Month: Juli 2013

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    Hier hinter dem großen Häuserblock auf einem Ödland blüht Jahr um Jahr ein Apfelbaum mittleren Alters.

    Zur gleichen Zeit, da er über und über mit rosa Knospen und feierlich weißen großen Blüten wohl zu Tausenden übersät ist, faulen unter seinen Ästen seine Früchte des Vorjahres, die nicht aufgehoben worden sind. Keiner sieht es ihm an, ob er etwa krank ist? Seine Blüten duften zurückhaltend, sehr süß und wirken in der Vielzahl ganz wunderbar auf mich, vergleichbar mit der ganz stillen, ganz innigen Hochzeit eines Paares ganz allein für sich, ohne Gäste. Die Äste hängen tief herab bis ins Gras und die Brennnesseln sind beinahe schwarz und von messingfarbenen Flechten überwachsen. Selbstverständlich summen ein paar rundliche Hummeln ihre Harmonie in Moll in der großen Baumkrone.

    Warum eigentlich ruft es in mir Parallelen zum Menschen ins Denken, warum „Gleichnis“? Es ist ganz einfach:

    Der Baum kann gar nicht anders als zu blühen und Früchte zu spenden, einfach so. Da gibt es Menschen, die ähnlich sind: Immer aufs Neue müssen sie blühen, auch wenn es nutzlos scheint, sie sind die „Blütenmenschen“ oder „Menschenblüher“. Sie blühen um der Schönheit willen, nur deshalb. Wenn genug Hummeln da sind, ja, dann kann man sich einbilden, der blühende Baum hätte seine Sprache gefunden, natürlich als ein Lied, ein ganz leises, süßes, voll Hoffnung und Zukunft, sicherlich erklingt sein Lied in den Sprachen jener Länder, in denen Apfelbäume vorkommen, ja sicherlich.

    Unsere Familie besteht aus jenen bezeichneten Blütenmenschen und Menschen-blühern, jeder für sich schafft in seinem Blühen Schönheit und Poesie, Lieder und Harmoniesymbole. Wie auch genau so bei jedem Apfelbaum geht das nur in Frieden und in einem gewissen geschützten Rahmen. Die Schönheit des Blühens und das Hervorbringen von Schönem jeglicher Gestalt braucht Beschützende. Das Blühen fragt auch gar nicht nach Krankheiten seines Wirtes, nach all seinen Sorgen oder so. Sagt mir doch, warum blühen immer wieder und wieder die gleichen Bäume und die gleiche Art von Menschen und wann wird es sein, dass Schönes sich selbst schützen können wird und von allen geschätzt und gesehen werden wird, einfach um der Schönheit selbst willen?

    Habe ich allein die Angst, dass Schönheit nicht so zählt?

     

    Copyright by Dr. Ruth Berles-Riedel

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    Mein Leben hängt
    an einem Faden,
    sagte die Spinne
    zu ihrer Nachbarin.
    Jene erwiderte:
    du spinnst.

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

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    Vormals Felis domestica,
    so ganz domestiziert
    bist du nicht.
    Du kannst huldvoll sein,
    aber nicht gehorsam.
    In dir pulsen
    Anmut und Stolz
    alten Adels und
    großer Verwandtschaft –
    vormals Felis panthera,
    Felis leo, Felis tigris.

    Gehorchen magst du nicht,
    Felis catus,
    aber man kann um
    deine Freundschaft werben.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

     

     

     

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    Selbstsicher und elegant,
    gemessen,
    ohne Eile,
    jeder Schritt
    ein Kunstwerk,
    schreitet sie
    entlang vor meinem Fenster:
    Nachbars Katze.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

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    Ein Eichhörnchen und ein Lindenhörnchen
    dachten sich, sie fänden Körnchen
    in dem nahen Buchenwalde,
    doch wie sie dort suchen balde,
    ist das Buchenhörnchen da gesessen
    und sprach: Ich hab schon alle aufgefressen.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

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    Ein Wolf schlich durch den Wald und sprach:
    Wenn jetzt nicht bald etwas zum Fressen kommt,
    verhungre ich hier prompt.
    Seither zwischen der Bäume Säulen
    hört man nächtens die Wölfe heulen.

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    Eigentlich bin ich gegen Rechts.
    Erst recht aber gegen Links.
    Ich bin auch gegen
    Vorn und Hinten.
    Ich bin mehr
    für Mitte.
    Aber lieber
    Oben als Unten.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

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    Ein Ei
    und noch ein Ei
    ei ei
    wie einerlei
    sind die Roten und die Braunen,
    ist es nicht zum Staunen,
    selbst die Farben sind beinand
    und ihr Wesen ist verwandt
    für die Opfer jedenfalls
    wie im Falle Buchenwalds.
    Am Ende sind sie tot
    bei Braun und Rot.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

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     Eugenius Gutedel
    gründete eine Partei.
    Die PDGA,
    die Partei der Guten Absichten.
    Er benötigte für den Anfang
    100 gute und edle Mitstreiter.
    Er fand sie nicht und nahm,
    was er sonst so bekam.
    Lange Zeit ging nichts voran,
    dann, zufällig, lief die Sache an.
    Einige der unedlen Kameraden
    rissen das Heft an sich und änderten den Kurs.
    Sie schlossen Eugenius aus der Partei aus,
    denn seine Ideen störten.
    Die PDGA war nun eine Partei wie alle anderen,
    sie diente einzig den Interessen der Bonzen.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

     

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    Vaterland, mein Vaterland,
    mit welchem Recht
    hast du dich väterlich genannt?
    Was hast du von allem Anfang an
    deinen Landeskindern angetan?

    Mit Fron und Steuern hast du sie erdrückt,
    in Kriege ohne Ende sie geschickt,
    ihre Freiheit hast du eingeengt,
    ins Gefängnis hast du sie gezwängt,

    du hast sie bespitzelt und belogen,
    um der Arbeit Früchte sie betrogen,
    zu Knechten und Lakaien sie erzogen
    immer und immer im Namen des Vaterlands. Amen.

    Erst mit allerletztem Wimpernschlag
    tritt ein Pflegevater an den Tag,
    welcher halbwegs ordentlich agiert,
    solange man ihn peinlich kontrolliert.

    Vaterland, „der Väter Land“ magst heißen,
    doch kann väterlich ich dich nicht preisen.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann