Schlagwort: Lebenskonflikt

  • »Warum bin ich nur zu Fuß aus der Justizvollzuganstalt gegangen«, dachte Felix, »nachdem sie mir eine Fahrt vorgeschlagen hatten!«

    Er ging Richtung Stadtzentrum, bog in die parallel zur Marktstraße laufende Bahnhofstraße ein und traute seinen Augen nicht: Siegfried kam auf der andern Seite entgegen. Abgelegte Rachefeldzugspläne drangen Felix in den Sinn. Sein Ehegespons hatte dessentwegen die Scheidung eingereicht. Es warf ihm schwere Bedrohungen und Verletzungen vor, die Siegfried arglistig bezeugte.

    Boshaft querte jener die Straße, ohne direkt auf ihn zuzukommen, in tadelloser salopper Garderobe, die den Beruf zwar verbarg, nach Entlarvung jedoch bestätigte. Felix Frau zog mit Beginn der Trennungszeit zu ihm. Jeden Kontakt lehnte sie ab; alle Fragen regelten Anwälte. Unterhaltszahlungen entfielen für beide Seiten, da Felix einen Maßregelvollzug in der forensischen Psychiatrie anzutreten hatte.

    Siegfrieds Gürtelschnalle glänzte, der füllige Haarschopf federte mit jedem Schritt, der geöffnete Hemdkragen signalisierte den sorgenfreien Gockel. Reizte ihn das Gehabe, dass Felix der Gemahlin eine Ohrfeige verpasste, als sie das Verhältnis preisgab?

    »Da kommst du tatsächlich frei«, schienen die Mundwinkel unter den stahlblauen Augen zu rufen. Zynisch! Ein Ring am linken Kleinfinger blitzte in der Sonne. »Felix«, rief er, »es tut mir leid! Lass dir in die Freiheit helfen!«

    »Du scheinheiliger Hund«, zischte Felix, »von dir einen Dienst annehmen? Du als Kriminalpolizist wechselst die Seite. Strafmilderung macht ihr mir zum Geschenk, weil ihr mich nicht anschauen könnt.«

    »Felix, das siehst du -«

    »Den Gutachter habt ihr beeinflusst, der euch glaubte, mir aber kein Wort.«

    »Der Gutachter besitzt viel Erfahrung.«

    »Geringeres Geschick hat er, als du es hast. Jetzt geh weiter!«

    Felix rempelte Siegfried an, der sich auffing und hinterher schrie: »Das wirst du büßen!«

    Felix strebte einem Quartier entgegen, das er unerwartet bekam. Die Wohnung war aufgelöst, als Kriminalbeamter war er untragbar, bei Berufskameraden erwartete er keinen Funken Verständnis. Die Forensiker nennen ihn eine »emotional instabile Persönlichkeit vom impulsiven Typ«, eine, die leicht ausrastet, der die Hand urplötzlich ausrutscht. Verständlich, dass das Gericht ihn dem Maßregelvollzug zuführte! Die Entlassung hatte er nicht Kollegen oder der Exfrau zu verdanken, sondern einer Petition, die Aktivisten auf den Weg brachten. Sie besuchten ihn und halfen. Er nahm mit geringer Hoffnung an; die Rehabilitation als Kriminalpolizist werden sie kaum durchsetzen.

    Am nächsten Morgen fand man Simone tot auf.  Siegfried, der Berufskamerad, meldete den Fall sofort nach der Heimkehr vom Nachtdienst. Er habe eine muntere Partnerin verlassen. Einen begründeten Verdacht hege er; er weise darauf hin, dass der Exmann der Toten am Tag zuvor aus dem Maßregelvollzug entlassen worden sei. Zufällig sei er ihm über den Weg gelaufen. Jener habe ihn angepöbelt, umgerannt und sei ohne jede Entschuldigung weitergegangen.

    Wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit ordnete der Amtsrichter bei der Anhörung umgehend die Untersuchungshaft mit erneutem psychiatrischen Gutachten an. Zur Verhandlung lud er Siegfried, den erfahrenen Altzeugen. Dem Antrag des Zeugen, wegen Voreingenommenheit das Nichterscheinen vor Gericht zu genehmigen, gab der Richter nicht statt.

    Der Staatsanwalt verlas die Anklage, dass Felix dringend verdächtig sei, die Scheidung mit der Tötung Simones zu rächen. Es bestehe Gefahr, dass er den Zeugen angreife. Denn er habe ihn am Tag der Entlassung aus der Forensik angegriffen. Simone sei, wie die rechtsmedizinische Untersuchung ergebe, erstickt worden, am ehesten mit dem Kopfkissen. Ein anderes als dieses besonders niederträchtige Motiv der Straftat sei in keiner Weise zu erkennen.

    Ein Schöffe fragte den Beamten der Spurensicherung, ob der Verdächtigte Spuren hinterlassen habe.

    »Nein«, anwortete der Staatsdiener, »wir finden ausschließlich Spuren der Toten und ihres Partners. Besuch scheint es in den Tagen zuvor nicht gegeben zu haben.«

    Der Richter fuhr fort: »Herr Staatsanwalt, wie begründen Sie jetzt Ihren Verdacht?«

    »Es gibt keine Spuren, weil der Verdächtigte, ein früherer Kriminalbeamter, sicher weiß, wie man Spuren vermeidet oder den Nachweis verhindert.«

    Zeugen für die Zeit vor Beginn des Maßregelvollzugs gab es nicht. Der Richter bat den Staatsanwalt um Aufschluss, ob er zusätzliche Zeugen gefunden habe: »Nein, Herr Richter.«

    Der Richter bat die Eltern der Getöteten herein: »Mit Simone redeten wir zuletzt telefonisch am Tag vor dem Tod. Sie wirkte wie immer. Von der Entlassung des Felix hat sie kein Wort gesagt. Wir sprachen das Thema nicht an.«

    »Sie wissen«, fragte der Richter, »dass Ihr ehemaliger Schwiegersohn unter Verdacht steht, Ihre Tochter Simone zwischen Mitternacht und vier Uhr umgebracht zu haben?«

    »Wir haben es gehört, Herr Richter. Der Verdacht überrascht uns.«

    »Überrascht Sie? Klären Sie auf!«

    »Wir halten es für unmöglich, dass er es getan hat.«

    »Warum ist es unmöglich?«

    »Felix kam aus dem Vollzug zu uns und blieb über Nacht, weil wir ihn eingeladen haben, bis er eine Wohnung findet. Wir unterhielten uns ausgiebig über die Anordnung des Maßregelvollzugs und die Scheidung. Er kannte nicht einmal die Adresse von Simone und Siegfried. Wir finden den Verdacht für ungeheuerlich. Wir redeten vom Nachmittag bis fünf Uhr morgens. Felix verließ das Haus keine Sekunde.«

    Der Richter wendete ein ernstes Gesicht zum Staatsanwalt hin: »Hat die Staatsanwaltschaft diese Aussage geprüft?«

    »Natürlich, doch: die Spurensicherung und der zuständige Kriminalbeamte halten die Aussage für falsch. Sie ergibt weder ein nachvollziehbares noch ein erkennbares Motiv.«

    »Der letzte Zeuge bitte«, ordnete der Richter an.

    Altzeuge Siegfried trat in den Saal.

    Der Verteidiger fragt ihn: »Sie treffen den Verdächtigten, just als er aus dem Vollzug entlassen wird. Woher wissen Sie, wann er entlassen wird?«

    »Der pure Zufall führte uns zusammen.«

    »Der pure Zufall? Warum ist in Ihrem Account-Kalender Tag mit Uhrzeit eingetragen?«

    »Die Frage beantworte ich nicht, Herr Richter. Es ist unzulässig, meinen Kalender zu hacken.«

    Der Richter fragt: »Herr Verteidiger, Sie kennen unzulässige Beweismittel. Wie kamen sie an den Kalender?«

    »Darf Ihnen mein Mandant antworten?«

    »Ich bitte darum.«

    Felix erhebt sich: »Die Eltern benutzen ein Mobiltelefon, das Simone bei ihnen hinterlegte, falls sie das andere verlieren würde. Der Kalender synchronisiert automatisch auf beiden Telefonen. Die Eltern sagten, dass zusätzlich der Kalender des Mobiltelefons von Siegfried synchronisiert sei.«

    Der Richter sieht den Altzeugen an: »Ich sehe, dass ihre Hemdtasche ein Mobiltelefon abzeichnet. Würden Sie es bitte Ihrem Anwalt übergeben?«

    Der Anwalt öffnet den Kalender und bestätigt überrascht den Eintrag. Der Richter gibt dem Antrag des Verteidigers statt, Siegfried nicht als Zeugen zuzulassen. Der Staatsanwalt beantragt, das Verfahren auszusetzen, bis die unerwarteten Erkenntnisse ausgewertet seien, und dem Zeugen aufzutragen, wegen Falschaussage zur Verfügung zu stehen.

    Die Ermittlungen führten zum Geständnis des Kriminalkollegen Siegfried. Er bezeugte für Felix eine emotionale Impulsivität, um Simones Falschaussage zu verbergen. Simone liebte es, wenn er in Eifersucht fiel. Sie gab mehrmals Anlass hierzu. Um die Trennung zu verhindern, habe er den Verstand verloren.

    Das Gericht erkannte keine schwere seelische Abartigkeit, sondern Schuldfähigkeit für eine nüchterne Vorsatzbildung aus niederen Motiven. Felix wurde beruflich rehabilitiert. Im ersten Verfahren enthielt man dem psychiatrischen Gutachter vor, dass Siegfried als Amtskollege heftig in die erotische Konkurrenz geriet.

     

    Copyright Dr. Harald Rauchfuß

    Der Text wurde vorgetragen bei der BDSÄ-Jahrestagung 2015 in Bremen in der Lesung mit dem Titel „Fehler“

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    Ein entfernter Onkel von mir plauderte gerne aus seiner Vergangenheit. Er hatte etliche Jahre als Arzt in einem Gefängniskrankenhaus gearbeitet.

    Einmal erzählte er folgende Begebenheit:

    Im Krankenhaus waren für jede Station einige Gefangene als Hilfskräfte ausgewählt, sie hatten eine Sonderstellung: Man nannte sie Kalfaktoren.

    Einer von ihnen, Walter Pingel, von Beruf Bäcker, war besonders geschickt und zuverlässig. Als er nach zwei Jahren entlassen wurde, bedauerten wir alle, dass seine Freiheitsstrafe nicht länger währte. Zum Abschied bedankte er sich sehr, denn er fühlte sich gut behandelt und er war froh, dass wir ihn im Krankenhaus behalten hatten und er nicht wieder in die Braunkohle zurück musste, wo er das erste Jahr verbüßt hatte.

    Walter Pingel, ein Mecklenburger, versprach, für unsere Station eine wunderschöne Torte zu backen und eigenhändig zum Krankenhaus zu bringen. Wir brachten unsere Freude darüber zum Ausdruck und nahmen das Versprechen als gutgemeinten Gedanken, nicht an die Verwirklichung glaubend. Aber, er war eben ein Mecklenburger. Versprochen ist versprochen.

    Drei Wochen später bekam ich telefonisch vom Wachgebäude Bescheid, dass ein Herr Pingel mit einer Torte im Karton gekommen sei und diese für unsere Abteilung abgeben wolle. Am liebsten würde er sie mir, dem Chefarzt, übergeben. Der Karton sei bereits geprüft, es sei wirklich eine Torte darin und geviertelt sei sie auch schon, um sicher zu gehen, dass in der Torte keine Feile und kein Messer versteckt seien.

    Ich gab Anweisung, Herrn Pingel in den Besucherraum zu führen und dort auf mich zu warten.

    Herr Pingel übergab mir dann mit Stolz die selbstgebackene Torte. Sie war mit Sahne ummantelt, deren Oberfläche mit Raspelschokolade bedeckt war und am Rand 16 Sahnerosetten trug, darauf jeweils eine kandierte Kirsche.

    Herr Pingel wollte sicher sehen, wie mir die Torte schmeckte und bat mich, gleich ein Stückchen zu probieren. Das wollte ich nur tun, wenn er ein Stückchen mitessen würde. Er willigte ein. Der Wachmann lehnte ab. Die Torte schmeckte fantastisch. Herr Pingel war voller Freude. Er erklärte mir, dass er sechs Eier verwendet hatte, deren Eiweiß zu Schnee geschlagen worden war. Das Eigelb hatte er mit Zucker schaumig gerührt und unter die im warmen Wasserbad geschmolzene Kuvertüre mit Butter gezogen. Die weiteren Schritte der Herstellung konnte ich mir nicht merken.

    Jedenfalls wurde der gebackene und erkaltete Biskuit waagerecht zweimal durchschnitten und mit Kirschsaft und Kirschwasser getränkt. Die Zwischenräume wurden mit Sahne ausgelegt. Verwendung fanden auch Zucker, Mehl, Speisestärke und Backpulver. Er wolle mir gerne das Rezept zusenden.

    Ich erkundigte mich nach Frau und Kindern und der Wiederaufnahme der Tätigkeit als Bäcker. Alles erschien positiv. Herr Pingel verabschiedete sich und ich ging mit den 14 Stücken  Torte zu meiner Krankenstation, wo ich ein gemeinsames Kaffeetrinken mit Torte für den Nachmittag plante.

    Als ich mein Zimmer betrat, sagte mir die Sekretärin, ich solle sofort zum ärztlichen Direktor kommen. Warum, dass wusste sie nicht.

    Der Direktor hatte inzwischen durch den Diensthabenden der Wache von der Tortenübergabe erfahren und machte mir heftige Vorwürfe, dass ich die Torte überhaupt angenommen hatte. Und das von einem ehemaligen Gefangenen! Die Torte dürfe doch auf keinen Fall gegessen werden, sie könnte doch vergiftet sein. Ich möge mir doch nur einmal vorstellen, was es bedeute, wenn das gesamte Personal meiner Abteilung, ich eingeschlossen, wegen Krankheit ausfiele oder wegen Todes ersetzt werden müsse.

    Auf meinen Einwand, dass wir die Torte ja auch den Kalfaktoren geben könnten, erwiderte er, dass es mindestens genau so schlimm sei, keine Hilfskräfte mehr zu haben. Dann müssten Pfleger und Schwestern ja alle Arbeiten allein verrichten.

    Ich wurde langsam wütend und sagte: “Dann geben Sie die Torte doch den Hunden in der Laufzone”. Der Direktor erregte sich ebenfalls: “Das wäre ja noch furchtbarer. Wissen Sie, was so ein Tier kostet und wie viel Zeit es braucht, um es abzurichten?”

    Daraufhin habe ich meinen Dienstvertrag nicht verlängert.

    Die Torte wurde in einem chemischen Labor auf Gifte untersucht und, da sie kein Gift enthielt, von den dortigen Mitarbeitern verzehrt, was ich neidvoll zur Kenntnis nehmen musste.

     

    Copyright Dr. Jürgen Rogge

    Der Text wurde vorgetragen bei der BDSÄ-Jahrestagung 2015 in Bremen in der Lesung mit dem Titel „Fehler“

     

  • Ein hochbetagter Patient, seit vielen Jahren privat krankenversichtert bei der „Alten Oldenburger Krankenversicherung AG“, vor zehn Jahren wegen eines Aortenaneurysmas mit einer Stentprothese versorgt, wird mit Bauchschmerzen in das Krankenhaus Delmenhorst eingewiesen.

    Dort wird eine Computertomographie durchgeführt. Man findet ein retroperitoneales Hämatom als Ausdruck einer Aneurysmaruptur bei liegender Stentprothese.

    Der Patient wird mit dem Rettungshubschrauber in ein Gefäßzentrum geflogen und erreicht das Krankenhaus in den Abendstunden.

    Sofort wird auf dem OP-Tisch eine Angiographie durchgeführt, der Befund imponiert als Typ III Endoleak auf der linken Seite. In die alte, undichte Stentprothese wird auf der linken Seite ein neuer Prothesenschenkel platziert. Dann ist angiographisch alles dicht, und der Patient wird kurz vor Mitternacht auf die Intensivstation gebracht, und der fast sechzigährige Chefarzt hat Feierabend.

    Nachts um halb drei klingelt beim Chefarzt das Telefon: Der hochbetagte Patient blutet offensichtlich wieder.

    Das Team geht wieder in den OP.

    Es wird entschieden, nun den Bauch zu eröffnen.

    Eröffnen des Aneurysmasackes.

    Es wird klar: Die Stentprothese ist an vielen verschiedenen Stellen undicht, das Material ist aufgebraucht, zermürbt. Die Situation ist schwierig. Einen Stentprothesenausbau wird der hochbetagte Patient wahrscheinlich nicht überleben. Was tun? Man versucht, die vielen kleinen Löcher abzudichten. Das misslingt.

    Schließlich wird bei offenem Bauch auch von rechts über die Leiste ein neuer Prothesenschenkel in die alte, kaputte Stentprothese hineingebracht. Die Blutung steht, das Aneurysma wird verschlossen, die Leibeshöhle ebenfalls.

    Es wird jetzt hell draußen.

    Der Chefarzt hat noch Zeit, ein paar frische Brötchen zu holen und Kaffee zu trinken.

    Dann beginnt für ihn der neue Arbeitstag, mit zwei Stunden Schlaf.

    Der Hochbetagte liegt jetzt kreislaufstabil auf der Intensivstation.

    Er bekommt Besuch von seinen Angehörigen, die in diesem Rahmen auch mit dem Krankenhaus die Wahlleistungsvereinbarung unterschreiben.

    Der Hochbetagte erleidet nach der Operation mehrere Organversagen, er überlebt die Aneurysmaruptur letztlich nicht.

    Einige Wochen später erhält der Chefarzt ein Schreiben von der Alten Oldenburger Versicherung: Die Leistungen des Operationstages würden nicht erstattet, weil die Angehörigen die Wahlleistungsvereinbarung erst am Tag nach der Operation unterschrieben hätten.

    Der Chefarzt fühlt sich betrogen.

    Trotzdem wird er auch weiterhin nachts in die Klinik fahren, wenn seine Oberärzte Hilfe brauchen, sei es bei privaten oder Kassenpatienten.

    Er fragt sich aber auch, wie sich wohl die Angehörigen fühlen mögen, die ja eine Kopie dieses Schreibens der privaten Krankenversicherung bekommen haben – Zechprellerei ist sicherlich der falsche Ausdruck. Und sie würden doch auch niemals von einer Tankstelle wegfahren, ohne zu bezahlen.

    Wie mag sich die Mitarbeiterin der Alten Oldenburger Krankenkasse fühlen, die Verfasserin des Schreibens? Wahrscheinlich freut sie sich, einem gut verdienenden Chefarzt eins ausgewischt zu haben.

    Man muss sich aber auch fragen, wie es um eine Krankenkasse bestellt sein muss, die schamlos ausnutzt, dass ein lebensbedrohlich Erkrankter vor einer Notfalloperation keinen Wahlleistungsvertrag unterschreiben kann.  Die sich offensichtlich mit Zechprellermethoden am Leben halten muss.

    Die auch mit dem Slogan „Ihr Partner für Leben“ wirbt.

    Was einmal mehr ein Hinweis ist, dass man bei der Partnerwahl nicht vorsichtig genug sein kann.

    Copyright Prof. Dr. Heiner Wenk

     

  •  

    Wach auf und habe schlecht geträumt.
    Steh auf und denk doch positiv.
    Der Tag ist trüb. Ich werde schneller,
    doch besser wird die Laune nicht.
    Trotz Kaffeeduft und einer Dusche,
    die Lebensgeister bleiben schwach.
    Ich werde so nicht richtig wach.
    Das Telefon, ich ahn es schon,
    im Briefkasten ist Ärger drin.
    Der Pegel ist jetzt besser.
    Zum Kampf bereit,
    mal wieder Streit.
    Ich möchte heute einfach Frieden,
    nur auf dem Sofa liegen.
    Mein Selbstmitleid, es fließt dahin.
    Ich frage nach des  Lebens Sinn.
    Wie war das Leben schlecht zu mir.
    Heut weiß ich es genau.
    Bin auch nur eine Frau.
    Ich fühl und heul so vor mich hin.
    Wo komm ich her, wo geh ich hin?
    Steh einfach auf dem Kopf.

     

    Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

  •  

    Ich möchte gern ein Engel sein,
    aus hellem, reinem  Licht,
    der leicht und klug
    und duftend zart
    alle Körperlichkeit durchbricht
    und schweben kann durch Raum
    und Zeit.

    Des Menschen Schmerz, die Scham,
    das Leid, des Alters wahre Grausamkeit,
    das hat er überwunden
    und weint mit uns,
    denn wir lernen nicht,
    uns besser bei zu stehen.

     

    Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

     

  •  

    Ich grüße euch, ihr Störenfriede,
    klopft wieder an mein Leben an,
    mit Rechnungen im Überfluss,
    mit Neid,
    und vielen Machtgebärden,
    Reklame, die verführen soll,
    mit Müll und kleinkarierter Gier,
    mit Ordnungszwang an falscher Stelle,
    statt Wichtigeres anzugehen,
    mit Schönheitswahn,
    und Aggression,
    mit Eigennutz und dummen Sprüchen,
    glaubt ihr, ihr werdet ewig sein,
    dabei seid endlich ihr und klein.

     Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

  • Das warme Licht meiner Schreibtischlampe erhellt
    vertrautes Papier,
    auf dem sich Gedanken, wie Sterne, die vom Himmel fielen,
    zu Worten ordnen.
    Phantasien, Gedanken schweben durch geheimnisvolle Nacht
    und kehren zu mir zurück.
    Alles um mich schläft, bewacht im Frieden.
    Vertraute Lichter der Altstadt, unter denen sich Konturen
    alter Bäume und Gebäude überdauerter Architektur
    abzeichnen, leuchten unter dem Nachthimmel,
    um die Schönheit zu vollenden.
    Und ich sitze in meinem Refugium und liebe diese Zeit
    der Geborgenheit und Stille.
    Diese Nacht soll mir gehören.

     

     Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein 

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

  • Ihr denkt, ich steh über den Dingen.
    Bemühe mich, ich geb es zu.
    Dann kommt der Tag, es geht mir schlecht,
    bin so verletzt und nicht gerecht,
    hader mit Gott und meinem Engel
    und kann mich selber nicht mehr sehn.
    Zweifle an mir und vielen andern,
    obwohl ich weiß, es tut nicht gut.
    Verkrieche mich, geh ins Gericht
    mit mir und vielen Kleinigkeiten.

    Gerat in diese Gasse rein, in der ich
    schließlich stecke fest.
    Ich spür meine Gefühle toben,
    im Gegenzug sagt mein Verstand,
    du hast dich hier wohl sehr verrannt.
    Und ist das Feuerwerk vorbei,
    nehm ich mir vor, das nächste Mal,
    fährst du nicht in die Gasse rein.
    Gefühl, Verstand, wer wird dann siegen?
    Das nächste Mal bin ich gescheit!
    Doch wär´s, als wenn`s im Sommer schneit.

    Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

  • Hektik des Alltags – Heimweg.
    Gartenzaun – Postkasten.
    Schlüssel in der Tür – erwartet werden.
    Welt bleibt draußen – Ruhe kehrt ein.
    Schützende Räume – Vertrautheit spüren.
    Ablegen – genießen.
    Lichter am Abend – geliebte Zeit.
    Blick auf Dächer – Menschen da drüben.
    Himmel so nah – schon leuchtende Sterne.
    Blick auf Terrassen – Jahreszeiten im Fluss.
    Frieden – sich finden.
    Weite Gedanken – Ganzheit ergründen.
    Fühlen und schreiben.
    Erleben und schenken.
    Schönheit der Nacht.

     Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

  • Ich glaubte an mein Gleichgewicht,
    heut find ich meine Mitte nicht.
    Mein Körper ist verstrickt.
    Mein Denken dreht sich um das Ding,
    was mich verknotet hat.
    Und ich, ich schwinge hin und her.

    Was habe ich nur übersehen,
    am Ende falsch bedacht,
    was diesen Stress mir macht?

    Mein Früher spult sich wieder auf.
    Ich schwinge hin und her.
    Wie komme ich da raus?

    Da lösen sich die Knoten auf.
    Und ich fall aus den Seilen raus.
    Der Boden, der ist hart.

    Doch eines habe ich gelernt:
    Steh immer wieder auf.

     

    Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlagr