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Die wissenschaftliche Vorgehensweise
hatten sie mühsam gelernt
dennoch verwandelten sie sich in Windeseile
in taub-blinde Analphabeten
Mühevoll hatten sie sich angefreundet
mit einem grundlegenden Prinzip:
Erstens nicht schaden
zweitens vorsichtig sein
drittens heilen
Angespornt durch die Umstände
verwandelten sie schäbig
dieses Prinzip in einen Scherbenhaufen
Jetzt vermeiden sie vehement
eine aufrichtige Aufarbeitung
der makabren Misere
und bahnen so den Weg
für die kommenden Katastrophen -
Weiße Wolken bilden bewegte Bilder
regen meine Fantasie erfrischend an
betonen die Vergänglichkeit des Lebens
Die Augen schließe ich sanft
denke nach
über die bedrückenden
und gleichzeitig beflügelnden
gegenwärtigen Gegebenheiten
über ihre Entstehungsgeschichte und Folgen
Helle Träume
länger in mir geborgen verborgen
treten fröhlich wie freche Vögel auf
breiten sich fortan aus
wie tanzende Wellen im leuchtenden Wasser
Es wird Zeit
mit aufmerksamen Augen aufzustehen
um die verfeinerten Visionen
freudestrahlend zu verwirklichen -
Die dunklen Wolken kamen nicht
überraschend über Nacht
Sie zogen allmählich auf
sichtbar beim Tageslicht
Die meisten Menschen
waren nicht willig
die Entwicklung wahrzunehmen
Die Überflutung war gewaltig -
Ihr meint
Putin und der Klimagott
Seien schuld an aller Not
Die uns Menschen hat getroffen?
Mit Feuerbrand und abgesoffen
Bringt sie uns den schwarzen Tod?
Ach Ihr Armen,
Wir haben leider kein Erbarmen!
Können auch nicht einfach zählen,
Wie viele Menschen dort sich quälen
Wo die Natur uns deutlich sagt
Hier wird niemand niemals satt!
Das gilt auch morgen, ja, für immer
Schon übermorgen kommt es schlimmer!
Denn wo Menschen daran denken
Sich mit Kindern zu beschenken.
Die Natur bestimmt erklärt
Es ist der Tod, der sie ernährt.
Jeder Kämpfer, der gefallen ist,
lebt jetzt für Klima, für die Frist
die CO2 der Welt gewährt,
bis sie ins Fegefeuer fährt.
So setzte sich der Klima Baal
An Putins Tisch im Kreml Saal
Beide berieten sich sehr weise
Über Krieg und Klimapreise.
Die Menschheit muss sich limitieren
Nicht auf der Straße demonstrieren
Gut für das Klima sei ein Krieg
Mit vielen Toten ohne Sieg.
Es ist ganz einfach, Putin spricht
Faschisten teilen meine Sicht
Egal ob Sieger oder nicht
Soldatentod ist Klimapflicht.
Denkt der Faschist, der Kommunist
Nur tot die Welt zu retten ist.
Denkt Gretchen, das Mädchen:
Machst du den Menschen Angst vor Morgen,
Tanzt du heute ohne Sorgen! -
Einmal sich einfach hinsetzen
Sich hinsetzen
innehalten
von dem geschäftigen, alltäglichen Treiben
von den hingenommenen Sachzwängen
von den angenommenen Vorstellungen
eine Weile Abstand nehmen
Und sich dann tiefgründig-schonungslos beschäftigen
im Lichte der eigenen Entwicklung
mit dem Hintergrund
der persönlich hoch angepriesenen Werte
Foto von Andreas Peglau -
Am 20.5.2023 schrieb Saral Sarkar:
„Liebe Freunde, liebe Verwandte,
in tiefer Trauer und mit Augen voller Tränen möchte ich euch/Ihnen mitteilen, dass Maria, meine Frau gestorben ist. Nach einem etwa einwöchigen leichten Leiden an Verletzungen ist sie in der Nacht vom 14. zum 15. Mai, gegen 3 Uhr morgens für immer eingeschlafen.
Mit herzlichen Grüßen
Saral Sarkar“
Dem Schreiben war eine Traueranzeige beigefügt worden [1].
In meinen letzten für Prof. Maria Mies [2,3] geschriebenen Gedichten verwendete ich bei der Widmung rücksichtsvoll nur ihren Vornamen. Dieses zu tiefst mit der Erde verbundene Wesen wird in meinem Herzen weiterhin anwesend sein, lachen, singen und Zuversicht sowie Lebensfreude schenken. Sämtliche Gedichte, die ich für sie geschrieben habe, werden nachfolgend aufgeführt.
[1] https://amirmortasawi.files.wordpress.com/2023/05/abschied-von-maria-mies.pdf
[2] https://afsaneyebahar.com/category/maria-mies/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Mies
Spuren im Schnee
12.2.2018
für Maria
Durch Schnee bedeckte Felder wandernd
unser letztes Gespräch im Sinn
denke ich über deine Vergänglichkeit nach
über das unvermeidlich Kommende
im Lichte deiner bewegenden Vergangenheit
Der weiße Pfad trägt hier und da
Spuren von Raben, Menschen und Hunden
Die Früchte deines Lebens
sind keine Spuren im Schnee
die einfach wegschmelzen
zertreten oder verweht werden
Sie sind Lichtknospen
die Menschen wie ich
im Herzen tragen
Wind, Wolken, Tränen
8.10.2017
für Maria
Mitten im Gedränge der Reisenden
singst du mir auf dem Bahnsteig das Lied
das du einst deinem Liebsten
geschrieben und wiederholt gesungen hast
und bewegst dabei deine Hände
Freude und Wärme strahlend
wie eine Chorleiterin
„DIE WOLKEN KOMMEN VON WESTEN HER
DIE WOLKEN KOMMEN VON WESTEN HER
SIE BRINGEN UNS DEN REGEN
SIE BRINGEN UNS DEN REGEN
DIE WOLKEN KOMMEN, DIE WOLKEN GEHN
SIE BLEIBEN AN KEINEM ORTE STEHN
SIE MÜSSEN SICH BEWEGEN
SIE MÜSSEN SICH BEWEGEN
ICH KOMME MIT DEN WOLKEN ZU DIR
ICH KOMME MIT DEN WOLKEN ZU DIR
ICH BRINGE DIR DAS LEBEN
ICH BRINGE DIR DAS LEBEN
DIE WOLKEN KOMMEN, DIE WOLKEN GEHN
SIE BLEIBEN AUCH BEI DIR NICHT STEHN
SIE LASSEN UNS DIE TRÄNEN
SIE LASSEN UNS DIE TRÄNEN“
Dein Singen steckt an
Eine junge Reisende dreht sich um
und klatscht fröhlich
Deine Augen nehmen mich mit
zu einem auf dem Lande aufgewachsenen Mädchen
voller Sehnsüchte und Lebensfreude
Ja, sicher wirst du weiterziehen
wie der Wind
wie die Wolken
und uns stehen lassen
mit Tränen der Lebensbejahung
Der Wirbelsturm
22. 9. 2017
Maria Mies und Saral Sarkar gewidmet
Ein Wirbelsturm war im Anmarsch
gewaltig, umfassend, überwältigend
Wir standen schwerfällig unbeschwert
beschäftigt tatenlos
mit dem Rücken zum Meer
In der schweren Luft
schwebte stumm eine dumpfe Ahnung
Einige drehten sich um
begriffen jedoch nicht die Gefahr
oder blieben gelähmt stehen
aufgrund des wahnsinnigen Bildes
Einige versuchten anderen zu berichten
über ihr beunruhigendes Wissen
wurden jedoch verstört belächelt
verfeindet, beschimpft, ausgegrenzt
Einige fingen an
ihre Erkenntnisse schlüssig umzusetzen
und bewegten sich folgerichtig
So fing die Befreiung an, meine Liebste
wie so oft zuvor in der Menschheitsgeschichte
Abruzzen
(im Juni 2016)
Maria Mies gewidmet
Nun stehe ich hier
dieses weite Land ehrfürchtig
mit allen Sinnen aufnehmend
weiß-rot, gelb-grün, blau, rosa
Den duftenden Wind tief einatmend
das Meer am Horizont sehnsüchtig ahnend
frage ich mich immer wieder
wie wir den Verwüstern des Lebens trotzend
mit Hilfe der Gelähmten, Betäubten, Verführten
und doch tief im Herzen Bewegten
die Geburt der keimenden Gesellschaftsformation
ermöglichen können
Erde
17.12.2014
für Maria Mies und Saral Sarkar
In unseren Herzen
tanzt das Licht,
singt der Wind,
liebkost der Regen.
In unseren Herzen
dichtet der Berg,
malt der Wald,
komponiert die Steppe.
In unseren Herzen
lobt die Quelle,
lehrt der Fluss,
liebt das Meer.
In unseren Herzen
lebt die Erde. -
Freilich Fragmente.
Sind wir nicht
Des Herrn?
Ach, wenn ich könnte
Ich bliebe
Mein leuchtender Stern.
Leider gebunden
Im Wesen
Der eilenden Zeit
Hat mich gefunden
Im Alter
Die Zerbrechlichkeit
Der wachen Seele
In Grenzen
Von Wissen, Verstand.
Was ich auch wähle
Im Glauben
Liegt das endgültige Land.
Ich springe über Mauern
In Trümmern
Meines geborstenen Ich
Es wird lange dauern
Bis Samen
So ordnen dass mich.
Aus Fragmenten
Neues Licht
Erweckt.
Die Trümmer könnten
Was? Das weiß ich nicht
Ich bin nicht perfekt? -
Mal ist sie kalt, mal warm, die Luft, und hat dann je verschiednen Duft.
Ist sie frisch und kalt,
kommt sie aus dem Wald,
ist sie aber warm,
kommt sie aus dem Darm
und wenn der Donner grollt,
hat keiner das gewollt. -
Soweit die Augen blicken
blau-grün-weißes Wunder
durchwebt von friedlicher Stille
Gelegentlich gibt es Gespräche
mit dem fließenden Wasser
umgeben von leuchtenden Eisgestalten
bei tröstendem Sonnenschein -
Manche Hoffnungsknospen
blieben verschlossen
im Hagelsturm des Verzweifelns
Manche bestäubten Blüten
brachten keine Früchte hervor
während der Durststrecken der Angst
Mancher Frucht tragender Ast
brach unerwartet ab
unter den Schicksalsschlägen
Und doch:
Der tief verwurzelte Baum
lebt heute noch