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  • An die Vernunftbegabten im Jahr 2020

     

    Ihr, ach,
    Ihr erbärmlichen
    Vernunftbegabten.

    Ihr ertrinkt
    Im Tsunami der Gläubigen
    Und bedenkt nicht
    Eure Füße sinken
    Im gesegneten Sand.

    Warum fürchtet Ihr,
    Ihr Vernunfbegabten
    Liebendes Leben
    Der kommenden Erde?

    Warum sucht Ihr Schutz
    Ihr Vernunftbegabten
    Hinter den Mauern
    des himmlischen Jenseits?

    Habt Ihr vergessen
    Ihr Vernunftbegabten
    Geburt und den Tod?

    Verschließt Euch das Mitleid
    Die Ohren
    Vor dem Schrei
    Des Orkans?

    So denn,

    Ihr erbärmlichen
    Vernunfbegabten

    Bekennt Euch zu Taten!
    Begreift Euer Verstehen
    Schreitet zum Kampf
    Mit Whatsapp, me too!

    Verdammt
    Die Sprache des Geldes!
    Verachtet die Taten
    Der Bemitleidenden!
    Verhöhnt den Protest
    Der Altglaubenden!
    Ihr seid die Zukunft
    Der Wissenden!

    Sie wissen
    Um die Sprache der Natur
    Berichtet Euch
    Von Anfang und Ende.
    Bettet Euch weich
    In den Untergang.

    Habt keine Furcht vor dem Morgen!

    Denn
    Das Unausweichliche
    Vernichtet alles
    Verdient keine Beachtung.
    Die Sprache der Natur
    Zeigt die Grenzen der Angst.
    Greift
    Zu den Sternen
    Der huldvoll Gläubigen
    Und bewacht:
    Eure Herrschaft auf Erden.

    Bedenkt:
    Euch ist Eure Zeit!
    Sie wird Euch genommen,
    Wenn Ihr nicht versteht.

    Weil
    Grausam wütet die Natur
    Unter den göttlich Gläubigen.
    Den Vernunftberaubten
    Mit der irdischen  Macht
    Des himmlischen Teufels.

     

  • Das Klimakind

     

    Kind, du musst aufstehen
    In die Schule gehen
    Mutter, muss ich nicht.
    Das Klima bläst mir ins Gesicht.

    Kind, ich muss dir protestieren
    Deine Zukunft wirst du ruinieren.
    Mutter, das ist schon passiert.
    Sieh nur, wie man demonstriert.

    Kind, willst du zu fernen Sternen
    Musst du üben, eifrig lernen.
    Mutter, gelernt habe  ich genug.
    Whats App Wissen macht mich klug. 

    Kind, in meinen Augen
    Blutegel dein Gehirn aussaugen
    Mutter, du bist schuld daran
    Dass ich nur demonstrieren kann.

    Ich kann nur wissen, nicht verstehen
    Großes nur im Kleinen sehen
    Ich hoffe, dass ich irgendwann
    Mit dem Klima tanzen kann 

    Und heiß verschwitzt in fernen Tagen
    Kälte in die Zukunft tragen.
    Kind, dann denk an mich zurück.
    Tanzen macht Orkan, kein Glück.

  • Für einen Freund

    1

    An einem Nachmittag
    mit Vater am Meer

    Papa, schau doch
    so oft schon machten wir
    diesen Spaziergang heut,
    vorbei an schmuckvollen Gärten
    wir gingen
    an eigenwilligen Teichen vorbei
    Teichen an Goldfischen
    reich
    an zierlichen Fröschen
    in goldenem Licht
    farbenfroh auf schmalem Rand
    mahnendes Gebell
    immer so nah
    … so wild, die großen schwarzen Tiere

    Und am Ende
    immer dasselbe, sieh nur
    so dichte Blätterpracht
    unzählige Äste
    versperren jede Sicht
    den weiteren Weg

    Vater betrachtet kurz sein Kind
    liebevoll, wie er es schon immer tat
    wenn vorbei an schmuckvollen Gärten
    sie zogen
    an eigenwilligen Teichen vorbei,
    Teichen an Goldfischen
    reich
    an vertrauten Fröschen
    im besten Licht
    farbenfroh wie nie zuvor
    auf gründunklem Rand
    … wie man solche Dinge halt
    in innigster Erinnerung behält
    Ja, wie ein Vogel frei
    Vater hat es längst geahnt
    möchte der Junge streben

    Solltest die Hände versenken
    ins arglose Geäst
    schieb rasch beiseite jedes Blatt
    mit Seelenkraft
    such dir den Horizont,
    fürchte dich nicht!

    Und der Junge steckte die Arme
    tief hinein ins Gräsermeer
    kein Blatt hat ihn geängstigt
    kein Ast ihn gestört
    Und der Junge hob den Kopf
    mutig zu den ersten Sternen,
    später auch
    aus eigenster Erkenntniskraft
    im rückläufigen Werden des Würfels,
    Pallas Athene
    im Ringen mit alten Legenden
    den Maßen der Kugel in gleichhohem
    schlichtestem Gefäß
    sich nähernd
    Und die wildesten Tiere
    ach, die ruhen allmählich

    2

    Der feste Schritt des späten Wanderers
    das Bild
    auf der letzten Etappe
    zur stillen Kuppe,
    nur feuchtes Gras gibt es dort oben
    doch niemals geizt es bei Freunden
    mit seinen Reizen
    und unstillbar geht der Atem
    in dieser Flut
    Wie sehr sucht er Geborgenheit
    in Deiner Weite
    in allen Deinen Formen
    Nun ruhen seine Sinne
    in Deines Hauses Läuten,
    dort wo es sich verjüngt
    zu eines Kirchturms Spitze
    Für den Betrachter
    war es zunächst
    zwar nur der Kanten Hälfte,
    auf seinem Wege
    näher doch im Raume dann
    muß man am Eckstein weilen
    Was fasst des Kirchturms Spitze, Freund?
    Ein Mächtespiel in gleichem Maß,
    der Wunsch und was der Alltag brachte,
    führen nur zur Mitte hin
    mit einer Würfelseite
    gleichstark drei Erben zu bedenken
    Es ist ein ziemlich kraftvolles Bestehen
    fast könnte man meinen, Lehrer
    die Formen, sie wollen!

  •                                          The JUDGE LION

     

    In those remote times, in the great forest, the animals declared an elderly lion to be a judge. In the quarrels the Lion gives the judgment and passes the sentence. The sentence is always the same. The loser receives twenty hits on his butt, from the Lion himself.

    Once, one donkey sighted a lawn and started to eat the grass. One wolf passing, approached to the donkey and said.: „Why do you eat this dried grass? The donkey replied, that the grass was greenish and continued to eat. The wolf continued to repeat, that the grass was dry. The donkey didn’t change his opinion. So, they came to an argument.

    Consequently, they decided to ask the Judge Lion for his ruling.  The verdict was: „This grass is partly dry and partly yellowish, and the donkey is the loser. However, the Lion started to strike the wolf. Between two strikes the wolf asked: “Why me? ». And the Lion gave of the Judge’ teaching:

    Never, ever try to persuade a donkey. 

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Richter Löwe

    In alten Zeiten im großen Wald ernannten die Tiere einen älteren Löwen zum Richter. Bei Streitereien gibt der Löwe sein Urteilung ab und bestimmt die Strafe. Die Strafe ist immer  gleich: Der Verlierer erhält vom Löwen selbst zwanzig Schläge auf sein Hinterteil.

    Einmal erblickte ein Esel einen Rasen und begann, das Gras zu fressen. Ein vorbeikommender Wolf näherte sich dem Esel und sagte: „Warum frisst du das vertrocknete Gras?“  Der Esel antwortete, das Gras sei grünlich und fraß weiter. Der Wolf wiederholte immer wieder, das Gras sei trocken. Der Esel änderte seine Meinung nicht. So kam es zu einem Streit.

    Schließlich entschieden sie, Richter Löwe um sein Urteil zu bitten. Der Richterspruch lautete: Dieses Gras ist teils trocken und teils gelblich, und der Esel ist der Verlierer.“

    Aber der Löwe begann, den Wolf zu schlagen. Zwischen zwei Schlägen fragte der Wolf: „Warum mich?“. – Und der Löwe erteilte eine richterliche Belehrung: „Versuche nie, niemals einen Esel zu überreden.“

     

     

  • Wurzelwerk

    (2.10.2019)

    Verbindet das Wurzelwerk Bäume
    so kann mancher Stumpf weiterleben
    versorgt in der Gemeinschaft
    Mein Wurzelwerk verbindet mich
    nicht nur mit zeitgenössischen Wesen
    Es ist Jahrtausende alt

    ֎֎֎

  • Bereicherung

    (2.10.2019)

     

    Bei aller entschlossener Zielfixierung
    schaue ich mehr nach links und rechts
    dank deiner Anwesenheit
    So komme ich mit Schätzen in Berührung
    die des Herzens Fenster weit öffnen

    ֎֎֎

  • Denn bald wird es Herbst werden…

    … Vielleicht hat er ja schon angefangen

    Jetzt kann ich mich endlich wie ein Igel in mich zusammenziehen und mich in warme Umhänge hüllen, denn ich friere in dieser kalten Welt, aber jetzt wundert sich keiner oder sorgt sich um mich, denn bald wird es Herbst werden. Jetzt kann ich endlich zu Hause bleiben, lesen, Löcher in die Luft starren, den fernen Geräuschen draußen nachlauschen und keiner wundert sich oder will mich nach draußen locken, denn bald wird es Herbst werden.

    Aufrecht kann ich den anderen auf ihren eiligen Wegen entgegengehen und ihnen in die Augen blicken und keiner meint, ich sei traurig, denn meine Augen spiegeln nur das Regengrau des Himmels, denn bald wird es Herbst werden. Ich kann mich vom Wind streicheln lassen, und schon die Vorfreude genießen, wenn es nun bald Herbst wird.

    Endlich kann ich ungestört in der Dämmerung des Tages mit meinem Hund spazieren gehen und mich an den letzten grünen Blättern erfreuen und winzigen gerade noch erblüten Blumen, denn bald wird es Herbst werden. Keiner wundert sich über meine Eile am Tag, über meine Hektik, denn jeder versteht, dass ich noch Ernte einbringen will, denn bald wird es Herbst werden.

    Ich kann mich nun an den Sommer erinnern, an seine Schönheiten, all das Unangenehme, Lästige hat der Wind wie welkes Laub hinweg geweht.

    Eigentlich könnte ich mich nun schon auf den Winter freuen, denn bald wird es Herbst werden. Eigentlich ist er schon da. Ich kann dann meinen Innenraum neu einrichten und mich auf die Einsamkeit freuen, die ermöglicht, dass ich Wesen aus der anderen Welt begegnen kann. Ich kann in der dunklen Stille oder im stillen Dunkel auf das helle Klingen der erblühenden glänzenden Schnee- und Eiskristalle warten.

    Aber jetzt muss ich aufräumen, Ordnung machen, Vorräte anlegen, denn bald wird es Herbst werden. Nein, er ist schon da.

     

  •  

    Auch eine Art von Flüchtling?

    Rausgerissen aus der gewohnten Umgebung
    wird dieser kleine Zweig
    von den einen
    als Abfall betrachtet
    andere
    deren Augen sehen können
    erfreuen sich dankend an ihm
    als Meditationsinhalt
    Lass die Formen  Bewegungen
    Rhythmen und Zwischenräume
    in Dir weiter wachsen!

     

  • Ein Quell entspringt
    ein Brunnen wird gebaut
    Wer war der Brunnenbauer?
    Wie ist der Name des Wesens
    das dort
    im Wasser lebt?

    Tiere kommen und Vögel fliegen herbei
    löschen ihren Durst
    ein müder Wanderer
    schöpft Wasser mit seiner Hand
    und erfrischt geht er weiter
    seinen Weg
    Kinder kommen und spielen
    Frauen füllen Krüge
    und tragen sie heim
    um Nahrung zu bereiten
    Blumen zu gießen
    Tiere zu tränken
    Kleider Räume und Menschen
    zu reinigen
    Wer denkt an den Brunnenbauer
    und dankt ihm?
    Händler kommen
    füllen das Wasser in Flaschen
    und verkaufen sie
    an anderen Orten
    wo Wasser rar ist

    Einer nimmt
    eine Flasche mit Wasser
    träufelt starkes Gift hinein
    und schenkt es
    einem Feind
    aus eigenem Willen
    oder im Auftrag

    Wer den Brunnen
    den Quell nicht kennt
    kann er wirklich meinen
    es sei ein und dasselbe Wasser?

    Welchen Namen
    wird man ihm geben?

     

     

  • Tschüß, süßes Mädchen!

    Gestern waren wir in Bremerhaven und haben uns von der „Seuten Deern“ verabschiedet.

    Sie sieht erbärmlich aus.

    Sie war im Hafenbecken gesunken, dann hat man sie ausgepumpt und mit Luftsäcken und Leinen wieder hochgehoben. Zwei  Millionen Liter Wasser müssen pro Stunde aus dem Schiffsrumpf gepumpt werden, damit sie nicht wieder absäuft.

    Das Absaufen der Seuten Deern ist ein Menetekel.

    Es zeigt, was passiert, wenn man sich nicht kümmert, wenn man den Dingen ihren Lauf, wenn man alles verrotten läßt.

    Wir wird bange um die „Deutschland“, um die Alexander von Humboldt.

    In die Schulen in Bremen, die Universität, überall regnet es hinein.

    Die Krankenhäuser und der Flughafen, alle haben Aufsichtsräte, die das Absaufen gar nicht bemerkt haben. Die Bremer Landesbank hatte gar die Finanzsenatorin als Aufsichtsratsvorsitzende. Nun steht von der Bremer Landesbank nur noch das Gebäude auf dem Domshof, die Bank selber ist weg.

    Lothar Probst, Politikwissenschaftler aus Bremen, schreibt im Weserkurier über den Kampf um die Schwarze und die Grüne Null.

    Es ist schon klar, was er damit meint. Der fiskalischen Sparpolitik steht das Klimaschutzpaket gegenüber.

    Aber die Politik der grünen Null besteht darin, zur Weltklimakonferenz zu fahren und anschließend an den Leichtathletikmeisterschaften in Katar teilzunehmen, wo die Sportler um Mitternacht Marathon laufen müssen, und selbst dann noch reihenweise umkippen.

    Es ist ein schönes Wortspiel, und es ist ein schönes Farbenspiel, der Kampf um die grünen und schwarzen Nullen.

    Trotzdem gibt es noch andere Nullen.

    Es gibt auch viele Standpunkte.

    Es gibt Menschen mit einem geistigen Horizont mit dem Radius von Null, die genau das als ihren Standpunkt bezeichnen.

    Und so geben wir unser Geld dafür aus, pro Stunde 2 Millionen Liter Wasser aus dem Bauch der Seuten Deern in das Bremerhavener Museumshafenbecken zu pumpen, und unser CO2-Abdruck entsteht durch das Klimatisieren einen Leichtathletikstadions in der Wüste von Katar. Wir sind dafür mitverantwortlich, weil wir da mitmachen.

    Erich Kästner schrieb:

    Allein ging jedem alles schief.
    Da packte sie die Wut.
    Und man bildete ein Kollektiv
    Und meinte, nun sei’s gut.
    Addiert die Null zehntausend Mal,
    rechnet‘s nur gründlich aus,
    multipliziert‘s mit jeder Zahl:
    Steht Kopf, es bleibt Euch keine Wahl:
    Zum Schluss kommt Null heraus.

    Bitte: Stellt die Pumpen ab und gebt der Seuten Deern ihren Frieden.

    30.9.2019