Schlagwort: erfahrungen

  • (5.3.2022)

    Jede Jahreszeit
    jede Tageszeit
    jedes Moment
    trägt Wunder in sich
    Allerdings sind Beine vonnöten
    zum Verlassen des selbstgemachten Käfigs
    empfindsame Sinne
    zur achtsamen Aufnahme der Geschehnisse
    und ein sonniges Herz
    zum wahrhaftigen Lieben

    ֎֎֎

  • Gefangen in Unwägbarkeit
    des eignen Tuns und Sollen,
    begrenzt durch unsre Lebenszeit,
    egal, was wir auch wollen.

    Gefangen in dem Glauben,
    die Welt sei gut und schön,
    verschließen wir die Augen,
    um nicht das Leid zu sehn.

    Gefangen in der Existenz
    Im Rahmen des Vermögens,
    erschließt ein Sinn  in Kontingenz
    vergebens sich, vergebens.

  • One ancient fantasy describes an encounter between Fire, Water and Trust.                 As they walked through the woods The Fire said:

     “If I get lost, see if there is any smoke. Because where there is smoke, there is fire. „

    The Water replied, „If I get lost, look where there’s moisture, because where there’s moisture, there’s water.“

    The saddened Trust said: “If I get lost, don’t look for me. Once lost it is impossible to find me. „

    To consider:

    How often in life do we ignore smoke or moisture? Are we deluding ourselves that something is missing, in spite of realizing the signs?

    And how often we forget how hard it is to earn someone’s trust, and how easy it is to lose it irretrievably.

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Credits: The sword lily was photographed by Dr. Dietrich Weller, who has agreed to illustrate this story. The author is grateful for this permission.

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Fantasie

    Eine alte Fantasiegeschichte beschreibt eine Begegnung zwischen Feuer, Wasser und Vertrauen. Auf ihrem Weg durch die Wälder sagte das Feuer:

    „Wenn ich verloren gehe, schau nach,  ob es irgendwo Rauch gibt. Denn wo es Feuer gibt, weht auch Rauch.“

    Das Wasser erwiderte: „Wenn ich verloren gehe, schau nach, wo es Feuchtigkeit gibt, denn wo Feuchtigkeit ist, gibt es auch Wasser.“

    Das betrübte Vertrauen sagte: „Wenn ich verloren gehe, sucht mich nicht. Wenn ich einmal verloren bin, ist es unmöglich, mich zu finden.“

    Zu bedenken:

    Wie oft im Leben beachten wir Rauch oder Feuchtigkeit nicht? Machen  wir uns selbst vor, dass etwas fehlt, statt die Zeichen zu erkennen?

    Und wie oft vergessen wir, wie schwierig es ist, das Vertrauen einer Person zu verdienen, und wie leicht es ist, es unwiederbringlich zu verlieren?

    Dank: Die Schwertlilie wurde von Dr. Dietrich Weller fotografiert. Der Autor dankt für die Genehmigung, diesen Text damit zu bebildern.

  • Der Lack ist ab, die Zeit vorbei,
    in der wir unbeschwert und frei
    die Lebensfülle voll genossen,
    diese Zeit ist nun verflossen.

    Doch keinesfalls muss das verdrießen,
    den Rest, der bleibt, auch zu genießen.
    Nutze die Zeit, abseits vom Geld,
    allein Dein Wohlbefinden zählt.

    Was wird, was bleibt von Deinem Streben,
    die Welt zu bessern, zu erheben,
    die Mühe, die Du Dir gemacht,
    was Du vollzogen und vollbracht.

    Bleibe gelassen, guten Mut´s,
    das Resultat alleine tut´s.
    Im Geschehen dieser Welt
    jeder Wortgedanke zählt.

  •            

    This is a known story of a young man who visited an experienced elderly person asking for the help. He felt worthless because was mocked and ridiculed as stupid by the neighbors. The old man remarked: „I’m sorry to hear that. I will be happy to help you as soon as you can solve one of my problems.” Then he took one yellowish bowl and handed it to the youngster: “Walk to the city market. There, try to sell this bowl, but don’t accept less than one gold coin.”  

    The young man took the bowl and went to the market. There, he began to offer it to the merchants. When he mentioned the price of one gold coin, one merchant laughed, another one turned his heads, one offered him a silver coin …     The young man followed the instructions and left the market. When he reached the old man, he told him, that he had failed to get the gold coin for the bowl.

    The old man commented, “You are right, young man, how would an ordinary merchant recognize the true value of this bowl?  Go to the goldsmith, and just ask him how much he offers, but don’t sell it to him and then come back. „

    The young man went to the goldsmith. The goldsmith put the eye magnifier and expertly inspected the bowl proofed the authenticity, looked the hallmarks, weighed it, and then offered six gold coins. The young man was surprised, but remembering the instructions, he thanked and excitedly ran back. The old man listened to him and then gave the advice: “You are like this bowl, valuable and unique. But not everyone sees it. Why do you want to be appreciated by someone who is not able to recognize it?”

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Sachverstand

    Dies ist eine bekannte Geschichte von einem jungen Mann, der eine ältere Person besuchte, um Rat zu erbitten. Er fühlte sich wertlos, weil er von den Nachbarn verspottet und als dumm verlacht wurde. Der alte Mann meinte: „Es tut mir leid, das zu hören. Ich werde dir glücklicherweise helfen können, sobald du eines meiner Probleme lösen kannst.“ Dann nahm er eine gelbliche Schale und händigte sie dem Jungen aus: „Gehe zum Dorfmarkt. Versuche dort, die Schale zu verkaufen, aber nimm nicht weniger als 1 Goldmünze.“

    Der junge Mann nahm die Schale und ging zum Markt. Dort begann er, sie den Händlern anzubieten. Als er den Preis einer Goldmünze nannte, lachte ein Händler, ein anderer drehte seinen Kopf weg, einer bot ihm eine Silbermünze an. Der junge Mann befolgte die Anordnung und verließ den Markt. Als er den alten Mann traf, berichtete er ihm, dass er es nicht geschafft hatte, die Goldmünze für die Schale zu erhalten.

    Der alte Mann erwiderte: „Du hast Recht, junger Mann, wie kann ein gewöhnlicher Händler den wahren Wert dieser Schale erkennen? Geh zum Goldschmied, und frag ihn, wieviel er bietet, aber verkaufe ihm die Schale nicht, und dann komm zurück.“

    Der Jüngling ging zum Goldschmied. Der Goldschmied nahm das Vergrößerungsglas, betrachtete die Schale sachverständig, bestätigte die Echtheit, schaute sich die Punzen (Prägemarken) an, wog sie, und bot ihm dann sechs Goldmünzen. Der junge Mann war überrascht, aber weil er sich an die Anordnungen erinnerte, bedankte er sich und rannte aufgeregt zurück. Der alte Mann hörte ihm zu und gab dann den Rat: „Du bist wie diese Schale, wertvoll und einmalig. Aber nicht jeder sieht das.  Warum willst du von jemandem geschätzt werden, der nicht in der Lage ist, das zu erkennen?“

  • Frühjahrsputz

    (8.3.2021)

    in Erinnerung an Jaleh Esfahanai (1921-2007)

    Mit der Sonne als Wegweiser
    bin ich wach unterwegs
    Auch wenn die klare Kälte
    noch die Oberhand hat
    berichten der bunte Krokusteppich
    und das betriebsame Rabenpaar
    dass der farbenfrohe Frühling
    fröhlich vor der Tür steht

    Angesichts des Aufstands der Blümchen
    des wieder erwachten Grüns
    des berauschenden Gesangs der Bäche
    und der bezaubernden Gemälde der Wolken
    werde ich im Gebäude meiner Gedanken
    dem Frühjahrsputz die Ehre erweisen

    Dann werde ich voller Liebe
    ausgewählte Düfte meiner Visionen
    als berufene Botschafter der Lebensfreude
    wie friedliche fleißige Vögel
    weit, weit, weit fliegen lassen

    ֎֎֎

  • Entscheidung

    (25.2.2021)

    Rainer Mausfeld gewidmet

    Das Haus verließ ich
    ie Stadt und das Getöse
    Behutsam betrachtend sprach ich
    mit Bergen, Wäldern und Flüssen
    Manches Leid hatte ich nicht selbst erfahren
    und doch mit allen Sinnen begriffen
    Trauer und Freude wuchsen dicht beieinander
    hiervon war ich ernüchternd ergriffen
    Auf dem Markt der Möglichkeiten
    wurden Ruhm und Reichtum
    getränkt mit Eitelkeit
    verführerisch feilgeboten
    und aufgrund einer gekonnt getünchten Ballung
    von Feigheit, Verzagtheit, Bequemlichkeit
    Verdrängung, Verleugnung und Verblendung
    von vielen Menschen angenommen
    ohne nach den Hintergründen zu schauen
    Die Lage war einleuchtend
    eine eindeutige Entscheidung fordernd
    Das Glück gedeiht in der Gemeinschaft
    sagten mein Herz und Kopf einstimmig lodernd
    So entschied ich mich glücklich
    für das gesellschaftliche Gedächtnis
    für kämpferische Ahnen
    für gemeinsames Verstehen und Handeln
    für aufrichtiges Bahnen

    ֎֎֎

  • Bee on Cranesbill / Biene auf Storchschnabel

    Patience is a trait possessed by one who calmly, without upset and anger, endures difficult life circumstances. A patient individual is a person who can accept a difficulty and has enough courage and strength to face it. One of the many sayings about patience is:  „Of all the warriors, two are the strongest: time and patience.“

    The world philosophies consider patience to be a sublime and ennobling human trait. In the Indian religious scriptures, it is written „There is no evil worse than anger, nor virtue greater than patience.“  As well as „In patience there is no anger, in anger there is no patience.“

     Mahatma Gandhi told us, how to gain and develop patience: „Patience we only learn by patience! “

    Anger is at the root of hurt, aggression and cruelty, towards oneself and towards the others. It destroys inner peace, relationships and is the cause of unfortunate circumstances in the society. We extinguish anger by making ourselves aware of it, accepting and expressing it constructively.

    In today’s fast-paced world, it is easy to get addicted to quick solutions and meet needs without respecting the natural course of things, which means delaying satisfaction, perseverance and patience. Our expectations of quick solutions have quietly crept from the business world into the private spheres.                                    The value of time is measured in money, in the achievements that are „on the price“ today.

    We are increasingly prone getting nervous, if things don’t go the desired course or speed. Then we show typical signs of impatience: „we lose our temper“, we get angry and become intolerant.

    Instead of allowing us to do more work in less time, and get more time for vacation, family, hobbies, etc. The modern technology has imposed new patterns on us and erased the boundaries of professional and private time. Additionally, burdened, we fail to reconcile the irreconcilable, and thus undermine our health, relationships, life satisfaction.

    A patient man enjoys the journey to the goal. Without patience there is no progress, no real progress in the life.

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Credits: The flower and bee were photographed by Dr. Dietrich Weller, who has agreed to illustrate this story. The author is grateful for this permission.

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Die Tugend der Geduld

    Geduld ist ein Wesenszug von jemandem, der ruhig, ohne Aufregung und Ärger schwierige Lebensumstände erträgt. Eine geduldige Person nimmt eine Schwierigkeit an und hat genug Mut und Stärke, um sich mit ihr zu konfrontieren. Eines der vielen Sprichwörter über Geduld lautet: „Von allen Kämpfern sind zwei die stärksten, Zeit und Geduld.“

    Die Philosophien der Welt betrachten Geduld als erhabene und veredelnde menschliche Eigenschaft. In den indischen Religionsschriften steht: „Es ist kein Übel schlimmer als Wut, keine Tugend größer als Geduld.“ Ebenso steht da: „In der Geduld gibt es keine Wut, in der Wut keine Geduld.“

    Und Mahatma Gandhi lehrte uns, wie wir Geduld gewinnen und entwickeln können: „Geduld lernen wir nur durch Geduld.“

    Wut hängt an der Wurzel von Schmerz, Aggression und Grausamkeit gegen sich selbst und gegenüber anderen. Sie zerstört inneren Frieden und Beziehungen und ist die Ursache von unseligen Umständen in der Gesellschaft. Wut löschen wir aus, indem wir sie uns bewusst machen, annehmen und konstruktiv ausdrücken. We extinguish anger by making ourselves aware of it, accepting and expressing it constructively.)

    In der heutigen schnelllebigen Welt ist es leicht, süchtig zu werden für schnelle Lösungen und Befriedigung von Bedürfnissen, ohne den natürlichen Verlauf von Angelegenheiten zu respektieren, was bedeutet, dass wir die Genugtuung, das Weiterbestehen und die Geduld verschieben. Unsere Erwartungen von schnellen Ergebnissen sind still von der Geschäftswelt in die privaten Bereiche gekrochen. Der Wert von Zeit wird in Geld gemessen, an Erfolgen, die heutzutage „ihr Geld wert“ sind.

    Wir neigen zunehmend dazu, nervös zu werden, wenn die Dinge nicht den gewünschten Weg oder uns nicht schnell genug gehen. Dann zeigen wir typische Zeichen der Ungeduld: Wir verlieren unsere gute Laune, wir werden ärgerlich und intolerant. Bezeichnend ist Michelangelos Behauptung: „Das Genie verkörpert ewige Geduld.“

    Die moderne Technologie hat uns neue Muster auferlegt und Grenzen zwischen geschäftlicher und privater Zeit weggewischt. Zusätzlich schaffen wir es durch die Belastung nicht, das Unvereinbare miteinander in Einklang zu bringen, und dadurch unterhöhlen wir unsere Gesundheit, unsere Beziehungen und die Lebensbefriedigung.

    Wenn wir die Tugend der Geduld besitzen, genießen wir die Reise zum Ziel. Ohne Geduld gibt es keinen Fortschritt, keinen wirklichen Fortschritt im Leben.

    Dank: Die Blume mit der Biene wurde von Dr. Dietrich Weller fotografiert,. der zugestimmt hat, diesen Text mit dem Bild zu illustrieren. Der Autor dankt für diese Genehmigung.

  • (22.1.2021)

    Werner Rügemer gewidmet

    Eins, zwei, drei! Kinder kommt zusammen!
    Augen auf! Bleibt behutsam beisammen!
    Wenn die Wolken die Sonne bedecken
    über ihnen ist sie doch zu entdecken
    Zeigt der Mond auch den Sichel-Stand
    seine Kugel-Form hat dennoch Bestand
    Wenn die Rosen allmählich verblühen
    träumen die Hagebutten von neuem Erblühen
    Und sind die Bäume im Winter nackt
    Stamm und Triebe bleiben munter intakt
    Menschen können lernen und selbstlos aufstehen
    Die Welt bleibt im Fluss und stets im Entstehen
    Eins, zwei, drei! Kinder kommt zusammen!
    Augen auf! Bleibt behutsam beisammen!

    ֎֎֎

    * Inspiriert durch das folgende Gedicht von Matthias Claudius (1740-1815) entstand der vorliegende Text:

    Seht ihr den Mond dort stehen?
    Er ist nur halb zu sehen,
    Und ist doch rund und schön:
    So sind wohl manche Sachen,
    Die wir getrost belachen,
    Weil unsre Augen sie nicht sehn.“

  •                    

                                 

     HUMANITY

    An anthropologist suggested an interesting game to the children of an African tribe. He placed a hamper of fruit and vegetables under a tree away from their group. He told the children, that all the fruit would go to whoever got to the fruit basket first. When he gave them the signal to start the race, the children held hands, ran together and finally shared all the fruits.

    When asked why they did it that way, they replied, „Ubuntu, how can one of us be happy when everyone around him is sad?“ The term ubuntu appears in South African sources from as early as the mid-19th century. Reported translations covered „human nature, humanness, humanity; virtue, goodness, kindness.

    „Ubuntu – a philosophy of some African tribes that means „I exist because WE exist.“ The concept was popularized in terms of a „philosophy “or „world view “as opposed to a quality attributed to an individual. During the Nelson Mandela presidency, the term has become widely known outside South Africa and popularized to English-language readers through the ubuntu theologian and Nobel peace winner Desmond Tutu.      

    For the Year 2020 Nobel Peace prize has received The United Nations World Food Programme (WFP) for its efforts to combat hunger in conflict-affected areas, and for its contribution to bettering conditions for peace.                                          

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Humanity – Menschlichkeit

    Ein Anthropologe schlug Kindern eines afrikanischen Stammes ein Spiel vor. Er stellte eine Kiste mit Obst und Gemüse etwas entfernt von der Gruppe unter einen Baum. Er sagte den Kindern, dass das ganze Obst dem gehören soll, der zuerst an der Kiste ist. Als er das Zeichen zum Start des Rennens gab, hielten sich die Kinder an den Händen, rannten miteinander und teilten sich alle Früchte.

    Als er sie fragte, warum sie es so gemacht hatten, antworteten sie: „Ubuntu, wie kann einer von uns glücklich seine, wenn alle um ihn herum traurig sind?“

    Der Begriff ubuntu erscheint in südafrikanischen Quellen schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berichtete Übersetzungen umfassten „menschliche Natur, Menschsein, Menschlichkeit, Tugend, Gutsein, Freundlichkeit“.

    Ubuntu – eine Philosophie einiger afrikanischen Stämme bedeutet „Ich existiere, weil wir existieren“. Das Konzept wurde bekannt gemacht als Begriff einer Philosophie oder Weltanschauung als Gegensicht zu einer Eigenschaft, die einem Individuum zugeordnet ist. Während der Präsidentschaft von Nelson Mandela wurde der Begriff weit außerhalb Südafrikas bekannt und bei  Lesern der englischen  Sprache verbreitet von dem Ubuntu –Theologen und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu.

    Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat für 2020 den Friedensnobelpreis erhalten für seine Anstrengungen, den Hunger in Konfliktgebieten zu bekämpfen, und für seine Beiträge, die Bedingungen für Frieden zu verbessern.