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Jedem die Seine
Man denkt doch, jedes Land müsse
besitzen auch ein paar Flüsse.
Das andere oder das eine
hat aber eigentlich keine.
In Frankreich tanzen die Mäuse
an beiden Ufern der Creuse,
wonach die Schöne und Teure
entfleucht in die Fluten der Loire.
In Deutschland gibt’s dreimal die Leine,
Paris durchfliesst seine Seine.
Jedoch in den Wüsten die Scheiche,
die haben kaum ein paar Teiche. -
Die kommende Zeit
wird besser, hoffen die einen,
wird schlimmer, fürchten die anderen,
gewiss aber ist sie ungewiss.
Die gegenwärtige Zeit,
darüber herrscht Einigkeit,
ist mindestens schwierig
und irgendwie besonders.
Ist die Zeit dann vergangen
und hinreichend abgehangen,
wechselt sie nochmals ihre Gestalt
und ist am Ende gut und alt. -
Weit bin ich gegangen
und lange
es ist bald genugendlich schliesst sich
die schleifeda
weit in der ferne
ein punkt
ein winziger punkt– nicht erschlaffen
weitergehen –der punkt
wird grösser
steht noch da
hat brav gewartet
bringt mich nach hause
der zuverlässige
Rudolf Diesel.(08.02.2023)
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Ich soll
lieben und trösten,
gebären und stillen,
schmücken und ordnen,
kochen und backen,
erziehen und entscheiden,
tüchtig im Beruf sein,
Geld verdienen,
schlichten und raten,
hübsch und attraktiv sein
(aber nicht zu sehr, denn
ich soll auch treu sein).
Mache ich.
Gern.
Alles.
Aber nach sieben Tagen
brauche ich eine Stunde
für mich –
kleine Inspektion.
Und nach sechs Monaten
eine mittlere, nach einem Jahr
eine grosse Inspektion.
Sonst erlischt die Garantie. -
– Limerick –
Es reist die Frau Einstein ab Tricht
jetzt relativ schneller als Licht,
fährt sie heute nach Biel,
ist sie gestern am Ziel,
ihr Mann aber duldet das nicht. -
Ja, wir sind Kommunisten
Ja, wir sind Idealisten.
Aber nein, Surrealisten
Sind wir nicht.
Denn wir wissen
Die Klimakrise,
Dürre, Hitze, Hunger, Not
Kommen sicher vor dem Tod.
Ihr meint
Ohne Waffen
Ist kein Krieg?
Spaten schaffen
Stets den Sieg?
Dann hört alternativ euch an
Was so ein Verstand erreichen kann.
Es sammeln sich die Demonstranten
Protestieren laut in Reih und Glied
Mit ihren Kindern, Blutsverwandten
Ohne Kugel und Gewehr
Nur mit Kochtopf, Trillerpfeife
Rotem Hammer, Friedenspfeife
Vor dem Feind im Schützengraben
Den mit Hass und Wut vereint
Tod und Gewehr bereits erkundet haben.
Der böse Feind hört sie und sieht
Und wundert sich, was geschieht.
Hört Ihr da unten, rufen sie ihm zu
Wir sind anders, sind verschieden
Wir kommen zu euch, bringen Frieden.
Wir töten nicht, wir demonstrieren.
Wollen euch demokratisieren.
Der Feind versteht nicht ihre Sprache
Fürchtet sich vor ewiger Ruh
Frieden ist nicht Demo Sache,
Steht dem Gewehr, der Kugel zu.
Aus dem Graben ruft es laut
Wie wir seid ihr aus Blut gebaut.
So stellt zu guter Letzt
Das Gewehr den Sieger fest.
Auch im selig demonstrieren
Wird der Getötete verlieren.
Mit dem Tod stirbt jedes Heute
Wird das Morgen fette Beute
Wird von dem, was lebt, regiert.
Egal wie laut man demonstriert,
Die sichere Kugel triumphiert. -
Meine Heimat trage ich
seit Jahren
in einer behüteten Blumenkiste
in meiner Brust
So entstanden zahlreiche Haine
auf meiner langen Reise
Und mein Herz
streue ich wie Körner
täglich in der Hoffnung aus
dass Lichtquellen entstehen -
Manche Hoffnungsknospen
blieben verschlossen
im Hagelsturm des Verzweifelns
Manche bestäubten Blüten
brachten keine Früchte hervor
während der Durststrecken der Angst
Mancher Frucht tragender Ast
brach unerwartet ab
unter den Schicksalsschlägen
Und doch:
Der tief verwurzelte Baum
lebt heute noch -
Diese sternenlos erscheinenden Nächte
werden wie alle bisherigen
mit dem unaufhaltsamen Sonnenaufgang
der Vergangenheit angehören
Beim Tageslicht werden dann wieder
die gegenwärtigen Sklavenhalter
in feurigen Reden
heuchlerisch
der Freiheit huldigen -
Unsere klugen Vorfahren
unterbrachen zu bestimmten Tageszeiten
durch Beten und Andacht
den Strudel des Alltags
Sie befreiten sich von Lasten
durch Fasten in regelmäßigen Abständen
Ähnliche Rituale pflege ich persönlich
um meine Gedanken und Handlungen
selbstbestimmt gestalten zu können