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Gefangen in Unwägbarkeit
des eignen Tuns und Sollen,
begrenzt durch unsre Lebenszeit,
egal, was wir auch wollen.Gefangen in dem Glauben,
die Welt sei gut und schön,
verschließen wir die Augen,
um nicht das Leid zu sehn.Gefangen in der Existenz
Im Rahmen des Vermögens,
erschließt ein Sinn in Kontingenz
vergebens sich, vergebens. -
One ancient fantasy describes an encounter between Fire, Water and Trust. As they walked through the woods The Fire said:
“If I get lost, see if there is any smoke. Because where there is smoke, there is fire. „
The Water replied, „If I get lost, look where there’s moisture, because where there’s moisture, there’s water.“
The saddened Trust said: “If I get lost, don’t look for me. Once lost it is impossible to find me. „
To consider:
How often in life do we ignore smoke or moisture? Are we deluding ourselves that something is missing, in spite of realizing the signs?
And how often we forget how hard it is to earn someone’s trust, and how easy it is to lose it irretrievably.
Dr. med. André Simon © Copyright
Credits: The sword lily was photographed by Dr. Dietrich Weller, who has agreed to illustrate this story. The author is grateful for this permission.
Übersetzung von Dietrich Weller
Fantasie
Eine alte Fantasiegeschichte beschreibt eine Begegnung zwischen Feuer, Wasser und Vertrauen. Auf ihrem Weg durch die Wälder sagte das Feuer:
„Wenn ich verloren gehe, schau nach, ob es irgendwo Rauch gibt. Denn wo es Feuer gibt, weht auch Rauch.“
Das Wasser erwiderte: „Wenn ich verloren gehe, schau nach, wo es Feuchtigkeit gibt, denn wo Feuchtigkeit ist, gibt es auch Wasser.“
Das betrübte Vertrauen sagte: „Wenn ich verloren gehe, sucht mich nicht. Wenn ich einmal verloren bin, ist es unmöglich, mich zu finden.“
Zu bedenken:
Wie oft im Leben beachten wir Rauch oder Feuchtigkeit nicht? Machen wir uns selbst vor, dass etwas fehlt, statt die Zeichen zu erkennen?
Und wie oft vergessen wir, wie schwierig es ist, das Vertrauen einer Person zu verdienen, und wie leicht es ist, es unwiederbringlich zu verlieren?
Dank: Die Schwertlilie wurde von Dr. Dietrich Weller fotografiert. Der Autor dankt für die Genehmigung, diesen Text damit zu bebildern.
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Der Lack ist ab, die Zeit vorbei,
in der wir unbeschwert und frei
die Lebensfülle voll genossen,
diese Zeit ist nun verflossen.Doch keinesfalls muss das verdrießen,
den Rest, der bleibt, auch zu genießen.
Nutze die Zeit, abseits vom Geld,
allein Dein Wohlbefinden zählt.Was wird, was bleibt von Deinem Streben,
die Welt zu bessern, zu erheben,
die Mühe, die Du Dir gemacht,
was Du vollzogen und vollbracht.Bleibe gelassen, guten Mut´s,
das Resultat alleine tut´s.
Im Geschehen dieser Welt
jeder Wortgedanke zählt. -
Frühjahrsputz
(8.3.2021)
in Erinnerung an Jaleh Esfahanai (1921-2007)
Mit der Sonne als Wegweiser
bin ich wach unterwegs
Auch wenn die klare Kälte
noch die Oberhand hat
berichten der bunte Krokusteppich
und das betriebsame Rabenpaar
dass der farbenfrohe Frühling
fröhlich vor der Tür stehtAngesichts des Aufstands der Blümchen
des wieder erwachten Grüns
des berauschenden Gesangs der Bäche
und der bezaubernden Gemälde der Wolken
werde ich im Gebäude meiner Gedanken
dem Frühjahrsputz die Ehre erweisenDann werde ich voller Liebe
ausgewählte Düfte meiner Visionen
als berufene Botschafter der Lebensfreude
wie friedliche fleißige Vögel
weit, weit, weit fliegen lassen֎֎֎
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Entscheidung
(25.2.2021)
Rainer Mausfeld gewidmet
Das Haus verließ ich
ie Stadt und das Getöse
Behutsam betrachtend sprach ich
mit Bergen, Wäldern und Flüssen
Manches Leid hatte ich nicht selbst erfahren
und doch mit allen Sinnen begriffen
Trauer und Freude wuchsen dicht beieinander
hiervon war ich ernüchternd ergriffen
Auf dem Markt der Möglichkeiten
wurden Ruhm und Reichtum
getränkt mit Eitelkeit
verführerisch feilgeboten
und aufgrund einer gekonnt getünchten Ballung
von Feigheit, Verzagtheit, Bequemlichkeit
Verdrängung, Verleugnung und Verblendung
von vielen Menschen angenommen
ohne nach den Hintergründen zu schauen
Die Lage war einleuchtend
eine eindeutige Entscheidung fordernd
Das Glück gedeiht in der Gemeinschaft
sagten mein Herz und Kopf einstimmig lodernd
So entschied ich mich glücklich
für das gesellschaftliche Gedächtnis
für kämpferische Ahnen
für gemeinsames Verstehen und Handeln
für aufrichtiges Bahnen֎֎֎
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Bee on Cranesbill / Biene auf Storchschnabel
The world philosophies consider patience to be a sublime and ennobling human trait. In the Indian religious scriptures, it is written „There is no evil worse than anger, nor virtue greater than patience.“ As well as „In patience there is no anger, in anger there is no patience.“
Mahatma Gandhi told us, how to gain and develop patience: „Patience we only learn by patience! “
Anger is at the root of hurt, aggression and cruelty, towards oneself and towards the others. It destroys inner peace, relationships and is the cause of unfortunate circumstances in the society. We extinguish anger by making ourselves aware of it, accepting and expressing it constructively.
In today’s fast-paced world, it is easy to get addicted to quick solutions and meet needs without respecting the natural course of things, which means delaying satisfaction, perseverance and patience. Our expectations of quick solutions have quietly crept from the business world into the private spheres. The value of time is measured in money, in the achievements that are „on the price“ today.
Instead of allowing us to do more work in less time, and get more time for vacation, family, hobbies, etc. The modern technology has imposed new patterns on us and erased the boundaries of professional and private time. Additionally, burdened, we fail to reconcile the irreconcilable, and thus undermine our health, relationships, life satisfaction.
A patient man enjoys the journey to the goal. Without patience there is no progress, no real progress in the life.
Dr. med. André Simon © Copyright
Credits: The flower and bee were photographed by Dr. Dietrich Weller, who has agreed to illustrate this story. The author is grateful for this permission.
Übersetzung von Dietrich Weller
Die Tugend der Geduld
Geduld ist ein Wesenszug von jemandem, der ruhig, ohne Aufregung und Ärger schwierige Lebensumstände erträgt. Eine geduldige Person nimmt eine Schwierigkeit an und hat genug Mut und Stärke, um sich mit ihr zu konfrontieren. Eines der vielen Sprichwörter über Geduld lautet: „Von allen Kämpfern sind zwei die stärksten, Zeit und Geduld.“
Die Philosophien der Welt betrachten Geduld als erhabene und veredelnde menschliche Eigenschaft. In den indischen Religionsschriften steht: „Es ist kein Übel schlimmer als Wut, keine Tugend größer als Geduld.“ Ebenso steht da: „In der Geduld gibt es keine Wut, in der Wut keine Geduld.“
Und Mahatma Gandhi lehrte uns, wie wir Geduld gewinnen und entwickeln können: „Geduld lernen wir nur durch Geduld.“
Wut hängt an der Wurzel von Schmerz, Aggression und Grausamkeit gegen sich selbst und gegenüber anderen. Sie zerstört inneren Frieden und Beziehungen und ist die Ursache von unseligen Umständen in der Gesellschaft. Wut löschen wir aus, indem wir sie uns bewusst machen, annehmen und konstruktiv ausdrücken. We extinguish anger by making ourselves aware of it, accepting and expressing it constructively.)
In der heutigen schnelllebigen Welt ist es leicht, süchtig zu werden für schnelle Lösungen und Befriedigung von Bedürfnissen, ohne den natürlichen Verlauf von Angelegenheiten zu respektieren, was bedeutet, dass wir die Genugtuung, das Weiterbestehen und die Geduld verschieben. Unsere Erwartungen von schnellen Ergebnissen sind still von der Geschäftswelt in die privaten Bereiche gekrochen. Der Wert von Zeit wird in Geld gemessen, an Erfolgen, die heutzutage „ihr Geld wert“ sind.
Wir neigen zunehmend dazu, nervös zu werden, wenn die Dinge nicht den gewünschten Weg oder uns nicht schnell genug gehen. Dann zeigen wir typische Zeichen der Ungeduld: Wir verlieren unsere gute Laune, wir werden ärgerlich und intolerant. Bezeichnend ist Michelangelos Behauptung: „Das Genie verkörpert ewige Geduld.“
Die moderne Technologie hat uns neue Muster auferlegt und Grenzen zwischen geschäftlicher und privater Zeit weggewischt. Zusätzlich schaffen wir es durch die Belastung nicht, das Unvereinbare miteinander in Einklang zu bringen, und dadurch unterhöhlen wir unsere Gesundheit, unsere Beziehungen und die Lebensbefriedigung.
Wenn wir die Tugend der Geduld besitzen, genießen wir die Reise zum Ziel. Ohne Geduld gibt es keinen Fortschritt, keinen wirklichen Fortschritt im Leben.
Dank: Die Blume mit der Biene wurde von Dr. Dietrich Weller fotografiert,. der zugestimmt hat, diesen Text mit dem Bild zu illustrieren. Der Autor dankt für diese Genehmigung.
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(22.1.2021)
Werner Rügemer gewidmet
Eins, zwei, drei! Kinder kommt zusammen!
Augen auf! Bleibt behutsam beisammen!
Wenn die Wolken die Sonne bedecken
über ihnen ist sie doch zu entdecken
Zeigt der Mond auch den Sichel-Stand
seine Kugel-Form hat dennoch Bestand
Wenn die Rosen allmählich verblühen
träumen die Hagebutten von neuem Erblühen
Und sind die Bäume im Winter nackt
Stamm und Triebe bleiben munter intakt
Menschen können lernen und selbstlos aufstehen
Die Welt bleibt im Fluss und stets im Entstehen
Eins, zwei, drei! Kinder kommt zusammen!
Augen auf! Bleibt behutsam beisammen!֎֎֎
* Inspiriert durch das folgende Gedicht von Matthias Claudius (1740-1815) entstand der vorliegende Text:
„Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön:
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.“ -
HUMANITY
An anthropologist suggested an interesting game to the children of an African tribe. He placed a hamper of fruit and vegetables under a tree away from their group. He told the children, that all the fruit would go to whoever got to the fruit basket first. When he gave them the signal to start the race, the children held hands, ran together and finally shared all the fruits.
When asked why they did it that way, they replied, „Ubuntu, how can one of us be happy when everyone around him is sad?“ The term ubuntu appears in South African sources from as early as the mid-19th century. Reported translations covered „human nature, humanness, humanity; virtue, goodness, kindness.
„Ubuntu – a philosophy of some African tribes that means „I exist because WE exist.“ The concept was popularized in terms of a „philosophy “or „world view “as opposed to a quality attributed to an individual. During the Nelson Mandela presidency, the term has become widely known outside South Africa and popularized to English-language readers through the ubuntu theologian and Nobel peace winner Desmond Tutu.
For the Year 2020 Nobel Peace prize has received The United Nations World Food Programme (WFP) for its efforts to combat hunger in conflict-affected areas, and for its contribution to bettering conditions for peace.
Dr. med. André Simon © Copyright
Übersetzung von Dietrich Weller
Humanity – Menschlichkeit
Ein Anthropologe schlug Kindern eines afrikanischen Stammes ein Spiel vor. Er stellte eine Kiste mit Obst und Gemüse etwas entfernt von der Gruppe unter einen Baum. Er sagte den Kindern, dass das ganze Obst dem gehören soll, der zuerst an der Kiste ist. Als er das Zeichen zum Start des Rennens gab, hielten sich die Kinder an den Händen, rannten miteinander und teilten sich alle Früchte.
Als er sie fragte, warum sie es so gemacht hatten, antworteten sie: „Ubuntu, wie kann einer von uns glücklich seine, wenn alle um ihn herum traurig sind?“
Der Begriff ubuntu erscheint in südafrikanischen Quellen schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berichtete Übersetzungen umfassten „menschliche Natur, Menschsein, Menschlichkeit, Tugend, Gutsein, Freundlichkeit“.
Ubuntu – eine Philosophie einiger afrikanischen Stämme bedeutet „Ich existiere, weil wir existieren“. Das Konzept wurde bekannt gemacht als Begriff einer Philosophie oder Weltanschauung als Gegensicht zu einer Eigenschaft, die einem Individuum zugeordnet ist. Während der Präsidentschaft von Nelson Mandela wurde der Begriff weit außerhalb Südafrikas bekannt und bei Lesern der englischen Sprache verbreitet von dem Ubuntu –Theologen und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat für 2020 den Friedensnobelpreis erhalten für seine Anstrengungen, den Hunger in Konfliktgebieten zu bekämpfen, und für seine Beiträge, die Bedingungen für Frieden zu verbessern.