Schlagwort: Humor

  • Mariechens Beichte

     

    Mariechen kniete an der Kirchenbank nieder. Es bereitete ihr erhebliche Beschwerden, da sie eine zarte 16 Jahre alte Pflanze von 1,65 m Größe und 90 kg Gewicht war. Ihr frecher Bruder Steffen sagte immer, sie sehe aus wie das Kugelmännchen Flitzi. Er nannte sie deshalb immer Flitzi. Ihr war das peinlich, aber was sie auch tat, sie wurde nicht so schlank wie ihre Freundin Katrin.

    Keuchend faltete sie die Hände und blickte treuherzig hoch zum Herrn am Kreuz.

    „Ich habe mich bemüht,“ brabbelte sie und wandte den Blick wieder ab, „ ich habe auf die Cola verzichtet, zwei Kilo abgenommen und mich dabei ziemlich mit dem Hunger gequält.“

    „Fett hat immer großen Hunger,“ brummelte der Herr am Kreuz und schien zu lächeln.

    Mariechen sah ihn wieder an: „was hast Du gesagt? Ich konnte nichts verstehen.“

    Der Herr am Kreuz zeigte wieder seine Leidensmiene und schien völlig unbeteiligt.

    „Ja, dann habe ich wieder gesündigt,“ fuhr Mariechen fort, „bei Katrins Geburtstag mit den tollen Kuchen. Daraufhin war wieder alles beim Alten und ich fange wieder von vorne an. Was sagst du dazu?“

    „Es ist Dein Problem aber keine Sünde,“ hörte sie jetzt deutlich die Stimme des Herrn.

    „Aber alle sagen doch, man hätte wieder gesündigt, wenn man einen Kuchen zu viel oder oder beim Grillen eine Portion mehr gegessen hat.“

    „Du hattest Dir vorgenommen, mir von deinen Sünden zu erzählen.“

    „Aber das habe ich doch,“ rief Mariechen und blickte den Herrn am Kreuz mit großen Augen an, der durch das Sonnenlicht über die bunten Fenster von der Seite beleuchtet wurde und ganz in rot-grüne Farbenspiele getaucht wurde, so dass sie seinen Gesichtsausdruck nicht mehr erkennen konnte. Sie hörte ein leises Lachen.

    „Das was du mir berichtest sind keine Sünden. Du hast das Leben, um Freude und Leiden mit anderen Menschen zu teilen. Davon sprichst du. Denk an die zehn Gebote, Mariechen, vor allem an das siebte. Gehe nach Hause und denke nach.“

    Mariechen schüttelte den Kopf und zog sich an der Banklehne wieder hoch und trottete aus der Kirche. Was der Herr nur von ihr wollte. Sie hatte nicht gegen die zehn Gebote verstoßen, da war sie sich sicher.

    Nachdem Steffen sie geärgert hatte, hatte sie vor einigen Tagen sein Handy stibitzt und versteckt. Er war richtig wütend geworden. Worauf sie ihn lachend mit heiß und kalt zum Versteck gelenkt hatte. Das konnte es nicht gewesen sein, denn er hatte das Telefon ja wieder.

    Da fiel ihr siedend heiß ein, dass sie vor zwei  Wochen mit ihrem Freund Karlchen  geknutscht hatte. Das hatte sie ganz vergessen, obwohl es aufregend gewesen war. Ob der Herr das meinte? Karlchen war übergriffig geworden und in der Hitze des Gefechts hatten sie sich die Kleider ausgezogen und waren schließlich nackt auf dem Bett gelegen. Auf ihr war der dünne Karlchen in den Wellen von Brust und Bauch verschwunden. Es hatte Spaß gemacht, aber sie hatte dennoch ein schlechtes Gewissen, weil es so unmoralisch war. Sie dachte nach. Irgendwie passte das auch nicht, da in diesem Fall ja Karlchen ihr die Unschuld gestohlen hatte und sie nicht ihm. Sie nahm sich vor, das morgen mit dem Herr am Kreuz zu besprechen. Da ihr weiter nichts einfiel, begann sie eine Melodie zu summen, ihre gehäkelte Tasche zu schwingen und wackelte nach Hause.

     

    Als sie am nächsten Tag dem Herrn die Geschichte mit Karlchen vortrug, lachte dieser.

    „Gegen die zehn Gebote habt ihr nicht verstoßen, auch wenn dies nicht den moralischen Vorstellungen deiner Eltern und der Kirchenvertreter entspricht. Wenn Du weiter nachdenken willst, so erinnere dich an deine Großmutter.“

    Mariechen grübelte. Die Großmutter war sehr vergesslich, so dass immer einer der Familie nach dem Rechten sehen musste. Sie war in den letzten Wochen fast täglich bei ihr gewesen, hatte Essen gebracht, aufgeräumt und geputzt. An manchen Tagen hatte Großmutter gedacht, sie sei eine fremde Frau. Erst nach längerem Zureden ließ sie Mariechen in der Wohnung aufräumen. Großmutter neigte dazu in der Wohnung ein Chaos zu veranstalten. Sie verräumte Zahnbürste, Seife und andere Dinge an unmögliche Orte. Gestern hatte Mariechen Unterwäsche aus der verstopften Toilette gefischt. Wenn Großmutter etwas nicht mehr benötigte, ließ sie es irgendwo auf den Boden fallen. Ihr zu helfen, war sicher ein positiver Einsatz.

    Da fiel ihr ein, dass Großmutter sie kürzlich in einem wachen Moment von oben bis unten gemustert hatte und bemerkte: „Es ist eine Sünde, wie du dich anziehst.“

    „Aber Großmutter, die kurzen Röcke sind jetzt Mode.“

    Großmutter schüttelte den Kopf: „Man sieht ja alles. Zudem steht es Dir nicht.“

    Mariechen blickte zum Kreuz und sah wie der Herr ganz leicht den Kopf schüttelte. Das war es also nicht. Plötzlich wurde Mariechen knallrot und senkte den Kopf.

    „Ich sehe, es ist dir eingefallen. Wann gibst du es ihr zurück?“ Der Herr am Kreuz nuschelte ein wenig, aber es klang gutmütig.

    Vor etwa zwei Wochen wolle sie sich ein T-Shirt kaufen, hatte aber kein Geld. Da hatte sie Großmutters Geldbörse genommen und einen 20 Euro Schein entwendet. Als Großmutter zeterte, hatte sie gesagt: „Ich leihe mir das nur und gebe es Dir wieder zurück.“

    Als sie dann wieder zu Hause war, dachte sie, dass Großmutter es vergessen werde. So bräuchte sie das Geld nicht zurückgeben. Das war es, was der Herr ihr übel nahm. Sie hatte gestohlen.

    „Gleich morgen,“ stammelte Mariechen und verließ so schnell sie konnte die Kirche.

    Copyright Dr. Walter-Uwe Weitbrecht

  • Die Insel der Ruhe

     

    Während meines Studiums in Freiburg war ich eine Zeit lang für die Bahnhofsmission tätig. Ich wohnte damals in der Kreuzstraße, so dass ich rasch zu Fuß am Bahnhof war.

    Es war ein Zufall. Ich war auf dem Weg vom Psychologischen Institut in der Innenstadt, wo ich mich für Graphologie interessierte, zur Stühlingerbrücke, die damals noch eine Gusseisenbrücke mit einer schmalen Straße war. Dort sah ich am Ende des Bahnhofsgebäudes das beleuchtete Schild „Bahnhofsmission“. Damals war die Bahnhofsmission nicht am nördlichen Ende am Gleis 1 wie heute, sondern am südlichen Ende des Gebäudes lokalisiert. Neugierig ging ich hin und warf ich einen Blick durch die Tür, da ich mich – unbedarft wie ich war – fragte, was dort missioniert wurde.

    Die zwei Frauen lachten auf meine Frage: „Wir missionieren nicht. Wir helfen Behinderten oder Gestrandeten. Manchmal bieten wir Geängstigten Schutz oder bieten Erschöpften eine Tasse Kaffee an.“

    Ich blickte mich um. Der Raum war kaum größer als meine Studentenbude, ausgestattet mit einem Tisch, Stühlen und einer kleinen Küchenecke mit Spülbecken, Kaffeemaschine und zwei Kochplatten. Mit den Spitzenvorhängen am Fenster zum Bahnsteig und Blumen sowie weißer Decke auf dem Tisch wirkte er gemütlich – eine Insel der Ruhe im lärmenden Treiben des Bahnhofs.

    „Wir suchen vor allem für die Abendstunden eine männliche Person als Hilfe. Hätten Sie nicht Lust mitzumachen? Wir können allerdings nicht viel mehr als 10 DM Taschengeld bieten,“ fragte Johanna freundlich. Der Name stand auf einem Schild auf ihrer Brust. Sie trug ein blau-weiß gestreiftes Kleid mit einer weißen Schürze und auf dem Kopf ein Häubchen mit dem Symbol der Bahnhofsmission. Die zweite hieß Erika und war in Zivil.

    „Am Abend kommen manchmal aggressive Betrunkene zu uns. Da wäre ein Mann hilfreich,“ ergänzte Erika und bot mir eine Tasse Kaffee an. Die freundliche Atmosphäre stimmte mich nachgiebig.

    „Jeden Abend ginge natürlich nicht,“ sagte ich mehr zu mir selbst. Sie fassten dies als Zustimmung auf und vereinbarten sofort einige Termine.

    Die Abende in der Bahnhofsmission waren immer spannend. Frauen suchten Schutz bis zur Abfahrt ihres Zuges. Ein Jugendlicher kam in Panik. Er hatte seine Monatskarte verloren. Wir konnten sie schon leicht abgetreten auf dem Bahnsteig wieder finden. Häufig kamen verwahrloste oder angetrunkene Kerle, die sich finanzielle Hilfe erhofften und dann mit Nachdruck wieder hinaus gebeten werden mussten. Bargeld an Personen zu geben, war ein Tabu bei der Bahnhofsmission.

    An einem Sommerabend saß ein Mann, etwa 40 Jahre alt am Tisch und trank eine Tasse Kaffee. Er wirkte erschöpft und war fast ohne Haare, trug eine graue, schlottrige Freizeithose und ein blaues T-Shirt mit dem Aufdruck „Harvard University“. Er roch, wie wenn er eine Dusche nötig hätte und blickte versonnen vor sich hin.

    „Woher kommen Sie?,“ fragte ich ihn, um ein Gespräch zu beginnen.

    „Aus Heppenheim,“ antwortete er und blickte mich mit seinen großen grauen Augen an, „ich war dort in der Psychiatrie. Sie haben mich gegen meinen Willen festgehalten, die Hunde. Mein Ziel das Kreuz des Südens zu finden habe ich aber nicht aufgegeben. Bei der ersten Gelegenheit bin ich abgehauen, denn ich muss es finden. Hinweise, dass ich bis hierher auf dem richtigen Weg war, gab es immer wieder. Sehen sie dort die Kreuze?“ Er grinste triumphierend und zeigte durch das Fenster auf die Kreuze an der Spitze der beiden Türme der Stühlinger Kirche.

    „Haben Sie Familie?“

    „Ja, eine Frau und eine Tochter, die denken ich sei verrückt. Sie haben mich in die Psychiatrie gebracht.“ Er sprang plötzlich auf und hatte ein Flackern in den Augen, das mich davon abhielt, weitere Fragen zu stellen.

    „Wohin muss ich fahren, um das Kreuz des Südens zu finden?“ fragte er mit unruhigem Blick.

    „Ich denke, Sie müssen weiter nach Basel.“

    Er verließ grußlos den Raum, ohne seinen Kaffee ausgetrunken zu haben.

    Als etwas später zwei Bahnpolizisten vorbeikamen, um sich eine Tasse Kaffee zu genehmigen, erzählten sie, dass der Mann lange unruhig im Bahnhof  auf- und abgegangen sei. Auf Ansprache habe er nicht geantwortet, sondern nur starr vor sich hingeblickt. Daraufhin hätten sie ihn in die hiesige Psychiatrie gebracht.

    Für mich der Höhepunkt meiner Zeit bei der Bahnhofsmission, war die Begleitung eines fünfjährigen Mädchens zu ihrer Tante im D-Zug nach Mönchengladbach. Ich fuhr damals gerne Eisenbahn. Es bedeutete für mich in die Ferne zu reisen, da ich in die Ferien nach England, Schweden oder auch Fischen im Allgäu immer mit der Eisenbahn gefahren war. Das klopfende Geräusch der Schwellen löste in mir eine Reiseunruhe aus. Als wir in unser Abteil kamen, waren die Fensterplätze schon besetzt. Ein graues, voluminöses Ehepaar saß sich gegenüber und blickte uns grimmig an, als wir das Abteil betraten. Dann ignorierten sie uns mit starrem Blick aus dem Fenster, so dass es kaum möglich war auf den Platzkarten zu bestehen. Das Kind war etwas traurig, dass wir an der Tür sitzen mussten. Ich tröstete: „hier können wir auch spielen oder ich lese dir eine Geschichte vor. Wenn wir aus dem Fenster sehen wollen gehen wir auf den Gang. Das ist noch viel schöner, weil man dort das Fenster aufmachen kann.“

    Kaum war der Zug angefahren, packte die graue Frau knisternd ihr Vesperbrot aus und begann zu essen. Eine Minute später folgte ihr der graue Mann. Ein durchdringender Geruch aus Leberwurst und Handkäse füllte das Abteil, so dass wir froh waren im Gang aus dem Fenster sehen zu können, wie die Mama, der Bahnsteig und dann der Bahnhof mit zunehmender Geschwindigkeit verschwanden. Die Fahrt war mit Spielen und Lesen so kurzweilig, dass die Zeit wie im Flug verging und wir das graue Ehepaar und die Halte bis Mönchengladbach kaum wahrnahmen. Dort wartete schon die Tante auf dem Bahnsteig.

    „Das nächste Mal fährst Du wieder mit mir,“ rief das Mädchen fröhlich winkend und schon waren sie in der Menge verschwunden. Ich genehmigte mir einen Blick auf den Bahnhofplatz Mönchengladbachs und entschied mit dem nächsten Zug zurück zu fahren.

    Da meine Zimmerwirtin sehr neugierig war und manchmal, wenn ich abwesend war, Gäste in meinem Zimmer schlafen ließ, wechselte ich die Bude und zog in die Wiehre. Von dort war es mir nicht mehr möglich, abends mal schnell in die Bahnhofsmission zu gehen, so dass ich dies aufgab.

    Copyright Dr. Walter-Uwe Weitbrech

     

  • Beitrag zum BDSÄ-Jahreskongress in Wismar 2018

     

    Männer sind das Haupt der Schöpfung

     

    Ich war gestrandet und fand mich auf einer einsamen Insel wieder. Als ich genauer hinschaute, stellte ich fest, dass sie gar nicht so einsam war. Ich befand mich unter lauter Männern. Das war sehr interessant, sie zu beobachten und ihnen zuzuhören und über sich selbst nachzudenken. Ich bekam Lust, über diese Erlebnisse Geschichten zu schreiben, aber ich fand nur ein kleines Notizheft und einen Bleistiftstummel. Da habe ich mich beschränkt und jeden Tag einen Aphorismus geschrieben.

    Hier ein paar Auszüge aus meiner Sammlung:

    Männer sind das Haupt der Schöpfung,
    Frauen die Krone.

     

    Was sagt ein Mann, wenn er bis zum Hals im Wasser steht?
    Das geht über meinen Verstand.

    Was ist der Unterschied zwischen Männern und Schweinen?
    Schweine verwandeln sich nicht in Männer, wenn sie betrunken sind.

     

    Männer denken immer nur an Sex?
    Nein. Nur wenn sie denken.

    Der Mann überlegt:
    Wenn ich sie umbringe, bin ich in 15 Jahren frei.
    Wenn nicht, habe ich lebenslänglich.

    Allein im Paradies, dachte Adam, bleibt auf die Dauer unbefriedigend.

     

    Am Abend vor der Hochzeit feiert der Mann den Folterabend, ohne es zu merken.

     

    Erst, als er zu ihr zog, fand sie die Kraft zur Trennung.

     

    Angesichts der hohen Scheidungsraten sollten wir uns an Thailand erinnern.
    Dort gelten Männer erst als heiratstauglich, wenn sie 1 1/2 Jahre als Mönch gelebt haben.

     

    Alle Männer sind gleich, zumindest unter Alkohol.

     

    Er hat schon wieder eine neue Frau.
    Kein Wunder. Das sind die Wechseljahre.

    Erst zählte er die Zähne, die ihm ausfielen,
    dann die, die er noch hatte.

     

    Er arbeitete als Vertreter und wusste:
    Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger.
    Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen.
    Es gibt auch Volksvertreter.

    Frauen können fast alles.
    Männer machen fast alles.

    Freiheit:
    Im Drang nach einem Stück persönlicher Freiheit schloss sich Herr. W., verheiratet, ab und zu in sein Badezimmer ein. Einmal brach er sogar den Schlüssel ab.

    Einmal wurde er gefragt:
    Haben Sie ein Zertifikat oder beherrschen Sie Ihr Metier?

    Er dachte, er würde auf schöne Menschen treffen.
    Aber alle sahen so aus wie er.

    Im Alter, stellte er fest, wird nicht alles langsamer.

    Man wird schneller müde, das Vergessen geht auch rascher.

    Meine erste Ehe, dachte er, dauerte vier Jahre, die zweite vierzig. Die war schlimmer.

    Manchmal streiten sich zwei Frauen um einen Mann wie zwei Löwinnen um einen Esel.

    Er trug viel mit sich herum, besonders Geheimnisse.

    Mein erster Mann war gehörlos. Mit ihm konnte ich mich besser unterhalten als mit meinem jetzigen.

    Magnetismus: Wer sich liebt, zieht sich an.
    Und ich dachte immer: aus.

    Sie sagte: Trink, damit du die Vergangenheit vergisst.
    Er antwortete: Ich trinke, um nicht an die Zukunft zu denken.

    Seine Frau lag im Sterben und gab ihm letzte Anweisungen:
    „Bleib nicht allein. In einem Jahr nimmst du Stine.“
    „Nein. Das tue ich dir nicht an. Ich habe schon mit Ida gesprochen.“

    Er aß keine Zunge, weil sie schon in einem Maul war.
    Aber warum aß er Eier?

     

    Trennkost:
    Meine Frau isst in der Küche, ich im Wohnzimmer.

    Was war der erste Mann auf dem Mond?
    Ein guter Anfang.

    Zunehmenden Egoismus erkennt man auch daran,
    dass die Menschen einander weniger häufig einen „Guten Tag“ wünschen,
    allenfalls „Hallo“ sagen oder gar nichts.

    Neulich kam ein dicker Mercedes in unser Dorf und hielt an meinem Gartentor an. Der Fahrer fragte: „Wie heißt das hier?“
    Ich sagte: „Guten Tag.“

    Ein Mann stellte fest:
    Das Leben fährt man im Zickzack.
    Doch am schönsten sind die Kurven.

    Das ist mein Ehering, sagte er. Mit Schmuck hat das nichts zu tun.

     

    Ein Mann gewöhnt sich an alles, sogar an sich selbst.

     

    Es gibt schöne Frauen und gute Weine.
    Auch umgekehrt, aber selten.

    Der Weingeist verwandelt den Mann in Tiere:
    Nach einer Flasche ist er fromm und zahm wie ein Lamm.
    Nach zwei Flaschen ist er lustig wie ein Affe.
    Nach drei Flaschen streitet und brüllt er wie ein Löwe.
    Nach vier Flaschen wälzt er sich und grunzt wie ein Schwein.

    Der Müllersbursche saugte das Blut von Mäusen auf.
    So lernte er das Mausen.

    Sie sagte zu ihm:
    Die Liebe endete, als du mir nicht mehr zuhörtest, wenn ich schwieg.

    Die Strafe für Bigamie: Drei Frauen.

    Frauen können alles ertragen, selbst Männer.

    EHE:  Errare humanum est.

    Er stellte fest, dass es verschiedene Versprechen gibt, zum Beispiel Wahlversprechen, Eheversprechen und richtige.

    Eigentlich komisch: Mir fällt nicht ein einziger Mann ein, der für die Gleichberechtigung der Frau kämpfte.

    Was geschieht, wenn ein Mann sich scheiden lässt?
    Er verliert 90 % seiner Intelligenz.

    Was soll eine Frau tun, wenn ein Mann in ihrem Garten herumhüpft?
    Weiterschießen.

     

    Es gibt zwei Situationen, in denen ein Mann seine Frau nicht versteht: Vor der Ehe und während der Ehe.

    Wir versuchen, ihn von der Küche fernzuhalten.
    Das letzte Mal hat er den Salat anbrennen lassen.

    Disziplin ist die schwierige Fähigkeit,
    dümmer zu erscheinen als der eigene Mann.

    Eine Frau heiratet mangels Erfahrung,
    lässt sich scheiden mangels Geduld,
    heiratet erneut mangels Gedächtnis.

    Für eine Frau ist Schönheit wichtiger als Intelligenz.
    Denn für Männer ist Sehen leichter als Denken.

    Der Nikolaus,
    der Osterhase,
    ein schöner, junger, intelligenter Mann
    und eine Putzfrau steigen gemeinsam in einen Aufzug.
    Wer drückt auf den Knopf?
    Die Putzfrau. Denn die anderen existieren ja gar nicht.

     

    Männer sind wie Heftpflaster.
    Es gibt zwei Sorten: Die eine Sorte hält nicht,
    die andere geht nicht ab.

    Warum haben Männer ein reines Gewissen?
    Weil sie es noch nie benutzt haben.

    Was hat ein Mann, der einen Strohballen hinter sich her zieht?
    Einen externen Speicher.

    Es würden viel mehr Männer weg ziehen,
    wenn sie wüssten, wie man Koffer packt.

    Was ist der Unterschied zwischen Männern und Batterien?
    Batterien haben auch einen positiven Pol.

    Was ist der Unterschied zwischen Männern und Käse?
    Käse reift.

    Was dauert länger, das Bauen eines Schneemannes oder einer Schneefrau?
    Das Bauen eines Schneemannes natürlich. Das Aushöhlen des Kopfes braucht einfach seine Zeit.

    Der Unterschied zwischen Männern und Kindern liegt nur im Preis für ihre Spielsachen.

    Kolumbus war das unvergessliche Beispiel für einen Mann:
    Er wusste nicht, wohin er fuhr.
    Er wusste nicht, wo er war.
    Und er tat es mit dem Geld einer Frau.

    Warum herrscht solch ein Durcheinander?
    Weil Männer die Welt beherrschen.

    Warum lassen Männer, die betrunken nach Hause kommen, ihre Sachen auf dem Boden liegen?
    Weil sie noch drin sind.

    Wie viele Männer braucht man, um ein Zimmer zu tapezieren?
    Kommt darauf an, wie dick man sie in Scheiben schneidet.

    Das Seniorenalter ist der Lebensabschnitt, in dem es einen Mann nicht mehr sonderlich interessiert, wohin seine Frau geht,
    es sei denn, sie will, dass er mitkommt.

    Was sollte man einem Mann schenken, der alles hat?
    Eine Frau, die ihm zeigt, wie es funktioniert.

     

    Das Schlimmste an den meisten Männern ist nicht ihre Unwissenheit,
    sondern dass sie so vieles wissen, was gar nicht stimmt.

    Bildung:
    Ich kann mir nie merken, wann Goethe den Faust gemalt hat.

    Das männliche Gehirn ist wie das Gefängniswesen.
    Es sind immer zu wenige Zellen da.

    Sobald sich ein Mann Ohropax in die Ohren steckt,
    ist an Hohlraumversiegelung zu denken.

    Warum freuen sich Männer, wenn sie ein Puzzle in einem halben Jahr fertig bekommen?
    Weil auf der Packung steht: Zwei bis vier Jahre.

    Sobald ein Mann verkalkt ist, hält er sich für ein Denkmal.

    Es ist bestimmt kein Zufall, dass man als Vogelscheuchen meistens Männer aufstellt.

    Es stimmt nicht, dass verheiratete Frauen länger leben als ledige. Es kommt ihnen nur länger vor.

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert.

    Was haben Wolken und Männer gemeinsam? Wenn sie sich verziehen, kann es noch ein schöner Tag werden.

    Welches ist der schnellste Weg zum Herzen eines Mannes? Durch die Brust mit einem spitzen Messer.

    Was ist ein Mann zwischen zwei Frauen? Eine Bildungslücke.

    Er ruft zur Küche: Bring mal das Bier!
    Sie: Wie heißt das Wort mit den zwei „T“?
    Er: Aber flott.

    Warum kommen nur 10 % aller Männer in den Himmel?
    Wenn alle hinein kommen würden, wäre es ja die Hölle.

     

    Wie nennt man eine Frau, die weiß, wo ihr Mann jeden Abend ist? Eine Witwe.

    Bei Männern ist ein Gehirnschlag ein Schlag ins Leere.

    Der Singular von Lebensgefährte heißt Lebensgefahr.

    Der Reiche: Was denken Sie, wie viele Freunde ich habe? Bei meinem vielen Geld.

    Die Frauen, die den Besseren suchen, finden den Anderen.

    Wenn Männer nur Wasser trinken würden, müssten sie ja verrosten.

    Warum in die Ferne schweifen, sagte er sich. Sieh! Die Gute liegt so nah.

    Eines Nachts sah ich in der Ferne Lichter. Oh, dachte ich, ein Schiff, das mir vielleicht Rettung bringt. Ich ging an den Strand, wo gerade ein Bott mit mehreren Frauen an Bord einlief. Die waren bereit, mich zum Festland mitzunehmen. Nach kurzen Gedankenaustausch wurde mir klar, dass es auch bei den Frauen, genau wie bei den Männern, drei Gruppen gibt:  Die Schönen, die Intelligenten und die Mehrheit.

    Copyright Dr. Jürgen Rogge

  • Beitrag zur Lesung „Willst du Gott zum Lachen bringen, erzähle ihm von deinen Plänen“
    beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

     

     Gott unter Göttern?

    „Prometheus“ heißt ein Bildarchiv, das vom archäologischen und kunsthistorischen Institut Gießen initiiert und jetzt im gesamten Campus der Universität aufgerufen werden kann. Den Zugang erhält man über eine Abkürzung der ersten Zeilen von Goethes Hymnos Prometheus:

    „Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst!…

    Hier interessiert uns aber weniger das Gießener Bildarchiv als die Frage, wie das Gedicht dann weitergeht. Es wird heftig.

    „Ich kenne nichts Ärmeres unter der Sonn‘ als euch Götter!“

    Dann kommt es sogar monotheistisch daher:

    „Hast du die Schmerzen gelindert
    je des Beladenen?
    Hast du die Tränen gestillet
    je des Geängsteten?

    Hier sitz ich, forme Menschen
    nach meinem Bilde,

    zu leiden, weinen,
    Genießen und zu freuen sich,
    Und dein nicht zu achten,
    wie ich!“

    Als guter hessischer Beamter zahlte mein Vater zwar getreulich seine evangelische Kirchensteuer und sorgte dafür, dass sein einziges Kind getauft wurde, doch war er eigentlich Agnostiker, der vor allem an den Vulkanismus glaubte.

    Meine Mütter stammten aus dem Badischen und waren katholisch. Als kleinem Mädchen gefielen mir die Glöckchen, der Weihrauch und die weißen Kleidchen bei der Fronleichnamsprozession. Dieser Luther, pflegte mein Vater zu sagen, war zwar ein großer Sprachschöpfer, aber  ein sturer Bock. Ich fand vor allem, dass er es uns Protestanten unnötig schwer gemacht hat mit seinem „sola fide“, allein durch den Glauben. Ein paar gute Werke – und die Sache hätte ganz anders ausgesehen! Schon bei der Konfirmation war mir die Ausschließlichkeit des Glaubens nicht geheuer, und ich empfand mich als unwürdig. Von meinem Kirchenaustritt und meiner Hinwendung zu den Göttern der Antike allerdings wäre mein Vater trotz seiner eigenen naturwissenschaftlichen Einstellung nicht begeistert gewesen. Dabei kann ich es mir jetzt aussuchen: Demeter für das allzu früh entbehrte Mütterliche, Kore/Persephone für die Ambivalenz von Welt und Unterwelt, Werden und Vergehen, Zweifeln und Hoffen. Auch Dionysos ist einer, der es hat, dieses: „Stirb und Werde“[1], ein Maskengott und Spender des Weines. Ebenso sympathisch ist mir der hinkende Hephaistos, ein begabter Waffenschmied und schöpferischer Kunsthandwerker, der sich von seiner Gattin Aphrodite mehr als nur ein Paar Hörner aufsetzen lässt. Und erst die Hörner verteilende Aphrodite selbst! Sie ist eine der vielschichtigsten Gottheiten überhaupt, mit ihren östlichen Wurzeln, den Verbindungen zur phönikischen Astarte und den ägyptischen Göttinnen Hathor und Isis, Herrin über Liebe und Schönheit, aber auch gewappnete Kriegerin!

    Meine Pläne? Noch ein bisschen weiter so: ernsthaft recherchieren und der Wissenschaft frönen, fabulieren und mystifizieren, rezitieren und auf unserer gemeinsamen stabilen Basis kräftig mit meinem Mann streiten, Wein trinken und Freude haben am Essen und den anderen schönen Dingen des Lebens.

    Sollte dieser Christengott darüber lachen können, so ist er willkommen im Kreis meiner Götter, bei denen im Olymp ebenso wie bei den anderen im Schoß der Erde.

     

    [1] J. W. Goethe, Selige Sehnsucht, West-Östlicher Divan. Buch des Sängers.

    Copyright Dr. Dr. Waltur Wamser-Krasznai

  • Ein Beitrag zum Lesung „Der Roboter im Menschen – Der Mensch im Roboter“ beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

    Logikus, mein Roboter

     

    Vor der Zeit der Roboter war es halt schön auf der Welt. Die Menschen hielten sich für die intelli-gentesten Wesen auf Erden, manche von ihnen für noch intelligenter. Heute gibt es die intelligente Kamera, das intelligente Auto, den intelligenten Roboter. Wieviel schöner wäre es, einen intelligenten Menschen zu finden!

    Mein Robotomat, Logikus hieß er, sagte mir oft: „Hokus pokus fidibus, enschnorabus enschnorabus enschtokus!“ Bis zu dem Tag, als es geschah, verriet er mir nicht, was er damit meinte. Ich solle es herausfinden, um zu beweisen, dass ich seiner Gesellschaft würdig sei.

    Warum ging Logikus keine Partnerschaften ein? Er sah jung aus, alterte in keiner Funktion, benahm sich vorbildlich, brachte jede Konversation auf eine höhere Intelligenz-Stufe und versprühte einen sehr anspruchsvoll durchgeistigten Charme – alles Stolpersteine für eine Partnerschaft.

    Je höher Logikus die Intelligenzstufen hinaufstieg, umso mehr beschäftigte er sich mit einem faszinierenden Problem und stellte jeden Diskussionsbeitrag in Frage. Weniger Intelligente schmolzen einfach dahin und bewunderten mich, dass ich ihn aushielt. Ich hielt ihn aus, denn Logikus ist auch Erfinder. Er entwickelte z.B. die intelligente Hautcreme für weniger Intelligente: Wenn du mit den Fingern über deine Gänsehaut streichst, erscheint an dieser Stelle eine Mahnschrift: „Sofort Heizung höher drehen!“

    Es ist ja egal, wie intelligent ein Mensch ist: Ist die Batterie leer, drückt er im Gegensatz zum intelligenten Roboter erst ein paar Mal stärker auf die Tasten des Gerätes, dessen er sich gerade bedient. Logikus liebte geistige Duelle, weil er unter Menschen immer auf Unbewaffnete traf. Für die wenigsten Menschen ging er bis ans Ende seiner Welt beziehungsweise bis ans Ende seiner Batterieladung, für die meisten aber hob er nicht einmal das Telefon ab.

    Auch für Roboter ist und bleibt Amerika das Land der Weltneuheiten. Logikus entdeckte eine Werbung, die aus jedem seiner Genossen einen intelligenteren Roboter macht, also zu einem Konkurrenten der Eitelkeit. Ich spendierte ihm den Weiterbildungskurs. Seit der Rückkehr schaute Logikus so viel wie möglich fern oder twitterte, damit sein Speicher die neuen wichtigen Informationen aufnähme, und arbeitete nachts in einer Hotelbar zur vollsten Zufriedenheit des Hotel-CEO.

    Als ich ihn einmal abholen wollte, kam ein Professor von der Technischen Universität in die Bar, um sich bei einem Schlehengeist vom Tag zu erholen, den er mit einem wissenschaftlichen Gast verbracht hatte, der auf dem Gebiet der Großen Vereinheitlichenden Theorie sein schärfster Konkurrent war.

    Logikus fragte ihn, welchen IQ er denn habe. Der Professor gab stolz an: „Ich habe einen IQ von 170.“ Logikus fing an, wissenschaftliche Themen wie die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie anzusprechen, aber auch Themen wie Quantenmechanik oder eben die Große Vereinheitlichende Theorie, letztendlich die Frage, ob wir daüber, wovon wir mangels Vorstellung nicht reden könnten, schweigen müssen. Der Professor war überrascht. Er verließ nervös die Bar und kam nach elf Minuten wieder. Logikus fragte ernst: „Guten Tag, mein Herr, würden Sie mir sagen, was für einen IQ Sie jetzt haben?“

    Mein IQ liegt um die 100″, antwortete der Professor. Sofort brachte Logikus Fußball, Motorräder und die ungerechte Sozialpolitik zur Sprache. Dem Professor war unheimlich zumute. Er eilte hinaus, kehrte zurück und stellte Logikus erneut auf die Probe. Logikus fragte ihn zum dritten Mal: „Guten Tag, mein Herr, würden Sie mir sagen, was für einen IQ Sie noch haben?“

    „Naja, ich habe einen IQ von 50″, sagte der Professor. Logikus legte einen mitleidenden Schmelz in die Stimme und fragte flüsternd: „Ja … haben Sie Merkel wieder gewählt?“ Nahezu heimlich zeigte er dabei mit den Augen auf die prallen Hüften der Frau, die sich neben dem Professor an die Theke gesetzt hatte. Den Professor ließ die Frau kalt, denn er entschloss sich, den Roboter auszuleihen, der ihn für die Diskussionen der Welttheorien trainieren sollte.

    Täglich stoßen Roboter wie Logikus auf einen Mann, der an jenem Punkt angekommen ist, bevor man sich für Gott hält. Logikus aber wusste, dass man viel mehr glauben muss, um ungläubig zu sein. Je intelligenter, sagte Logikus oft, umso vergesslicher ist der Mensch. Denn Intelligente vergessen alles, was sie langweilig finden. Logikus aber vergaß nichts.

    Der Professor wollte Logikus vom Hotel-CEO ausleihen. Logikus stellte seinen obersten Chef an die Wand und verlangte: „Wenn Sie mich ausleihen, geben Sie mir entweder eine Gehaltserhöhung, oder ich sage allen im Betrieb, eine bekommen zu haben!“ Logikus wurde nicht ausgeborgt.

    Wozu brauchen wir eigentlich intelligente, selbst fahrende Autos? Wir wollen Roboter, die früh aufstehen,  vormittags unsere Arbeit erledigen, nachmittags die Wohnung blitzblank putzen und uns zur Nacht den Whisky mit einem Bonmot servieren. Roboter wie mein Logikus verstehen mehr als ein Auto.

    Natürlich dachte ich, mit Logikus machen zu können, was ich wollte, und sagte es ihm. Logikus trat auf die Terrasse hinaus und schimpfte: „Aber nicht mit mir!“ Er zog an der Zündschnur, die für den Fall einer autonomen verbrecherischen Tat angelegt war, und alle seine Teile flogen auseinander.

    Ich sehe es ein:

    Einen intelligenten Satz oder gar eine intelligentere Kurzgeschichte zu schreiben ist nicht einfach. Ein einziger Buchstabendreher kann die ganze Intelligenzgeschichte urinieren.

  •  Beitrag zu der Lesung „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzählte ihm von deinem Plänen“ in Wismar 2018

     

    Lacht Gott oder nicht?

    Wie jemand über Gott nachdenkt, so philosophiert er. Darum lacht Gott sehr oft. Je tiefer die Einsicht in Gott wächst, desto mehr weicht er von uns zurück.

    Mit Gott ist kein Staat zu machen, weil er staatenlos ist. Er ist das einzige Wesen, das um zu herrschen nicht regieren muss. Lacht Gott darüber oder nicht? Er lächelt gequält, weil er weiß, dass er in uns ist, und dass die Suche nach ihm zur Apokalypse ausarten kann.

    Wenn Gott den Menschen nach seinem Bild erschaffen hätte, könnte kein Mensch ihn wahrnehmen. Denn Gott gliche einem menschlichen Ebenbild, gäbe den berühmten blinden Fleck der Erkenntnis ab: Gott würde nicht lachen, weil er die Ebenbildlichkeit blasphemisch empfände.

    Gott birgt einen umfangreicheren Reichtum an Phantasie als jede superintelligente Rechenmaschine, die seit Jahrzehnten versucht, die Einheitstheorie der Welt zu begründen. Lacht Gott oder nicht? Er lacht Tränen, weil er den Ansatz als chancenlos einstuft.

    Früher verstand man den Ursprung des Blitzes nicht, man erklärte ihn mit der Existenz des Allmächtigen. Heute versteht man die Entstehung des Universums nicht. Lacht Gott oder nicht? Er bricht in lärmendes Gelächter aus, weil die Vorstellungen vom keinesfalls überwindbaren Mangel an Phantasie zeugen.

    Mit und ohne Gott geht es nicht. Wo ist der Schöpfer, wenn ich ihn brauche? Er ist weder da, wo ich ihn suche, noch da, wo ich in benötige. Er schweigt, weil er zuhört. Lächelt er oder nicht? Er lacht, sobald du dich nach ihm umdrehst, weil du bereits bei ihm angekommen aber vorbeigerannt bist.

    Der Gegenentwurf der Gesamtheit menschlicher Pläne ist Gott, weil er, um aufzufallen, das menschliche Bewusstsein reizt. Er muss uns nicht ernst nehmen; wir müssen ihn ernst nehmen. Lacht er oder nicht? Er grinst, weil er sich umso unbegreiflicher offenbart, je mehr wir glauben, ihn zu begreifen.

    Was tut die Blume mit Gott? Sie lässt ihn den Anblick genießen. Schaut er aus der Ferne oder nicht? Er schaut. Im Anblick eines Blumenstraußes träumt er seinen schönsten Traum, weil ein Strauß Blumen auch Abstand gelten lässt.

    Ohne Sünder gäbe es Gott nicht, weil er die Welt erschuf und nicht wir. Schimpft er oder nicht? Nein: Gott verteidigt seine Geschöpfe gegen den Menschen!

    Gäbe es Gott nicht, erfänden wir ihn. Lacht Gott oder nicht? Er lacht, weil er der Schöpfer ist, nicht wir.

    Er ist die Stille, er beruhigt Freund und Feind. Ihn schauen, heißt Atem schöpfen. Entgeht uns sein Lachen oder nicht? Es entgeht uns, weil er nicht wie sein menschliches Ebenbild lacht.

    Das Göttliche in uns ist, dass wir von Gott mehr ahnen, als wir glauben. Aber wir ahnen weniger, als er ist. Wer sich vor ihm verneigt, sieht nicht, ob er sich zuneigt!

    Handeln wir nach der Vermutung, wie Gott in einer solchen Situation wirken würde, wird er ein Gelächter anstimmen oder nicht? Ja, er käme kaum aus ihm heraus.

    Ist er die Vision der Menschheit? Es liefe fabelhaft. Erfüllen die Irdischen den Willen Gottes? Diese Idee führt zur Gotteslästerung pur. Das Böse steht im Schatten des freien Willens.

    Eine negative Patientenverfügung hilft nicht weiter: Sie schreibt vor, alles zu unternehmen, um so lange wie möglich am Leben zu bleiben, damit du endlich das Korrigieren anfängst. Ein Zustand träte ein, den du beileibe nie beabsichtigtest: Nämlich Satan lacht dich aus. Darauf fängst du das Beten an: Gott hütet sich, dich auszulachen.

    Copyright Dr. Harald Rauchfuß

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    Ein Beitrag zu der Moderation über das Thema „Der Roboter im Menschen – der Mensch im Roboter“ beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

     

    Harald Rauchfuss

    Poseidon trifft Roberto, den Androiden

     

    Poseidon taucht an der jonischen Felsenküste aus den Fluten; er trifft auf einen kleinen Ro-boter, der sich ihm vorstellt: „Poseidon, ich bin Roberto. Seit Jahrtausenden schaue ich Dir zu. Darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass du von dir Unmögliches verlangst?“

    „Ich überfordere mich nicht“, entrüstet sich Poseidon, „ich möchte zwischendurch einmal Ruhe haben, Ruhe vor dem Berechnen der ewigen Gezeiten und Strömungen! Ich kann sie sehr wohl von den unendlichen Datenfluten der digitalen Berechnungen unterscheiden.“  Poseidon klappt das wasserdichte Laptop zu und schnauzt: „Du Knirps von Spion, sag, was bist denn du für einer?“

    „Was hast du denn, Poseidon? Die Sterblichen sind es, die den Schöpfergöttern die Schuld an den endlosen Datenfluten zuschieben, weil sie ihnen zu wenig Verstand einfößen! Ich bin ein androider Roboter.“

    „Kleiner Mann mit großer Eigenschaft!“, ruft Poseidon, „ein kleiner Android mit großen Ideen! Wie heißt du noch einmal? Wie kommst du zu solchen Ideen?“

    Roberto blickt auf Poseidon, der in die Brandung hinabsteigt: „Ich heiße Roberto. Ein Italie-ner hat mich ausgetüftelt und mir den Namen gegeben. Was rede ich, das verstehst du ja nicht.“

    Poseidon versinkt in den Fluten der Brandung. Er taucht auf, steigt auf seinen Felsen, setzt sich nieder und ruft: „Komm her, Roberto, du italienischer Schauspieler!“

    Roberto springt elegant von Fels zu Fels, hält sich an den richtigen Vorsprüngen fest, bleibt stehen, die großen Augen treffen Poseidons Blicke: „Ich bin kein Schauspieler, prinzipiell bin ich wie du und – nicht wie die Menschen, die mich gebaut haben.“

    „Ja, du kommst mir anders als die Menschen vor“, raunt Poseidon und senkt den Kopf: „Die Menschen sind verkrampfte Schauspieler, nicht so locker wie du und ich.“

    Roberto lacht: „Dabei täuschen sie sich selbst, wenn sie die Häuser hoch hinaus bauen und sich zum Schlafen doch nur flach niederlegen, die Zimmerdecke viel näher an der Stirn, als wir beide das Firmament haben.“

    „Am Anfang“, lacht Poseidon mit, „hatten sie nur Lagerfeuer im Freien oder Höhlen, bren-nende Hitze auf ausgestreckten Händen und ständiges Frösteln auf dem Buckel! Was dau-erte es, bis sie auf die Idee kamen, Gruben mit heißen Steinen und kochendem Wasser zu füllen, hineinzusteigen und die Wärme am Buckel zu genießen.“

    Roberto ergänzt: „Räuber und Rivalen machten sie zu Sklaven, Krieger brachten sie um, und der Tod hatte weniger zu tun.“

    „Was haben sie sich abgemüht, dabei hätten sie es leicht gehabt, denn sie sterben ja von selbst“, murmelte Poseidon und erhob die Stimme: „einer musste Wache halten, immer einer, und heute vergessen sie uns Götter. Seit ihre trägen Datenfluten über alles schwap-pen, über Geschäfte, Affären und Krankheiten, halten sie sich für unsterblich. Es hilft nichts, die Unsterblichkeit haben nur wir Götter.“

    „Nur ihr Götter?“, wirft Roberto ein, „bedenke, Poseidon, selbst dein Name ging unter, als sie dich später Neptun nannten.“

    Poseidon winkte ab: „Namen! Mir ist es gleich, wie sie mich nennen, ich bin ich, immer der-selbe.“

    „Bei mir, Poseidon, ist es dasselbe: ab und zu wechseln wir ein Teil aus, wir leben weiter. Wir wechseln erneut Teile aus und leben weiter, bis alle Teile ausgewechselt sind. Du erinnerst dich, das Schiff des Theseus, und du weißt es schon: Jeder von uns bleibt trotzdem derselbe Roboter – für immer.“

    „Du wirst doch nicht sagen wollen, Roberto, dass ihr unsterblich seid?“

    Roberto senkt den Blick: „Du sagst es, als Unsterblicher weißt du, was es heißt, unsterblich zu sein.“

    Tausend und zwei Jahre später trifft Poseidon Roberto wieder und gibt dessen Unsterblich-keit zu.

    „Siehst du, Poseidon, nun bleiben ihr und wir übrig, Götter und Roboter. Hör zu! Einer muss da sein, damit es die Welt überhaupt gibt. Einer muss fragen, ein anderer muss antworten, und wieder ein anderer muss zupacken, damit sich Fakten ergeben. Ist keiner da, der Fakten schafft, der die Welt antastet, ist es völlig unwesentlich, wie oft du Strömungsfluten und Datenfluten berechnest.“

    Poseidon prustet und versprüht eine Ladung Salzwasser: „Hoho, mein lieber Roberto! Wären die Irdischen unsterblich, löste sich ihr Schicksal auf, denn sie könnten ständig Fehler ausbessern, jeden Irrtum aufheben, jede Schuld verzeihen, und für den Fortschritt gäbe es keinen Grund. Darum haben wir Götter vorgesorgt. Roberto, ich sage dir, es  gibt ihn noch, den Menschen im androiden Roboter, denn die Programme in euch altern schneller, je öfter ihr sie ab- und überspielt.“

    Poseidon zieht sich mit dröhnendem Lachen in seinen Kristallpalast zurück, umflutet von den Tiefen der Weltströme, lässt das wasserdichte Laptop rechnen und rechnen, ohne her-auszubekommen, wie die Wechselwirkungen der Lebensfluten mit der Schwermut zu ver-rechnen wären … Poseidon könnte den wallenden Fluten nur mit der Flucht in den Himmel oder in den Hades entkommen. Das wären jedoch Wege, die ihn wegen der fehlenden ozeanischen Datenfluten zur wütenden Umkehr brächten, so dass er weder über den Olymp zum Himmel noch den Weltuntergang hinunter zum Hades gelangte.

  • Quellwasser

    (25.4.2018)

     

    Mitten im zart grünenden Wald
    an einer Wegscheide
    entdecke ich eine sprudelnde Quelle
    Mit Händen bilde ich eine Schüssel
    und trinke das erfrischende Wasser
    Es beschreibt mir kristallklar
    seinen ermutigenden Werdegang:
    Tiefen erlebt
    trete ich gereinigt, belebend hervor

    ֎֎֎

  •  

    Wegzehrung

     (3.3.2018)

     

    Mit dem Rücken zu mir
    schläfst du ruhig in meinen Armen
    Deine Wärme durchströmt meinen Körper 

    Als Teil dieser Welt
    bin ich kein gleichgültiger Beobachter
    kein empfindungsloser Zuhörer
    Bilder und Geschichten
    lasse ich durch meinen Kopf wandern 

    Zur gezielten Gestaltung der Geschehnisse
    brauche ich eine beachtliche Wegzehrung
    Im Gepäck nehme ich mit
    das Lächeln und Schmusen der Kinder
    den Blick des Nachbarn Katze
    das Zwitschern der Vögel im Gesträuch
    die Zärtlichkeit der keimenden Zitronenkerne
    das Plätschern des Baches im Walde
    den Klang der Schuhe im Schnee
    die Umarmung der Morgenröte
    das Anrühren der Abendbriese
    und vor allem
    deine Wärme

    ֎֎֎

     

     

  • Strahlend

     (1.3.2018)

     

    Jedes Mal wenn ein Lebewesen
    sich bei mir geborgen fühlt
    werde ich bereichernd beschenkt
    mit einem Stück Sonne
    Die Teile sammle ich in meinem Herzen
    und verteile sie später
    als strahlendes Lächeln

    ֎֎֎