Schlagwort: Lebenskonflikt

  • In meinem Bekanntenkreis
    sind zahlreiche Menschen
    die sich als besonders belesen erachten
    Sie schreiben und reden wortgewandt
    über hehre menschliche Werte
    Einige weisen hohe akademische Grade auf
    andere haben hervorgehobene gesellschaftliche Stellungen
    Allerdings zeigen sie beschämend
    eine entscheidende Einschränkung
    eine bindende Behinderung
    Sie fallen buchstäblich zusammen
    wie hörige Klappmesser
    wenn es drauf ankommt
    von ihrem Rückgrat
    Gebrauch zu machen.

  • Wahrhaftig ist es belanglos
    bei stillem Meer
    am gesicherten Strand zu sitzen
    und mit den Heldentaten
    edelmütiger Menschen
    auf stürmischen Ozeanen
    zu prahlen 
     

  • Beim Spazierengehen mit meinem Hund freue ich mich an einem sonnigen Februartag über die vielen Krokusse, die aus dem Gras spießen. Und während die Krokusse blühen, fällt mir ein, dass der Rasen auch in diesem Jahr wieder ein komplexes Programm abspult.
    Wie eine Lochkarte noch heute unsere Waschmaschine steuert, und ihr sagt, wann das Wasser abgepumpt werden soll und wann geschleudert wird. Lochkarten gibt es seit dem 19. Jahrhundert, und sie werden immer noch verwendet.
    Wo sitzt die Lochkarte für unseren Rasen?
    Wir wissen ziemlich genau, dass er bald, nachdem die Krokusse verblüht sind, zu wachsen beginnt. Dann kommen auch der Klee und die Gänseblümchen.
    Später treibt der Bambus durch das Gras, man muss ihn hundert Mal abschneiden, schließlich gibt er auf.
    Und an einem schönen Sommerabend starten plötzlich, wie auf Kommando, tausende fliegender Ameisen aus dem Rasen.
    So geht das jedes Jahr.
    Wo die Lochkarten unserer Enkel sitzen, wissen wir ziemlich genau. Die Steuerung ist beeindruckend. Da werden Gene angeschaltet, und dann wachsen Zähne aus den Kiefern, und dann werden die Gene wieder ausgeschaltet.
    Dann der Zahnwechsel.
    Mit etwa 12 Jahren fangen die Keimdrüsen an, zu arbeiten. Im Vergleich zu anderen Säugetieren ist das spät im Leben, man nennt es Pubeszenz, und die mündet unweigerlich ins Erwachsenenalter.
    Was dann alles lochkartengesteuert anders wird: Der Bartwuchs, die Haarfarbe, der Blutdruck, der Bauch, der Haarausfall…
    Man kann Gene, die in der Kindheit angeschaltet waren, und die im Erwachsenenalter „schlafen“, auch wieder aktivieren. Das passiert zum Beispiel bei Reparaturvorgängen und Heilungen nach Verletzungen.
    Der Ablauf der Lebensuhr kann gestört werden: Durch Mutationen können Tumore entstehen, Strahlung kann Alterungsvorgänge erheblich beschleunigen.
    Wir können auch die Lebensuhr manipulieren:
    Unser Lebensstil und unsere Ernährung beeinflussen unser Älterwerden genauso wie Sport. Sport verbessert nachgewiesenermaßen die Situation an den Telomeren, den Enden unserer Chromosomen, die nach jeder Zellteilung ein bisschen kürzer werden.
    Auch das Mikrobiom in unserem Darm, unser Blut, Schokolade mit viel Kakao und verschiedene Medikamente beeinflussen das Altwerden.
    Was bei der ganzen Geschichte das Wichtigste ist, sei dahingestellt. Eine der ältesten Frauen auf diesem Planeten ist über 120 Jahre alt-
    und raucht.
    Das tut unsere Mutter mit ihren erst 100 Lenzen nicht.
    Sie lebt einfach – gesund.
    Und vielleicht hat sie eine besondere Lochkarte, wie man sie in automatischen Musikinstrumenten findet. Diese sogenannten Lochbandrollen können ziemlich lange laufen.
    Aber nicht endlos,
    weil alles, was einen Anfang hat, auch ein Ende haben muss,
    wie auch diese Gedanken.
    Kehren wir zurück auf den grünen Rasen und freuen uns über die vielen schönen Blumen zu dieser Jahreszeit. Die Uhr läuft.

  • Der Horizont bildet die Grenze
    der Erfahrung in ihrer Gänze,
    der Einsicht und dem Vermögen,
    dem Verlangen und dem Streben.

    Der Horizont öffnet den Blick,
    der vorausschaut, nicht zurück.
    Am Horizont endet das weite Land,
    was hinterwärts liegt, bleibt unbekannt.

    Der Horizont ist aber kein Ende,
    ein Vorlauf zeitigt klar die Wende.
    Die Sichterweiterung zeigt uns an,
    dass man die Welt erfassen kann.

  • Stolz zu sein ist eine Form des Wohlbefindens.
    Geniesst es!
    Und lernt von unseren Altvorderen!
    Seid stolz auf das, was Ihr geschaffen habt.
    Hier nun die Geschichte über unseren Architekten Johann Traugott Lohse.
    Seine Weitsicht hat ihn hoffentlich auch mit Stolz erfüllt.
    Jedenfalls rettete sie ihm und seiner Familie das Leben.

    1772
    Die Geschichte spielt in Altenhain und in Pleissa. Sie beruht auf Fakten und wahren Begebenheiten. 
    Johann Traugott Lohse war 1772 zwölf Jahre alt.

    „Sohn, komm einmal her. Ich muss mit Dir reden“, sprach Vater Christian Lohse zu seinem Spössling, Johann. So nannte er seinen Sohn und eigenen Gesellen. „Ein großes Unglück ist in Pleissa geschehen. Der Pleissenbach hat wieder getobt, der Teich des Lehnrichters bei Müllers in Pleissa trat über die Ufer, der Wiesen-Rand hielt das Wasser nicht mehr zurück! 4 Leute hat das Teichwasser erfasst, das kleine Müller-Mädchen ist im Schlamm ertrunken! Der Müllersohn brach sich das Bein, als er das Kind aus dem Morast ziehen wollte. Unser Altenhainer Mauermeister Müller, ein Verwandter der Müller’s in Pleissa, war gestern hier. Er hatte in den Dreissigern den Kirchturm in Pleissa gebaut, als der abgebrannt war. Die Pleissaer haben sich seiner erinnert und ihn um Hilfe gebeten. Er ist aber schon über 70, der Müller-Mauermeister und so bat er mich, ob ich helfen könnte. Möchtest Du mit? Einem Damm bauen in Pleissa? Es wird schwer werden. Eine Ochserei. Und gefährlich dazu!“

    Johann Traugott Lohse stimmte zu.

    Und so sollte der erste Teich gegenüber der Haubold-Nitzsche Mühle eine massive und feste Uferbegrenzung erhalten. Sie würde fortan den Dorffahrweg vor dem Teichwasser schützen.
    Der 12Jährige Johann sog das Wissen um Dämme wie ein Schwamm auf. Der Vater lehrte ihn die Bauweise, die Materialbeschaffung, das wohlüberlegte Zusammenarbeiten von Zimmerern und Steinmetzen, von Mensch und Pferd. Stämme mussten gefällt und herangeschafft werden, um den Schlamm fernzuhalten. Den Teich trockenlegen? Ein schwerer Gang der Beiden zum Lehnrichter stand bevor. Es war sein Teich! Und wahrscheinlich würde er nicht auf seine Fische verzichten wollen. Man könnte ihn nur überzeugen, wenn der Bau im Accord stattfände und währenddessen ein Rest Wasser im Teich verbliebe, um die Fische zu schützen.

    Pleissa strotzte nur so von Teichen.
    Und wo Teiche waren, befanden sich Mühlen, Häuser, die es zu schützen galt.
    In dem 12Jährigen Johann Traugott Lohse reifte ein Plan.
    Ja, ich will
    Und ich werde ein Mauermeister!
    Ein Baumeister für massive Mauern!
    Die haben mir es angetan. Sie sind gut für die Ewigkeit. Ich möchte mauern, schwer, massiv.
    Ich werde Kirchen bauen. Wie der alte Müller-Mauermeister. Nur von unten heraus und hoch.
    Und riesige Gebäude!
    Ich will!
    Und ich werde!

    Eines Tages ging der 17Jährige Johann zum Vater und sprach:
    „Ich möchte nach Pleissa, Vater. Schau, ich habe ein Haus entworfen für den Bauer Christoph Müller in Pleissa. Auf seinem Wiesengrund. Ob er zustimmt? Was meinst Du. Es stünde auf einer soliden und festen und 2 Meter tiefen Mauer. Damit kann ihm das Wasser des Pleissenbaches nichts anhaben. Den Mühlgraben habe ich umgeleitet, der Haubold-Nitzsche-Mühlen Besitzer hätte dann ein oberschächtiges Mühlenrad und damit mehr Kraft für seine Mühle, der Mühlgraben führe sein Wasser hindurch das Christoph-Müller-Haus für seine Bewohner zum Wasser schöpfen. Eine neue Mühle für den Christoph? Dafür reichen meines Erachtens das Gefälle und die Wasserkraft nicht mehr aus in dieser kurzen Entfernung. Aber das neue Müller-Haus stünde auf Stein, wie eine kleine Burg und von aussen vom Wasser nicht angreifbar. 
    Vater, ich möchte nach Pleissa. Hilf mir.“

    Der Vater schuftete für seinen Sohn. Sparte das Geld zusammen für den Claim, die Summe, welche man an die Obrigkeiten entrichten musste, wenn ein Sohn nicht ins Heer sollte. Und das wollte er unbedingt für seinen Johann erreichen. Die Zeit war zu wertvoll. Dieser Junge…

    Und Johann half dem Vater auf allen Baustellen.
    Nachts aber, bei Kerzenschein, entwarf der Knabe.
    Ein ganzer Ordner von Zeichnungen entstand. Vater schmunzelte über so manche Idee seines Sprösslings. Und grübelte. 
    Ja.
    Ein massives Haus in Pleissa wäre ein Gesellenstück für seinen Johann.
    Die Eltern suchten, arrangierten Ehen, blieben „unter sich“. Das war üblich. Vielleicht fänden die Beiden Gefallen aneinander.
    Und so lernte unser junger Mann Johann Traugott Lohse seine zukünftige Frau kennen, eine Frenzel aus dem Müller-Rudolph-Clan in Pleissa.

    Sie heirateten.
    Noch in Altenhain.

    Johann Traugott schlenderte wieder einmal auf seinen Verwandtschaftsbesuchen durch den Ort Pleissa. Das neue Müller Haus war  nun schon fast fertiggestellt und der Christoph sicherte den beiden jungen Leuten Unterschlupf zu, falls sie nach Pleissa kämen.
    Aber immer noch hielt Johann an seinem eigentlichen Plan fest! Er besuchte in Pleissa die Kirche, das Lehngericht, den Schmied, zählte die Teiche. Stellte sich auf den Platz, an dem der Dorffahrweg zum Rabensteiner Rittergut abbog, sog die Luft ein, drehte sich langsam um die eigene Achse, registrierte die 3 weiteren sumpfigen Teiche schräg gegenüber und plante. Gerade rumpelte ein vollbeladener Krämerwagen heran, kam knapp beim Schmied zum Halten. Locker unterhielten sich Kutscher, Krämer. Schmied. Es gäbe viel auszuladen für Pleissa und auch die Weiterfahrt mit frischer Ware war gesichert, aber der Weg, das Stück bis zur Mühle, sumpfig, rutschig und bei Regenfällen fast unpassierbar.
    Johann Traugott stand regungslos. Er sah in seiner Fantasie einen weiteren massiven Damm vor dieses 3 Teichen, einen trockenen und bebauten Marktplatz entstehen. Eine Herberge, einen Ausschank, eine Einfahrt mit Torbogen  für die Fuhrwerke zum Schutz vor Regen und Schnee, einen Verkaufsraum zum Handeln, Lagerraeume, eine neue Schmiede.
    Ja.
    Er würde dem Ort solche Gebäude schenken!
    Der Lehnrichter Zill lehnte sich nachdenklich zurück.
    Es war sein Land. Commune-Land. Des Lehnrichters Schmiede. Seine Schmiede. Und es war oft unwegbares Gelände dort unten, feucht, für Getreideanbau unnütz.
    Doch.
    Die Idee dieses jungen Burschen war gut!
    Richtig gut!
    Er könnte auf diesem Handelsplatz dann mehr von seinem gebrauten Bier verkaufen, seine Fuhrwerke wären trocken untergebracht und die Krämer hätten eine Unterkunft. Der Schmied war ja sowieso schon dort, genoss einen sehr guten Ruf in allen Ortschaften und wurde oft von Auswärtigen aufgesucht. Ausserdem hätte er, der Lehnrichter, zusätzliche Einnahmen durch Verpachtung.
    Er stimmte zu.
    Lohse stellte eine Bedingung.
    Er wolle sich ein kleines Häuschen daneben bauen für seine Familie, dafür erböte er sich, die Schenke zu pachten, das Bier auszuschenken und den Handelsraum zu organisieren.
    Der Lehnrichter stimmte auch diesem Vorschlag zu.


    1810
    Pleissa 

    Johann Traugott Lohse sprach soeben mit Bauherren und Kirchenvetretern aus dem Erzgebirge in seinem Büro im Handelshaus am Pleissaer Marktplatz an der Heerstraße. Vom Rittergut Rabenstein kamen die Soldaten, die Waldenburger entlang, kreuzten den Dorfweg, zogen weiter Richtung Lehngericht. 
    An diesem Pleissaer Knotenpunkt hatte er alle Gebäude errichtet. Ein gutes Aushängeschild für seine Baukunst. Hier konnte er sich auf seine Musterhäuser den Kunden gegenüber berufen. Nur leider war ihm der Bau einer Spinnmühle in Pleissa verwehrt geblieben. Obwohl sein fertiger Riss schon in der Schublade lag! Oben, am Ortsausgang sollte sie gebaut werden. Da war die Wasserkraft noch ausreichend. Aber die Pleissaer Mühlenbesitzer scheuten die Kosten. Und gleichzeitig verwehrten sie ihm den Verkauf einer ihrer Mühlen.
    Nun sollte er wieder eine Kirche im Erzgebirge konzipieren, bereits seine 4. Das passende Pfarrhaus gleich dazu. Zur Zeit war das Holz knapp, Dürren und Brände wüteten in Sachsen. Die Zimmerer würden es schwer haben. Aber sein Vorteil war immer die Schnelligkeit der Ausübung der Vorhaben gewesen. Damit punktete er. Eine fast 100 Prozentige Garantie, die Aufträge zu erhalten. Dafür arbeitete er mit zuverlässigen Zimmerern, Maureren, Steinmetzen, Malern, Schmieden zusammen, die er sorgfaeltig ausgewählt hatte, und die jeweils bereits im Vorfeld die Geländer, Simse, Treppen, Fenster in Serie herstellten. Er brauchte nur „abzurufen“. Eine perfekt ausgeklügelte Hand-in-Hand Produktionskette, verteilt über das gesamte Erzgebirge. Die Kontrollen aller Zwischenphasen, Richtfeste usw., dafür hatte er seine verlässlichen Gefolgsleute. Auch in Pleissa!
    Die Bauabnahmen der fertigen Gebäude liess er sich jedoch nicht aus der Hand nehmen. 
    Das Alleinstellungsmerkmal seiner Entwürfe waren die Palastähnlichen Bauelemente an den Gebäuden, diese feudalen Säulen, das elegant- Protzige, Stabile. Und sein Wissen, diese Formen aus Natursteinen aufzumauern. Er wurde zum Lehrmeister. Die Zeiten erforderten das. Bewohner und Auswärtige schickten ihm ihre Jungs in die Lehre. Alles als Gesamtpaket gefiel den Fabrikanten. Die Unternehmer liessen sich das etwas kosten. Sie zahlten gut dafür. Vor allem für seine riesigen Spinnmühlen, deren innere Hallen ausreichend Platz boten, für das Aufstellen der mit Wasserkraft betriebenen riesigen Spinnmaschinenzeilen. Serienproduktionen wurden ermöglicht und, nicht zu vergessen, die dazugehörigen Fabrikanten-Herrenhäuser gleich mit geliefert! Die waren das absolut Neue in dieser Zeit der Kontinentalsperre. Moderne Konzepte als „Gesamtpaket“, repräsentativ und dem Bürgertum angenehm protzig, erstellt vom Architekten Johann Traugott Lohse.
    Und trotzdem war alles im Schwanken.
    Johann Traugott Lohse wollte weg.
    Ja, er musste weg!!
    Weg aus Pleissa.
    Sofort!

    „Johannnnn!“ rief die Ehefrau unseres Baumeisters. „Schnell, eile Dich! Der Kleinen im Nachbarhaus geht es ganz schlecht. Wir sollten einen Arzt holen! Ich habe solche Angst. Erst gestern ist ein Kind gestorben. Und vor 4 Tagen der Fridericke ihr Sohn. Das Mädel fiebert schrecklich. Ich bekomme es einfach nicht herunter!“
    Johann Traugott trat an das Krankenbettchen.
    Ihm blutete das Herz, so litt er mit diesem Kinde.
    Die ganze Nacht wachten sie am Bettchen.
    Früh war das kleine Mädchen tot.
    Schnell sprach es sich herum. 3 Häuser weiter oben war auch ein Kind verstorben. 5 Familien hatten Kranke zu pflegen. Es ward einem Angst und Bange. 
    Ruhr wurde getuschelt! Waren nicht schon einige Tote zu verzeichnen, die an Fleckfieber erkrankt waren? Fleckfieber. Eine Soldatenkrankheit.

    Johann Traugott Lohse saß in seinem Büro im Handelshaus. Er hielt seinen Kopf in beide Hände gestützt.
    Es bleibt keine Zeit! Sie müssten schnellstmöglich weg. War ihm nicht auch schon ein Söhnlein 1794 plötzlich gestorben?
    Ruhr!
    Blutige Durchfälle bis zur Austrocknung!
    Todesfälle!
    Sein Instinkt schlug Alarm. Sein Bauchgefühl sagte ihm, die Ursache liegt im Wasser. Sterben denn nicht hauptsächlich Menschen, die am Mühlgraben wohnen? Und auch sein Haus. Seine Familie. Wohnt am Mühlgraben.
    Er hörte den Kutscher draussen mit den Pferden sprechen.
    Da eilte er hinaus, nahm ihn beiseite und versprach hohen Lohn, wenn er ihn zum Churfürstlichen Amtmann Johann Friedrich Carl Dürisch führe. Sofort!
    Der Kutscher spannte frische Pferde an und so machten sie sich auf den Weg. 
    Der Amtmann hörte sich Johann Traugott Lohses Ansinnen an. 
    Der führte aus.
    Ein Herrenhaus sei nach einem Brand wieder aufzumauern, er, der Johann, würde es vorneanstellen, dafür erbäte er sich so schnell wie möglich ein neues zu Hause ausserhalb von Pleissa. Die Ruhr grassiere im Ort und er fürchte für sich und seine Familie um Leib und Leben.
    Amtmann Dürisch lehnte sich zurück, die Zeigefinger gespreizt am Kinn.
    Ihm imponierte schon immer dieser Johann Traugott Lohse. Lieferte der nicht stets schnell und präzise ab? Warum nicht. Er könnte ihm das alte verkommene Schlettauer Schloss geben. Eine Versteigerung, lege artis, würde es ermöglichen. Dafür müsste der Lohse das Herrenhaus und eine Pfarre kostenfrei herrichten. Und das Schloss, trotz seines ruinösen Zustandes, würde nicht billig sein. Also ein dreifacher Gewinn.
    Ober er wohl zustimmte?
    Das Schloss war unbewohnbar.
    Das Dach eingefallen.
    Alles in allem für Lohse inakzeptabel?
    Für Dürisch aber ein Geschäft. Die adeligen Herren zahlten gut für seine Vermittlung.
    Also unterbreitete er Lohse sein Angebot.
    Lohse zögerte.
    Blieb ihm eine Wahl?
    Nein.
    So schlug er ein.
    Bezahlte eine horrende Summe für diese Schlossruine, unterzeichnete den Kontrakt für die kostenlose Instandsetzung des Herrenhauses und den Bau der Pfarre.

    Damit war der Umzug seiner Familie 1810 besiegelt.
    Anfangs wohnten sie in Schlettau primitiv im einzigen trockenem Zimmer, in der Küche.
    Dort schliefen sie auch.
    Bis wenigstens das Dach instand gesetzt war. Die Fenster liess er offen stehen. Sie erfüllten nach seinem Ansinnen später einen anderen Zweck. 

    Und der Plan des Architekten und Mauermeisters Johann Traugott Lohses ging auf.
    Er siedelte mit fast seiner gesamten Familie nach Schlettau über. Kein Familienmitglied starb mehr an Ruhr, Cholera, oder Pest.
    Er baute Spinnmühlen, Herrenhäuser, alles im palastähnlichem Stil im gesamten Erzgebirge.
    Wurde Fabrikant.
    Gründete eine Dynastie.

    Und durfte sich fortan Schlossherr zu Schlettau nennen.

    Stolz.

    1831
    In den Gerichtsakten Esche Museum findet sich ein Eintrag:
    Zitat:
    „Cholerahaus“
    „Johann Friedrich Dittrich kauft der Gemeinde Pleissa am 14.6.1834 das sogenannte Cholerahaus ab, welches diese am 23.8.1831 von K.A. Böhme zu diesem Zwecke erworben hatte. Es lag an K. Wilhelm Nitzschens Gut an der unteren Wiese. 525 Taler hatte die Gemeinde bezahlen müssen, verkaufte wieder für 425 Taler. Es befand sich an der Karl Wilhelm Nitzsche-Mühle“.
    Und befand sich direkt in der Nachbarschaft des Wohnhauses von Johann Traugott Lohse. 
    Der Mühlgraben brachte das Wasser vom „Cholerahaus“ zu Johann Traugott Loheses Anwesen in Pleissa.

    Anmerkung zur Recherche.
    Die Geschichte beruht auf Fakten.
    Außer die wörtlichen Reden und Dialoge ist nichts erfunden.
    Benita Martin.

  • Benutze den Verstand
    Wenn du die Zukunft dirigierst
    Bewahre dir den Glauben
    Wenn du am Ende dich verlierst.

    Lass dir ein Zeichen setzen
    Für Sonne und für Regen
    Dafür und dagegen
    Für Frieden und Gewalt.

    Nicht bleibt so, wie es ist,
    Wie es in die Augen scheint
    Was heute dir aus Händen frisst
    wird morgen schon dein Feind.

    Ein schmaler wilder Kuss
    Deines Engels wilde Zeit
    Wirft dich in den Lebensfluss
    trennt dich vom Tisch der Ewigkeit.

    Wellen aus deinem Leben
    Graben sich in die Natur
    Gischt wird zu deiner Spur
    Im Nehmen und im Geben.

    Der Tisch bleibt ewig nass
    Von deinem Tropfen Zeit.
    Das Jenseits aber steht bereit
    Und leert das volle Fass.

  • Hört Ihr, seht
    Wisst, versteht
    Ich bin der Krieg!

    Ihr fetten Jammerlämmer
    Verwöhnte Wohlstandschlemmer
    Ich bin der Krieg!

    Eure Qual ist mir egal.
    Meine Freiheit ist total
    Frei von Anstand und Moral.

    Vor dem Sieg kommt der Tod
    Vor dem Tod die Hungersnot
    Vor der Not das Blut in Rot.

    Meine Order ist der Sieg
    Absolut mit Marschmusik
    In die Granatenschlachtfabrik.

    Wer bleibt, wird abgehakt.
    Ein neuer Helm im Graben klagt
    Nur nach Sieg wird hier gefragt

    Wer siegt, tut recht
    Ist niemals schlecht!
    Er ist mein Held, kein Knecht.

    Ihr könnt euch wenden, wie ihr wollt
    Es jubelt, hasst, tanzt oder grollt
    Im Sieg mein Kriegs- und Trunkenbold.

    Ihr werdet hören, werdet sehen
    Nach dem Krieg wissen und verstehen
    Müssen Siegesfahnen wehen.

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  • für meine Enkelkinder
     
    Manchmal ist es überlebenswichtig
    ein klares Zeichen zu setzen
    auch wenn es so klein erscheint
    wie ein Sternchen am Himmelszelt
     
    Manchmal ist es überlebenswichtig
    ein aufklärendes Lied zu singen
    auch wenn die Kehle so klein erscheint
    wie die der Kolibris
     
    Manchmal ist es überlebenswichtig
    gemeinsam gütig aufzustehen
    und die wunderbaren Potenziale zu würdigen
    die in den Menschen schlummern

  • Du schöner, seltener Gast!
    Wie komme ich heute
    zu dieser besonderen Ehre?
     
    Deine Anwesenheit voller Anmut
    schenkt mir phantastische Flügel
    zum beflügelten Bearbeiten
    der niederschmetternden Miseren
     
    Und deine rötlich glänzende Brust
    erinnert mich an das Würdigen der Glut
    die in jedem Teilchen meines Herzens
    zum schöpferischen Aufstehen aufruft