Schlagwort: Natur

  • Galaktisches Asyl

     

    Ein paar wenige Erdenbürger waren verzweifelt. Im Spiegelteleskop sahen sie den Todesbringer herannahen. Da sie Schweigepflicht einzuhalten hatten, durften sie der Öffentlichkeit nicht offenbaren, dass der herannahende Weihnachtsstern in Wirklichkeit ein Todesbote war.
    Die Tage der Erde waren gezählt. Es blieben vierundzwanzig Tage. 24!

    Die Wissenschaftler beschlossen, ein Notsignal ins Weltall zu senden, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, von einer außerirdischen Zivilisation erhört zu werden, gegen Null ging.

    Wenige Monate zuvor hatten sie auf einer Konferenz getagt und fröhlich über verschiedene Szenarien des Weltuntergangs spekuliert.

    Unter anderem darüber, wie die Erde in etwa sieben Milliarden Jahren vor der sich aufblähenden Sonne gerettet werden könnte. Was zu tun sei, bevor auf Erden ein Inferno ausbräche; was zu tun sei, wenn die Mutter ihre Kinder – die Sonne ihre Planeten – zu fressen droht.

    Obwohl das Szenario erst Milliarden Jahre später eintrifft, und das Überleben der Menschheit bis dahin ernsthaft in Frage zu stellen ist, überlegten sie, wie man mit Hilfe der Atomkraft der Erde einen Schubs in Richtung Jupiter verleiht. Dann würde die Erde zum Trabanten des Gasplaneten werden und vorübergehenden Schutz finden. Aber auch dies würde die blaue Kugel nicht retten. Irgendwann würde der rote Riese zu einem weißen Zwerg kollabieren und bittere Kälte das Sonnensystem ergreifen.

    Auch überlegten sie, ob man den Lauf von vorbeiziehenden Sonnen beeinflussen könnte, um die Erde von einer fremden Sonne einfangen zu lassen, deren Brenndauer deutlich länger sein würde als die der Heimatsonne.

    All das klang jetzt lächerlich, wo doch nur noch wenige Tage zur Verfügung standen, die Erde zu retten. Sie gestanden sich ein, dass keine Technologie der Welt imstande war, dem kosmischen Pingpongspiel aus dem Wege zu gehen.

    Einer der Wissenschaftler wirkte nicht im geringsten verzweifelt, und sie fragten ihn, warum das so sei.

    »Als ich neun Jahre alt war, hagelte Granatenfeuer vom Himmel. Als ich zehn Jahre alt wurde, gab es nichts zu essen. Die Ärmsten unseres Volkes verhungerten. Als ich elf Jahre alt war, verlor ich meine Eltern an ein Gefängnis und meine fünfjährige Schwester an die Cholera. Nur ich sollte überleben. Dann kam ein Fremder, der sich vorgenommen hatte, eine verlassene Seele zu retten. Seine Wahl fiel auf mich. Er sagte, wer einen Menschen rettet, der rettet die ganze Welt. Ich ging mit ihm und versprach, es ihm irgendwann gleich zu tun«, antwortete Asiel.

    »Was willst du uns damit sagen?«, fragten seine Kollegen.

    »Wir reichen galaktisches Asyl ein. Wir bitten höflich um sofortige Aufnahme in ein anderes Sonnensystem.«

    Die Kollegen lachten.

    Asiel schmunzelte in sich hinein. »Tut es einfach.«

    Sie kamen seiner Bitte nach, weil ohnehin keine Chance auf Rettung bestünde, meinten sie.

    Außerdem würde die Reichweite des Signals von kürzester Distanz sein. Man konnte nicht erwarten, dass die Nachbarn überhaupt zuhörten, wenn sie denn überhaupt technisch so weit seien, und, und, und …

    Es kam, wie es sich Asiel gewünscht hatte. Eine übergeordnete benachbarte galaktische Instanz, die mit den Erdlingen selbst eigentlich nichts zu tun haben wollte, erhielt den Asylantrag gerade rechtzeitig.

    Kurz bevor die Feuerkugel, die einer verirrten Zwergsonne entsprach, mit der Erde kollidieren würde, wurde die Erde mitsamt dem Mond in ein anderes Sonnensystem transportiert. Das göttliche Murmelspiel war im Handumdrehen vorbei. Für eine kurze Zeit blieben Erde und Mond in einer Wartehalle wie auf einem Bahnhof stecken und wurden anschließend in ein passendes System überführt. Nachdem der Weihnachtsstern das unsrige Sonnensystem durcheinander gebracht hatte, wurden Aufräumarbeiten notwendig. Als dies nach etwa einem Monat erledigt war, wurde die Erde mit ihrem Mond wieder an diejenige Stelle zurückversetzt, auf der sie nach Kalkulation sich hätte befinden müssen.

    Die galaktische Instanz hatte dem Asylantrag stillschweigend entsprochen. Die galaktische Nachbarschaftshilfe blieb für das Gros der Menschheit beinahe unbemerkt. Viele erinnerten sich an das kosmische Ereignis des sich nahenden Weihnachtssternes. Die damit verbundenen physikalischen Ereignisse vermochten sie nicht in den korrekten Zusammenhang stellen.

    Nachdem die Rettung der Erde geglückt war, tüftelten Asiel und seine Kollegen an jener neuen zauberhaften Technologie, die sie Gravitationsschleuder nannten. Irgendwann in sieben Milliarden Jahren, wenn die Erde das Sonnensystem erneut verlassen müsste – … ja, bis dahin würden sie die Funktionsweise wohl längst herausgefunden haben.

    Der eigentliche Zauber aber bestand darin, dass sich jene unbekannte Instanz, die sich nur dieses eine Mal offenbarte, erbarmt hatte, der Erde zu helfen.

     

    Nachtrag:

    Die Erdlinge haben nie erfahren, dass die Menschenrechte im Wesentlichen identisch sind mit dem des Galaktischen Individualrechtes. Die Erdlinge wurden auch nicht darüber informiert, dass zur Erleichterung der kosmischen Kommunikation sämtliche Radiosignale mit Hilfe von Miniwurmlöchern umgeleitet werden. Sie kreisen am Rande eines Sonnensystems und saugen sämtliche Signale zuverlässig auf. Der galaktische Rat ist innerhalb von wenigen Stunden auf dem aktuellen Stand. Lediglich der galaktische Verwaltungsapparat brauchte etwas länger zur Bearbeitung des Antrags. Das scheint ein kosmisches Problem zu sein …

     

    verfasst am 23.12.2018

  • Weil die Schönheit der Rose überwältigend ist
    Ihre Form
    Ihre Farbe
    Ihr Duft

    Auch das leise lautlose Lied
    beim Entfalten der Knospe…

    Die überwältigende Schönheit und all das
    was sie weckt in dir…
    So muss es im Paradies gewesen sein

    Vergiss nicht
    die Rose ist wie das göttliche Kind
    in jedem Menschen
    Die Rose…

    Versuch zu werden wie sie
    Sie ist dein Spiegelbild in Zukunft

    26.10.18

    Heute wäre der 99. Geburtstag meiner Mutter

  • Wiedersehen

    (12.10.2018)

     

    Die frisch gepflügten Kornfelder
    riechen bezaubernd nach Lebenslust
    Der erhabene Baum am schimmernden See
    lässt goldene und rote Blätter frei tanzen
    um die Sonne im Wasser zu küssen
    Die grün-bräunliche Schilfwand
    bietet dem Liebespaar eine Kulisse
    für bleibende Erinnerungen
    Von der langen Reise zurück
    bestätigt deine Anwesenheit
     meine Definition von Glück

    ֎֎֎

  • Kreislauf

    (12.10.2018)

     

    Zu manchen Bäumen
    pflege ich besondere Beziehungen
    so auch zu der Platane voller Poesie
    am Rande des Kinder-Spielplatzes
    auf der anderen Straßenseite
    Heute läuteten ihre Blätter
    im Zauber des Abendrots
    fabelhaft die Muße ein
    In wenigen Wochen wird wohl der Wind
    ihre  nackten Äste in Tanz versetzen
    und das Schicksal der Blätter besingen
    die zum Geburtshelfer neuen Lebens werden

    ֎֎֎

  •                                 MARVELOUS   FIELD

     

     

    In those remote times,
    my dream was like a marvelous field
    in the land of silence.
    This stunning field was a pathway
    similar to an amazing vault,
    that had connected,
    two happy days of mine.

     

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

     

    Wunderbares Feld

    In den zurückliegenden Zeiten
    war mein Traum wie ein wunderbares Feld
    im Land der Stille.
    Dieses verblüffende Feld war ein Weg,
    ähnlich einem erstaunlichen Gewölbe,
    das zwei meiner glücklichen Tage verbunden hat.

     

     

     

  •  

     

    An old Zen Master taught his disciples all about an inexhaustible source.    He attributed all his knowledge of it to a thick book, visible in the place of honour, in his room. Nobody was allowed to touch it. When he died, his disciples rushed to open the book, and anxious to appropriate the mysterious inexhaustible source. They were surprised, confused and disappointed, to discover that there was only a single page of writing. Their perplexity and embarrassment increased when they tried to comprehend the meaning of the written phrase:

    „When one realizes the difference between a container and the content, one will have the knowledge “

    Explanation:

    The container is your consciousness; the content is your mind.
    The container is your being, the contenteverything you have accumulated during your life.
    When you recognize that you are a container, not a content, you will have the knowledge to practice meditation.
    It is because the practice of meditation induces a mode of consciousness to realize benefits for the mind.

    Paradox

    When you recognize that you are the container you will also be content.
    The term “content “has a double meaning, namely:

    • Something that is contained and
    •  To be content as a state of satisfaction and peaceful happiness most probably acquired by meditation.

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Meditation

    Ein alter Zen-Meister lehrte seine Schüler alles über eine unerschöpfliche Quelle. Er führte sein ganzes Wissen darüber auf ein dickes Buch zurück, das sichtbar auf dem Ehrenplatz seines Zimmers lag. Niemand durfte es berühren. Als er starb, eilten seine Schüler, um das Buch zu öffnen. Und begierig, sich  die geheime unerschöpflichen Quelle anzueignen, waren sie überrascht, verwirrt und enttäuscht zu entdecken, dass es dort nur eine einzige beschriebene Seite gab. Ihre Verwunderung und Beschämung steigerten sich, als sie versuchten, die Bedeutung des geschriebenen Satzes zu verstehen:

    Wenn man den Unterschied zwischen einen Behälter und dem Inhalt wahrgenommen hat, besitzt man das Wissen.

    Erklärung:

    Der Behälter ist dein Bewusstsein, der Inhalt ist dein Geist.

    Der Behälter ist dein Sein, und der Inhalt ist alles, was du während deines Lebens angesammelt hast.

    Wenn du erkennst, dass du der Behälter bist und nicht der Inhalt, hast du das Wissen, um Meditation ausüben zu können.

    Der Grund ist, dass die Ausübung von Meditation eine Betriebsart des Bewusstseins bewirkt, die Vorteile für den Geist erkennt.

    Paradox:

    Wenn du erkennst, dass du der Behälter bist, wirst du auch der Inhalt sein.

    Der Begriff Inhalt (content) hat eine doppelte Bedeutung, nämlich:

    Erstens etwas, das aufbewahrt wird.

    Und zweitens bedeutet to be content einen Zustand der Befriedigung und friedvolles Glücklichsein, sehr wahrscheinlich erworben durch Meditation.

     

    Im Original würde ich schreiben acquired by meditation. (Das ist in erster Linie ein ursächlicher und nicht ein zeitlicher Zusammenhang.)

     

     

  • Berührung

    (3.10.2018)

     

    Die Morgenröte
    und das Abendrot
    liebe ich sehr
    so wie dein Lächeln
    das Güte und Zartheit
    in meinem Herzen rührt

    ֎֎֎

  • Spaziergang

    (30.9.2018)

     

    Klarer Himmel
    Kräftiges Hellblau
    Hieroglyphische Zeichen im Horizont
    eine Weile später als Zugvögel enträtselt
    bilden bewegte, bezaubernde Skizzen
    Ein paar Zeilen tiefer
    entfacht das Gedicht der frühherbstlichen Sonne
    rot-goldene Feuer auf Laubkronen
    Dein aufrichtiges Lächeln
    durchströmt mich wie helle Strahlen
    verkündet Geborgenheit und Lebensfreude

    ֎֎֎

  • Fünfundsiebzig  und nicht weise,
    wohin führt die weit´re Reise.
    Vorbestimmt und schicksalshaft,
    oder doch durch eigne Kraft.

    Die Wahrheit ist wie immer schlicht,
    einfach ist das Leben nicht.
    Und Goethe hat schon festgestellt,
    verwirrtes Handeln waltet über uns´re Welt.

    Das soll uns aber nicht verdrießen,
    wir wollen leben, voll genießen.
    Nun fahren wir die Ernte in die Scheuer ein!
    Zusammen lasst uns fröhlich sein.

     

     

  • Fragiler Frieden

    (23.9.2018)

     

    Seit meiner Kindheit höre ich
    die tragische, beschwichtigende Aussage
    der Unwissende lebe leichter
    Mit ihr habe ich mich nicht angefreundet
    wohl wissend
    dass eine derartige, kurzweilige Leichtigkeit
    Vergehen und Verbrechen
    in sich tragen kann
    Ich habe längst eingesehen
    dass der harte Stein bricht
    und das schmiegsame Wasser verdampft
    wenn gewisse Grenzen überschritten werden
    Daher führe ich heute erneut
    Friedensverhandlungen mit meiner Trauer

    ֎֎֎