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Falscher Ehrgeiz
Von klein auf hörte sie die Worte:
Für mich, da musst du anders sein.
Einmal zu dünn
und dann zu blass.
Der Gang war falsch,
die Schuh zu flach
und dann zu dick,
es fehlt der Schick.
Und später, als sie älter wurde,
da fand sie keine Bilder mehr.
Und sah sie in den Spiegel dann,
erkannte sie sich nicht.
Da packte sie den Spiegel ein
und macht` sich auf den Weg.
Tauchte tief in ihre Seele ein:
Erkannte sich,
weiß, das bin ich,
eine andere wollt` ich niemals sein.Copyright bei Dr. Uta-Christine Breitenstein
aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag
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Ich wünsche euch, ich wünsche dir
nach altem Brauche dort und hier
zum neuen Jahr und Christenfeste
vom Guten nur das Allerbeste,
vor allem aber woll’n auf Erden
wir selber etwas besser werden,
zu schaffen jetzt schon hier hinieden
ein kleines Stück vom Himmelsfrieden.(07.01.2015) © E W Grundmann
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In was wird meine Liebe sich wandeln,
all das,
was ich erfuhr
durch sie
und durch Dich?
Der Schmerz des Abschieds,
die Wut der Enttäuschung,
die schwebende Leichtigkeit
und später
das Erkennen eigener Schuld,
nicht mehr klagen und beklagt werden.
Und wieder seh ich
den ersten Blick,
der mich traf,
durch den ich Dich erkannte
und höre,
wie Du nach meinem Namen gefragt,
ganz leise,
hinter meinem Rücken.
Und wieder erleb ich,
wie wir uns an den Händen ergriffen
und jeder führte
und wurde geführt
bis unsere Wege sich trennten.
In was
wird all das sich wandeln?Copyright Dr. Helga Thomas
Dieses Gedicht wurde beim BDSÄ-Jahreskongress 2014 vorgetragen zum Thema „Kommen und Gehen“
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Die innere Stimme
ich kann sie nicht hören
nicht so
wie als Kind ich sie hörteIst sie verstummt?
oder ist mein Ohr
das innere
ertaubt?Sehen?
Kann ich auch nicht
im eigenen Innern
zu dunkel
ist es dortDoch ich spüre
in mir
ganz leicht
die GebärdenSpricht mein Engel
so zu mir?
Dann kann ich es lernen
wieder
die innere Stimme
zu verstehen5.02.2014
Meine inneren Ohren
sind verschlossen
waren sie jemals geöffnet?
Habe ich innere Ohren?So kann ich nicht hören
die Lieder der Engel
ihr Wort an michSo kann ich nicht sprechen
mit ihnen
und den anderen Wesen
um sie herum
um michVerstummt
verstummt nicht schweigend
erfüllt mich Trauer
um den Verlust dessen
was ich nie besaß:
das innere GehörIm Dunkel der Nacht
im Dunkel geschlossener Augen
in der Stille
der äußeren
nun schlafenden Welt
spüre ich
einen HauchIch ahne:
mein Engel hat sich bewegt
hat gerade
seine Flügel
schützend um mich gelegtEin stechender Schmerz
irgendwo
in mir. . .Ob sich mein inneres Ohr
Nun öffnet?16.8.2011
Es muss sich was ändern
aber . . .
Wann?
Wie?
Und vor allem:
was?Das
von dem ich meine
es müsse sich ändern . . .
vielleicht ist das
die einzige Konstante
im Plan meines Lebens?Doch es bleibt das Gefühl
warnend
beunruhigend
nervend
das Gefühl:
es muss sich was
ändernSonst . . .
bricht das Neue
mit Gewalt über mich herein
oder
kraftlos
rutsche
rutsche nicht stürze
nicht falle
ich in den Abgrund . . .
Man gab ihm den Namen
Depression8.8.2011
Traum umgibt uns, die wir Träumer sind.
Grillparzer, Melusine/Calderon
Traum umgibt uns
die wir Träume sind
so nah ich dir im Traum
doch du erkennst mich nicht
ich nah dir im Abenddämmern
am alten Baum
wo die Wege sich kreuzen
und manchmal das Käuzchen ruftZuweilen begleitet mich
der schwarze Hund
meiner Schwester
du musst ihn nicht fürchten
auch die Krähe nicht
mit dem blauschwarz schimmernden Gefieder
Diese Vögel singen nicht
und der Hund ist stumm
wie ichDoch hör:
in dir
sind alle meine Worte bewahrt
und alle Melodien
seit Urbeginn
als das Wasser zu fließen begann
und die Schönheit gebar
und Sonne Mond und Sterne04.12.2010
Copyright Dr. Helga Thomas
Die Gedichte wurden vorgetragen beim BDSÄ-Jahreskongress 2014 zum Thema „Die innere Stimme“
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Schreibblockade
In meiner Dichterstube sitz` ich hier
Vor mir ein weißes Blatt Papier.
Es ruft von innen: „Du sollst schreiben!“
Doch könnt´ ich dies und jenes treiben,
Zum Beispiel davon zu berichten,
Was ich sonst täte – ohne dichten:
Wie in den nahen Park zu geh`n
Um Bäum` und Pflanzen zu bestimmen,
Vor alten Eiben sinnend steh`n,
Nur weg vom Horror vacui, dem schlimmen.
Und die Gedanken fliegen hin zum Gingko –Baum
Zur Chamaezyparis, Lawson – Zypresse.
Der Bärlauch sprießt, man riecht ihn kaum,
Der Weißdorn hier weckt mein Interesse.
Als Heilmittel einst hochgeschätzt,
Wird er nun durch Chemie ersetzt.
Zurück nun die Gedanken fliegen
Und sehen das Papier dort liegen.
Nur ein paar Worte stehen drauf.
Zu träge der Gedanken Lauf.
Gibt es denn wirklich kein Entweichen?
Ach ja:
Die Gartenbank ist noch zu streichen …Copyright Dr. Wilfried Dinter
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Zwiespalt
Ich möcht` so gerne einen Schlager schreiben –
Von Herz und Schmerz und Lust und Leid und so.
Und anderen und mir die Zeit vertreiben,
Den Augenblick genießen, unbeschwert und froh.
Wie oft hat man es schon versucht, dem Ernste zu entfleuchen,
Emporzusteigen aus dem engen Tal,
Die Grübeleien wegzuscheuchen,
Doch stand im Weg der intellektuelle Sündenfall.
Dort auf dem Berge wohnt das Licht –
Hinaus aus tiefer, düstrer Enge !
Der Aufstieg nimmt die letzten Kräfte nicht,
Dort oben tönen and`re Klänge.
Und neue Kräfte werden frei,
Sie schaffen uns das Einfach – Wahre.
Die Grübeleien sind vorbei.
Es gilt nur noch das Helle, Klare.
Und also weitet sich der Sinn
Und heiter kann ich wieder abwärts steigen
Mit der Erkenntnis: Nicht der Welt entflieh`n –
Ihr ist nicht nur der Ernst zueigen!
Denn ernst ist jede Heiterkeit.
Ohn` tief`re philosophische Gedanken,
Nur soviel: Alles kommt zu zweit –
Die Rose mit der Dornen Ranken.
Drum möcht` so gern ich einen Schlager schreiben,
Von Herz und Schmerz und Lust und Leid und so.
Das eine wie das andere nicht übertreiben –
So zwischen zappenduster – lichterloh.
Copyright Dr. Wilfried Dinter
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Septemberlicht
Dumpfer Schwüle, gleißender Helle
Folgt klärendes Blau.
Purpurnes Rot wird fahl,
Sterbende Blüten zur Frucht.
Letzte Ernte in den Gärten,
Dahlien und Astern.
An Sandsteinmauern wilde Reseden.
Copyright Dr. Wilfried Dinter
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Hochsommer
Sinn suchend getrieben,
Hastiger Stillstand.
Sonntagsnachmittagstote Straßen,
lastende Sommereinsamkeit.
Geraubte Stunde, geschenkte Zeit:
Fließendes Leben,
Einssein mit den Naturwesen
Im Kreis des Ewigen.
Copyright Dr. Wilfried Dinter
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Mausgedanken
Der Hamsterhut
Ich bin die Hamsterin und keine Maus.
Steht mir nicht stolz mein Hut?
Im Frühling geh ich mit ihm aus.
Ich brauche nur ein bisschen Mut.Damit ich frei im Sonnenlicht
Von ihm bedeckt spazieren kann.
Neugierig sieht in mein Gesicht
Dann jeder junge Freier. Mann,das ist ein cooles Glücksgefühl,
so begehrt als Hamsterfrau!
Ich hamstere alles, ja ich will
auch jeden sammeln, ganz genau!Ich schleppe sie in meinen Bau
Wenn Korn, dann kommt dort Korn zu Korn
Ist es ein Freier, bin ich schlau:
Ab mit dem Hut! Und dann von vorn!Die Trinkermaus
Seht her, ich bin die Trinkermaus!
Fest halt ich mich an meinem Glas.
Mit einem Schluck trink ich es aus.
Ich habe meinen SpaßAn Schnaps und Wein und auch an Bier.
Nur Sekt, den mag ich nicht
Und schaut die Katze frech nach mir
Führ ich sie hinters Licht.Ich zeige ihr ein volles Glas
Mit Schnaps und Alkohol
Verführe sie, sie weiß nicht, dass
Sie sich besäuft und träumt dann wohlVon einem Mäusefest.
Besoffen schnarcht sie mir ganz laut.
So geb ich ihr den Rest
aus Hinterlist und Schnaps gebraut.Die Valentinsmaus
So schlief ich heut mit meinem Bär
Ich habe ihn so lieb.
Sein raues Fell kitzelte mich sehr
Da nieste ich und riebMir sanft die Augen wach.
Ich küsst ihn auf den Mund.
Er sah mich an und sagte, ach,
du bist so schön und rund.Ich muss in deine Augen schaun.
Du bist mein Himmelreich.
Sie sind so sanft, so sanft und braun
Dein Fell ist daunenweich.Ich halte dich in meinen Armen.
Ich lass dich nicht mehr los.
Da gibt es für dich kein Erbarmen
Die Liebe ist zu groß.Ich muss dich, Bär, ich muss dich fressen,
wenn ich auch Käse lieber mag.
Wir beide dürfen nicht vergessen:
Heut ist dem Valentin sein Tag. -
Es bleibt der Regen,
der spendet Segen
für Wald und Flur.
Zum Nutzen der Natur.Es bleibt die Sonne,
die schenkt uns Wonne
durch Wärme und Licht,
wenn der Tag anbricht.Es bleibt der Himmel mit den Sternen,
den nahen, weiten und sehr fernen,
die funkelnd erstrahlen am Firmament.
Gar manche man mit Namen kennt.Es bleibt die Welt.
die weiter zerfällt
in arm und reich.
Sind alle Menschen wirklich gleich?Es bleibt das Werk in seiner Zeit,
das Mühen um Verständigkeit,
das Zeugnis gibt von dem Bestreben,
die Welt zu bessern, zu erheben.Es bleibt der Eindruck personalisiert,
wie der Mensch war, was er bewirkt,
sein Schaffen bestimmt, sein Dasein geprägt.
Das Füreinander belebt und bewegt.Die Welt, wie wir sie einst erlebt,
ist von der Zeit hinfort geweht.
Im steten Wandel wirkt die Kraft,
die auf uns aufbaut, Neues schafft.Copyright Dr. Paul Kokott