Autor: Helga Thomas

  • Beitrag zur Lesung „Wenn die Liebe ruft“ beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

     

    Wenn die Liebe ruft

     

    Wenn die Liebe ruft…
    Wo ruft sie?
    Wann?
    Durch wessen Mund?

    Ist es die Liebe
    die niemals blühte?
    Niemals Früchte trug?

    Ist es dein Du
    immer gesucht
    niemals gefunden?

    Dein ungeborenes Kind?
    Dein unbekannter Bruder?
    Die Mutter
    die dich früh verlor
    oder du sie?

    Es ist gleich
    wer ruft
    und wo und wann –
    öffne dich dem Ruf
    und gib ihm Antwort

    21.4.2018

     

    Der Ruf
    der Liebe
    ist wie der Ruf
    des Kuckucks der
    im fernen Land
    die Frühlingsgöttin weckt
    Schnee Dunkel
    Und Kälte vergehen
    Keime dringen ans Licht

    Wenn die Knospe sich entfaltet
    die Liebe wie eine Blume erblüht
    ist vergessen
    wie alles begann

    10.5.2018

    Copyright Dr. Helga Thomas

  • Beitrag zum BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

    Alltags/gespräche/ plaudereien mit meinem Engel

     

    Heute ist ein wunderschöner Tag, es klirrt zwar vor Kälte, aber die Luft tut gut und der Sonnenschein…! Außerdem probieren wir (meine Ärztin und ich) ein neues Medikament aus, das scheint eindeutig ein Dopingmittel zu sein! Also voller Schwung gehe ich an die Arbeit, ich weiß, ich muss aufpassen, dass ich nicht stolpere vor lauter Schwung, hinfalle und mir irgendwas breche… Dann hätte ich die so oft herbeigesehnte Zeit zum Lesen, aber nicht unbedingt, wie ich es mir wünschte! Deshalb wünsche ich mir oft lieber etwas erst gar nicht. Auch mit meinen Plänen bin ich vorsichtig, ich will meinem Engel nicht damit im Weg stehen. Also, ich nahm mehr in Angriff als vorgehabt… Vorsicht! Nachher bist du erschöpft und dann… dann schlafe ich eben… oder lese… Entgegnete ich mir trotzig.

    Da passierte es schon: iMac, Internet, Online Banking – die Zeit raste mit dem gleichen Schwung, wie ich alles in Angriff genommen hatte. Ich musste irgendwie und irgendwoher fünfzehn Minuten einsparen. Schließlich rief ich meine erste Patientin an. Eine andere hatte ich zuvor angerufen, die kommt aber erst morgen, sie meinte sie drücke mir die Daumen. Die richtige erreichte ich nicht, also beeilte ich mich. Da rief sie zurück, natürlich könne sie 15 Minuten später kommen, wir können aber heute auch nur eine halbe Stunde arbeiten, eigentlich gehe es ihr ganz gut und dann sei es doch auch einfacher abzurechnen!

    Ja, und nun konnte ich viel mehr erledigen als gedacht… Auf dem Weg in die Praxis traf ich zwei Bekannte, über die Begegnung freute ich mich riesig, weil ich nun nicht mehr mit ihnen telefonieren musste und vor allem, nicht mehr dauernd daran denken muss.

    Und nun erlebte ich etwas sehr Lustiges: deshalb schreibe ich überhaupt davon… Meine kleine Hündin machte auf dem schmalen Rasenstreifen am Straßenrand ihren Stink. Als ich die Tüte nahm (heute, weil es so schönes Wetter ist, eine rote aus Zürich und nicht die schwarze aus Lörrach), um es aufzulesen, sagte jemand innerlich zu mir: „Nimm den Kothaufen daneben auch auf.“ Ich stutzte. „Ja, “ hieß es schon wieder „das war nicht dein Hund, aber tu es doch trotzdem.“ Ich dachte, ok, der Umwelt zuliebe… „Nein, nicht wegen der Umwelt, unseretwegen,“

    ???

    „Deine selbstlose Tat gibt uns die Kraft, den Hundehalter zu bestrafen.“

    ???

    „Wie er sich dann schämen wird!“

    ???

    „Noch heute wird er in Hundescheisse treten und fluchen und dann wird er nachdenken und sich schämen!“
Ich musste – wahrscheinlich auch äusserlich – lächeln. Aber… Moment mal, das war doch nicht mein Engel, der sprach nicht so, sprach auch nicht von „wir“. Wer sprach mit mir? „Ist doch egal, wer mit dir spricht, vielleicht ein Ortsgeist, vielleicht andere Elementarwesen. Aber wir handeln nicht eigenmächtig, wir handeln im Auftrag deines Engels.“
Als ich mir vorstellte, dass ich die heutige Hundekot-Erziehungs-Geschichte erzähle, hiess es: “Schreib es auf.“ Jetzt spürte ich die Wärme, wenn mein Engel mit mir in Kontakt tritt. „Schreibe ein Buch!“

    „Ein Buch?“

    „Ein Kapitel in deinem Engelbuch.“

    „Engelbuch?“

    „Du hast es schon.“

    ???

    „Deine Gedichte über und für mich.“

    „Das ist doch kein Buch.“

    „Dann mach eins draus, zusammen mit all den anderen Gedichten, die du geschrieben hast für die, die uns helfen.“

    Ich ahnte, was mein Engel meinte. Ist es ein Auftrag? Ich habe auch schon einen Titel, aber den verrate ich (noch) nicht.

    Copyright Dr. Helga Thomas)

  • Ein Beitrag von Dr. Helga Thomas zum Thema „Der Roboter im Menschen- der Mensch im Roboter“  beim BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

    Warum ich gegen das Visualisieren bin
    Oder: Spiritueller Machtmissbrauch

    Heute wurde mir ein Gedanke geschenkt, einfach so, ich weiß nicht, von wem, er kam einfach angeflogen, wie ein Frühlingsvogel im Morgendämmern.  Ich las im Neuen Testament bei Matthäus (im Zusammenhang mit der Versuchung): „Da entrückte ihn der Widersacher in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach: Bist du der Sohn Gottes, so stürze dich in die Tiefe. Denn es heißt in der Schrift:“Seinen Engeln hat er dich anbefohlen, und sie werden dich auf ihren Händen tragen, so dass dein Fuß an keinen Stein stößt.“ Jesus sprach: Es heißt aber auch:“Du sollst die göttliche Macht, die dich führt, nicht deiner Willkür dienstbar machen.“

    Wie oft hätte ich diese Worte doch schon als Entgegnung gebrauchen können! Wieso sind sie mir nie eingefallen? Ich kenne den Text doch seit meiner Kindheit! Es geht z.B. um Parkplatzsuche, d.h. eben nicht Suche, der Parkplatz wird auf geistigem Wege einfach bestellt. Man steigt ins Auto und sagt seinemEngel, dass man da und da um die und die Zeit einen Parkplatz braucht. Der Fachausdruck dafür heisst: VISUALISIEREN! Man stellt sich möglichst konkret seinen Fahrweg vor bis zu dem Ort, wo einen dann ein leerer Parkplatz erwartet. Das Visualisieren kenne ich, aber nicht, weil ich mir einen Parkplatz bestellen will, sondern damit ich ja nicht vergesse, wohin ich jetzt fahren soll bzw will. Ich und mein Auto sind Gewohnheitstiere, wir fahren am liebsten den vertrauten, gewohnten Weg…. Aber leider führen nicht alle Wege nach Rom, bzw dorthin, wo ich erwartet werde.

    Mehrere Freunde, Bekannte, auch einige meiner Patienten schwören auf die Methode. Mir gefällt sie nicht (auch wenn ich gerne das Parkplatzsuchen vermeiden möchte), es ist mir zu manipulativ, zu egoistisch, ich empfinde es als spirituellen Machtmissbrauch!

    Ich entschloss mich, darüber zu schreiben (dann kann ich nächstes Mal, statt blöd und verstummt dazusitzen oder stammelnd nach Worten zu suchen, einfach mein kleines Essay überreichem). Da hatte ich ein Aha! Das wäre doch ein Text für Dietrich Weller, für  den diesjährigen BDSÄ-Kongress. Die Lesung, die er moderiert, trägt den Titel: „Der Mensch im Roboter, der Roboter im Menschen.“

    OK, das Thema betraf Roboter, nicht Schutzengel oder Heinzelmännchen und doch… Was wissen wir mit unserem ach so klaren, gut geschulten, naturwissenschaftlichen Verstand, welche Wesen in unseren Maschinen wirken!

    Doch zurück zur Parkplatzsuche. Mein Engel ist doch kein Roboter, der dazu da ist, meine Wünsche zu erfüllen? Er ist auch kein Befehlsempfänger, ja nicht einmal ein Untergebener oder Angestellter, der dafür bezahlt wird, dass er die von mir erteilten Aufträge erfüllt! Allenfalls ein guter Freund… Ja, ein guter Freund, das ist mein Engel, deshalb sage ich vielleicht – wenn es ganz wichtig ist, auch objektiv – bitte hilf mir, schnell einen Parkplatz zu finden ( es muss ja nicht unbedingt mein Engel sein, es kann auch ein genius loci sein oder sonst ein Elementarwesen von dem Ort). Ganz gleich, wer mir nun schlussendlich hilft, Höflichkeit und Dankbarkeit sind doch eigentlich nie fehl am Platz. Höchstens dann, wenn sie gespielt und heuchlerisch sind.

    Was anderes scheint mir viel wichtiger: Wenn werden wir zu einem Roboter? Das ist unbedingt das Thema, aber… ich merke, ich möchte es aufschieben, es wird zu viel. Nicht unbedingt umfangmässig, aber gefühlsmässig. Der Preis für das Roboter-Sein ist zu hoch: das Abspalten der eigenen Gefühle, sich selbst und

    die Umwelt belügen. Mir ist eine Geschichte eingefallen… vielleicht sprenge ich jetzt den Rahmen der Lesung und mache einen Kompromissvorschlag: wenn ich mehr Zeit zur Verfügung habe als acht Minuten, dann werde ich diese Geschichte erzählen. Es fällt mir auch leichter, etwas Grausames rasch zu berichten und nicht durch meine Worte, die ich aufschreibe noch zu fixieren. Es handelt sich um ein Ergebnis der frühkindlichen Erziehung auf dem Boden der Naziideologie.

    Es ist gut, das ich mich mit dem Bericht jetzt nicht aufgehalten habe, denn ich muss unbedingt eine Fortsetzung erzählen von einer meiner Parkplatzbestellenden Patientinnen. Ihr sind selbst Zweifel gekommen,sie ist jetzt nicht mehr so fraglos überzeugt von ihrer Methode. Und zwar kam das durch folgende Ereignisse:

    Als sie nach der Therapiesitzung zu ihrem (natürlich vorher bestellten) Parkplatz kam, hatte sie einen Strafzettel. In ihrer anmassenden selbstverständlichen von sich überzeugten Haltung war sie auf den (einzigen) freien Parkplatz gefahren, ohne das Hinweisschild zu beachten, dass für einen bestimmten Zeitraum die Dauer der Parkplatzbenutzung geändert war! Meine sanfte Nachfrage, ob ihr das nicht zu denken gäbe, verneinte sie, lachend und mit energischem Kopfschüttelm: Meine Unaufmerksamkeit hat doch nichts mit meinem Engel zu tun. Stimmt eigentlich, dachte ich und schwieg. Diesmal rief sie mich nach der Stunde weinend an, ob sie noch mal kommen könne, sie muss die Polizei anrufen und beim Handy ist der Akku leer. Ich war erschrocken. Sie hatte sich – wieder der einzige freie Parkplatz – unter einen Baum gestellt und bei der kurzfristig auftretenden Sturmböe war ein mehr als armdicker Ast auf ihr Autodach gefallen… Totalschaden, zumindest bei der Karosserie. Dieses Erlebnis verursachte eine Wende in der therapeutischen Arbeit… und während ich das jetzt schreibend erzähle, denke ich: Vielleicht hatte da ihr Engel seine Finger oder Flügel im Spiel gehabt!

     

    Copyright Dr. Helga Thomas

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    Ich und du
    sind ein Wir

    Wir und wir
    sind die Welt

    Das Geheimnis liegt im Wandel
    vom Ich zum Du
    vom Du zum Ich

  •  

    Ich fand was
    nie ich gesucht

    Ob ich mich an
    dieses Glück erinnere
    wenn ich suche
    ohne zu finden?

     

  •  

    Dort
    wo Spiegelbilder
    und materielle Welt
    sich berühren
    ist das Tor zur
    anderen Welt
    Dort kannst du
    verstorbenen Freunden begegnen
    und eines kann
    sich ins andere wandeln
    Unsichtbares wird sichtbar
    und Spiegelbilder
    beginnen zu leben

  •  

    Krähen im kahlen Baum
    rufen mich
    wollen Futter
    Ich schaue nach oben
    schwarzblaue Silhouette
    gegen den wasserblauen Himmel
    mit Wolkengischtkronen

    Ich sehe einen Fisch

  •  

    Ewig
    scheinen die Berge
    doch ist der wehende Wind
    nicht noch ewiger?

    Von ständigem Leben
    spricht der immergrüne Baum
    doch sind die kahlen Zweige
    die bald grüne Knospen zeigen
    nicht größere Hoffnungsträger?

    Erst in ständigem Wechsel
    zeigt sich die Dauer
    Das Leben wird ewig
    in seiner Wiederkehr!

     

  •  

    Die Bedeutung des Lichtes erkennst du
    an seinem Fehlen
    in der Dunkelheit
    an deiner Freude
    wenn es wieder scheint:
    am Morgen nach der Nacht
    als letzter Hoffnungs-Gruß
    kurz vor Tagesende…
    das Licht des vollen Mondes
    der fernen Sterne
    das erleuchtete Fenster in der Ferne
    der Kerzenschein im dunklen Zimmer
    der Lichtschein
    durch den Türspalt in der Nacht
    das Laternenlicht
    das in fremder Umgebung
    von draußen kommt und
    den unbekannten Raum vertraut macht.
    Sind sie nicht alle größere Hoffnungsträger
    als die Sonne selbst
    ihr Ursprung und Urbild?
    Denn Sonne
    kann manchmal grausam sein und
    die Sehnsucht wecken nach Schatten
    Dunkel und Nacht….

     

    Helga Thomas

    3.2.2013, 7:30 Uhr

     

     

     

     

     

  • Hoffnung

    Ich bin die Mutter, die das Kind gebiert
    und das Kind, das geboren wird.
    Ich bin der Stern, der leuchtet
    und die Drei Könige, die ihm folgen,
    und ich bin der vierte König,
    der Mensch, der alles dieses ist.

     

    Einst

    Einst
    führte uns der Stern
    und unsere Füsse fanden
    den Weg

    Heute
    innehaltend auf gewohntem Weg
    suchen unsere Augen
    den Stern

    Vielleicht
    wird er nur
    im Dunkel sichtbar?

     

    Als den Drei Königen der Engel im Traum erschien

    Ihr schlieft
    wie auch wir schlafen
    des Nachts
    nach dem Pflichten des Tages
    Ihr schlieft
    und hörtet nicht
    den Ruf des Engels
    Dann hüllte er sich
    in das Gewand eures Traumes
    und ihr erwachtet
    als er eure Hand berührte
    Ihr habt den Traum nicht vergessen
    und seid aufgebrochen
    auf anderen Wegen
    Warum vergessen wir
    unsere Träume
    und spüren nicht
    wenn der Engel unsere Hand berührt?

     

    Wir alle

    Wir alle,
    jeder von uns,
    auch du,
    könnte ein König sein,
    ein König Herodes,
    der Kinder tötet,
    um zu bleiben,
    was er ist:
    Der König.
    Erstarrt vor Schrecken
    schließt du die Augen,
    willst dich selbst
    nicht mehr erkennen.
    Willst dich nicht lieben,
    nicht hassen
    und doch
    bleibst du der König,
    der Kinder tötet,
    dann, wenn du nicht bleiben kannst,
    wer du bist.
    Schweige,
    damit dein Mund
    nicht den König verurteilt,
    den König,
    der Kinder tötet,
    den König,
    der du selber bist.

     

    Der Schatten der Drei Könige

    Wo blieb Euer Schatten,
    als Ihr Euch beim Kinde verneigtet,
    Eure Geschenke der Mutter zu Füßen legtet?
    In was hat er sich gewandelt,
    am Boden liegend,
    vom Kinde fliehend,
    zum Weg werdend
    IHM,
    zum Dunkel der Menschen.
    Er folgte Euch nicht,
    als Ihr wieder gingt,
    er blieb bei Mutter und Kind
    und sang leise
    das Lied vom Verzeihen.

     

    Wenn Gabriel zu mir käme

    Wenn Gabriel zu mir käme
    des Nachts im Traum
    oder am Morgen
    kurz nach dem Erwachen
    zu mir ins Zimmer träte
    und das Wunder verkündigen würde
    das geschehen soll
    durch mich
    ob ich
    – wenn ich ihn sehen
    und hören könnte –
    ihm glauben würde?

    Was wäre geschehen
    mit uns Menschen
    wenn Maria nicht
    ihre Furcht überwindend
    gesagt hätte:
    „Ich bin des Herrn Dienerin,
    dein Wort möge sich an mir erfüllen.“