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Wirklich, wirklich Wirklichkeit
Pack Herz ins Auge deiner Zeit
Greif zum Zügel, reite los
Fall dem Himmel in den Schoß
Such Beethoven im Schicksalston
Nimm Hölderlin als Wonnelohn.Schau, die Treugebliebenen
Die Hunger Furcht Vertriebenen
Halten dir die Zügel fest
Schleifen dich zum letzten Rest
In deinem fröhlich freien Ich
Gemarterte sind fürchterlich. -
Warum sorgt Ihr Euch?
Beschuldigt uns
Euch gezeugt
Geboren
ernährt zu haben?Euch
aus der totgleichen
Ewigkeit
In die Zeit
geführt,
Euch Euer Ich
Euer SeinEuch
Die Ihr
behütet
Versorgt seid
Über der Erde
GrenzenMit
Vergnügen
Freude
FunAus dem Jenseits
Der Natur
erworbenUns droht:
Wir hätten gestohlen
Was Euch gehört?
Wisst Ihr nicht
Es beneidenEuch
Vorgeborene
Ertrunkene
Verweste
Veraschte
Verbrannte
Gequälte
Die unsagbar Betrauerten!Euch
Hört Ihr, auch
Die spurenträchtigen
Weisen
Märtyrer
Diktatoren
Feldherren
ZarenSie,
Die Ihr missachtet,
Beleidigt
BeträumtSie,
Die sich nicht
Wehren können
Euch nicht kennen
Haben gelehrt:
Dankt der Zeit.
Im Jetzt des Morgen
Entsorgt Eure Sorgen.
Verhöhnt nicht Prometheus
Der wie wir
Für Euch
Der Natur
Das Feuer stahl!Um uns
Die jetzt Geborenen
Um Euch
Die Spätgeborenen
Um dann
Die Nachgeborenen
Uns allen
Träumen
Mit lebenden Träumen
Denken
Mit wissenden Hirnen
Handeln
Mit tätigen HändenZeigt:
Nur die Gegenwart
hat Leben gepaart.
Die Grenzen der Natur
Gehören uns allen
So wird unsere Spur
In die Ewigkeit fallen
Auch wenn der Tod
Leben uns entreißt
Lernt wissen was Tod
Was Leben heißt. -
Siehst du dich in Heidelberg
Schau nach Hölderlin Gedanken
Pulverturm, Perkeo Zwerg
Touristenblick auf Weinfassplanken.
Aus ferner Welt in deine Zeit
für Fun, für Demo sei bereit
Deinem Herzen Flügel geben
Lass uns lachen, lieben, leben..Nach Leben such in deinem Sinn
Die alte Brücke sei Beginn
Laust dich dort der rote Affe
Sag ihm, hilf mir, Affe, schaffe. -
Salam
(14.2.2020)
für meine Enkelkinder
S wie „salam“, mit tiefer Sehnsucht nach Frieden leben
A wie „andischeh“, immer eigenständig denken
L wie „lab“, Lippen beim Sprechen und Küssen unersetzlich
A wie „asadeh“, stets aufrichtig blicken und handeln
M wie „mehraban“, liebevoll und warmherzig sein֎֎֎
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Möwen – Märchen Stockholm 24.Juni 2005
Es war einmal eine wunderschöne Möwe. Sie war flecklos weiß, keine Feder war weniger weiß als die andere. In ihrer makellosen Schönheit strahlte sie und leuchtete – den Menschen zum Wohlgefallen. `Rührt meine Schönheit nicht an` schien sie mit klugen Augen zu sagen. Und aufmerksam hob sie den Kopf und beobachtete die Welt….
Gerne saß sie auf einem Felsenvorsprung am Meer, das sich hier in sanften Buchten verlor. Nun kam der Tag, an dem sie ein ebenso reines Möwenbaby bekam. Auch das Möwenbaby hatte keine einzige graue Feder, und es war kräftig und fein zugleich.
Ein Mensch wollte diese weißen Federn zum eigenen Schmuck. Doch der Mensch wusste nicht, dass diese Möwen heilig waren und nicht berührt werden durften – obwohl er es hätte wissen müssen. Da das Möwenbaby noch feinere Federn hatte, raubte der Mensch der weißen Möwe ihr Baby. Die Möwenmutter stieß Warnrufe aus, um den Menschen vom Raub abzuhalten. Aber der Mensch verstand die Rufe der Möwin nicht, und er wollte sie auch nicht hören.
Er nahm das Möwenbaby und ging fort.
Die Möwenmutter rief und rief nach dem geraubten Baby, doch kein Mensch hörte ihre Klagen … Was sollte sie tun, damit in Zukunft die Menschen die Möwennot verstehen und nie wieder ein Möwenbaby geraubt wird?
Der Menschräuber hatte auch ein Baby,und eines Morgens in der Früh, bei aufgehender Sonne, flog die Möwin und holte sich das Menschenbaby zu ihrem Felsen im Meereswasser. Das Menschenbaby schrie jämmerlich: kurze klagende Laute und langgezogen Rufe.
Die Möwnmutter jedoch verstand die Not des Menschenkindes und brachte es zurück.
Damit aber die Menschen ewig an ihre Schandtat erinnert werden, gab die kluge weiße Möwe allen nachfolgenden Möwen als ihre Sprache diese menschlichen Klagelaute bis zum Ende eines Möwenlebens.
Die Moral von der Geschicht : “Hörst Du die Rufe einer Möve, vergiss das Menschenunrecht nicht!“
Publiziert: Schweizerische Ärztezeitung 2008; 89:17 von Harriet Ines Keller-Wossidlo
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Schöpferisch
(25.1.2020)
Sei mit der Sonne
in ihrem Licht verbunden
Von Liebe beflügelt befreie dich
von den Vorgaben der Verwüster der Erde
der Gewaltherrscher
der Vernichter der Hoffnung
Stürze schöpferisch
ihre billigen Berechnungen
ihre Voraussagen und Erwartungen
Mit ihrer Denk- und Vorgehensweise
mit ihrem zweckgerichteten Regelwerk
ist eine gerechte Welt nicht erreichbar
Die neue Welt beginnt
in den Bergen deiner Gedanken
in den Flüssen deiner Gefühle
Sei mit der Sonne
in ihrem Licht verbunden֎֎֎
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Törichter Arzt
(23.12.2019)
Den Kapitalismus begreife ic1
als eine vielschichtige Lebensweise
deren Kernstück
der Privatbesitz an Produktionsmitteln istWenn ich die vielfältigen Folgen
dieser verbrecherischen Lebensweise
mitunter beherzt behandle
ohne deren Kernstück
wahrzunehmen, eindeutig zu benennen und anzupacken
verhalte ich mich im besten Falle
wie ein törichter Arzt
der die quälenden Anzeichen
einer tödlichen Krankheit lindert
ohne deren Ursachen
tiefgründig anzugehen֎֎֎
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Yalda
(22.12.2016)
Nach der längsten Nacht des Jahres
kamen meine Geschwister geflogen
in bunten Scharen
Mich beschämte zutiefst
unser gemeinsames HeimBarmherzig sangen sie mit Zuversicht
Streu die Samen aus
auch wenn du die Früchte
nicht selbst erleben wirst֎֎֎
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Yalda (2)
(21.12.2018)
In der längsten Nacht des Jahres
küsste der Mondschein zärtlich
die letzten verbliebenen braungelben Blätter
an den Armen meiner Geschwister
bevor diese beseelt herab
in den Schoß unserer Mutter tanztenAndächtig fragte ich
wann werden die Menschen
die dringende Notwendigkeit begreifen
die Welt als Partner zu erachten֎֎֎
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Endlichkeit
(20.12.2019)
Der wesentliche Unterschied
zwischen dir und vielen Zeitgenossen
ist der bewusste Umgang
mit der natürlichen Gegebenheit
unserer Endlichkeit
und daraus folgend
die Dankbarkeit
bei der gezielten Gestaltung
der verbleibenden Zeit֎֎֎