutlich aus Thespiai), Korinna (Tanagra), Pindar[2] (Kynoskephalai bei Theben) und Plutarch (Cheironeira), sowie großer Strategen wie Epaminondas[3].

        Hesiod, der um 700 v. Chr. schrieb, beginnt seine Epen wie sein dichterischer Vorgänger Homer mit der Anrufung der Musen. Ihr ältester Kult-Ort soll der Olymp (im Grenzgebiet von Thessalien und Makedonien) gewesen sein,

    Kündet, Musen, mir nun, die ihr Häuser bewohnt im Olympos –
    Göttinnen seid ihr ja, wisst alles…[4]

    doch ihr eigentlicher Sitz ist der Helikon in Böotien[5],

    Von Helikonischen Musen will ich mein Singen beginnen,
    die an dem großen, heiligen Berg, dem Helikon, wohnen…
         Diese nun lehrten einst auch Hesiodos schöne Gesänge,
    als er am Fuße des heiligen Helikon Lämmer gehütet. 
    Solche Rede vernahm ich zuerst von den göttlichen Frauen,
    den olympischen Musen, den Töchtern des Herrschers der Aigis.
    …Dort errang ich als Sieger im Lied den gehenkelten Dreifuß.
    Aufgestellt hab ich ihn den Helikonischen Musen,
    wo sie zum ersten Mal mich begabten mit hellem Gesange[6].

        Der Name des Berges, ΗΛΙΚΟΝ, ist auf der berühmten Helikon-Lekythos  beigeschrieben (Abb. 1[7]). Lekythen dieser Gruppe, deren farbenreiche Figuren sich prachtvoll vom weißen bzw. sehr hellen Grund abheben, entstanden in hochklassischer Zeit als Öl-Gefäße für den Grab-Kult. 

                              

    Abb. 1: Weißgrundige Lekythos, um 440 v. Chr.
                                        Nach: Simon 21981, 137 f. Taf. XLV  

        Von Korinna[8], die als einzige in Tanagra Gesänge dichtete, von dieser befindet sich das Grabmal auf einem ansehnlichen Platz der Stadt und ein Gemälde im Gymnasion, auf dem Korinna sich die Binde um den Kopf legt wegen des Sieges, den sie über Pindar in Theben im Gesang gewann. Sie scheint mir aber wegen ihrer Sprache gesiegt zu haben, weil sie nicht im dorischen Dialekt dichtete wie Pindar, sondern in einem Dialekt, den Aitolier verstehen konnten, und weil sie die schönste der Frauen damals war, wenn man nach dem Gemälde urteilen darf[9]Die Tanagräer behaupten, ihr Gründer sei Poimandros [ein Abkömmling des Apollon] und er habe als Frau Tanagra, eine Tochter des Aiolos, heimgeführt. Korinna hat von ihr aber gedichtet, sie sei  Tochter des Asopos[10].

        Da wir über Pindars Lebensdaten einigermaßen unterrichtet sind und Pausanias von ihm und Korinna als Zeitgenossen spricht, gehen wir davon aus, dass die Werke der Dichterin ebenfalls in der Frühklassik entstanden. Einige Forscher setzen ihre produktive Phase jedoch in den Hellenismus, weil Sprache und Buchstabenform der Lieder, die sich auf zwei Papyrusfragmenten erhalten haben, denjenigen böotischer Inschriften von 320-250 v. Chr. entsprechen. In diesen und den folgenden Jahrzehnten erreichte auch die tanagräische Koroplastik eine hohe Blüte[11] (Tanagra-Figuren, Tanagräerinnen). So lag es nahe, die Hochphase der bildenden Kunst mit der Schaffenszeit der in Tanagra  geborenen Korinna zu verbinden.     

        Pindar (ca. 520-446 v. Chr.) wird vor allem wegen seiner Epinikien gerühmt, den Preisliedern zu Ehren der Sieger bei den Spielen von Olympia, den Pythien und den Spielen in Delphi, Isthmia und Nemea. Nach der Bedeutung der Wettkämpfe standen die Oden für Siege im Wagen- und Pferderennen an erster Stelle, gefolgt von Pankration, Ringen, Boxen, Pentathlon (mit Speer – und Diskuswurf, Sprung, Stadionlauf und Ringen) und dem Lauf als Einzeldisziplin[12].    

        Plutarch (1. Jh. n. Chr.) stellte in seiner frühesten (verlorenen) Parallel-Biographie den Römer Scipio dem böotischen Strategen Epaminondas gegenüber. Mehr als die Geschichtsschreibung interessierte ihn die Persönlichkeit seiner Protagonisten. Er war Anhänger der Lehren Platons und unterhielt in seiner Heimatstadt Cheironeira eine Akademie[13]. Wie von sich selbst erwartete er auch von seinen Freunden und Schülern, dass deren  Lebensführung mit ihrer philosophischen Ausrichtung harmonierte.      

        Ungeachtet der vielen positiven Aspekte hielten die Athener an ihrer Abneigung und Geringschätzung der Böotier fest[14]. Zwar bestreite niemand ihre  militärische Tüchtigkeit,

        Die Thebaner aber gewannen in der Schlacht von Leuktra den glänzendsten Sieg, den je Griechen über Griechen errungen haben. Von den Thebanern und den Boiotern, die bei ihnen geblieben waren, fielen siebenundvierzig Mann, von den Lakedaimoniern aber mehr als tausend[15].  

    ihre Körperkraft sei jedoch mit einem Mangel an geistiger Regsamkeit verbunden[16]. In künstlerischer Hinsicht begnügten sie sich mit Nachahmungen der Vorbilder aus den Ateliers von Korinth, Ionien und Attika, während ihr eigener Beitrag in der ‚Kunst‘ des Tradierens und Retardierens bestehe[17]. Der poröse Tuff, den sie für größer-formatige Bildwerke verwendeten, komme dem unplastischen Formwillen böotischer Bildhauer entgegen, sodass „provinzielle Werke von linearem Manierismus“ entstanden[18].

         Andere, positive, Stimmen heben die umfangreiche böotische Produktion von Terrakotten und keramischen Gefäßen im 7. Jh. v. Chr. hervor. Für die vogelköpfigen Statuetten gibt es keine Entsprechung in anderen Landschaften. Auch die nach der  hohen Kopfbedeckung orthodoxer Priester genannten „Pappades“ gelten als charakteristisch für die  Koroplastik Böotiens[19]. Die anthropomorphen Figuren seien durchaus keine einfachen Übernahmen[20]. Nachdem die ansässigen Koroplasten aus dem Angebot berühmter auswärtiger Manufakturen gewählt hätten, ließen sie sich von den Vorlagen anregen, gestalteten ihre Figuren aber so gründlich um, dass eigenständige Bildwerke von besonderem Reiz gelangen[21]. Denken wir an die weiblichen Statuetten frühklassischer Zeit mit hohem Polos und aufragender gezackter Schmuckplatte (Abb. 6), einem spezifisch böotischen Merkmal[22], oder an die unverwechselbar böotischen Frauen- und Jünglingsfiguren der fortschreitenden Klassik (Abb. 2) mit ihren üppigen, ausladenden Festfrisuren[23].

                        

    Abb. 2: Jüngling mit Festfrisur und Gans auf dem Arm[24].
                 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. München. Aufnahme der Verfasserin

        Bereits von 730 v. Chr. an hatte ein zunächst in Attika bezeugter Typus von Plattenfibeln eine spektakuläre Entwicklung in böotischen Werkstätten erlebt.

    Aus einem schlichten Gebrauchsgegenstand war ein Kleinod geworden, mit dem sich vornehme Frauen zu besonderen Gelegenheiten schmückten und das kostbar genug war, es den Göttern in ihre Heiligtümer zu weihen[25]. Im 7. Jh. v. Chr. entstanden vorzügliche Relief-Pithoi[26].

        Der Bildhauer Kalamis war wohl ebenfalls Böotier, doch ist die topographische Einordnung unsicher und die Zeitangaben sind widersprüchlich[27]. Seine Tätigkeit fiel anscheinend in die Zeit der Frühklassik. Pausanias berichtet über einen Tempel des Ammon in Theben; die Kultstatue weihte Pindar, und sie ist ein Werk des Kalamis[28]. InTanagra, im Tempel des Dionysos ist auch das Kultbild sehenswert aus parischem Marmor und ein Werk des Kalamis[29].

        Weiter schildert Pausanias, wie Hermes ihnen [den Tanagräern] eine Epidemie abwehrte, indem er einen Widder um die Mauer herumtrug und deshalb schuf Kalamis eine Kultstatue des Hermes mit einem Widder auf den Schultern… Wer aber von den Epheben als der schönste erklärt wird, dieser läuft am Fest des Hermes rings um die Mauer mit einem Schaf auf den Schultern[30].

                        

    Abb. 3: Hermes als Widderträger. 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr.
                                    Louvre. Nach Jeammet 2003, 30 Abb. 10

        Zahlreiche Gruppen mit Hermes und einem Widder als Begleittier, unter dem Arm oder auf den Schultern getragen, sind erhalten. Sie bestehen aus Bronze oder Ton und erscheinen sogar in einer merkwürdig verkürzten Form als Hermes-Hermen[31]. Zwar ist die eigentliche Heimat des Hirten-Gottes Arkadien, doch Pausanias überliefert eine böotische Version[32],

    In Tanagra befindet sich … der Berg Kerykion, wo Hermes geboren sein soll[33].

        Auch außerhalb Böotiens könne man Werke des Kalamis bewundern, wie das Weihgeschenk des Hieron von Olympia, das um 466 v. Chr. in Zusammenarbeit mit dem Aigineten Onatas entstanden sei[34].

        Im Sachwörterbuch der Klassischen Archäologie wird die böotische Keramik zwar als rückständig und retardierend[35] bezeichnet, doch ist ihr in archaischer Zeit eine besondere Schöpferkraft nicht abzusprechen. Die hohen Formen des korbähnlichen Polos (κανοῦν) und die sog. Vogel- Schalen des 6. Jhs. v. Chr. sind ohne Parallelen in der übrigen griechischen Welt. Bei den Vogel-Schalen, genannt nach ihrem Haupt-Dekor, den stilisierten fliegenden Vögeln, handelt es sich eigentlich um Schüsseln (Lekanis, Luterion) mit unterschiedlich hohen Füßen[36].

        Eine „seltsame Gattung archaisch-böotischer Kultobjekte“ vertreten die etwa 20 cm hohen Poloi, dickwandige Ton-Röhren[37] die ornamental oder figürlich bemalt und mit plastischen Details geschmückt sind. Das unten  abgebildete Würzburger Exemplar (Abb. 4)

                           

    Abb. 4: Böotischer Polos, Würzburg. 6. Jh. v. Chr.
                                               Aufnahme der Verfasserin

    stammt aus Theben. Es ist in drei übereinander  liegende Zonen gegliedert und mit Punktrosetten, Fischgrät-Mustern und einfachen Blattmotiven dekoriert. Den oberen Rand umgibt ein Wulst aus plastischen Körnern, auf denen ein dicker Granatapfel sitzt. Ein kleinerer plastisch geformter Granatapfel mit aufwärts gerichtetem Blütenstand akzentuiert die mittlere Zone[38]

        Weitere Poloi befinden sich u. a. in Berlin, Bonn und Dresden[39], in London, Paris, Stockholm und Boston[40] sowie in Rhizona/Böotien[41]. Sie dienten meist als Grabbeigaben, vielleicht als Brautkrone für junge vor der Eheschließung verstorbene Mädchen[42].

         Als dritte rein böotische Gattung des 6. Jhs. v. Chr. kommen die aus demselben Werkstatt-Zusammenhang hervorgegangenen tönernen Brettidole  (Abb. 5) hinzu[43].

                         

     Abb. 5: Brettidol München 1. Hälfte d. 6. Jhs. v. Chr.
                                                 Aufnahme der Verfasserin

        Sie tragen meistens einen mehr oder minder hohen Polos, der mit  plastischen Appliken, Voluten, Scheiben oder Rosetten versehen sein kann[44]. Die Produktion der drei Gattungen, isolierter Polos, sog. Vogelschale und

    Brett-Idol  dauert während des ganzen 6. Jahrhunderts an und läuft in den beiden ersten Jahrzehnten des 5. Jhs v. Chr. aus[45].

        In frühklassischer Zeit entstehen in Böotien rein menschlich gebildete weibliche Figuren, die offenbar besonders als Grabbeigabe geschätzt waren. Meist stehen sie auf hohen Basen und sind mit dem Peplos bekleidet. Der Polos wird von einer gezackten Schmuckplatte überragt[46] (Abb. 6). Diese Besonderheit halten einige Autoren für eine Nachwirkung „der archaischen Vorläufer“[47].

         

    Abb. 6: Junge Frau mit Polos-Aufsatz, Halai/Böotien. 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr.  
                         Nach: Demakopoulou – Konsola 1981, 64 f. Abb. 21

        Könnte es sich nicht um eine Metapher für den Opferkorb, das κανοῦν/Kanoun, handeln? Poloi mit Aufsatzplatten erinnern nämlich an eine Kategorie des korbartigen „calathos chypriote“ wie er im 4. Jh. v. Chr. zyprische  Frauenfiguren schmückte[48]. Die Form des Kalathos ähnelt dem Opferkorb, den die Kanephore (κανοῦν! ) auf den Kopf setzt und mit den Armen ein wenig stützt (Abb. 7).

                

     Abb. 7:  Antikensammlung München [49], 3. Viertel 5. Jh. v. Chr.
                                               Aufnahme der Verfasserin

        Die Vertreterinnen mit Polos und Schmuckplatte allerdings verzichten auf den Stützgestus. Entweder hängen beide Arme locker herab oder der eine Arm ist angewinkelt und die  Hand umfasst einen (Opfer-) Gegenstand. Sogar manche Hydriaphoren[50] tragen ihre Wassergefäße so geschickt, dass sie mit einer Hand oder ganz ohne Unterstützung auskommen.

        Eine sehr viel später in Fresko-Technik wiedergegebene Kanephore balanciert den Opferkorb mit einer Hand, während die andere frei gestikuliert (Abb. 8). Auf dem Kanoun sind gleichseitige Dreiecke zu erkennen, deren Spitze nach oben gerichtet ist. Sie erinnern an gezackten Aufsatzplatten der böotischen Polosträgerinnen (Abb. 6).

                 

    Abb. 8: Wandgemälde, ca. 30-20 v. Chr. Villa Farnesina, Rom.
                                   Palazzo Massimo, Aufnahme der Verfasserin

        Im späten 5. und frühen 4. Jh. v. Chr. krönt der Polos, der nun flacher und viel breiter geworden ist, eine ausladende, häufig durch künstliche Haarteile ergänzte Festfrisur (Abb. 2). Auch bei dieser Gruppe männlicher und weiblicher Terrakotta-Statuetten handelt es sich um eine rein böotische Spezialität.

                            

    Abb. 9: Gießen, Inv. T I-34. Ca. 420/410 v. Chr.
                                            Aufnahme M. Recke, Gießen

        Unter der aufwendig arrangierten Perücke tritt in fein gebogenen Strähnen das eigene Stirnhaar hervor (Abb. 9).

        Schließlich die Tanagräerinnen! Sie sind nach ihrem Haupt-Fundort, den Nekropolen von Tanagra, benannt. Ihre technische, ikonographische und stilistische Entwicklung verdanken sie den Werkstätten von Attika. Dort stellte man bereits in der 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. unter dem Einfluss der Großplastik (Praxiteles) qualitätvolle figürliche Gefäße und Tonfiguren her. Reizvolle Modelle eleganter Damen in stoffreichen Gewändern und legerer Haltung gelangten in die böotischen Ateliers und wurden bald zur  Grundlage einer blühenden eigenen Produktion. Als das Handels- und Gewerbezentrum Theben 335 v. Chr. von Alexander dem Großen zerstört war, trat Tanagra die Nachfolge an[51]. Nicht immer ist leicht zwischen attischen Originalen und böotischen Nachbildungen zu unterscheiden. In der ausgedehnten Nekropole von Tanagra/Schimatari musste stets mit beiden gerechnet werden. Tatsächlich standen im ausgehenden 4. Jh. und während des 3. Jhs. v. Chr. die böotischen Statuetten in technischer und künstlerischer Hinsicht kaum hinter den attischen zurück[52] (Abb. 9). Sandiger gelblich-hellbrauner Ton weist nach Böotien, ein orange-roter Ton eher nach Attika. Die böotischen Figuren erhielten häufig nur eine aus der Matrize geformte Vorderseite, während die Rückseite schlicht geglättet und mit einem großen Brennloch versehen wurde.

        In hellenistischer Zeit waren die Tanagräer*innen weit über die Mittelmeerländer hinaus verbreitet. Ihre graziösen Gestalten trafen den Geschmack des 19. Jahrhunderts u. Z. so genau, dass Raubgräber und Händler mit dem Bedarf nicht Schritt halten konnten. So begann eine lukrative Zeit für Nachahmer und Fälscher.         

                     

    Abb. 10: Tanagräerin, München, 1. Hälfte des 3. Jhs. v. Chr.
                Aufnahme der Verfasserin. Bildbearbeitung: H. Zühlsdorf, Gießen

        Fassen wir zusammen:

    Nach gebührender Würdigung der berühmten Philosophen, Dichter*innen und Strategen aus dem antiken Böotien gilt dessen lokaler bildender Kunst unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Schon im 8. Jh. v. Chr. machen kostbare Plattenfibeln und vorzügliche Relief-Pithoi auf sich aufmerksam, gefolgt von archaischen Terrakotta-Idolen mit anthropomorphen und Vogelschnabel-artigen Köpfen. Gleichzeitig entstehen dekorative sog. Vogelschalen und die merkwürdigen isolierten tönernen Poloi mit vegetabilen Appliken. Böotien bringt aber auch großformatige menschliche Figuren hervor, selbst wenn sie kritischen Urteilen zu Folge in ästhetischer Hinsicht nicht ganz an die ionischen und attischen Statuen heranreichen. Seit der Frühklassik tritt die böotische Terrakotta-Plastik erneut hervor, nimmt Anregungen aus Attika, Korinth und Ionien auf und gestaltet eigene unverwechselbare Typen, bis sie zur Zeit des Hellenismus in den „Tanagräerinnen“ kulminiert.         

    Abgekürzt zitierte Literatur und Bildnachweis.:

    Bol – Kotera 1986: P. C. Bol – E. Kotera, Bildwerke aus Terrakotta Liebieghaus Frankfurt am Main (Melsungen 1986)

    Breitenstein 1941: N. Breitenstein, Cat. of Terracottas (Kopenhagen 1941)

    Demakopoulou – Konsola 1981: K. Demakopoulou – D. Konsola, Archäologisches Museum Theben (Athen 1981)      Abb. 6

    Der Polos 1915: V.K. Müller, Der Polos, die griechische Götterkrone (Berlin 1915)

    Frey-Asche 1997: L. Frey-Asche, Tonfiguren aus dem Altertum (Hamburg 1997)

    Hamdorf 1996: F. W. Hamdorf, Hauch des Prometheus (München 1996)

    Hamdorf 2014: F. W. Hamdorf, Die figürlichen Terrakotten der Staatlichen Antikensammlungen München I und II  (Lindenberg 2014)

    Hampe – Simon 1980: R. Hampe – E. Simon, Tausend Jahre Frühgriechische Kunst (München 1980)

    Higgins 1954: R.A. Higgins, Catalogue of the Terracottas in the Department of Greek and Roman Antiquities British Museum (London 1954)

    Higgins 1967: R.A. Higgins, Greek Terracottas (London 1967)

    Higgins 1986: R. Higgins, Tanagra and the Figurines (London 1986)

    Himmelmann 1996: N. Himmelmann, Pindar. In: ders., Minima Archaeologica (Mainz 1996)

    Holzhausen 1972: H. Holzhausen, Böotische Terrakotten des 5. und 4. Jahrhunderts vor Christus (Bonn 1972)

    Jeammet 2003: V. Jeammet (Hrsg.) Tanagra. Mythe et archéologie (Paris 2003)

    Abb. 3

    Köster 1926: A. Köster, Die griechischen Terrakotten (Berlin 1926) 

    Kopestonsky 2015: Th. Kopestonsky, Cucing Behaviour. Figurines in Small Shrines at Corinth, in: A. Muller – E. Laflι – St. Huysecom-Haxhi (Hrsg.), Figurines de terre cuite en Méditerranée grecque et romaine (Villeneuve d’Ascq 2015) 407- 416

    Kriseleit – Zimmer 1994: I. Kriseleit – G. Zimmer, Bürgerwelten. Hellenistische Tonfiguren und Nachschöpfungen im 19. Jh. (Berlin 1994)

    Laumonier 1921: A. Laumonier, Cat. des terres cuites du Musée de Madrid (1921)

    Leyenaar-Plaisier 1979: P. G. Leyenaar-Plaisier, Les terres cuites grecques et romaines (Leiden 1979) 30 Abb. 46 Taf. 8.

    Liepmann 1975: U. Liepmann, Griechische Terrakotten, Bronzen, Skulpturen (Hannover 1975)

    Lullies 1936: R. Lullies, Zur frühen boiotischen Plastik, JdI 51, 1936, 137- 153

    Maischberger 2002: M. Maischberger, Was sind Männer? In: Die griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit (Berlin 2002) 282-284  Nr. 173-176

    Martini 1990: W. Martini, Die Archaische Plastik der Griechen (Darmstadt 1990)

    Martini 2003: W. Martini, Sachwörterbuch der Klassischen Archäologie (Stuttgart 2003)

    Mollard-Besques 1954: S. Mollard-Besques, Cat. rais. des figurines et reliefs en terre cuite grecs étrusques et romains (Paris 1954)  

    Müller 1925: W. Müller, Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland. Dresden, AA 1925, 148 Abb. 43

    Paul 1958: E. Paul, Die böotischen Brettidole (Diss. Leipzig 1958)

    Raumschüssel 1979: M. Raumschüssel, Staatliche Kunstsammlungen (Dresden 1979) 

    Reeder 1995: E. D. Reeder, Pandora (Mainz 1995)

    Richter 1966: G. M. A. Richter, Handbuch der griechischen Kunst  (Köln – Berlin – Nimwegen 1966)

    Richter 1988: G. M. A. Richter, Korai. Archaic Greek Maidens und: Kouroi. Archaic Greek Youths (New York 1988)  

    Schelp 1975: J. Schelp, Das Kanoun. Der griechische Opferkorb (Würzburg 1975)

    Schild-Xenidou 1972: W. Schild-Xenidou, Boiotische Grab- und Weihreliefs archaischer und klassischer Zeit (Diss. München 1972)

    Schmaltz 1974: B. Schmaltz, Terrakotten aus dem Kabirenheiligtum bei Theben (Berlin 1974)

    Schürmann 1989: W. Schürmann, Katalog der antiken Terrakotten im Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Göteborg 1989)

    Simon 1972: E. Simon, Hera und die Nymphen. Ein böotischer Polos in Stockholm, RA 1972, 2, 205-220

    Simon 21981: E. Simon, Die griechischen Vasen (München 21981)      Abb. 1

    Simon 31985: E. Simon, Die Götter der Griechen (München 31985)

    Stefanidou-Tiveriou 1982: Th. Stefanidou-Tiveriou, Pilina Eidolia (Thessaloniki 1982) 34-36 Nr. 27. 28  Abb. 30-33

    Strocka  2007: V. M. Strocka, Hermes und die Nymphen für Boioter, in: ΜΟΥΣΕΙΟΝ. Beiträge zur antiken Plastik. Festschrift zu Ehren von Peter Cornelis Bol (Möhnesee 2007) 131-139

    Szabó 1993: M. Szabó, Archaic Terracottas of Boeotia (Rom 1993)

    J. G. Szilágyi – L. Castiglione, Griechisch-Römische Sammlung (Budapest 1957)

    Uhlenbrock 1990: J. P. Uhlenbrock, The Coroplast’s Art (New York 1990)

    Ure 1934: P. N. Ure, Aryballoi & Figurines (Cambridge 1934)  

    Vafopoulou-Richardson 1991: C. E. Vafopoulou-Richardson, Greek Terracottas. Ashmolean Museum (Oxford 1991)   

    W. Wamser-Krasznai: www.archaeologie. uni-giessen.terrakotten/böotien/ 2016.

    W. Wamser-Krasznai: www.archaeologie. uni-giessen.terrakotten/tanagräerinnen/2017.

    W. Wamser-Krasznai, Wie man sich bettet…Lager und Lagern in antiken Heil-Heiligtümern, in: Les Études classiques 80, 2012,  55-72.


    [1] DNP 2, 734-738; 4, 207; 6, 738

    [2] Himmelmann 1996, 103-107 Abb. 47-51.

    [3] Paus. IX  14, 4.

    [4] Hom. Il. 2, 484. 491;  Il. 11, 218. Il. 1, 566.

    [5] Hes. theog. 1 f.  22 f.; LIMC VI 1992, 658 (A. Queyrel). Im Helikon liegt links vom Wege zum Hain der Musen… Paus. IX 29, 5.

    [6] Hes. erg. 656-659; auf dem Helikon steht unter anderen Dreifüßen auch als ältester der, den Hesiod in Chalkis am Euripos erhalten haben soll, als er im Sangeswettkampf gesiegt hatte, Paus. IX 31, 3.

    [7] Antikenmuseum München. Die Inschrift befindet sich rechts unten neben der Kithara spielenden Muse.

    [8] Jeammet 2003, 23.

    [9] Paus. IX  22, 3. 

    [10] Paus. IX  20, 1.

    [11] DNP 6, 1999, 737 f.;  Jeammet 2003, 26 Anm. 24. S. 30 f. Anm. 18.

    [12] DNP 9, 2000, 1031-1035.

    [13] DNP 9, 2000, 1165.

    [14] Pherekyd. frg. 7; Dikaiarchos frg. 59, 25, RE 1958, 646.

    [15] Eine Schlacht, in der sich der oben genannte Stratege Epaminondas erneut auszeichnet, Paus. IX 13, 11.12. und  IX 14, 4.

    [16] Cic. fat. 7; Athen. V 186 f. Demosth. V 61. XVIII 240; Hor. epist. II 1, 244; Plut. Alk. 2;  RE 1957, 646.

    [17] Martini 2003, 40; ders. 1990, 208.

    [18] Lullies 1936, 150. 152.

    [19] Richter 1966, 258 f.; Szabó 1993,  21 Anm. 1; Paul 1958, 4. 79-83; Strocka 2006, 137 „Papades“.

    [20] „Adoption of Corinthian elements, employed in an independent manner“, Szabó 1993, 50.

    [21] Szabó a. O. 134; Schild-Xenidou1972, 1.

    [22] z. B. Demakopoulou – Konsola 1981, 64 f. Abb. 2;  mit ausführlicher Literaturangabe Schürmann 1989, 38 f. Nr. 81 Taf. 17.  S.  40 f. Nr. 86 Taf. 18; Liepmann 1975, 18. 61 T 45; Hamdorf 1996, 50, Abb. 50; Szilágyi – Castiglione 1955, 25 Taf. 13, 2.

    [23] „Reiche“ Frisur: ebenso reich an Volumen wie an Details, Frey-Asche 1997, 50 f. Nr. 30; Maischberger 2002, 282-284  Nr. 173-176.

    [24] Hamdorf 2014, 211 D 174; Schmaltz 1974, 161 Nr. 153 Taf. 12.

    [25] Hampe – Simon 1980, 66 Abb. 93. 94. S. 98 Abb. 149. 150; Jeammet 2003, 84 f. S. 30 f. Abb. 10. 106 Abb. 62.

    [26] Richter 1988, 32.

    [27] RE 1532-1536 (Stuttgart 1919).

    [28] Paus. IX 16, 1.

    [29] Paus. IX 20, 4.

    [30] Paus. IX 22, 1.

    [31] Hamdorf  2014, 223 f. Abb. D 207 mit menschlich angegebenen Armen, die Hände umfassen die Beine des Widders. D 208 mit Arm-Bossen.  

    [32] Strocka 2007, 135.

    [33] Paus. IX 20, 3.

    [34] Paus. VI 12, 1. Ferner eine Nike apteros, also eine flügellose Nike, und eine Aphrodite in Athen, sowie ein bartloser Asklepios in Sikion, Paus. V 26, 6. Paus. I 23, 2. Paus. II 10, 2.   

    [35] Martini 2003, 40.

    [36] Krähenvögel, Simon 1972,  209. 213. 212 f.

    [37] Simon 1972, 205.

    [38] E. Langlotz, Griechische Vasen II (München 1932) Abb. 67 Taf. 8 a und c. Simon, RA 1972, 207 Abb. 4;  Simon 31985, 58 Abb. 53. 

    [39] Tc. Inv. 8401,  AA 10, 1895, 127 Nr. 15, Abb.: Der Polos 1915,  31 Taf. III  und Taf. II  links; AA 48, 1933, 7. Nr. 10 Abb. 7; AA 17, 1902, 114 Nr. 15 Abb. 8.

    [40] Higgins 1986, 84 Abb. 87; Pierre Devambez, Autel creux en terre cuite, Mélanges offerts à K. Michalowski, Warschau 1966, 367-273; Simon, RA 1972, 2, 205-220; AA 1899, 141 Nr. 2. 

    [41] Ure 1934,  61 Taf. 18. 73 Nr. 136. 1 Taf. 19.

    [42] Simon 1972, 214. 220.

    [43] Nach der hohen Kopfbedeckung orthodoxer Priester auch „Pappas, Pappades“ genannt, Szabó 1994, 51 f.  54 Anm. 77 Abb.  37. 77

    [44] Jeammet 2003, 88-96 Abb. 44. 46. 52. Simon 1972, 210 f.

    [45] Vgl. Higgins 1954, 209 Nr. 780. 781 Taf. 103 sowie ebenda 208 Nr. 779 Taf. 104. Simon 1972, 218.

    [46] Bol – Kotera 1986, 81 Abb. 43; R. Higgins 1986, 100 f. Abb. 116. 117; mit Ärmelchiton bekleidet: S. 99 Abb. 112; Jeammet 2003, 108 Abb. 64.   

    [47] Simon 1972, 218 mit Anm. 2.

    [48] A. Queyrel, Calathoi en terre cuite à décor de Sphinx, in: F. Vandenabeele – R. Laffineur (Hrsg.), Cypriote Terracottas (Brussels – Liège 1991) 201-212 Taf. 48 f. 50 c. d. 5 b.

    [49] s. auch Hamdorf 1996, 50 Abb. 50 Figur rechts; ferner Reeder 1996, 235 f. Abb. 60; Higgins 1954,  195 Nr. 729 Taf. 95; ders. 1967, 62 Taf. 25 B; Schelp1975,  95 Taf. 3, 1; Schürmann 1989, 40 f. Nr. 86 Taf. 18.

    [50] E. P. Papaioannou, Koroplastika Erga tou Archaiologikou Mouseiou Peiraios (Athena 2011) 188 f. 275 f.  Nr. 47.887. 49.714 f.

    [50] Simon 1972, 218 f.

    [51] Uhlenbrock 1990, 48 f.; ferner Frey-Asche  1997, 70; Jeammet 2003, 121; R. Higgins 1986, 119; Zimmer 1994, 21.

    [52] Uhlenbrock 1990, 51.

  •                                                                                                           

          Legends

    According to a Greek legend, between 624 B.C. and 547 B.C. lived a philosopher Thales /Θαλῆς/, who granted us with an aphorism “Know thyself “. The most difficult thing in life is to know the dark side of oneself, and one’s life is a journey towards self-discovery. Thales was the first to define the general principles in the sciences and also the first person to study electricity.

     His contemporary   a Chinese sage Lao Tzu 老子 (600 B.C. – 500 B.C) postulated: “Knowing others is wisdom; knowing yourself is enlightenment “. The wholeness of being is the challenge between light and dark. Consequently, Lao Tzu introduced the terms “yin” and “yang” where yin is the dark side meaning literally „shady side” and yang, the light side meaning the „sunny side.“ As the sun moves across the sky, yin and yang gradually trade places with each other, revealing what was obscured and obscuring what was revealed.

    Invention

    In the newly opened central telegraph office in Budapest in the Year 1882 worked, among others, a young engineer Nikola Tesla and his colleague Antal Szigeti. Every day, when the work ended, they used to enjoy the pleasures of nature by visiting the great park nearby the office.

    Precisely, in the late afternoon on the last day of February- this date (28.2.82) is a reflection and a sign- visitors to the park could observe two remarkable people. They were, Nikola Tesla who was just less than two meters in height, dark haired, and his low statured red-haired Hungarian colleague.

    Nikola Tesla (1856-1943) was of Serbian descent (father was an orthodox priest) born in the multi-ethnic Austro-Hungarian Empire. He spoke five of the eight official languages fluently, and had a remarkable memory. After reading a book he could repeat word for word from it and already in his youth could memorise many volumes.

    At the 28.2.1882, in the park, under the splendid sunset illumination, Tesla began to recite. He could recite from the beginning to the end Goethe’s Faust, and with the sinking of the sun, it reminded him of the following verses:

    Betrachtet, wie in Abendsonne-Glut
    Die grünumgebenen Hütten schimmern!
    Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,
    Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.
    O ! dass kein Flügel mich vom Boden hebt,
    Ihr nach und immer nach zu streben!

    Then, Tesla, whose grey-blue eyes sparked with enthusiasm and with a voice full of emotion, explained to his friend:  “Seeing thousands of fires turning around in thousands of flaming colours, I remembered Goethe’s Faust and recited his verses and then, as in a fog, I saw spinning magnetic fields and an induction motor. I saw them in the sun! Magnets should rotate around the stator like the Earth rotates around the Sun. If magnetic fields rotate clockwise then electrical current flows counter-clockwise.

     

    Yin/Yang                    Tesla-motor (red arrows added by author)

    Tesla’s rotating magnetic field can be associated with the sun that moves across the sky like the challenge between light and shadow, assumed by Tales (literally Θαλῆς) Furthermore, the two currents like Yin and Yang, postulated by Lao Tzu, crisscrossing out of phase, gradually trading places with each other, thus revealing what was obscured and obscuring to that actually revealed. Coincidentally, TESLA is the anagram of   TALES (Θαλῆς).

     Epilogue 

     Two years later, at the invitation of Thomas Edison, to resolve the great problem of energy transmission, Nikola Tesla emigrated to the United States of America. Tesla did resolve the energy transmission problem and invented remote-controlled and wireless transmitters.

    Curiosity: In 1885 Edison offered Tesla $50,000 for redesigning his company’s DC generators. After months of hard work, Tesla asked about his payment. Edison said, that he was only joking and replied by saying “Tesla, you don’t understand our American humour”.  

    On the 1st May1888, Tesla patented the first induction motor to produce alternating current which is worldwide in use today.

    Tesla has shaped the 19th and 20th century, but his inventions (196 registered patents) predicted the 21st century.

     The unit of measurement used to quantify the strength of a magnetic field in an MRI machine is called a Tesla (T). Most MRI scanners operate at a strength of 3-4 Tesla.

     Dr. med. André Simon   © Copyright  

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Erfindung

    Legenden

    Nach einer griechischen Legende lebte zwischen 624v. Chr. und 548 v. Chr. ein Philosoph namens Thales Θαλῆς/,  der uns den Aphorismus Erkenne dich selbst geschenkt hat. Die schwierigste Sache im Leben besteht darin, die dunkle Seite in sich zu erkennen. und das eigene Leben ist eine Reise zur Selbstentdeckung. Thales war der erste, der die allgemeinen Prinzipien der Wissenschaften definiert hat und außerdem die erste Person, die sich mit Elektrizität beschäftigt hat.

    Sein Zeitgenosse, der chinesische Weise Lao Tzu 老子 (600 v. Chr.- 500 v. Chr.) erklärte: „Andere zu kennen, ist Weisheit, sich selbst zu kennen, ist Erleuchtung.“ Die Ganzheit des Seins ist die Herausforderung zwischen Licht und Dunkel. Folglich führte Lao Tzu die Begriffe Yin und Yang ein, wobei Yin das Dunkle, wörtlich die schattige Seite ist, und Yang die helle, die sonnige Seite darstellt.

    Während die Sonne über den Himmel zieht, tauschen Yin und Yang allmählich die Plätze miteinander und decken auf, was verborgen war und verbergen, was offen lag.

    Erfindung

    In dem neu eröffneten Telegrafenbüro in Budapest arbeitete 1882 neben anderen ein junger Ingenieur, Nikola Tesla, und sein Kollege Antal Szigeti. Jeden Tag genossen sie nach dem Arbeitsende die Vergnügen der Natur, indem sie den großen Park in der Nähe des Büros besuchten.

    Genau am späten Nachmittag des letzten Februartags – dieses Datum, der 28.02. 1882, ist eine Widerspiegelung und ein Zeichen – konnten Besucher des Parks zwei bemerkenswerte Leute beobachten. Da waren Nikola Tesla, der nur wenig unter zwei Meter groß war und dunkle Haare hatte und sein kleinerer rothaariger ungarischer Kollege.

    Nikola Tesla (1856-1943) war serbischer Abstammung – der Vater war ein orthodoxer Priester- , geboren in dem multiethnischen Österreich-Ungarischen Kaiserreich. Er sprach fünf der offiziellen acht Sprachen fließend und hatte ein bemerkenswertes Gedächtnis. Wenn er ein Buch gelesen hatte, konnte er Wort für Wort daraus wiederholen, und schon in seiner Jugend konnte er viele Bücher auswendig vortragen.

    Am 28.02.1882 begann Tesla in dem Park unter der herrlichen Sonnenbeleuchtung zu rezitieren. Er konnte von Anfang bis Ende Goethes Faust vortragen, und bei sinkender Sonne erinnerte er ihn an die folgenden Verse:

    Betrachtet, wie in Abendsonne-Glut
    Die grünumgebenen Hütten schimmern!
    Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,
    Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.
    O ! dass kein Flügel mich vom Boden hebt,
    Ihr nach und immer nach zu streben!

    Dann erklärte Tesla, dessen grau-blauen Augen vor Begeisterung glänzten, seinem Freund mit einer Stimme voller Emotionen: „Während ich tausende von Feuern sich in tausenden von flammenden Farben drehen sah, erinnerte ich mich an Goethes Faust und zitierte seine Verse und dann , wie im Nebel, sah ich drehende magnetische Felder und einen Induktionsmotor. Ich sah sie in der Sonne! Magnete sollten sich um den Motorständer drehen, wie die Erde sich um die Sonne dreht. Wenn magnetische Felder im Uhrzeigersinn drehen, fließt elektrischer Strom gegen den Uhrzeigersinn.             

       Yin-Yang              Tesla-Motor (rote Pfeile vom Autor eingesetzt)

    Teslas Magnetfeld kann verglichen werden mit der Sonne, die sich über den Himmel bewegt wie ein Wettlauf zwischen Licht und Schatten, wie es Tales vermutet hat. Außerdem die zwei Ströme Yin und Yang, die von Lao Tzu angenommen wurden, die phasen-verschoben allmählich die Plätze miteinander tauschen und dadurch aufdecken, was verdeckt war und verdecken, was gerade offen lag.

    Zufällig ist TESLA das Anagramm von TALES.

    Epilog

    Zwei Jahre später wanderte Tesla in die Vereinigten Staaten von Amerika aus, um auf Einladung von Thomas Edison das große Problem der Energieübertragung zu lösen. Tesla löste tatsächlich das Energieübertragungsproblem und entwickelte fernbediente und kabellose Überträger.

    Kuriosität: 1885 bot Edison Tesla $ 50,000 für die Neuentwicklung der Gleichstromgeneratoren seiner Firma an.  Nach Monaten schwerer Arbeit bat Tesla um seine Bezahlung. Edison sagte, er habe nur Spaß gemacht und antwortete: „Tesla, du verstehst unseren amerikanischen Humor nicht!“

    Am 1. Mai 1888 patentierte Tesla den ersten Induktionsmotor, um Wechselstrom zu produzieren, der heute weltweit benutzt wird.

    Tesla hat das 19. und 20. Jahrhundert geformt, aber seine Erfindungen (mit 196 registrierten Patenten) haben das 21. Jahrhundert vorausgesagt.

    Die Maßeinheit für die Stärke des magnetischen Feldes in einem Magnetresonanz-tomografen heißt Tesla (T). Die meisten MRT-Scanner arbeiten mit einer Stärke von 3-4 Tesla.

  •                                        

    This text follows the previous text “Invention” is partially based on the book “Prodigal Genius -The life of Nikola Tesla “. This exemplar is dedicated to Lili Foldes by author John J. O’Neill.

    Who was Lili Foldes?
    She was the widow of Andor.
    Andor Foldes (1913-1992) was a prodigious child.

    He made his public debut performing a Mozart concerto with the Budapest Philharmonic when he was 8 years old (1921). In thirties and forties, he was best known pianist in USA. Foldes spoke several languages. His diverse interest in current issues in the fields of culture, art and politics helped him to meet and make friends all over the world. He played violin sonatas with Albert Einstein and Brahms‘ piano trios with the Japanese crown prince and later Emperor Akihito, whose wife, later Empress Michiko, he gave piano lessons. He chatted just as easily with Gunther Grass, Heinrich Böll and Friedrich Durrenmatt about literature and theater as well as with Pandit Nehru and Indira Gandhi about the problems of India or with Willy Brandt and Helmut Schmidt about Germany and the future of Europe.

    Andor Foldes met his wife (Lili Rendy), a Hungarian journalist. Until 1961 they lived in New York and after they transferred to live nearby Zürich.

    He died at his home on February 9th 1992, after falling down a flight of stairs. His wife Lili lived until 2016.

    In the book, the author described, that Tesla did’ not support Einstein.

    In the interview on Einstein from 1935, he said: ”The theory, wraps all these errors and fallacies and clothes them in magnificent mathematical garb which fascinates, dazzles and makes people blind to the underlying errors. The theory is like a beggar clothed in purple whom ignorant people take for a king.

    Its exponents are very brilliant men, but they are meta- physicists rather than scientists. Not a single one of the relativity propositions has been proved.“

    However, the exemplar of the book in my property makes an imaginary link to the both –because Andor Foldes has played privately accompanied by Einstein, and the author of the book on Nikola Tesla dedicated this exemplar to the wife of Andor.

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Der Weg zu der Geschichte „Invention“

    Dieser Text folgt dem vorherigen Text „Erfindung“ und basiert teilweise auf dem Buch „Das verlorene Genie – Das Leben des Nikola Tesla“. (Das ist der deutsche Titel des Buchs. Anm. des Übersetzers) Dieses Exemplar ist Lili Foldes vom Autor John O´Neill gewidmet.

    Wer war Lili Foldes? Sie war die Witwe von Andor.

    Andor Foldes (1913-1992) war ein sehr begabtes Kind. Er trat zum ersten Mal öffentlich mit der Aufführung eines Mozart Klavierkonzertes mit dem Budapester Philharmonischen Orchester auf, als er acht Jahre alt war. In den dreißiger- und vierziger-Jahren war er der am besten bekannte Pianist in den USA. Foldes sprach mehrere Sprachen. Sein vielfältiges Interesse an den Gebieten der Kultur, Kunst und Politik halfen ihm, auf der ganzen Welt Freunde kennenzulernen und zu gewinnen. Er spielte Violinsonaten mit Albert Einstein und Brahms-Klaviertrios mit dem Japanischen Kronprinz und späterem Kaiser Akihito, dessen Frau, der späteren Kaiserin Michiko, er Klavierstunden gab. Er unterhielt sich genauso geläufig mit Günter Grass, Heinrich Böll und Friedrich Dürrenmatt über Literatur und Theater wie mit Pandit Nehru und Indira Gandhi über die Probleme Indiens oder mit Willy Brandt und Helmut Schmidt über Deutschland und die Zukunft Europas.

    Andor Foldes lernte seine Frau (Lili Rendy) kennen, eine ungarische Journalistin. Bis 1961 lebten sie in New York, und danach zogen sie in die Nähe von Zürich um und lebten dort.

    Er starb am 9. Februar 1992 in seinem Haus nach einem Sturz auf einer Freitreppe. Seine Frau Lili lebte bis 2016.

    In dem Buch beschreibt der Autor, dass Tesla Einstein nicht unterstützt hat. In dem Interview über Einstein von 1935 sagte er: „Die Theorie hüllt alle Irrtümer und Fehlannahmen ein und bedeckt sie mit großartigem mathematischem Erscheinungsbild, das fasziniert, verblüfft und die Leute blind macht für die darunter liegenden Irrtümer. Die Theorie ist wie ein Bettler, der in Purpur gekleidet ist, den die unwissenden Leute für den König halten. Ihre Vertreter sind brillante Männer, aber sie waren eher Meta-Physiker als Wissenschaftler. Keine einzige der Relativitäts-Annahmen ist bewiesen worden.“

    Aber das Buchexemplar in meinem Besitz schafft eine bildhafte Verbindung zu beiden – weil Andor Foldes privat von Einstein begleitet gespielt und der Autor des Buchs über Nikola Tesla dieses Exemplar der Witwe von Andor gewidmet hat.

  • The earliest presentations of Asklepios on coins and Hippocrates

    Zusammenfassung: Die frühesten Münzen mit Darstellung des Asklepios stammen aus der thessalischen Stadt Larissa und werden auf das 5. Jh. v. Chr. datiert. Sie können in fünf verschiedene Typen klassifiziert werden. Typ 1 zeigt Asklepios stehend. In der ausgestreckten rechten Hand hält er eine Schale, die er einer Schlange hinreicht, die sich aus hohem Gras oder Schilfrohr aufrichtet. Diese Darstellung ist singulär. Die anderen vier Typen stellen Büsten des Asklepios dar. Es können zwei verschiedene Darstellungen unterschieden werden: A. In der auch später üblichen kanonischen Weise mit vollem Haar und B. mit Haartracht und Gesichtszügen, wie sie sich sonst nicht in der Literatur finden. Die Zeit der Prägung der Münzen fällt in die Lebenszeit Hippokrates´, des bedeutendsten Arztes seiner Zeit, der wahrscheinlich Bürger Larissas war und bei Larissa begraben wurde. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass das Bildnis Hippokrates´ für die Darstellung des Asklepios Pate stand. Diese Hypothese wird durch den Vergleich von antiken Portraits des Hippokrates mit den Asklepiosmünzen aus Larissa sowie durch Entkräftung alternativer Erklärungsmodelle bestärkt.

    Schlagworte: Asklepios, Portrait, Larissa, Thessalien, Münzen, Hippokrates

    Summary: The earliest coins with presentations of Asklepios origin from the Thessalian city of Larissa and are dated into the 5th century BC. Five different types of coins are known. Type 1 shows Asklepios standing. In his outstretched right hand, he holds a patera, which he offers to a serpent erecting from high grass or reed. This presentation is singular. The other 4 types represent busts of Asklepios. Two different presentations can be discriminated:  A. the canonical mode which is common also in later times and B. with hairstyle and facial features not found elsewhere in literature. The time when the coins were minted was within the lifetime of Hippocrates, the most famous physician of his times, who probably was citizen of Larissa and was buried near to Larissa. It is hypothesized, that the portrait of Hippocrates was the inspiration for the depiction of Asklepios. The hypothesis is fortified by comparing ancient portraits of Hippocrates with the Asklepios coins from Larissa and by invalidation of other explanatory models.

    Key words: Asklepios, portrait, Larissa, Thessaly, coins, Hippocrates

    Die Obole des 5. Jh. v. Chr. aus Larissa in Thessalien erzählen Geschichten und weisen eine originelle Formgebung auf. So finden sich Motive wie die Sandale des Jason[1] oder die Ball spielende Quellnymphe Larissa (1). Ein Rätsel stellen die Darstellungen des Asklepios dar, deren Datierung von der Mitte des 5. Jh. bis 344 v.Chr. angegeben wird. Danach wurden über 300 Jahre keine Münzen des Asklepios mehr in Larissa geprägt (1, 2). Wie kam es zu diesen Darstellungen mit den frühesten des Asklepios überhaupt? Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen werden. 

    Thessalien gilt als Geburtsort des Asklepios und Ursprung des Asklepioskultes. Erst später wurde dieser Ursprung nach Epidauros verlegt und der Mythos entsprechend umgeschrieben (3, 4). In Trikka, ca. 60 km westlich von Larissa gelegen, stand nach Homer bzw. Strabo (5, 6) der älteste Tempel des Asklepios, es wird angenommen, dass der Kult dort bis mindestens bis auf das 7 Jh. v. Chr. zurückgeht (4). Die frühesten Münzen des Asklepios aus Trikka wurden allerdings deutlich später als die von Larissa geprägt (Ende des 4. Jh. v. Chr.) und weisen einen komplett anderen Typus auf, die ersten Münzen des Asklepios aus Epidauros wurden um 350 v. Chr. geprägt (1). Von Larissa ist in den antiken Schriften nichts über einen frühen Asklepioskult erwähnt. Was also verband Larissa mit Asklepios?

    Die Literatur und Quellenlage hierzu ist dürftig. Herrmann nennt zwei Typen von Silbermünzen des Asklepios (eine stehend, die andere eine Büste, Abb. 1 und 2) und gliedert sie anhand Münzfuß, vergleichender Studien und stilistischer Merkmale in Stufe III Gruppe F und G seiner Systematik (datiert 435-400 v. Chr.) ein (2). Überlegungen zu dem Motiv finden sich jedoch nicht. Münzen mit inkusem Quadrat wurden in Thessalien vor 400 v. Chr. geprägt (1, 2). Bernhard schreibt (in 7, S.16) zu den beiden Münzen: „Mitunter trägt der Gott einen sehr langen, vollen Bart, wie wir es auf zwei Silbermünzen von Larissa in Thessalien sehen.

    Pausanias erzählt uns einer auffallend langbärtigen Statue des Asklepios: 70 Stadien von Thitorea ist ein Tempel des Asklepios mit dem Namen Archagetas. Er genießt bei den Thitoreern und in gleichem Masse bei den anderen Phokern Verehrung; innerhalb des heiligen Bezirkes haben die Hilfesuchenden und die Sklaven des Gottes ihre Wohnungen; in der Mitte steht der Tempel und das Bild von Marmor mit einem wohl 2 Fuß langen Barte (Paus. X. 32,12)“. Weiterhin fügt er an (S.16): „Die auf Münzen abgebildeten Büsten und Ganzfiguren des Asklepios, sowohl des stehenden als des thronenden, sind wohl durchgehend Statuen oder Reliefs entnommen.“

    Anschließend (S.16,17) wird über die typischen Darstellungen des stehenden Asklepios ausgeführt: „Die Haltung ist ein ruhiges Dastehen, selten der Moment des Ausschreitens; der Kopf leicht vorgeneigt, die Füße sind meist beschuht.“ Nach Thraemer werden fünf verschiedene Typen des stehenden Asklepios geschildert.[2] Zur Illustration dienen Münzen aus römischer Zeit. Leider werden die Münzen aus Larissa von Bernhard fälschlich in das 4. Jh. v.Chr. datiert, und es wird dadurch übersehen, dass es sich um die frühesten Münzen des Asklepios handelt. Zudem wurde von ihm die Tatsache nicht gewürdigt, dass ein stehender Asklepios, der sich mit der linken Hand auf den langen Stock stützt und mit der rechten einer Schlange eine Schale hinreicht zu keinem der fünf Schemata passt. Auch sonst finden sich in der umfangreichen Darstellung zu Münzbildern des Asklepios bei ihm keine ähnlichen Darstellungen. Die früheste Darstellung des Asklepios ist tatsächlich singulär.

    Die besondere Stellung dieser Münze wurde dagegen von Hart erkannt: „History assigns Epidauros and Tricca as the original sites of Asclepian temple medicine. However, numismatic precedence goes to Larissa in Thessaly where a coin of 450-400 BC shows Asclepius feeding a serpent. This indicates that it was here that the medical cult first gained sufficient prominence to appear on coins, whereas Tricca portrayed the god of medicine in 400-344 BC and Epidauros in 370 BC. The Triccan and Epidaurean sanctuaries certainly existed before these dates, but Asclepios did not possess significant stature to appear on coins” (8, S.80). Auch Riethmüller (4) stellt in seinen umfangreichen Studien zu Asklepios fest, dass Tempel, Weiheinschriften und Statuen mit Bezug zu Asklepios aus früher Zeit in Thessalien weitgehend fehlen und den Obolen aus Larissa neben den wenigen schriftlichen Zeugnissen für den Nachweis eines frühen Asklepioskultes in Thessalien von entscheidender Bedeutung ist.

    Abbildung 1a

    Abbildung 1b         

    Abbildung 1a, b. Typ I der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Sie zeigt den Halbgott stehend nach rechts, bekleidet mit einem Himation, das rechte Bein etwas angewinkelt bzw. übergeschlagen. Mit der linken Hand stützt er sich auf einen langen Stock, das Symbol des freien Bürgers und des Wanderarztes. Mit der ausgestreckten rechten Hand reicht er eine Phiale einer Schlange. Die Schlange erhebt sich aus einem Feld von 5 nicht ganz parallelen vertikalen Linien (1a), die zumeist als Schilfgras bezeichnet werden (1b).[3] Die ganze Darstellung befindet sich in einem inkusen Quadrat. Der Kopf des Asklepios trägt einen Vollbart, die Haare sind am Scheitel glatt. Die Umschrift lautet ΛAPISA. Auf der Vorderseite ist ein nach rechts trabendes Pferd dargestellt, darüber ein 8-strahliger Stern und unter dem Pferd eine Pflanze mit zwei vom Boden beginnenden Blättern und einer Blüte auf einem sich gerade zwischen den Blättern erhebendem Stängel. 

    In Abb. 1 und 2 hat Asklepios keinen besonders auffallend langen Bart. Die Entfernung von 170 km (ca. 920 Stadien) zwischen Larissa und Tithorea und dass Phoker und nicht Thessalier angesprochen sind, sprechen zudem dagegen, dass sich das Pausanias-Zitat auf die frühen Asklepiosdarstellungen in Larissa beziehen können.

    Bei eingehender Recherche finden sich neben den genannten zwei Typen weitere drei unterscheidbare Typen von Asklepiosmünzen aus Larissa. Es ist erstaunlich, dass mehr als 50 Jahre vor Epidauros in Larissa eine ganze Serie von Münzen mit Darstellungen des Asklepios aufgelegt wurde. Von den insgesamt fünf Typen sind voerals Silbermünzen (Obole, genauer Trihemiobole), einer als Dichalkon (Bronzemünze) geprägt (1).

    A

    Abbildung 2a

    Abbildung 2b

    Abbildung 2a, b. Typ II der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ II, ebenfalls mit inkusem Quadrat und auf 430-400 v.Chr. datiert, zeigt die Büste des Asklepios (Kopf und einen Teil des Oberkörpers) im Profil nach rechts. Er ist mit einem Himation bekleidet, trägt einen Vollbart, das rechte Ohr ist frei, die Augen sind relativ schmal. Die Haare im Nacken sind nur leicht gewellt, das Scheitelhaar ist glatt. Er trägt einen Lorbeerkranz. Rechts vor ihm ringelt sich S- (1a) bzw. ᴤ- (1b) förmig aufgerichtet eine Schlange. Die Umschrift lautet ΛAPI(SA). Auf der Vorderseite ist ein Stierhuf auf einem Schild mit doppeltem Perlkranz dargestellt.[4] 

    Abbildung 3a.

    Abbildung 3b.

    Abbildung 3a, b. Typ III der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ III zeigt den Kopf und Teile des mit Himation bekleideten Oberkörpers des Asklepios im Profil nach rechts mit Vollbart, langem welligem Haar und Lorbeerkranz. Das Ohr ist vom Haar bedeckt, der Kopf ist im Verhältnis zur Münze größer als bei Typ II, entsprechend nimmt die Schlange rechts vom Kopf des Asklepios einen geringeren Raum ein und ist mehr gestreckt als bei Typ II. Die im Verhältnis größere Augenpartie, die niedrigere Stirn und die muskulöseren Oberarme unterscheiden sich darüber hinaus von Typ II. Typ III wird ebenfalls auf vor 400 v.Chr. datiert (inkuses Quadrat).

    Abbildung 4

    Abbildung 4. Typ IV der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ IV ist bisher erst mit drei Exemplaren belegt (9) und in der älteren Literatur nicht erwähnt (1). Er zeigt Kopf und gesamten, mit Himation bekleideten Oberkörper des Asklepios im Profil nach rechts mit Vollbart und langem, welligem Haar an den Schläfen und dem Hinterkopf. Das Ohr ist vom Haar bedeckt, das Scheitelhaar erscheint ähnlich wie bei Typ II. Der linke Unterarm ist angewinkelt, in der linken Hand hält er etwas, das als Strauß von Kräutern interpretiert wird, aber bisher mangels besser erhaltener Exemplare nicht genau identifiziert werden konnte. Eine Schlange ist nicht dargestellt. Die Vorderseite zeigt den Kopf der Nymphe Larissa nach rechts. Da die Münze kein inkuses Quadrat aufweist, wird sie nach 400 v.Chr. datiert (356-342 v.Chr.)(9).

    Abbildung 5a

    Abbildung 5b

    Abbildung 5a, b. Typ V der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Bei Typ V handelt es sich um eine Bronzemünze (Dichalkon). Sie zeigt den Kopf des Asklepios mit Vollbart und langem, welligem Haar im Profil nach rechts sowie den oberen Teil des Oberkörpers. Der Hals ist auf den meisten Exemplaren auffällig kurz. Das Ohr ist zumeist von Haar bedeckt, wie auf den anderen Darstellungen trägt er einen Lorbeerkranz. Von der Schlange ist nur der obere, nur leicht S-förmig gekrümmte Teil zu sehen. Die Vorderseite zeigt den Kopf der Nymphe Larissa nach links. Die Münze wird auf 400-344 v.Chr. datiert (1).

    Insgesamt unterscheidet sich Typ II von Typ III (und V) insofern, als die Haare weniger gewellt sind, das Ohr frei ist, der Lorbeerkranz anders gerichtet ist und die Augenpartie und die Stirn anders geformt sind. Typ III und V sind in Bezug auf das Porträt und die Schlange ähnlich, allerdings ist der Kopf von Typ III länger als bei Typ V und der Oberkörper wirkt bei Typ V, insbesondere im Vergleich zu Typ III, verkümmert. Typ IV fällt etwas aus dem Rahmen, da keine Schlange abgebildet ist, von der Büste des Asklepios her entspricht er eher Typ II. Spätere Münz-Darstellungen aus Epidauros und seinen Einflussgebieten in Kos und Pergamon zeigen das Porträt des Asklepios ähnlich Typ III (und V) ebenfalls bekränzt, mit lockigem Haar, großen Augen und deutlich unterschieden zu Typ II (Abbildung 6-7).

    Abbildung 6a

                                                                                                                                                        

    Abbildung 6b

    Abbildung 6a, b. AR Hemidrachmen aus Epidauros, ca. 250 v.Chr. Vorderseite mit belorbeertem Kopf des Asklepios nach links.

    Abbildung 7. AR Tetrobol aus Kos, 200-180/170 v.Chr. Vorderseite mit Kopf des Asklepios nach rechts. 

    In der Zeit der Prägung der Asklepiosmünzen von Larissa lebte der bedeutendste Arzt seiner Zeit, Hippokrates. Seine Lebenszeit wird von ca. 460-370 v.Chr. angenommen (10). Er ist in Kos aufgewachsen und wurde von seinem Vater als Arzt ausgebildet.  Wahrscheinlich um 420 v.Chr. verließ er Kos dauerhaft (11). Ziel war Thessalien, das Ursprungsgebiet des Asklepios und Geschlechtes von Ärzten, die sich als Nachfahren des Asklepios ansahen. Hippokrates verstand sich als ein solcher Asklepiade, d.h. direkter Nachfahre des Asklepios (11, 12). Seine Söhne Thessalos(!) und Drakon begleiteten ihn. Er wirkte in Nordgriechenland als Wanderarzt an zahlreichen Orten und wurde wahrscheinlich Bürger Larissas, wo er im Alter von ca. 90 Jahren starb. Auf seinem Grabmal, etwas nördlich von Larissa gelegen, befand sich folgende Inschrift:

    „Der Thessaler Hippokrates, Koer von Herkunft, ruht hier,
    aus der Wurzel des unsterblichen Phoibos hervorgegangen.
    Zahlreiche Krankheiten hat er bezwungen mit den Waffen der Hygieia.
    Ruhm hat er bei vielen erlangt, nicht durch Glück, sondern durch seine Kunst“(13)

    Aus dieser Inschrift, wie auch aus Erwähnungen bei Platon und Aristoteles (11, 12), dürfte als sicher gelten, dass er bereits zu Lebzeiten der bedeutendste Arzt seiner Zeit war. Schon als er Kos verließ war er weithin bekannt und Chef des Arztadels von Kos (11). Hieraus lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit schlussfolgern, dass sein Wirken in Larissa Auswirkungen auf die Stadt hatte und ihr selbst zu Bekanntheit, wenn nicht gar Ruhm verhalf. Um Bürger einer thessalischen Stadt zu werden („Der Thessalier Hippokrates…“) musste er mehrere Jahre dort gelebt haben. In Larissa, so darf man annehmen, traf er auf eine seit mehreren hundert Jahren mehr oder weniger lebendige Asklepios-Tradition.

    Es sei daher die Hypothese aufgestellt, dass die frühesten Münzen des Asklepios mit dem Wirken des Hippokrates in Larissa zusammenhängen. Es kann vermutet werden, dass die Anwesenheit Hippokrates die vorbestehende Asklepios-Tradition beflügelt hat und ihr mit der Prägung von Asklepios-Münzen ein starkes Zeichen gesetzt werden konnte.  Für die Hypothese sprechen:

    1. der zeitliche Zusammenhang: Die Prägung der Typen I, II und III fielen mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit in die Lebenszeit des Hippokrates. Wenn die Angabe stimmt, dass er ca. 420 v. Chr. Kos verlassen hat (10) war er bei Ankunft in Thessalien ca. 40 Jahre alt. Die Prägung der Typen I, II und III fällt in diese Zeit. Die späteren Typen IV und V fielen sehr wahrscheinlich ebenfalls in seine Lebenszeit oder in die Zeit wenige Jahre nach seinem Tode. Später wurden über Jahrhunderte keine Münzen des Asklepios mehr in Larissa geprägt. 
    2. Die Bedeutung des Hippokrates schon in damaliger Zeit, bereits um 420 v. Chr. war er ein berühmter Arzt.[5]
    3. Fehlende andere Erklärungen, insbesondere keine die Zeiten überdauernden schon vorherigen Zeugnisse eines starken Asklepioskultes (Tempel, schriftliche Zeugnisse, Kultbild, etc.

    Auch Riethmüller sieht einen möglichen Zusammenhang zwischen dem langjährigen Aufenthalt des Arztes und Asklepiaden Hippokrates in Larissa wird und dem dortigen Asklepioskult (4, Band II, S. 304-305), allerdings ohne näher darauf einzugehen.  Münzbilder stellten im antiken Griechenland für die Städte eine wichtige Visitenkarte dar. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Themen auf Münzen nicht beliebig, sondern mit wesentlichen jeweiligen Charakteristika tief verbunden waren. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie die Motivgestaltung auf den Asklepiosmünzen von Larissa verstanden werden kann.

    Woher waren auf den griechischen Münzen die Darstellungen von Göttern, Halbgöttern, Nymphen etc. inspiriert? Häufig orientierten sie sich an bekannten Kultbildern, die quasi einen Idealtypus darstellten, so z.B. die in römischer Zeit auf Münzen typische Darstellung des Aesculap mit der sich an einem Stab emporwindendenden Schlange, die in römischen Kopien von Statuen des Asklepios aus dem 5. Jh. v.Chr. überliefert sind (14)(Abbildung 8).

    Andererseits hatten die Stempelschneider auch künstlerische Freiheiten und dürften sich, wie auch später in der bildenden Kunst, menschlicher Modelle für ihre Motive bedient haben.

    Abbildung 8. Marmorstatue des Asklepios. Römische Kopie nach einem griechischen Original des 5 Jh. v.Chr.

    Typ I und II der Asklepiosmünzen aus Larissa erscheinen miteinander verwandt, insofern die Darstellung des Kopfes mit längerem Vollbart und glattem Scheitel ähnlich sind. Typ II wirkt wie ein Ausschnitt von Typ I, indem nur Kopf und Oberkörper des Asklepios sowie die Schlange gezeigt sind, das Schilfgras aus dem die Schlange kommt, der Stab auf den sich Asklepios stützt und die Interaktion, das Hinreichen einer Phiale (zur Fütterung?) zu der Schlange, werden bei Typ II weggelassen. Insofern bietet Typ I möglicherweise das szenische Bild, die Hintergrundserklärung für Typ II und man könnte annehmen, dass die beiden Typen programmatisch zusammengehören. Für den kundigen Zeitgenossen dürfte die szenische, interaktive „Geschichte“ auch wenn nur Kopf und Oberkörper des Asklepios sowie die Schlange zu sehen waren, klar gewesen sein.

    Die Darstellung von Typ I ist, wie bereits erwähnt, singulär und findet sich nach eingehender Recherche (15, 16) sonst nicht Münzen, auf Weihe- oder Grabreliefs oder Statuen. Auch Riethmüller (4, Band I S. 96) schreibt, dass die Darstellung des stehenden Asklepios aus Larissa (Abbildung 1) beispiellos ist und weder auf Münzen noch in Relief- oder Rundskulptur Parallelen hat. Dass sie einem nicht mehr vorhandenen bzw. in keiner Kopie erhaltenen Kultbild entstammt ist nach meiner Ansicht eher unwahrscheinlich, da ein solch auffälliges Kultbild oder ein Tempel der ein solches Kultbild enthält, von den antiken Schriftstellern erwähnt worden wäre aber auch dadurch, dass eine räumlich so komplexe Szene (stehender Asklepios, langer Arm zur Schlange, Schilfgras) sich schlecht für ein Kultbild eignet. Aus Trikka, wo der wohl älteste Tempel des Asklepios stand, sind Münzen eines wiederum anderen Typs bekannt, die vom Ende des 4 Jh. v.Chr. stammen (Abbildung 9) und ebenfalls singulär sind (4). Hier ist Asklepios auf einem Stuhl sitzend, die aufgerichtete Schlange mit einem Vogel fütternd, dargestellt, möglicherweise das Motiv des Kultbildes aus dem frühesten Tempel (4). Für die bekannten Münzen des Asklepios aus Epidauros (Abbildung 10) ist nachgewiesen, dass es sich um die Darstellung eines Kultbildes handelt. Interessant ist, dass das Prinzip der Interaktion, Asklepios nährt die Schlange, bei Typ I von Larissa und der Asklepiosmünze von Trikka, dasselbe ist. Das nährende Prinzip geht ja später auf Hygieia über, während Asklepios vielmehr als Beherrscher der Schlangenkräfte (Schlange windet sich an seinem Stab empor) dargestellt wird.

    Abbildung 9. Trichalkon aus Trikka vom Ende des 4. – Anfang 3. Jh. v. Chr. Kopf der Nymphe Trikke nach rechts / Asklepios nach rechts sitzend, füttert Schlange mit einem Vogel.

    Wenn die gängigen Interpretationen der Schlange als chtonisches Weisheitssymbol zutreffen (17), könnte die Szene auf Typ I folgendermaßen interpretiert werden: Der göttliche Arzt, Mensch (Darstellung mit dem Stock des Bürgers) und sterbliche Halbgott verbindet sich pflegend, nährend mit den Kräften der Erdweisheit, die in Form der Schlange aus dem Element des Feuchten, schwer Durchdringlichen (Schilfgras) emporsteigt. Die Schlange kann Krankheit hervorrufen, sich mit der Schlange verbinden kann helfen Krankheit zu überwinden und Erkenntnis der Heilung bringen. Solch ein Sinnbild wäre wohl auch mit dem Weltbild eines Asklepiaden vereinbar, der eine „göttliche Krankheit“ nicht anerkennen kann (18) aber durchaus in seinen Schriften einen tiefen Bezug zum Wirken des Göttlichen im Menschen und der Natur erkennen lässt. Ob Hippokrates am Entwurf der Münzbilder von Typ I und II beteiligt war, lässt sich natürlich nicht zweifelsfrei nachweisen. Es gibt allerdings auch keinen triftigen Grund, der dagegenspräche und somit kann der Zusammenhang der frühesten Münzen des Asklepios mit Hippokrates mit gewisser Wahrscheinlichkeit behauptet werden.  

    Abbildung 10. Drachme aus Epidauros um 250v.Chr. mit Darstellung des Kopfes Apollons (Vater des Asklepios) mit Lorbeerkranz und dem nach links thronenden Asklepios der die Hand über den Kopf einer sich frei empor ringelnden Schlange hält. Unter dem Thron liegt ein Hund (typisch für Epidauros, da der Hund dort in der Asklepiosmythologie eine wichtige Rolle als Entdecker des Asklepioskindes spielte. Die Darstellung auf dieser Münze gilt als Nachbildung der berühmten Asklepiosstatue des Thrasymedes (7).

    Auffällig ist, dass die frühesten Münzen des Asklepios aus Larissa zwei deutlich unterschiedliche Portraits (Typ II und Typ III bzw. V) zeigen. Typ III bzw. V entsprechen eher dem „typischen“, dem Zeus ähnlichen Bildnis des Asklepios mit langem, vollem Haar, wie es auf zahlreichen Kultstatuen überliefert ist (vgl. Abb. 6-8).[6] Typ II weicht von diesem Stil deutlich ab.

    Könnte das Bildnis Hippokrates´ für diesen Typ II Pate gestanden haben? Portraits auf Münzen setzten sich im Verlauf der griechischen Geschichte erst allmählich in hellenistischer Zeit durch (19), menschliche Portraits für Götterfiguren galten als Blasphemie. Allerdings war Asklepios kein Gott in vollem Sinne, sondern sterblicher Halbgott, bei Typ I ist er mit dem Stock als typischem Attribut des griechischen Bürgers dargestellt. Am Übergang vom 5. zum 4. Jh.v.Chr. wurden erstmals individuelle Portraits von herausragenden Persönlichkeiten wie Sokrates und Platon in Stein angefertigt (19). Auch Portraits auf Münzen wurden schon aus dem 5. Jh.v.Chr. vermutet, lassen sich allerdings nicht genau nachweisen.[7] Es wäre für die Zeitumstände somit zwar ungewöhnlich aber nicht völlig ausgeschlossen, dass ein Portrait mit individuellen Zügen auf einer Münze vorkommt. Es hat zudem eine gewisse Logik anzunehmen, dass die Züge des Asklepios zumindest eine Ähnlichkeit mit denen des berühmten Bürgers der Stadt und als Asklepiade Nachfahre des Halbgottes tragen sollten. Von Hippokrates gibt es verschiedene erhaltene Portraits, die allerdings erst nach seinem Tode in hellenistischer Zeit angefertigt wurden und in römischer Zeit kopiert wurden (Abbildung 11, 12), sie sind dadurch nur beschränkt aussagekräftig.

    Abbildung 11. Römische Kopie eines Bildnisses des Hippokrates aus hellenistischer Zeit. Darunter Ausschnitt von Typ II aus Abbildung 2.

    Abbildung 12. Kopie der als echt angesehenen Hippokratesbüste aus Ostia. Nase und Teile des rechten Ohres sind restauriert (20)

    Darstellungen des Hippokrates zu seiner Lebenszeit sind bisher nicht bekannt. Die längliche Kopfform, die vom Nasensattel nach lateral ansteigenden Augenbrauen, Nase, Mund und Augenpartie und der glatte Scheitel in Abbildung 11 und 12 sind gut vereinbar mit Typ II aus Larissa, Bart und Haartracht sind allerdings unterschiedlich.

    Eine Münze aus Kos, die das Bildnis des Hippokrates trägt, was an der Umschrift ersichtlich ist, stammt von der 2. Hälfte des 1. Jh.n.Chr. also mehr als 500 Jahren nach seinem Tod (Abbildung 13). Sie ist allerdings wohl auch nach einem Bildnis aus hellenistischer Zeit angefertigt (21). Kopfform und einige Details (Ohr frei, Haaransatz an der Stirn, Haare am Scheitel glatt) passen gut zur Darstellung von Typ II.

    Abbildung 13. Bronzemünze von Kos aus der römischen Kaiserzeit. Vorderseite mit Kopf des Hippokrates nach rechts, schlangenumwundener Stab rechts, Legende: III „HIP[POKRATES]“. Rückseite Schlangenstab. Legende: KOION. BMC Caria and Islands: 216, no. 216, Tafel XXXIII, 7

    Zur etwa selben Zeit wurde in Kos auch eine Münze des Asklepios geprägt (Abbildung 14). Sie zeigt ihn mit gelockten, vollen Haaren, die das Ohr bedecken. Diese Darstellung entspricht mehr dem Typ III bzw. V aus Larissa.

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    Abbildung 14. Bronzemünze von Kos aus der Kaiserzeit. Vorderseite mit belorbeertem Kopf
    des Asklepios nach rechts, Schlangenstab rechts. Legende: ‚ASKLEPIOS‘. Rückseite mit verschleierter, sitzender weiblicher Figur, die das Kinn in die rechte Hand stützt und nach links blickt. Legende: KOION. BMC Caria and Islands: 214, no. 204, Tafel XXXIII, 7.

    Auch politisch war Hippokrates nach aller Wahrscheinlichkeit gut vernetzt, schon von Kos aus sollen gute Beziehungen zum Königshaus von Makedonien bestanden haben. Der Legende nach soll er den Makedonenkönig Perdikkas II (gestorben 413 v. Chr.) geheilt haben. Vom 5. Jh. v. Chr. bis zum Ende der Selbständigkeit 344 v. Chr. herrschten die Aleuaden in Larissa und der Umgebung der Stadt. Während der Perserkriege kämpften Teile der Familie auf Seiten der Perser. Sie wurden daher von den Persern und später von den Makedoniern protegiert und blieben mit deren Hilfe an der Macht (22). 344 v.Chr. wurde Thessalien dann allerdings dem Makedonenreich angegliedert und die eigenständige Münzprägung hörte auf.

    Auch wenn Portraits auf Münzen im ausgehenden 5 Jh.v.Chr. noch nicht Usus waren, sprechen doch einige Gründe dafür, dass Typ II der Asklepiosdarstellungen von Larissa vom Aussehen des Hippokrates inspiriert waren und wir damit die früheste zumindest dem Hippokrates ähnliche Abbildung vor uns haben.

    1. Typ II unterscheidet sich deutlich von den typischen Asklepiosdarstellungen auf Kultstatuen, den Münztypen III und V sowie von späteren Münzen.
    2. Typ II hat Ähnlichkeit mit Darstellungen des Hippokrates auf römischen Büsten und Münzen nach Kopien aus hellenistischer Zeit.
    3. Hippokrates war Asklepiade und zur Zeit der Prägung von Typ II ein sehr bedeutender Arzt, der in Thessalien wirkte.
    4. Hippokrates war auch politisch gut vernetzt.

    Die namentliche Nennung wie auf der Münze mit Darstellung des Hippokrates aus der römischen Kaiserzeit (Abbildung 13) ist im 5. Jh. v. Chr. nicht zu erwarten, die Bilder sprachen für sich, nur die Städtenamen wurden angegeben. Dass weitgehend zeitgleich zwei unterschiedliche Typen des Asklepiosportraits in Larissa geprägt wurden, könnte damit erklärt werden, dass Typ III und V kanonisch waren, d.h. den schon damals vorhandenen Kultstatuen des Gottes entsprachen und Typ II auf die lokale Besonderheit, eben die Bedeutung Hippokrates` für Larissa, zurückzuführen sind.

    Dass die Forschung diesen zugegeben etwas spekulativen Zusammenhang bisher nicht aufgegriffen hat könnte u.a. daran liegen, dass die frühesten Münzen des Asklepios aus Larissa selten (23) wenig spektakulär und zumeist nur mäßig erhalten sind und daher teilweise übersehen wurden. So wird Typ II in einer ansonsten guten Übersichtsarbeit über Darstellungen des Asklepios und medizinischen Themen auf antiken Münzen nicht erwähnt (8). Die Seltenheit könnte auch dafür sprechen, dass die Münzen nur für kurze Zeit geprägt wurden. Die besondere Konstellation mit dem Sujet eines sterblichen, aus Thessalien stammenden Halbgottes und der Anwesenheit eines göttlichen, d.h. aus „der Wurzel des unsterblichen Phoibos hervorgegangenen“ Arztes in der Stadt Larissa mag dazu geführt haben, die Verschmelzung der beiden zu wagen.

    Literatur

    1. Head, Barclay: Historia Numorum. A Manual of Greek Numismatics. Thessaly, 290-295. Oxford At The Clarendon Press, 1911. Zugriff unter http://snible.org/coins/hn/

    2. Herrmann, Fritz: Die Silbermünzen von Larissa in Thessalien. Zeitschrift für Numismatik, XXXV (1925), 1-69 sowie 8 Tafeln

    3. Aston, Emma: Asclepius and the Legacy of Thessaly.  The Classical Quarterly 2, Vol. 54/1 (2004), 18-32.

    4. Riethmüller, Jürgen W. Asklepios, Heiligtümer und Kulte. Band I und II. Verlag Archäologie und Geschichte Heidelberg, 2005

    5. Homer: Ilias. II Gesang, Verse 729-733.

    6. Strabo: Geographica. XIV 1,39.

    7. Bernhard Oskar. Griechische und römische Münzbilder in ihren Beziehungen zur Geschichte der Medizin. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1926

    8. Hart, Gerald: Ancient coins and medicine. Canadian Medical Association Journal 94 (1966), 77-89.

    9. Classical Numismatic Group, LLC: Auktion Triton XV vom 03.01.2012; Los 276. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=198897

    10. Kudlien, Fridolf: Hippokrates von Kos. In: Ziegler, Konrat; Sontheimer, Walther (Hrsgg.): Der kleine Pauly 2, 1169. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1979.

    11. Brockmann, Christian: Hippokrates: Seine Orte, seine Wissenschaft. Gegenworte 16 (2006), 78-83. https://edoc.bbaw.de/files/1255/17_brockmann.pdf

    12. Platon: Protagoras 311

    13. Anthologia Graeca VII 135. übersetzt In: Flashar, Hellmut: Hippokrates, Meister der Heilkunst. C.H. Beck (2016), 29.

    14. Eckart, Wolfgang: Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. (Kapitel 1, 6). Springer, 8. Aufl. 2017

    15. Digital LIMC, eingesehen unter https://weblimc.org/page/home/Asklepios

    16. Weisser, Bernhard. Asklepios auf antiken Münzen in Epidauros, Athen und Pergamon. In: Wunderheilungen der Antike: von Asklepios zu Felix Medicus; Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung der Humbildt-Universität zu Berlin und des Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité; Tomas Lehmann (Hrsg). Oberhausen Athena (2006); 62-81

    17. Keréni, Karl: Der göttliche Arzt. Studien über Asklepios und seine Kultstätten. Hermann Gentner Verlag Darmstadt 1956

    18. Flashar, Helmut. Hippokrates Meister der Heilkunst. C.H.Beck 2016

    19. Pangerl, Andreas: 400 Years of Hellenistic Portraits. In: Pangerl, Andreas (Hrsg.): 400 Years of Hellenistic Portraits. Verlag Staatliche Münzsammlung München 2020

    20. Richter Gisela MA. The Portraits of the Greeks. Phaidon Press LTD London (1965) Volume 1;151-154.

    21. Petsalis-Diomidis, Alexia: Truly Beyond Wonders: Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010

    22. Mansel, Arif Müfid: Larisa. In: Ziegler, Konrat; Sontheimer, Walther (Hrsgg.): Der kleine Pauly 3, Deutscher Taschenbuch Verlag, München (1979); 499-501

    23. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XIV vom 03.01.2011; Los 105.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=175209.

    Abbildungsnachweise

    Abbildung 1a. Gorny und Mosch, Auktion 244 Münzen der Antike vom 06.03.2017, Los 233.

    Abbildung 1b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1116.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182485

    Abbildung 2a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XIV vom 03.01.2011; Los 105.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=175209

    Abbildung 2b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion 211 vom 25.09.2013; Los 138. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=242628

    Abbildung 3a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1120.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182485

    Abbildung 3b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion 96 vom 14.05.2014; Los 186. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=256056

    Abbildung 4.Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XV vom 03.01.2012; Los 276. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=198897

    Abbildung 5a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1164.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182529

    Abbildung 5b. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 413 vom 31.01.2018; Los 32. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=352889

    Abbildung 6a. Classical Numismatic Group, LLC. Auction 78 vom 14.05.2008; Los 719. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=121290

    Abbildung 6b. Classical Numismatic Group, LLC. Auction 75 vom 23.05.2007; Los 320. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=103228

    Abbildung 7. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 417 vom 28.03.2018; Los 256. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=356297

    Abbildung 8. Museo Chiaramonti, Vatikan, Inventarnummer 2023. Vom Vicolo dei Leutari in Rom, gefunden 1783. Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Epidauros#/media/Datei:Asklepios_Leutari_Chiaramonti_Inv2023.jpg.

    Abbildung 9. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 393 vom 15.03.2017; Los 54. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=331119

    Abbildung 10. Gorny und Mosch, Auktion 276 Münzen der Antike vom 19.04.2021, Los 150.

    Abbildung 11. Louvre, Paris.

    Abbildung 12. Fotografiert aus Richter Gisela MA. The Portraits of the Greeks. Volume 1 Figure 864. Phaidon Press LTD London 1965

    Abbildung 13. Fotografiert aus Petsalis-Dionidis A. Truly beyond Wonders. Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010

    Abbildung 14. Fotografiert aus Petsalis-Dionidis A. Truly beyond Wonders. Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010


    [1] Erinnernd an den Verlust einer Sandale als der Held den Fluss Anaurus querte.

    [2]  Nach Eduard Thraemer: Asklepios 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, 1642–1697. „Schema I: Der Körper stützt sich mit der rechten Achsel auf den langen Stab, die Linke ist in die Seite gestemmt und meist verhüllt. Schema II: Die rechte Hand hält den kurzen Stab. Schema III: Der lange Stab ist unter die linke Achsel gestemmt, der linke Unterarm tritt stets aus dem Gewand hervor. Schema IV: Die linke Hand auf dem kurzen Stab. Schemata I-IV zeigen A. in affektloser Ruhe. Schema V zeigt A. als Mitleid fühlender und zugleich auf Abhilfe sinnende dem (zu ergänzenden) Bittsteller zugeneigte Gestalt. Die Schemata I-IV entsprechen der älteren attischen Kunst, während das Ideal des milden, mitfühlenden Arztgottes auf die jüngere attische Schule zurückzuführen ist“

    [3] Nach thessalischem Mythos badete Korona, die Mutter Asklepios`, die Füße im Boibe-See in der flachen ostthessalischen Ebene als sich Apollon ihr näherte (nach 4). Dias Schilfgras würde zu diesem Mythos passen.

    [4] Die Darstellung des Stierhufs im Zusammenhang mit Asklepios ist noch nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich besteht er durch die Opferschau bzw. veterinärmedizinische Aufgaben. Auf einer Münze aus römischer Zeit (Severus Alexander, Mysien, Parium, 222-235 n.Chr.) ist Asklepius sitzend dargestellt, wie er den Huf eines Stieres untersucht (Parium Mionnet Supp. 5, 769). 

    [5] König Atarxerxes I von Persien (464-424 v.Chr.) ließ angeblich Hippokrates auffordern zur Behandlung einer Seuche nach Persien zu kommen, was dieser allerdings ablehnte. Dies wäre ein weiterer Beleg dafür, dass Hippokrates bereits vor seinem 40. Lebensjahr für seine Fähigkeiten weit bekannt war. Vgl. Brockmann C. Hippokrates: Seine Orte, seine Wissenschaft. Gegenworte 2006; 16:78-83.

    [6] Bernhard (7, S. 14) beschreibt den gewöhnlichen Idealtypus des Gottes als „einen Mann auf reifer Lebensstufe. Sein Kopf ist dem Zeus ähnlich, nur ist alles in Mildere gestimmt, der Ausdruck ist gütiger, das Haupthaar weniger aufstrebend, die Lockenbildung zierlicher, der Bart im ganzen weniger voll…Als Kopfschmuck trägt der Gott eine glatte oder auch eine gedrehte, diademähnliche Binde, das Theristrion, seltener ist er mit dem Lorbeerkranz geschmückt“.

    [7] Themistokles bzw. sein Sohn Archepolis aus Münzen von Magnesia am Mäander (siehe 19)

  •     Nicht alles Gold … [1]

               Hütet euch vor den vergoldeten Kugeln!

    Alle kennen wir die „vergoldeten Kugeln“, die uns der Teufel auf unseren Weg und mitten zwischen unsere Füße wirft. Davon erzählt uns eine alte Sage aus dem Mutterland des Sports, aus Griechenland: Eine schöne Königstochter ist nur zu gewinnen, wenn sie im Wettlauf besiegt wird. Immer wieder sind trainierte junge Männer mit ihr an den Start getreten. Keiner hat sie besiegt, alle wurden von ihr abgehängt. Wieder einmal hat es ein junger Mann gewagt. Der Lauf beginnt, aber schon nach 10 Metern überholt sie ihn und jagt aufs Ziel los. Wie das Mädchen vor ihm dahinrast, zieht er plötzlich eine vergoldete Kugel aus der Tasche und schleudert sie mit Macht in die Bahn, in der das Mädchen läuft. Einen Augenblick stutzt sie. Das Gold blendet und zieht. Sie vergisst, dass es um den Sieg geht und rennt der goldenen Kugel nach, die längst aus der Bahn ins freie Feld läuft. Der Jüngling stürmt an ihr vorüber und ist als erster am Ziel. Er hat durch diese List gesiegt.[2]

     Bei Ovid, der den Mythos von Atalante und ihrer aufdringlichen Freierschar ausführlich schildert, sind es drei goldene Äpfel, tria aurea poma. Sie sind eng mit der Liebesgöttin Aphrodite verknüpft. Tändelnd wendet sich die Göttin an ihren Adonis:

    Vielleicht hast du schon von einer gehört, die im Wettlauf selbst die schnellsten Männer besiegt[3]

    Atalante war berühmt, nicht nur als flinke Läuferin, sondern auch wegen ihrer Schönheit. Ein Gatte, Atalanta, ist deine Sache nicht, wird ihr vorhergesagt[4]. Darum meide den Vollzug der Ehe – fuge coniugis usum. Wehe, wehe! ist man versucht auszurufen, doch Apollon orakelt weiter: Du wirst diesem Schicksal nicht entgehen und dabei deine Persönlichkeit verlieren- nec tamen effugies teque ipsa viva carebis. Nachdem viele junge Männer im Wettlauf gegen die Heroine verloren und ihr Leben verwirkt haben, versucht es Hippomenes mit einer von Aphrodite erdachten List. Die Göttin ist nämlich von Liebesverweigerungen wenig erbaut und steht darum auf Seiten des Freiers.

    Ein Feld gibt es, die Einheimischen nennen es das tamasenische, es ist der beste Teil Zyperns . … Von da kam ich [Cytherea=Aphrodite] gerade, in der Hand trug ich drei goldene Äpfel…tria aurea poma…, die ich dort gepflückt hatte[5]. Die  übergibt sie dem Hippomenes, der im Lauf erwartungsgemäß weit hinter Atalante  zurückbleibt. Da wirft er ihr die goldenen Früchte in die Bahn. Arglos bückt  sich die Läuferin danach und verliert Zeit und Sieg. Die Fortsetzung der Sage ist nicht weniger spannend[6], hat aber mit den goldenen Äpfeln nichts mehr zu tun.

    Eine andere Mythenversion[7] lässt die wunderbaren Früchte aus dem Garten der Hesperiden stammen.

    …aber die Nacht gebar…
    ferner die Hesperiden, die jenseits des ruhmvollen Ringstroms
    goldene Äpfelμῆλα χρύσεα – und Bäume, von Früchten prangend, bewache n[8] .         

    Zur Heiligen Hochzeit von Zeus und Hera hatte die Erdgöttin Ge extra für die Götter-Königin einen Baum des Lebens mit den goldenen Äpfeln der ewigen Jugend wachsen lassen[9]. Sie werden von den Hesperiden und dem Drachen/der Schlange Ladon bewacht. Um die Früchte zu gewinnen muss Herakles die Schlange unschädlich machen und den Titanen Atlas, der die Himmelskugel trägt[10], dazu bringen, ihm die Äpfel zu holen. Dafür schultert Herakles inzwischen den schweren Globus[11]. Anschließend ist er, wie die von Lysipp konzipierte Statue zeigt (Abb. 1) vollkommen erschöpft, aber er hat seine Aufgabe erfüllt. In der rechten Hand hinter dem Rücken hält er die goldenen Äpfel! 

                            

    Abb. 1: Herakles Typ Farnese. Gipsabguss Kassel.
                                       Nach Gehrke 2007, 100 f. Abb. 22.5
           

    Eine um die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. datierte Terrakotta-Gruppe stellt den jugendlichen, auf seine Keule gestützten Heros mit dem kleinen Hesperiden-Baum, um den sich die Schlange windet, dar. Auf den vier großen Früchten sind Sektoren angegeben, sodass es sich um Quitten handeln könnte[12].  

    Wenden wir uns dem ‚Zankapfel‘, malum discordiae, zu. Eris, die Personifikation der Zwietracht[13], ist als einzige Gottheit nicht zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen. Voller Zorn wirft sie einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Der Schönsten/ Τῇ καλῇ τὸ μῆλον“ zwischen Hera, Athena und Aphrodite. Aus dieser beinahe spielerisch anmutenden Geste entwickelt sich die Tragödie des trojanischen Krieges[14].    

              

    Abb. 2:  Laufende Eris. Schwarzfigurige Schale, ca. 560-540 v. Chr.
                                      Nach Thomsen 2011, 261 f. Abb. 109

    Haben wir die goldenen Früchte als Äpfel, Quitten oder Granatäpfel zu betrachten? Zur Kernobst-Familie gehören alle drei. Bei den antiken Schriftstellern wird die Quitte eigentlich μῆλον κγδώνιον/malum cydonium genannt, der kretische Apfel. Gebräuchlich ist jedoch die Kurzform μῆλον, auch wenn andere apfelähnliche Sorten, die sich in Form und Farbe unterscheiden,  gemeint sind.  Der Granatapfel, ῥοιή /malum punicum[15] wird als scharlachrot beschrieben[16], während Quitten zwischen grüngelb und goldgelb changieren. Plinius bezeichnet eine von ihren Unterarten geradezu als Goldquitte, chrysomela[17]. Er lobt ihren feinen Duft und erwähnt die Einteilung in Sektoren. Nachbildungen lassen allerdings die botanische Exaktheit häufig vermissen; auch von der farbigen Bemalung ist oft nicht viel erhalten. Das erschwert natürlich die Unterscheidung[18]. Auch ein Granatapfel weist manchmal  Sektoren-ähnliche Einziehungen auf. Hauptmerkmal ist jedoch der besonders dicke Blütenstand[19], der bei der Quitte fehlt. Speiseäpfel zeigen verschiedene Farben und Muster, doch wäre ein Goldgelb wie bei der Quitte für den Apfel untypisch.  

     Sowohl Granatäpfel als auch Quitten gelten als Zeichen für Liebe und Ehe,  Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit[20]. Beide Früchte sind weit über den Mittelmeerraum hinaus verbreitet. Ihre Darstellungen schmücken Reliefs und Münzen, Wandgemälde und Vasenbilder[21]. In Form rundplastischer Terrakotten brachte man sie den Göttern dar und gab sie den Verstorbenen mit auf ihre Reise ins Jenseits[22]. In Wohnbezirken gefundene Exemplare spielten vermutlich eine Rolle im häuslichen Kult[23]. Neben einer Auswahl anderer nahrhafter Dinge ordnete man sie auf Tontellern an.

         

    Abb. 3: Aus Paestum, Antikensammlung Kassel, Schloss Wilhelmshöhe. 
                                              Aufnahme der Verfasserin.

    Zu Abb. 3: bei 11 Uhr Käse (?) unterhalb Granatapfel, dann Quitte; bei 1Uhr Traube, darunter Feige, Quitte. Bei 7/8 Uhr Gebäck. 5 Gurke (?) Bei 9 und 3 Uhr Scheiben von Zitrusfrüchten (?)

     Quitten aus Ton zeigen eine Einteilung  in sechs, fünf oder vier Sektoren[24]. Für speziell Interessierte folgt hier – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – ein  ‚Quitten-Katalog‘.

    6 Sektoren:

    1. Hamburg, Inv. 1968.13, in Italien erworben, Ton rötlich-orange. Frey-Asche

        1997, 64-66 Abb. 41; Frey 1974, 75 f. Nr. 43 Abb. 34; Frey-Asche 1988, 135-

        140 Abb. 1.

    2. Ferrara, aus Spina, Inv. 1968, Ton rötlich (5YR 6/6) 1. Hälfte des 4.

        Jhs. v. Chr.  Desantis 1987, 29 Nr. 23 Abb. 18 a; Spina 1993, 166 f.

        Abb. 140 a. S. 356 Nr. 905. 

    3.Tarent, Inv. 208348, Barra Bagnasco 1996, 182. 187 Abb. 183, 2 c.

    4. München, Inv. 1101, angeblich aus Vulci/Etrurien, Ton hellbraun-gelblich

        (10YR 7-8/4), Hamdorf  2014, 618 Nr. E 916, „Granatapfel, 3. Jh. v. Chr.“, m.

        E. Quitte; Knauß 2012, 457 f. Abb. 31.16 a.

    5. München, Inv. 1100, angeblich aus Vulci/Etrurien, Ton rötlich-braun (5YR

        7/6), Hamdorf 2014, 617 f.  Nr. E 915 „Granatapfel“, m. E. Quitte, 3. Jh. v.

        Chr. Knauß 2012, 457 f. Abb. 31.16 b.

    6. Foce del Sele hellenistisches Votivdepot, Zanotti-Bianco 1936, 231 f. Abb.

        13, vordere Reihe, vierte von links.

    7. Foce del Sele, hellenistisches Votivdepot, Zanotti-Bianco 1936, 231 f. Abb.

        13, hintere Reihe, erste von links.

    8. Morgantina, „Pomegranate“, m. E. Quitte, Ton lederbraun, 3. Jh. v. Chr., Bell

        1981, 228 Nr. 900 Taf. 135.

    9. Sizilisch, 4./3. Jh. v. Chr. „Granatapfel“, Froning 1989, 177 Nr. 285 Taf. 110.

        Optisch eher Quitte.

    5 Sektoren:

    1. Hannover, Inv. 1937, 240, FO unbekannt, Ton hellrötlich-brau bis hellbraun,

        Liepmann 1975, 58 T 40, 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr. „attisch oder böotisch (?)“.

    2. London, Inv. 61.10-24.9, FO Nekropole Kamiros/Rhodos, Ton ockergelb-

        braun,  Higgins 1954, 80 Nr. 198 Taf. 34 „Apfel, frühes 5. Jh. v. Chr.“  Eher

        eine Quitte.

    3. London, Inv. 64.10-7.58, aus derselben Matrize. FO Nekropole

        Kamiros/Rhodos, Ton braun, Higgins 1954, 81 Nr. 199, „Apfel“.

    4. London, Inv. 64.10-7.1931, aus derselben Matrize. FO Nekropole

        Kamiros/Rhodos, Ton braun, Higgins 1954, 81 Nr. 200, „Apfel“.

    5. Mykonos, Inv. 69,Grabfund aus Rheneia, dunkler ockerfarbener Ton,  Délos

        23, 93 Nr. 218 Taf. 21.

    6. Delos, Inv. B 6077, Heraion, Grabfund aus Rheneia, Tonfarbe hell ocker, 

        Délos 23, 88 Nr. 191 Taf. 21.

    7. Rhitsona/ Böotien, Grab 112. 82 , Ure 1934, 72 Taf. 18 „Quitte oder Apfel,

        spätarchaisch“.

    8. Rhitsona/Böotien, Grab 18.264, Ure 1934, 72 Taf. 18 „Quitte oder Apfel,

        spätarchaisch“.

    9.Olynth, Inv. 513, Schicht 9, Ton lederbraun, „Apfel oder Melone, 5. Jh. v.

        Chr.“, Robinson 1931, 61 Nr. 343 Taf. 34.

    10. Olynth, Inv. 514, Schicht 9, aus derselben Matrize wie Nr. 9.

    11. Würzburg, Inv. H 1659, FO unbekannt, Ton gelblich rot (5 YR 5/8) Schmidt

          1994, 46 f. Nr. 43 Taf. 11, Ende 6. Jh. v. Chr.; dies. 1988, 823 Taf. 130, 2. 3.  

    12. und 13. Tarent, Inv. 24588 und Inv. 11922, Schale auf hohem Fuß mit zwei 

          Quitten und einer kürbisartigen Frucht[25], de Iuliis – Loiacono 1985, 389  

          Abb. 479.

    14. Tarent, Inv. 208349, Barra Bagnasco 1996, 182. 187 Abb. 183, 2 b. 

    15. Foce del Sele, hellenistisches Votivdepot, Zanotti-Bianco 1936, 231 f. Abb.  

          13, vordere Reihe, erste von links.

    16. Ebenda, siebente von links.

    17. Ebenda, hintere Reihe, dritte von links.

    18. Paestum, Inv. 2818,Umgebung des Tempels Hera II, Tonfarbe  orangerot,

          Zammarelli 1996, 217. 219 Abb. 145-155 ( große Frucht).

    19. Herakleia, Inv. 205433, aus Lukanien, Loprete 1996, 265 f. Nr. 3.40.35,  

          Fragment „Votivfrucht, Granatapfel“[26], m. E. Quitte.

    20. Kassel, Inv. Alg 78 a, FO Centuripe/Mittelsizilien, Nekropole, Frucht auf

          Sockel. Sektoren durch weitere kurze Längsinzisionen unterteilt, 3./2. Jh. v.

          Chr. Wintermeyer 1981, 148 f. Abb. 72 a.

    21. Kassel, Inv. Alg 78 b, analog,  Abb. 72 b.

    22. München, Inv. 1102, angeblich aus Vulci/Etrurien, Ton hellbraun gräulich

          (10YR8/3), Hamdorf  2014, 618  Nr. E 917, „Granatapfel 3. Jh. v. Chr.“

          m. E. Quitte; Knauß 2012, 457 f. Abb. 31.16 c.

    23. Basel, Inv. Hess 110, aus Vulci/Etrurien, Ton rötlich-braun, Reusser 1988,

          82 Nr. E 115, „Apfel“, m. E. eher Quitte, 5.-4. Jh. v. Chr. (?)

    24. Spina, Desantis 1987, 29 Nr. 25 Ton hellgrau, Taf. 36 Abb. 18 a, „Apfel“,

          m. E. Quitte.

    25.Rom, Villa Giulia, Inv. 11532, 3. Jh. v. Chr. “Granatapfel”, viel eher Quitte,

          keine Angaben zur Tonfarbe, Satricum 1986, 170 f. Abb. 326 a.

    26. Paris, Inv. CA 2343, aus Amisos, Ton ocker-braun, Besques 1971, 81 Nr. D

          482 Taf. 105 e.

    27. Paris, Inv.Nr. CA 2342, aus Amisos, Ton rot-gelblich, dies. a. O. Nr. D 483

          Taf. 105 f.

    28. Berlin, Inv. TC 7653, aus Orvieto, Früchteteller, rechts von der Mitte rundes 

        „Objekt mit fünf Rillen und einem Kreis von Löchern in der Mitte“, rosa

          Farbspuren, 4.-3. Jh. v. Chr., Dittebrand 2006, 134 f. Abb. 56 und Frontispiz.  

    29. Makedonien. Thessaloniki, Palli  2017, 164 Abb. 2 c „Apfel als Rassel, Ende

          5. Jh. v. Chr.“, m. E. eher Quitte.

    30. – 35. Tarquinia, Inv. 1346, Stefani 1984, 69 -71 Nr. 165. 169. 171[27]. 173.

          177 Taf. 41.

    4 Sektoren:

    1. Athen, Inv. KER 13726, Südhügel des Kerameikos, Tonwannengrab eines

        Kindes, Ton hell orange, Glimmer, Vierneisel-Schlörb 1997, 161, Nr. 506

        Taf. 88, „Frucht? Sicher keine Quitte“. Nach Fundkontext um 470 v. Chr.;

    2. Böotien, Vassiliopoulou – Skoumi – Nassioti 2015, 477. 480  Abb. 13 a[28].  

    3. Baltimore, Inv. 38.26, FO Olynth, Haus B vi 7, Raum a, Ton rot, „Fragment

        einer Frucht, 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr.“  Robinson 1952, 259 Nr. 355 Taf. 106.

    4. Baltimore, Inv. 34.128, FO Olynth, Grab 364, „Matrize eines Apfels oder

        einer Quitte, 5. Jh. v. Chr.“, Ton rötlich, ebenda 259 f. Nr. 355 A Taf. 108.

    5. Würzburg, Inv. H 4834,FO unbekannt, Ton hell graubraun (10 YR 6/2) bis

        hell rötlich (2,5 YR 6/8) 3.-2. Jh. v. Chr., Schmidt 1994, 114 f. Nr. 169 Taf.

        32 e; dies. 1984, 823-826 Taf. 130, 1.

    6. Kopenhagen, Inv. ABc 1012, FO unbekannt, in Athen erworben, Ton braun,

       „Apfel, wohl spät archaisch“, Rassel. Breitenstein1941,19 Nr. 170 Taf. 17.

    7. London, Inv. 64.10-7.11, aus Kamiros/Rhodos, Fikellura, Grab 172, Ton

        orange, Mitte 5. Jh. v. Chr., Quitte (?) im Körbchen mit anderen Früchten,

        Higgins 1954, 97 Nr. 280 Taf. 48; Muthmann 1982, 80 f. Anm. 280 Abb. 66.

    8. Paestum, Inv. 2547,Umgebung Tempel Hera II, Ton rötlich, Zammarelli

        1996, 217. 219 Abb. 146 bei 7 Uhr.

    9. Bonn, Inv. D 252, aus Unteritalien (?) „apfelähnliche Frucht (Quitte?) 5.-3.

        Jh. v. Chr. Ton glimmerhaltig, beige-orange (7.5YR 7-6/4) Hübinger –

        Menninger 2007, 258 f. Abb. 3.

    10. Morgantina, „Pomegranate“ 3. Jh. v. Chr., lederbraun, m. E. Quitte, Bell

        1981, 228 Nr. 897 Taf. 134.

    11. und 12. Morgantina, Ton lederbraun, Bell 1981, 228 Nr. 901. 902  Taf. 135,

        „Miniatur-Pomegranate“,  m. E. Quitten, 3. Jh. v. Chr.

    13. Herakleia, Inv. 211101, aus Lukanien, Loprete 1996, 272.  275 Nr.

          3.45.23 Fragment „Votivfrucht“, vermutlich Quitte. 

    14.Rom, Villa Giulia, Inv.Nr. 11532, geschlossener Grabkontext 3. Jh. v. Chr.

        “Granatapfel”, Satricum 1986, 170 f. Abb. 326 b.

    15. Berlin, Inv. TC 7653, aus Orvieto, Früchteteller, bei 10 Uhr kugeliges 

         Objekt mit anliegenden Blättchen in der Mitte, von denen vier  

          unterschiedlich lange vertikale Eintiefungen ausgehen, 4.-3. Jh. v. Chr.

          Dittebrand 2006, 134 f. Abb. 56 und Frontispiz.

    16. Ebenda, bei 11 Uhr kugeliges Objekt mit vertikalen Ritzungen.

    17. Kurashiki Ninagawa Museum Nr. 145, aus Süditalien, 4./3. Jh. v. Chr., als

        Rassel gestaltet, „Pomegranate“, Simon 1982, 214 f. Abb. 145, m. E. eher

        Quitte. 

    18.-22. Tarquinia, Inv. 1346, Stefani 1984, 69-71 Nr. 164. 166. 167. 168. 172

        Taf. 41 „Mela“, m. E. Quitten[29].

    23. Rom, Villa Giulia, Inv. 11581, 3. Jh. v. Chr. “Granatapfel”, eher Quitte,

         Satricum1986, 170 f. Abb. 326 b.

        Anscheinend beschränken sich die Funde von Terrakotta-Quitten mit sechs Sektoren auf die Apenninen-Halbinsel, während Exemplare mit fünf oder vier Sektoren sowohl von dort als auch aus den griechischen Kernlanden, von den Inseln und aus Kleinasien stammen.

        Zur Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität Gießen gehört eine von der Verfasserin als Quitte gedeutete rundliche Ton-Frucht unbekannter  Herkunft[30]. Fünf vertikale Inzisionen gliedern sie in annähernd gleichgroße Abschnitte (Abb. 4 und 5).    

                             Abb. 4 und 5: T I-54 Antikensammlung Gießen

                           Aufnahmen: M. Recke, Gießen/Frankfurt am Main

        Das Objekt gehört demnach zu der größten Gruppe von Terrakotta-Quitten. In der Form ähnelt sie Vergleichs-Exemplaren aus Rhodos[31], Böotien[32], Tarent[33] und Etrurien[34]. Von einer engen Parallele in Hannover ist der Fundort ebenfalls nicht bekannt[35]. Die Tonfarben – bei T I-54 ist es ein helles Braun – geben  keinen sicheren topographischen Hinweis. Mäßig tiefe Rillen setzen sich von einem dreieckigen Querschnitt aus in die Wölbung der Sektoren hinein fort. Die Ähnlichkeit mit Früchten aus Gräbern in Rhitsona/Böotien, die an den Anfang des 5. Jhs. v. Chr. datiert sind[36], lässt auch für das Exemplar Gießen T I-54 die gleiche Entstehungszeit vermuten.                

            Timareta hat vor der Hochzeit…den geliebten Ball und das Haarnetz

    … und die korai [Puppen], dir Artemis Limnatis, der Kore [Jungfrau], als kore [Mädchen], wie es Brauch ist, geweiht,

     und dazu die Gewänder der Korai [Puppen].

    Tochter der Leto, halte du die Hand über des Timaretos‘ Kind

    und beschütze  fromm die Fromme.[37]

    Reizvoll spielt das bekannte Epigramm mit dem Wort „Kore“ in seinen verschiedenen Bedeutungen.    

        Die wenigsten Spielbälle sind tatsächlich „golden“. Sie zeigen geometrische Muster[38] oder, wie ein Terrakotta-Exemplar aus Spina, flüchtig gemalte vertikale Linien auf ‚goldfarbenem‘ Grund[39]. Meist wurden die Bälle aus einem ledernen Corpus gefertigt und mit Stoff überzogen[40].

                 Abb. 6: Bälle aus Terrakotta. Süd-Russland. Altes Museum Berlin.

                                                Aufnahme der Verfasserin.

        Auch die von Unterhaltungskünstlern verwendeten Glasbälle waren mit Stoff oder Leder umkleidet. Man färbte sie rot, grün oder „golden“ ein. Die Bälle auf Schultern, Hüfte und Handrücken des Jongleurs (Abb. 7) jedoch bestehen gewiss nicht aus Glas und waren wohl auch nicht golden bemalt. Sie sehen so aus wie das was sie sind: deformierte, platt gedrückte ‚Ton-Batzen‘. 

                              Abb. 7: Terrakottafigur mit beweglichen Beinen.

        Nach Derewitzki – Pavlowski – von Stern (Odessa 1897/98) 30 f. Taf. 14, 1

    Abgekürzt zitierte Literatur und Abbildungsnachweis:

    Andres 2000: M. Andres, Die Antikensammlung. Griechische, Römische, Altorientalische Puppen und Verwandtes (Hanau 2000)

    Barra Bagnasco 1996: M. Barra Bagnasco, La coroplastica votiva, in E. Lippolis (Hrsg.), Arte e artigianato in Magna Grecia, 181 f.

    Baumann 2000: H. Baumann, Pflanzenbilder auf griechischen Münzen (München 2000)

    Bell 1981: M. Bell, Morgantina Studies I. The Terracottas (Princeton 1981)

    Besques 1971/1972: S. Besques, Cat. raisonné des figurines et reliefs en terre-cuite grecs étrusques et romains III (Paris 1971/72)

    Borger 1977: H. Borger, Das Römisch-Germanische Museum Köln (München 1977)

    Breitenstein 1941: N. Breitenstein, Cat. of Terracottas (Copenhagen 1941)

    De Juliis – Loiacono 1985: E. de Juliis – D. Loiacono, Taranto. Il Museo Archeologico (Milano 1985) 389 Abb. 479.

    Desantis 1987: P. Desantis, Statuette votive, in: F. Berti – C. Cornelio Cassai – P. Desantis – S. Sani, La coroplastica di Spina. Immagini di Culto (Ferrara 1987) 28-30 Abb. 17-19. 36

    Dittebrand 2006: J. Dittebrand, Früchteteller fürs Heiligtum, in: M. Kiderlen – V. M. Strocka (Hrsg.) Die Götter beschenken (München 2006) 134 f. Abb. 56

    Döpp 1995: S. Döpp, ΜΗΛΟΝ  ΚΥΔΩΝΙΟΝ (Malum cydonium) – Quitte oder Apfel? Hermes 123, 1995, 341-345

    Dörig 1958: J. Dörig, Von griechischen Puppen, AntK 1, 1958, 41-52

    Fittà 1998: M. Fittà, Spiele und Spielzeug in der Antike (Stuttgart 1998)

    Frey 1974: L. Frey, Terrakotten. Erwerbungen des Museums für Kunst und

    Gewerbe Hamburg 1963-1972, AA 1974, 72-78  Abb. 34.

    Frey-Asche 1988: L. Frey-Asche, ΠΟΛΛΑ  ΜΕΝ  ΚΥΔΩΝΙΑ  ΜΑΛΑ, in: H. Büsing – F. Hiller (Hrsg.), Bathron. Heinrich Drerup zu seinem 80. Geburtstag (Saarbrücken 1988) 135-140

    Frey-Asche 1997: L. Frey-Asche, Tonfiguren aus dem Altertum (Hamburg 1997)

    Froning 1989: H. Froning, Granatapfel, in: E. Simon (Hrsg.), Die Sammlung Kiseleff II (Mainz 1989) 177 Nr. 285 Taf. 110.

    Gehrke 2007: P. Gehke – N. Zimmermann-Elseify, Antike Steinskulpturen und neuzeitliche Nachbildungen in Kassel (Mainz 2007)      Abb. 1

    Graepler 1997: D. Graepler, Tonfiguren im Grab (München 1997)

    Hamdorf  2014: F. W. Hamdorf, Die figürlichen Terrakotten der Staatlichen Antikensammlungen München (Lindenberg im Allgäu 2014)   

    Higgins 1954: R. A. Higgins, Cat. of the Terracottas in the Department of Greek and Roman Antiquities, British Museum I (London 1954)

    Hübinger – Menninger 2007: U. Hübinger – M. Menninger, Terrakotten der Westgriechen im Akademischen Kunstmuseum der Universität Bonn (Rahden/Westf. 2007)

    Kiderlen – Strocka 2006: M. Kiderlen – V. M. Strocka (Hrsg.), Die Götter beschenken. Antike Weihegaben aus der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (München 2006)

    Knauß 2012: F. S. Knauß (Hrsg.), Die unsterblichen Götter Griechenlands (Lindenberg im Allgäu 2012)

    Lattanzi 1987: E. Lattanzi (Hrsg.), Il Museo Nazionale di Reggio Calabria (Roma 1987)

    Liepmann 1975: U. Liepmann, Griechische Terrakotten, Bronzen, Skulpturen (Hannover 1975)

    Lullies 41979: R. Lullies, Griechische Plastik (München 41979)

    Muller – Laflι 2015: A. Muller – E. Laflι (Hrsg.), Figurines de terre cuite en Méditerranée grecque et romaine 2 (Villeneuve d’Ascq 2015)

    Muthmann 1982: F. Muthmann, Der Granatapfel (Bern 1982)

    Palli 2017: O. Palli, Figurines as Toys, in: Figurines, a microcosmos of clay (Thessaloniki 2017)

    Chr. Reusser, Etruskische Kunst. Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig (Basel 1988)

    Robinson 1952: D. M. Robinson, Excavations at Olynthus 14 (Oxford 1952)

    Satricum 1985: nieuw licht op een oude stad. Italiaanse en Nederlandse opgravingen in Satricum (Groningen 1986)

    Schmidt 1984: E. Schmidt, Eros auf der Quitte, in: Alessandria e il mondo ellenistico-romano. Studi in onore di Achille Adriani 6 (Rom 1984) 823-826 Taf. 130, 1-3

    Schmidt 1994: E. Schmidt, Katalog der antiken Terrakotten. Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg. Teil 1. Die figürlichen Terrakotten (Mainz 1994)

    Schneider-Herrmann 1971: G. Schneider-Herrmann, Der Ball bei den Westgriechen, BaBesch 46, 1971, 123-133.

    Simon 1982: E. Simon, The Kurashiki Ninagawa Museum. Greek Etruscan and Roman Antiquities (Mainz 1982)

    Spina. Storia di una Città tra Greci ed Etruschi (Ferrara 1993)

    Thomsen 2011: A. Thomsen, Die Wirkung der Götter (Berlin – Boston 2011)     Abb. 2

    Ure 1934: P. N. Ure, Aryballoi and Figurines from Rhitsona in Boeotia (Cambridge 1934)

    Stefani 1984: G. Stefani, Materiali del Museo Archeologico Nazionale di Tarquinia VII. Terrecotte figurate (Roma 1984)

    Trumpf 1960: J. Trumpf, Kydonische Äpfel, Hermes 88, 1960, 14-22

    Vierneisel-Schlörb 1997: B. Vierneisel-Schlörb, Kerameikos 15. Die figürlichen Terrakotten (München 1997)

    Wamser-Krasznai 2016: W. Wamser-Krasznai, Beschwingte Füße (Budapest 2016) 13-63

    Wamser-Krasznai 2017: Quitte, https://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/altertum/klassarch/einrichtungen/antikensammlung/bestaende/terrakotten/quitte

    Wamser-Krasznai 2017: Satyrfigur T I-52, https://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/altertum/klassarch/einrichtungen/antikensammlung/bestaende/terrakotten/schwarzmeergebiet

    Wintermeyer 1981: U. Wintermeyer, Ein Grabfund aus Centuripe, in: P. Gercke (Hrsg.), Funde aus der Antike. Sammlung Paul Dierichs (Kassel 1981) 129-149 und dies., Herakles und die Äpfel der Hesperiden, ebenda 140 f.

    Zammarelli 1996: M. Zammarelli, I luoghi di culto nella città lucana, in: I Greci in Occidente. Poseidonia e i Lucani (Neapel 1996) 217. 219.

    U. Zanotti-Bianco, Archaeological Discoveries in Sicily and Magna Grecia, JHS 56, 1936, 228-233.


    [1] Bekanntlich heißt die vollständige Redewendung: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“.

    [2] Ansprache des Pfarrers Herbert Schott zu 1. Kor. 16, 13, „seid wachsam und männlich… seid mutig und stark!“ Weidig-Bergfest Butzbach 1957, Vereinsmitteilungsblatt  FÜR DICH 1/3  September 1957, 27.

    [3] Ov. met. 10, 560.

    [4] Ov. met. 10, 565.

    [5] Ov. met. 10, 645-651.

    [6] Ov. met. 10, 695-697.

    [7] u. a. Hes. Eöe. Schol.; Verg. Ecl. VI 61; RE 15 (1912) 1245 [Sittig].

    [8] Hes. theog. 211. 215 f.

    [9] Pherekydes FHG I 78, 33 aus Ps.-Eratosth. catast. 60 ff. Schol. Apoll. Rhod. IV 1396. Apollod. II 5, 11, 2.

    [10] s. Atlasgruppe Neapel, R.-P. Märtin, Jenseits des Horizonts (Berlin 2012) 140 Abb. 106.

    [11] Atlas-Metope Olympia, s. z. B. Lullies 41979, 72 Abb. 92.

    [12] Wintermeyer 1981, 140 f. Abb. 66.

    [13] Hes. theog. 225-232. Nach Hesiod tritt Eris außer unter dem bekannt negativen Aspekt noch unter einem positiven auf, dem des Wettbewerbs, Hes. erg. (Werke und Tage) 11 f. Wamser-Krasznai 2016, 48 f. Bild 30.

    [14] Kypria; Motiv des goldnen Apfels hellenist. DNP 73; RE 6,1 (11, 1907) 465 [Waser]; Kypria frg. 4 und 5 A.= 3 und 4 K., RE 11, 2 (22 1922) 2381 [Rzach].

    [15] Hom. Od. 7, 115. 11, 589. 24, 340,  Döpp 1995, 341-345; Theophr. hist. plant. 2, 2,5. 4, 8, 11, Trumpf 1960, 16 mit Anm. 1; Frey-Asche 1997, 64-66. 

    [16] κόκκος, z. B. Hom. h. an Demeter 372.

    [17] „Color ad aurum inclinatus“,  Plin. n. 15, 37 f.

    [18] z. B. Apfel: Higgins 1954, 80 f. Nr. 198-200 Taf. 34; Quitte oder Apfel: Ure 1934, 72 Taf. 18; Granatapfel: Baumann 2000, 33 Abb. 57, dagegen Quitte: ebenda 51 Abb. 118; Granatapfel:  Bell 1981,  228 Nr. 897-902  Taf. 134 f.; Apfel:  Reusser 1988, 82  Nr. E 115.

    [19] Vgl. S. Bianco – M. Tagliente, Il Museo Nazionale della Siritide di Policoro (Bari 1993) 135 Abb. 2 a. b.

    Clara Rhodos 4, 1931, 120 Abb. 110, 2; Muthmann 1982, 59 Abb. 44. 45, S. 62 Abb. 48; Die griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit (Berlin 2002) 454 f. Kat. 301 d.

    [20] Trumpf 1960, 16.19; Frey-Asche 1988, 135-140 Abb. 1. 2. 

    [21] Muthmann 1982, 80 f. Abb. 69. 71, sowie S. 100 Abb. 85; E. Pfuhl – H. Möbius, Die ostgriechischen Grabreliefs (Mainz 1977) 78 Nr. 103 Taf. 24; Baumann a. O. 32 f. 50 f; Schneider-Herrmann 1971, 123-133.

    [22] In Attika und Böotien, Olynth, auf den ägäischen Inseln, an der kleinasiatischen Schwarzmeerküste und vor allem auf der Apenninen-Halbinsel, Frey-Asche 1997,  65.

    [23] Olynth XIV, 259 Taf. 106, Haus B.

    [24]Auch: Fächer, Scheiben, Teile, Pässe genannt. Für die Eiziehungen: Rillen: Zäsuren, Kerben, Eintiefungen, Frey-Asche 1988, 135.

    [25] Anders Frey-Asche 1997, 65: ein Kürbis könne kaum gemeint sein, Kürbisse und Gurken hätten „die Griechen erst ziemlich spät kennengelernt“. (?)

    [26] T. C. Loprete, in: I Greci in Occidente. Greci, Enotri e Lucani  nella Basilicata meridionale (Neapel 1996) 265 f.  s. auch 272. 275.

    [27] Dazu Frey-Asche 1997, 64 „die anderen dort eher Äpfel“.

    [28] Muller – Laflι 2015, 473-480.

    [29] Anders Frey-Asche 1997, 64 f.: „die anderen …eher Äpfel“.

    [30] Wamser-Krasznai 2017, uni-giessen/Terrakotten/Quitte.

    [31] Higgins a. O. 80 f. Nr. 198-200 Taf. 34.

    [32] Ure a. O. 72 Nr. 18.264 Taf. 17.

    [33] De Juliis – Loiacono a. O. 389 Abb. 479

    [34] Reusser a. O. 82 Nr. E 115; Hamdorf a. O. 617 f., Nr. E 915. E 917.

    [35] Liepmann 1975, 58 Nr. T 40.

    [36] Ure a. O. 68. 72  Nr. 112.82 und 18.264 Taf. 18; zur zeitlichen Einordnung Frey-Asche 1988, 135 f.

    [37] Anthol. Palat. grec. 6, 280; Andres 2000, 9; Dörig 1958, 42; Graepler 1997, 216. Wie eine Illustration dazu wirkt die bronzene Spiegelstütze in Form eines Mädchens mit einem Ball in der linken Hand, während die Rechte nach einer Haarsträhne greift, Lattanzi 1987, 60 Abb. b. 

    [38] Mit kreuzförmigen Ritzlinien markiert und als Kinderrasseln konzipiert: Borger 1977, 91 Abb. 1; Fittà 1998, 99. 104 Abb. 174; Schneider-Herrmann 1971, 123-133, Abb. 2. 4. 5. 7.

    [39] Spina 1993, 166 f. Abb. 140 b.

    [40] Andres 2000, 195 Kat. Nr. 121.

  • “He who has understood the shadow that is in him, is close to the light”
    Carl Gustav Jung.                                                 

    The concept of enantiodromia (Ancient Greek: enantios – opposite and δρόμος, dromos – running course) stems from the philosophy of Heraclitus and is used to designate the play of opposites in the course of events. It means, that everything that exists turns into its opposite.

    As Carl Gustav Jung describes: „Old Heraclitus, who was indeed a very great sage, discovered the most marvelous of all psychological laws: the regulative function of opposites. He called it enantiodromia, a running in reverse, by which he meant that sooner or later everything runs into its opposite.“.

    There is a known song „What goes up, must come down“. All things that reach its peak are bound to slide down. The concept of enantiodromia uses Jung in psychology to describe an important role of our shadow, our dark side.

     Not to be aware of the shadows (each one of us are dealing with) mostly lead to what is now called a psychosomatic illness. Only in the unconscious state there are energy complexes which find their channels on the physical plane. In reality, for instance, when one climbs the mountain peak the oxygen is scarce and it is absolutely necessary to go downhill, to stay alive. Jung’s further thought is that the characteristic phenomena practically always occurs when an extreme, one -sided tendency dominates conscious life.

     During the time an equally powerful counter position is built up, first inhibiting conscious performance, and subsequently breaks through the conscious control. By one-sidedness Jung means predominant intellectual stance (or an emotional one for that matter). Not integrating the two creates a person who is living only a part of him/herself. In the analytical work the most fundamental task is to assist the patient to transport “the opposite” (intellect or emotion) hidden in the darkness of the unconscious, and to bring it in the light of consciousness.                             

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Credits: The tree with its lights and shadows was photographed by Dr. Dietrich Weller, who has agreed to illustrate this story. The author is grateful for this permission.

    Postscript by Dietrich Weller
    There is the statement:
    Where much light is, there is much shadow.
    The reverse sentence ist also real:
    Where much shadow exists, there must be much light.

    This understanding is a great help in dark situations!

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Licht und Schatten

    Wer den Schatten in sich verstanden hat, befindet sich nahe am Licht.
    C. G. Jung

    Das Konzept der Enantiodromie, der Gegenläufigkeit (altgriechisch enantios = gegensätzlich und dromos = Rennbahn) stammt von der Philosophie des Heraklit und wird benutzt, um das Spiel der Gegensätze im Lauf der Geschehen zu bezeichnen. Es bedeutet, dass alles, was existiert, sich ins Gegenteil verwandelt.

    Wie Carl Gustav Jung beschreibt: „Der alte Heraklit, der wirklich ein großer Weiser war, entdeckte das wunderbarste psychologische Gesetz, die regulierende Funktion von Gegensätzen. Er nannte es Enantiodromie, den Lauf ins Umgekehrte, durch den seiner Meinung nach früher oder später alles ins Gegenteil verläuft.“

    Es gibt einen bekanntes Lied: „Was hoch steigt, muss herunter kommen.“ Alles was einen Gipfel erreicht, ist dazu angelegt, abwärts zu gleiten. Das Konzept der Enantiodromie benutzt Jung in der Psychologie, um eine wichtige Rolle unseres Schattens, unserer dunklen Seite zu beschreiben.

    Sich nicht seiner Schattens bewusst zu sein (mit denen jeder von uns umgeht), führt meistens zu etwas, das heutzutage als psychosomatische Krankheit bezeichnet wird. Nur im unbewussten Zustand gibt es energetische Komplexe, die ihre Wege auf die körperliche Ebene schaffen. In Wirklichkeit zum Beispiel wenn jemand auf einen Berggipfel klettert und der Sauerstoff knapp wird, ist es unbedingt nötig abzusteigen, um am Leben zu bleiben.

    Jungs weitere Gedanken bestand darin, dass die charakteristischen Phänomene praktisch immer auftauchen, wenn eine extreme einseitige Tendenz das bewusste Leben bestimmt.

    Währenddessen wird eine gleich mächtige Gegenposition aufgebaut, die zuerst das bewusste Verhalten hemmt und anschließend die bewusste Kontrolle durchbricht. Einseitigkeit versteht Jung als überwiegende intellektuelle Haltung (oder eine gefühlsmäßige in diesem Beispiel).

    Die beiden nicht zu vereinen, erschafft eine Person, die nur einen Teil von sich  / von ihr lebt.

    In der analytischen Arbeit besteht die grundlegende Aufgabe darin, dem Patienten dabei zu helfen, die Gegenseite (Intellekt oder Gefühl), die im Dunkeln des Unterbewusstsein versteckt sind, zu bewegen und es ans Licht des Bewusstseins zu bringen.

    Nachbemerkung von Dietrich Weller
    Es gilt die Behauptung:
    Wo viel Licht ist, gibt es viel Schatten.
    Der Umkehrsatz gilt auch:
    Wo viel Schatten ist, muss es viel Licht geben.

    Diese Erkenntnis ist eine große Hilfe in dunklen Situationen.

    Dank an Dietrich Weller für das Foto und die Erlaubnis, diesen Text damit zu bebildern